Der 8-Bit König: Nintendo Entertainment System im Test

Wir schreiben das Jahr 1983. Der Videospielmarkt bricht zusammen - kein Mensch will mehr eine Konsole, sondern die gerade in Mode kommenden Homecomputer. Während andere Konsolenhersteller wie Coleco und Mattel ihre Konsolenproduktion einstellen und Atari gerüchteweise 1.000.000 unverkaufter E.T. VCS-Module irgendwo in der Wüste verbuddeln lässt, bringt eine kleine japanische Firma eine neue Spielkonsole auf den Markt, die diesen nicht nur wiederbeleben, sondern auch kräftig umkrempeln sollte. Die Rede ist vom Nintendo Entertainmen System, kurz NES oder auch 'Schuhkarton', wie das Gerät von Fans liebevoll getauft worden war.
Wir schreiben das Jahr 1983. Der Videospielmarkt bricht zusammen - kein Mensch will mehr eine Konsole, sondern die gerade in Mode kommenden Homecomputer. Während andere Konsolenhersteller wie Coleco und Mattel ihre Konsolenproduktion einstellen und Atari gerüchteweise 1.000.000 unverkaufter E.T. VCS-Module irgendwo in der Wüste verbuddeln lässt, bringt eine kleine japanische Firma eine neue Spielkonsole auf den Markt, die diesen nicht nur wiederbeleben, sondern auch kräftig umkrempeln sollte. Die Rede ist vom Nintendo Entertainmen System, kurz NES oder auch 'Schuhkarton', wie das Gerät von Fans liebevoll getauft worden war.

Dabei war das NES ursprünglich nur eines von vielen Projekten an denen in Nintendo's Entwicklungsstudio's gearbeitet wurde. Zum einen waren da die Game & Watch Spiele, die sich damals noch rasend verkauften und ausreichend Geld für weitere Entwicklungen in die Kassen Nintendo's spülten, zum anderen Spielautomaten wie z. B. Donkey Kong. Dennoch streckte man die Fühler nach etwas neuem aus und hatte dabei die, zu dieser Zeit schon sterbenden, Heimkonsolen im Visier. Nintendo Chef Hiroshi Yamauchi war von dem Erfolg eines solchen Projekts überzeugt, wie auch sein Zitat im Buch 'Nintendo - Game Boy' (von David Sheff) wiedergibt: 'Ich bin überzeugt, daß sie (die Spielkonsolen, Anm. d. Red.) niemals veralten und langweilen, solange stets neue und interessante Spielekassetten dafür herausgebracht werden.'
Nicht wenigen Branchenkennern musste das damals fast wie angekündigter Selbstmord erscheinen - doch die Rechnung Yamauchi's ging auf.



'Das Control Deck samt Controllern...'


Und während sich in den USA und Europa alle Welt auf die neuen Homecomputer wie C-64 & Co. stürzten, schaffte es Nintendo mit seinem - unter dem Arbeitstitel AVS (Advanced Video System) entwickelten - Gerät einen Marktanteil von über 85% in Japan zu erzielen. Das lag nicht zuletzt daran, daß Nintendo's Famicom - wie es in Japan hieß (Abkürzung für Family Computer) - um nahezu 50% günstiger als die gesamte Konkurrenz war. Innerhalb von 6 Monaten hatte man bereits eine Hardwarebasis von 500.000 Geräten installiert, wodurch sich auch die ersten Third-Party Entwickler angezogen fühlten. Namentlich waren das Namco und Konami, die 1984 die ersten Spiele beisteuerten.

Dabei war ursprünglich geplant, die Konsole mittels wenig Zubehörs zu einem vollen Computer ausbauen zu können, was den Preis allerdings drastisch erhöht hätte. So wie es eben auch einige andere Hersteller seinerzeit versuchten und damit kläglich scheiterten. Also entschied sich Nintendo schlußendlich für ein ökonomischeres Design, um so kostengünstiger zu produzieren und dementsprechend einen niedrigen Verkaufspreis garantieren zu können. Wie sich an den damaligen Marktanteilen in Japan sehen lässt, hatte man damit genau den richtigen Riecher bewiesen.



