Geheimakte Tunguska im Test

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Wir kennen Rosswell, das Bermuda-Dreieck und manche von euch wissen vielleicht auch, was es mit dem Chupacabra auf sich hat. Ein weiterer mysteriöser Vorfall unserer Geschichte hat jedoch nie die 'Popularität' der genannten Beispiele erhalten: das Tunguska-Ereignis. Das bislang recht unbekannte deutsche Entwicklerteam von Fusionsphere Systems nahm sich vor, diese leider kaum bekannte Story als Grundlage der Geschichte eines Adventures zu verbreiten. Nachdem wir auf der Games Convention 2005 schon einen Blick auf die frühe Alpha-Fassung werfen durften, liegt nun das fertige Spiel auf dem Schreibtisch. Erfahrt in unserem Review, warum Geheimakte Tunguska von Adventure-Fans auf keinen Fall verpasst werden sollte!
Die Explosion über dem Himmel der ostsibirischen Taiga bildet zweifellos das größte kosmische Rätsel des 20. Jahrhunderts. Am 30. Juni 1908 morgens um 7 Uhr stürzte eine riesige Feuerkugel vom Himmel. "Weit heller als die Sonne" sei sie gewesen, berichteten Augenzeugen. Bäume knickten um wie Streichhölzer, Tiere verbrannten. Die Feuerkugel verwandelte das Flusstal der Tunguska in eine verkohlte Wüste. Der Donner war noch in 800 Kilometer Entfernung zu hören. Erdbebenmessstationen registrierten das außergewöhnliche Ereignis. Forscher berechneten hinterher die Zerstörungskraft: Sie entsprach einer Zehn-Megatonnen-Wasserstoffbombe (ca. 1150x Hiroshima-Atombombe). Doch was an jenem Sommertag im Jahr 1908 im Tunguska-Tal tatsächlich passierte - darüber rätseln die Forscher bis heute. Weil auf dem Boden ein Einschlagkrater fehlt und auch trotz intensiver Suche keine Meteoritenteile gefunden wurden, schossen die Spekulationen ins Kraut. Ein Komet könnte es gewesen sein, ein kosmischer Schneeball also, dessen Eis in der Hitze dahinschmolz. Dabei freigesetztes, im Kometen enthaltenes Erdgas soll die Explosion verursacht haben. Nach einer anderen Theorie zerbarst ein brüchiger Asteroid wenige Kilometer vor dem Aufprall auf die Erdoberfläche.

Von all diesen Dingen hat Nina Kalenkow noch nie etwas gehört. Die junge Berlinerin ist stocksauer, dass ihr Vater zu einem geplanten Treffen nicht erschienen ist. Also begibt sie sich ins Naturkundemuseum, dem Arbeitsplatz des Vaters. Was sie hier vorfindet, versetzt sie in Angst und Schrecken. Das Büro des Vaters ist völlig verwüstet, von Herrn Kalenkow fehlt jede Spur. Nachdem die Polizei sich nicht als hilfreich erweist, beschliesst Nina der Sache selber auf den Grund zu gehen. Schon bald stellt sich heraus, dass sich ihr Vater jahrelang mit besagtem Ereignis in der Tunguska-Region beschäftigt hat und auch Expeditionen im Gebiet durchführte. Nina wird die Sache zu heiss und so holt sie sich Hilfe in Form von Max Gruber, eines Kollegen ihres Vaters. Ein ehemaliger Weggefährte des Vaters hilft ebenfalls mit.

Der Spieler übernimmt dabei die Rolle von Nina und schlüpft in bestimmten Passagen des Abenteuers auch mal in die Haut von Max, dem ebenfalls im Berliner Naturkundemuseum arbeitet und Nina wie schon geschrieben bei der Aufdeckung der mysteriösen Umstände hilft. An einer Stelle des Spieles, an der sich die beiden Akteure am gleichen Ort befinden, ist es im Stil von Resident Evil Zero möglich, Items zwischen den Charakteren zu tauschen, so dass die beiden sich aktiv gegenseitig helfen können. Im weiteren Verlauf der Geschichte gibt es ausserdem eine Situation, in der die beiden an unterschiedlichen Orten nach neuen Anhaltspunkten suchen. Hier könnt ihr ebenfalls per Knopfdruck den spielbaren Charakter wechseln und so, falls ihr bei dem einen mal nicht weiter kommt, den Spielfluss trotzdem aufrecht halten.

Genau das, also den Spielfluss aufrecht zu erhalten, war den Entwicklern offenbar besonders wichtig. Daher haben sie einige Dinge, die jedem Adventure-Liebhaber gehörig auf die Nerven gehen, durch intelligente Systeme eliminiert. Da wäre z.B. das Snoop Key-Feature, welches euch per Druck auf die Space-Taste eurer Tastatur jedes Element im Raum anzeigt, mit dem ihr interagieren könnt. Die Suche nach kleinen pixeligen Dingen, die man kaum erkennen kann, ist also endgültig Geschichte.

