Geschichte:
Sieht man sich zu allererst die Entwicklung der Verkaufszahlen von Nintendos Videospielhardware an, so vermag man zu erkennen, dass es nach dem GameCube auch langsam Zeit wurde, eine andere Richtung einzuschlagen. Am Anfang der Historie konnte man noch mit 60 Millionen NES und 120 Millionen GameBoy die Welt der Videospiele quasi im Alleingang beherrschen und ebenso mit 45 Millionen SNES bis dato die Konkurrenz der stationären Konsolen ausstechen (damals vor allem SEGA). Der Thron begann ab der 32/64-Bit Ära schon merklich zu wackeln. Man konnte »nur« noch circa 34 Millionen N64 an die Spieler weltweit verkaufen, während die PlayStation als bald die 100 Millionen-Marke durchbrach.
Auch in der nächsten Generation im Kampf gegen Xbox und PlayStation 2 zog man im Endeffekt den kürzeren. Für Nintendo-Verhältnisse »lediglich« 21,6Mio. verkaufte Geräte (4,02 Millionen in Japan / 4,76 Millionen in Europa und Rest der Welt / 12,8 Millionen in den USA) sprachen eine eindeutige Sprache. Immerhin behielt man im Handheld-Bereich mit 80 Millionen verkauften GBA weiterhin die Führungsposition inne.
Dabei versuchte Nintendo mit dem GameCube schon einen anderen Weg zu beschreiten als die Konkurrenz aus dem Hause Sony und Microsoft. Kein Geschnörkel, keine überteuerten Bausteine, Videospiele pur eben. Zuerst unter dem Arbeitstitel Dolphin entwickelt (weshalb auch die Model-Nummer mit »DOL«- beginnt), präsentierte Big N den Cube mit seinem außergewöhnlichen Design der Weltöffentlichkeit am 22. August 2000 auf der Spaceworld Trade Show. Die erste Nintendo-Konsole, die nicht mehr auf Module als Speichermedium setzte, konnte vor allem aufgrund ihres unschlagbar günstigen Preises der Konkurrenz das Fürchten lehren. Im Gegensatz zu anfänglich 300 Euro für eine PlayStation 2 und 480 Euro für eine Xbox, bot das Unternehmen den Würfel für erschwingliche 200 Euro an.
Allerdings konnte die kostensparende Ausstattung, die keine DVD- und Musik-CD Fähigkeiten bot und auch nur begrenzte Onlinetauglichkeit lieferte, ebenso zum großen Minuspunkt werden. Der Start in allen Regionen wurde dennoch erfolgreich begangen, konnte man beispielsweise am Startwochenende in Deutschland circa 50.000 Konsolen verkaufen (in England sogar 75.000). Nach 10 Tagen seit dem Europa-Release befanden sich bereits knapp 400.000 GameCube in den Spieler-Haushalten, die sich für die standardmäßig lilane oder die beliebtere schwarze Version entscheiden konnten.
Im Verlauf der Lebensspanne des GameCube gab es zahlreiche Bundle-Angebote, Special-Editions und Preissenkungen, um im Kampf der großen Drei den Anschluss zu halten.
Mitte 2002 war man noch so positiv gestimmt, dass man eine Prognose von 50Mio. verkauften Einheiten bis 2006 wagte, durchbrach man doch bereits nach 8 Wochen die Millionengrenze. Auch der Release von Super Mario Sunshine Ende 2002 beeinflusste die Absatzzahlen der Hardware erfreulich. Im November 2002 erschien der GameBoy Player, mit dem man die alten und neueren Handheld-Klassiker auf dem großen Bildschirm spielen konnte (GB, GB Color, GBA).
Bereits Ende 2002 kam die Diskussion um einen Nachfolger auf und das Jahr 2003 sollte zu einem sehr schweren für den sympathischen Würfel werden. Neben vielen gecancelten Games, die aufgrund der Verkaufszahlen von den Publishern lieber auf Xbox und PS2 veröffentlicht wurden, war Nintendo kurzzeitig gezwungen, die Produktion einzustellen, bis die Lagerware verkauft ist. Dies stellte sich freilich als mühevoller dar als erwartet, da einige Händler damit begannen, den GameCube aus ihrem Sortiment zu nehmen. Im März 2003 erschien mit Phantasy Star Online 1+2 das erste und neben PSO III und Homeland (fast) einzigste Spiel, welches das gerade erschienene Modem/BBA für Online-Matches nutzte (im Internet surfen konnte man damit allerdings nicht). Neben der Möglichkeit, über Internet mit mehreren Freunden zu zocken, war es ebenfalls möglich per Gerät mehrere Würfel miteinander zu vernetzen und so mit bis zu 8 Freunden zu daddeln (vorausgesetzt man hat dann auch 8 Konsolen, 8 Spiele und 8 Fernseher am Start). Mario Kart Double Dash, Kirby´s Air Ride und 1080° Avalanche unterstützen den Linkmodus.
Ende 2003 holte Nintendo zum großen Schlag aus, um die komplizierte Lage zu verbessern. So kamen mit Final Fantasy Crystal Chronicles und Tales of Symphonia zwei absolute Bestseller ins Programm und man senkte den Preis auf 99 Euro. Jetzt konnte man innerhalb kürzester Zeit die Absätze verzehnfachen und dadurch ebenso den Marktanteil verfünffachen. Im Februar 2004 kündigte die Firma den Nachfolger für 2006 an und es begann ruhig um den GameCube zu werden, weder großartig positive noch negative Ereignisse kamen aufs Tablot. Zum ersten Mal musste Nintendo den ungeliebten letzten Platz im Konsolenkampf einnehmen, auch wenn man bei allem Suboptimalen nach wie vor sehen muss, dass knapp 22 Millionen verkaufte Konsolen nicht wirklich schlecht sind. Am Ende seiner Zeit können die Gamer zudem auf ungefähr 650 Spiele zurückgreifen, zu den Highlights später mehr.