'Werbung von der CES '85 - man beachte das NES Design!'


Doch war das Phänomen bisher nur auf die japanischen Inseln beschränkt und in den USA saß der Schock über den plötzlichen Videospielcrash noch tief.
So lässt sich womöglich auch die Entscheidung Atari's erklären, die ein Angebot Nintendo's ablehnten das NES in den USA zu vertreiben. Im nachhinein wieder einer der großen Fehler, die Atari's Firmenpolitik über ein Jahrzehnt auszeichneten.
Da sich auch sonst kein geeigneter Partner finden ließ, beschloss man bei Nintendo selbst den Schritt über den Pazifik zu wagen und das Nintendo Entertainment System in den USA zu veröffentlichen.

Bisher bestand Nintendo USA mehr oder weniger nur aus einer Lagerhalle in Seattle, wo man sich um den Vertrieb der Spielautomaten kümmerte. Erste Rückschläge folgten jedoch sogleich - weder US-Entwickler als auch der Handel wollte irgendetwas mit einer Spielkonsole zu tun haben. Dennoch ließ man sich nach zähen Verhandlungen zu einem Testverkauf in New Yorker Geschäften ein. Nintendo willigte sogar ein, alle nicht verkauften NES-Konsolen wieder zurückzunehmen und das Material für Schaufensterwerbung etc. kostenlos zur Verfügung zu stellen. Um sich von den alten Konsolen der ersten Generation abzugrenzen, änderte man sogar Terminologien. So wurden Module und Spielkassetten zu 'Game Paks' und das Gerät selbst zum 'Control Deck'.



'1993 erschien eine überarbeitete NES Version, schaffte es aber nicht nach Europa...'


Die Erfolge waren nicht bahnbrechend, aber zufriedenstellend. Im Weihnachtsgeschäft 1985 konnten 50.000 Geräte abgesetzt werden, wodurch man den Handel zum Weitermachen bewegen konnte. Nun folgten auch Handelsketten in anderen Städten der USA dem New Yorker Beispiel und boten in ihren Filialen das Gerät an. Und so gab es Ende 1986 bereits eine Million NES-Besitzer in den Staaten - Ende des nächsten Jahres waren es schon drei Millionen. Das NES trat unerbittlich seinen Siegeszug an und wurde zum Millionenseller schlechthin. (Schätzungen gehen von insgesamt 70 Millionen verkauften Konsolen aus)
Nintendo wurde größer und größer, das ursprünglich kleine Familienunternehmen wuchs zu einem internationalen Konzern für Unterhaltungselektronik. Der Name 'Nintendo' wurde zu einem Synonym für Videospiele und wie oft hörte man nicht selbst jemanden 'Komm, lass uns Nintendo spielen!' sagen?

Doch das Ende des Wachstums war noch nicht erreicht. Nachdem nun auch die US-Amerikaner mit dem Nintendo-Virus infiziert waren, unternahm man den nächsten Vorstoß Richtung Europa. Hier beherrschten C64, Amiga und Atari ST maßgeblich die Spieleindustrie und bis auf Sega's in Europa recht erfolgreiches Master System gab es keine direkte Konsolenkonkurrenz. Dieses wurde von Sega 1986, also gut ein Jahr vor der NES Einführung mit Erfolg auf den Markt gebracht und so konnte man sich schon einen Marktanteil sichern, bevor der direkte Konkurrent aus dem Hause Nintendo europäischen Boden betrat.
Trotzdem war auch hier der große Erfolg des NES, besonders in Deutschland, nicht aufzuhalten. Seit 1987 auch hierzulande erhältlich, ging das Nintendo Entertainment System wie warme Semmeln über den Ladentisch und erreichte eine Art Vormachtstellung. Lediglich in Spanien, England und anfangs auch Deutschland wusste sich Sega's Konsole über längere Zeit zu behaupten.