Des Weiteren wird euch anhand eines kleines Maus-Icons immer dargestellt, ob sich zwei Gegenstände mit einander kombinieren lassen oder nicht. Ihr wählt also ein Item im Inventar aus und fahrt dann mit dem Cursor auf das nächste Item, von dem ihr glaubt, dass eine Interaktion mit dem ausgewählten Gegenstand möglich ist. Leuchtet nun die linke Maustaste auf dem Bildschirm auf, hattet ihr recht und ihr könnt den Gegenstand benutzen. Falls nichts aufleuchtet, müsst ihr weiter nachdenken. Das Tolle daran ist, dass euch weder Nina noch Max jemals mit klassischen Adventure-Sprüchen wie 'Das geht so nicht' auf die Nerven gehen werden. Durch diese beiden Features wird die Spielgeschwindigkeit aufrecht gehalten und Verzögerungen sind wirklich nur noch die Folge von knackigen Rätseln. Denn trotz dieser beiden Hilfen sind die Rätsel von Geheimakte Tunguska nicht von schlechten Eltern. Zwar sind die Mittel manchmal etwas skuril, doch die Vorgehensweise bleibt stets logisch und so erinnert die Rätselstruktur von Geheimakte Tunguska wahrlich an die guten alten Adventures längst vergangener Tage.

Nina und Max reisen an die verschiedensten Orte unseres Planeten und die Story entwickelt sich langsam aber progressiv weiter. Egal ob Moskau, Irland oder das Himalaya-Gebirge - überall gibt es kleine neue Infos zum Verbleib des Vaters und der ganzen Tunguska-Sache, die hinter dem allem zu stehen scheint. Die Dialoge werden dabei grösstenteils automatisch geführt, nur bei mehreren möglichen Gesprächsthemen wird euch eine Wahl geboten.

Nicht nur spielerisch konnte mich Geheimakte Tunguska vollends überzeugen. Auch technisch wird absolut Erstklassiges geboten. Die zweidimensionalen Hintergründe der verschiedenen Locations wurden mit sovielen Details bestückt, wie man es nur selten zu Gesicht bekommt. Zudem werden den Schauplätzen durch kleine Animationen Leben eingehaucht, so dass alles viel 'aktiver' wirkt als bei anderen Adventures mit 2D Hintergrundbildern. Die Charaktere wurden per Motion Capturing-Verfahren ins Spiel gebracht und werden demnach in Echtzeit gerendert, wodurch die Animationen absolut echt wirken und eine wunderbare Mischung auf 2D und 3D auf den Bildschirm gezaubert wird. Hinzu kommen hochwertige Zwischensequenzen, die bei wichtigen Ereignissen die Story kurz voranbringen. Das Beste: Geheimakte Tunguska gibt sich mit einem 500 MHz Prozessor und einer AGP-Grafikkarte mit nur 16 MB Speicher zufrieden und kann so auch von Besitzern nicht ganz aktueller Systeme sorgenfrei genossen werden.

Passend zur grafischen Hochleistung begeistert auch der Sound von Geheimakte Tunguska. Die Jungs und Mädels von Deep Silver wollten wohl aufzeigen, dass nicht nur dtp in dieser Sparte ordentliche Arbeit leisten kann. Und das ist ihnen vollends gelungen. Die Stimmen der Hauptcharaktere haben die deutschen Synchronsprecher von Angelina Jolie und Mark Wahlberg übernommen und wirken somit recht vertraut. Aber auch die weniger wichtigen Charaktere haben prominente Stimmen verpasst bekommen - mit dabei sind u.a. die deutschen Synchronsprecher von Roger Moore, Kurt Russell, Steven Seagal, Orlando Bloom, Antonio Banderas und last but not least Homer Simpson. Die Sprecher bieten allesamt absolutes Top-Niveau und sorgen damit für eine unverwechselbare Atmosphäre. Leider ist dafür die musikalische Untermalung ein bischen zu kurz gekommen, denn diese setzt lediglich während der Zwischensequenzen und elementaren Schlüsselszenen ein, wodurch die meisten Locations im Spiel ein bischen zu still wirken.

Gregory meint:

Gregory

Wer sich als Adventure-Fan Geheimakte Tunguska entgehen lässt, muss damit rechnen, dass er von seinen 'Kollegen' in Zukunft weniger in Konversationen eingebunden wird - denn über dieses Spiel wird mit Sicherheit noch einige Zeit gesprochen. Das Spiel begeistert sowohl technisch als auch spielerisch. Hinzu kommt, dass die Atmosphäre und die Spannung so dicht wie schon lange nicht mehr aufgebaut wird und die kinoreife Story euch somit komplett in ihren Bann ziehen wird. Dank zahlreicher Spielhilfen ist der Titel auch für weniger erfahrene Adventure-Spieler durchaus zu empfehlen. Lange Rede, kurzer Sinn: seit Black Mirror habe ich nicht mehr ein so gutes Adventure gespielt (glaubt mir, da waren einige dazwischen) und somit stellt Geheimakte Tunguska einen absoluten Pflichtkauf dar. 

Positiv

  • Grandiose technische Darbietung
  • Tolle Features für das Gameplay
  • Mitreissende und spannende Story

Negativ

  • Wenig musikalische Untermalung
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Geheimakte Tunguska Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 04.09.2006
Vermarkter DeepSilver
Wertung 9.3
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neXGam YouTube Channel
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