
Der klassische Bond in klassischer Pose mit klassischer Waffe und klassischem Smoking.
Zunächst einmal muss man EA ein großes Lob aussprechen. Dass sich ausgerechnet die Software-Firma, der immer wieder Ideenlosigkeit vorgeworfen wird, inzwischen verstärkt um die Versoftung von legendären cineastischen Meisterwerken kümmert, verdient Respekt. Nachdem auch Der Pate bereits die Konsolen und PCs dieser Welt heimgesucht hat, bleibt zu hoffen, dass dies nur der Anfang eines Trends ist. Ich hätte jedenfalls nichts dagegen, mich in naher Zukunft mit Lawrence von Arabien auf der Xbox 360 in die Schlacht zu stürzen oder den Weißen Hai auf der PSP zu jagen.

Auch in Krisensituationen muss vernünftig gezielt werden. Diese Kugel verfehlt den Terroristen knapp.
Obwohl sich das Game stark an der Filmvorlage orientiert, ist es keine typische Adaption, die sich exakt an die bekannte Geschichte hält. Zwar sind viele Elemente der Story übernommen worden, aber gleichzeitig haben sich die kreativen Köpfe hinter Liebesgrüße aus Moskau ein paar Freiheiten gegönnt. Neue Figuren wurden erfunden, mancher Bösewicht wurde durch einen anderen ersetzt und bestimmte wichtige Ereignisse finden nun an anderen Schauplätzen statt. So beginnt das Spiel beispielsweise auf einer Feier. James Bond hat die ehrenvolle Aufgabe übernommen, die Tochter des Premierministers zu beschützen, was alles andere als leicht ist, da schon nach wenigen Minuten eine ganze Horde russischer Terroristen über die feine englische Gesellschaft herfällt. Mit diesem Anschlag beginnt ein Abenteuer, in dessen Verlauf unser Playboy und Superheld die halbe Welt bereist, um der fiesen Untergrund-Organisation das Handwerk zu legen.
Abgesehen von der Tatsache, dass die Waffen und Werkzeuge, die dem Hauptdarsteller zur Verfügung stehen, einen gewissen Retro-Charme haben, sollte man keine großen Innovationen erwarten. EA beglücken uns schon seit einigen Jahren mit Bond-Spielen und offensichtlich wurde inzwischen eine gesunde Mischung aus viel Action und einer Prise Taktik für diese Lizenz-Produkte etabliert. So ist auch der erste PSP-Ableger der Reihe ein typisches Game, das eher von seiner Thematik als von originellen Einfällen lebt. Das geradlinige Ballern mit verschiedenen Waffen, die im Laufe der Zeit aufgemotzt werden dürfen, steht in allen Levels im Vordergrund. Allerdings gibt es auch Situationen, in denen man sich möglichst lautlos an Feinde heranschleichen muss, mit Hilfe eines Scharfschützengewehrs ein Gebiet sichert oder sogar mittels Jet-Pack in luftige Höhen aufsteigt.

Als der Film im Kino lief, hofften die meisten Bond-Fans, dass Jetpacks innerhalb weniger Jahrzehnte typische Fortbewegungsmittel sein würden. Schade, dass alles anders kam...
Neben den eigentlichen Missionen, die nicht alle Levels der Konsolenfassungen beinhalten, lassen sich auch noch ein paar nette Bonus-Einsätze frei spielen. In diesen Mini-Games geht es meistens darum, unter Zeitdruck eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Die Highscore-Listen und die Ränge, die man durch gute Leistung erreichen kann, erhöhen die Langzeitmotivation ein wenig. Ähnliches gilt für die drei Schwierigkeitsgrade. Die künstliche Intelligenz ist nicht gerade ausgeprägt, aber allein durch Masse, die geschickte Nutzung von Deckungen und eine hohe Treffsicherheit sind die Bösewichte spätestens auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad ernstzunehmende Gegner.

Kaum zu glauben, aber Terroristen tauchen an den merkwürdigsten Stellen auf.
Die Steuerung ist größtenteils gelungen. Bis auf ein paar minimale Einschränkungen stehen Ian Flemmings Protagonisten genau die gleichen Aktionen zur Verfügung wie auf den “großen“ Konsolen. Besonders das Zielsystem weiß zu gefallen, obwohl man es in ähnlicher Form schon in unzähligen Games erlebt hat. Mit Hilfe des linken Shoulder-Buttons wird ein Gegner anvisiert und kann anschließend direkt unter Beschuss genommen werden. Wesentlich effektiver ist es allerdings, wenn man den so genannten Bond-Fokus aktiviert. Auf Knopfdruck wechselt die Perspektive und der Zocker kann nun selbst die Feinarbeit übernehmen, was in einigen Levels durchaus überlebenswichtig ist, da sich mit dieser Methode Munition sparen lässt.
Ein Bond-Spiel ohne Multiplayer ist nur die Hälfte wert. Dieses Motto gilt spätestens, seit der Agent und seine Gegenspieler auf dem N64 für nächtelange Ballerorgien in geselliger Runde sorgten. Auch mit Hilfe einiger PSPs dürfen spannende Duelle mit bis zu sechs menschlichen Kontrahenten ausgefochten werden. Computergesteuerte Bots auf mehreren Schwierigkeitsgraden lassen sich ebenfalls zuschalten oder zu Trainingszwecken missbrauchen. Die zur Verfügung stehenden Mehrspieler-Modi und Arenen sind zwar recht überschaubar und wenig originell, bieten aber dennoch genügend Raum, um sich gemeinsam mit ein paar befreundeten Zockern ordentlich auszutoben.

Die Geheimwaffe der Queen weiß sich auch im Nahkampf zu behaupten.
Das größte Problem des Games ist eindeutig die Kamera. Immer wieder hat man einen Bildschirm voller Pixelbrei vor sich, da es die PSP für wichtiger erachtet, eine Hecke oder Wand aus nächster Nähe zu zeigen als das eigentliche Spielgeschehen. Gänzlich unbrauchbare Perspektiven, die beispielsweise die eigene Spielfigur in Großansicht in den Mittelpunkt stellen, während man von allen Seiten beschossen wird, sind ebenfalls keine Seltenheit. Natürlich hat man die Möglichkeit nachzujustieren, um sich wieder den vollen Überblick zu verschaffen. Allerdings vollzieht sich die Bilddrehung mit einer Gemächlichkeit, die eines reinrassigen Action-Games absolut unwürdig ist. Auch die Tatsache, dass die Hardware im Gegensatz zu den stationären Systemen über nur einen Analogstick verfügt, erschwert das Agentenleben ungemein.

Bond schleicht nicht nur durch düstere Gänge. Die Levels sind sehr abwechslungsreich beleuchtet.
Abgesehen von den bereits angesprochenen Kamera-Problemen und diversen leichten Einbrüchen der Framerate, die nur selten wirklich störend sind, macht das Spiel in optischer Hinsicht eine gute Figur. Das Modell des Protagonisten lässt sich schon auf den ersten Blick als der Ur-Bond identifizieren und die Animationen sind ebenfalls sehenswert. Neben den vielfältigen Effekten sind vor allem die unterschiedlich gestalteten Levels dafür verantwortlich, dass Liebesgrüße aus Moskau äußerst abwechslungsreich wirkt, ohne wirklich vor Details zu strotzen. Eine besondere Erwähnung verdienen die Zwischensequenzen, die schön in Szene gesetzt wurden und den Zocker bei Laune halten.
Die akustische Untermalung sorgt für die richtige Bond-Stimmung. Orchestrale Stücke aus der Filmvorlage haben ihren Weg ins Game gefunden, so dass man sich als Kenner der Agentenstreifen sofort heimisch fühlt. Lediglich wenn in dramatischen Situationen modernere Klänge angeschlagen werden, leidet die Atmosphäre ein wenig. Die Soundeffekte sind ordentlich und durchaus realistisch, was aber erst durch den Einsatz von Kopfhörern wirklich auffällt. Dies ist ohnehin zu empfehlen, weil nur dann die tolle Sprachausgabe richtig zur Geltung kommt. Die deutschen Sprecher machen ihre Sache zwar gut, aber verglichen mit dem ebenfalls durch Umstellen der Systemsprache auswählbaren O-Ton wirken sie etwas blass. Sean Connery mit seinem starken schottischen Akzent ist einfach nicht zu toppen.

Dieser Gegner bettelt um Ärger. Ob er den nächsten Schritt noch vollenden wird?
Abwechslungsreiche Levels, eine gute Story, eine gute technische Darbietung, eine ordentliche Spieltiefe und Sean Connery. Was will man eigentlich mehr? Obwohl es so viele Sachen gibt, die für Liebesgrüße aus Moskau sprechen, kann das Actionspektakel am Ende doch nicht restlos überzeugen. Die größte Macke ist eindeutig die Kamera. Was auf stationären Konsolen ein kleines Ärgernis war, hat sich auf der PSP zu einem echten Spaßkiller entwickelt, der im Minutentakt für Frust sorgt. Wer es schafft, sich mit diesem Problem nach langem Kampf zu arrangieren, wird aber dennoch ein paar vergnügliche Stunden mit der UMD erleben. Bond-Fans schlagen aufgrund der Thematik und der guten Präsentation ohnehin zu.