Doch alles hat ein Ende - und so auch die Ära des NES, die sich Mitte der 90er Jahre langsam aber unabänderlich ihrem Ende zuwendete. Zwar erschienen bis 1996 noch vereinzelt Softwaretitel, die aber spielerisch allesamt nicht sonderlich erwähnenswert sind. Die Produktion seiner einstigen Goldgrube stellte Nintendo im Jahre 1994 ein und die letzten Restposten wurden in den Geschäften zu Ramschpreisen (um 70/80 DM) verscheuert.



'Gestatten, R.O.B. ...'


Interessant ist das NES auch heutzutage nicht nur für Retrospieler sondern auch für Kuriositätensammler, denn davon gab es auf dem Schuhkarton jede Menge. Besonders hervorzuheben sei hier mit Sicherheit der kleine R.O.B. (Robotic Operating Buddy). Leider wurde dieses Zubehör (wie auch die vielen anderen) eher stiefmütterlich behandelt, so daß lediglich zwei Module (Stack-Up und Gyromite) für dafür veröffentlicht wurden.
Wenngleich sie allesamt Flops waren, so waren sie aber doch das Sinnbild für den innovativen Geist der damals wiedererwachten Videospielindustrie. Und da suchte man eben nach neuen Wegen. So dürfte beispielsweise auch The Miracle Piano Teaching System zu erklären sein, bei dem ihr virtuellen Klavierunterricht über euch ergehen lassen musstet. Der Erfolg war gering bis nicht vorhanden.



'Virtuelles Tastengeklimper - Miracle Piano Teaching System...'


Wenig wurde auch der Zapper, die Lightgun für das NES unterstützt und so landete diese nach anfänglich spaßigem Entenjagen zusammen mit dem Modul 'Duck Hunt' bald in der Ecke. Ähnlich erging es auch der Fitness Matte von Nintendo, mit der Titel wie 'Stadium Events' oder 'Family-Fun-Fitness' gespielt werden konnten. Doch mangels Nachfrage wurde auch dieses Projekt bald eingestellt.



'Die Großväter der modernen Tanzmatten...'


In Japan veröffentlichte Big N übrigens sogar noch ein sogenanntes Disk-Drive System - ein Diskettenlaufwerk das unten am Expansion Port des Famicom angeschlossen wurde, daß aber - wer hätte es gedacht - wiedermal nicht aus dem Nischendasein herauskam und recht bald schon vergessen war.

Zum Abschluß für alle Technikfuzzi's unter euch noch die genauen Hardware-Specs:


CPU: 8-Bit CPU
SPEICHER RAM: 2Kb, Video RAM: 2Kb
SPEICHERPLATZ FÜR PROGRAMME 128K, 32K, 16K oder 8K Bytes, 1 Meg, 256K, oder 64K Bits
SPEICHERPLATZ FÜR CHARAKTERE 128K, 32K, 16K oder 8K Bytes, 1 Meg, 256K, oder 64K Bits
FARBEN: Gleichzeitig darstellbare Farben: 16, Verfügbare Farben: 52, Spritefarben: 4 pro Sprite
BILDSCHIRMAUFLÖSUNG 256 x 240 pixel
PROZESSOR 8-Bit PPU (Picture Processing Unit)
SPRITES: Maximale Sprites/Zeile: 8, Maximale Spritegröße: 8x16 Pixel, Minimale Spritegröße: 8x8 Pixel
SCROLLBEWEGUNG: Horizontal und Vertikal
TAKTFREQUENZ: 2 Mhz
SOUND: 2 Square Waves, 1 Triangle Wave, 1 Weißes Rauschen
Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Follow us
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen