FUEL im Test

PlayStation3
Wir haben uns schon oft durch das endzeitliche Amerika geballert, vor einem Jahr in Fallout 3 und im Herbst erneut mit Borderlands. Aber seid Ihr schonmal im fiktiven dem Ende nahen Amerika Rennen gefahren? Codemasters gibt Euch mit ihrem neuen etwas unkonventionellen Rennspiel die Möglichkeit dazu. In FUEL wird mit diversen Offroad-Bolliden durch verschiedene Naturkatastrophen-Gebiete geheizt.

Aus welchem Grund wir das allerdings tun ist nicht so ganz ersichtlich, eine Story sucht man nämlich vergebens. Haben die Menschen in einem völlig zerstörten Land denn wirklich nichts Besseres zu tun als ihre letzten kostbaren Öl-Reserven in Form von Sprit aus den Auspuffen hochmotorisierter Offroad-Monster zu blasen?! Um es kurz zu machen, eine richtige Antwort auf diese Frage gibt es nicht, dafür aber Racing-Action vom Feinsten… Anders als herkömmliche Rennspiele bietet uns FUEL nämlich keine abgesteckten Strecken oder Pisten sondern lässt uns in einer gigantischen, frei befahrbaren Welt selbst den besten Weg zum Ziel finden. Dabei bildet das Spielprinzip an sich keinen großen Unterschied zu anderen Rennspielen. Zu Beginn des Spiels finden wir uns in einem von 19 Camps wieder, die auf der gesamten Karte verteilt sind und nacheinander freigeschaltet werden. Die Camps bilden eine Art Kommandozentrale in der die einzelnen Events auf uns warten und ausgewählt werden können.

Neben den bekannten Rundkurs-Rennen mit anderen Widersachern, Checkpoint- und Etappen-Rennen oder dem Fahren gegen die Zeit stehen auch einige kuriose Nebenaufgaben wie die Verfolgung eines Helikopters, eine Art Räuber- und Gendarme-Verschnitt bei dem ein anderer Fahrer eingeholt und berührt werden muss, oder die Begegnung mit einem Tornado auf dem Plan. Um diese Herausforderungen zu starten müssen sie allerdings erst einmal aufgespürt werden. Letzteres geschieht im Freie Fahrt-Modus, in dem wir wie es der Name vermuten lässt mit einem beliebigen Vehikel die weiträumige Landschaft erkunden. Auf diesem Weg finden wir übrigens nicht nur neue Herausforderungen, auch Aussichtspunkte mit einem hübschen Blick auf die Landschaft und Benzin-Fässer die überall in der Welt versteckt sind warten darauf aufgespürt zu werden. FUEL ist sozusagen die Währung im Spiel! Durch gewonnene Rennen, erfolgreich erledigte Nebenaufgaben und das Aufsammeln von FUEL-Fässern wächst der Betrag auf unserem Konto stetig und darf im übersichtlichen Ingame-Shop gegen neue Fahrzeuge, Verbesserungen oder Outfits für die Fahrer eingetauscht werden.


Am wichtigsten ist es natürlich einen möglicht großen Fuhrpark zur Verfügung zu haben um für die einzelnen Rennen gewappnet zu sein, denn nicht jede Challenge darf mit allen Fahrzeugen bestritten werden. Je nachdem für welchen Event wir uns entscheiden, gibt das Spiel eine zur Strecke passende Fahrzeugklasse aus unserer Garage vor, aus der wir ein passendes Vehikel auswählen dürfen. Sollten wir noch nicht im Besitz der benötigten Fahrzeugklasse sein, heißt es so lange FUEL sammeln bis wir uns das Wunsch-Vehikel leisten können. Insgesamt umfasst der Fuhrpark stolze 70 Fahrzeuge und bietet ein breites Spektrum an verschiedenen Vehikeln. Von Gelände-Motorrädern und Buggies über Quads und Muscle Cars bis hin zu gigantischen Monster Trucks ist alles dabei was das Bleifuß-Herz begehrt.

Dabei unterscheiden sich die verschiedenen Fahrzeugklassen nicht nur in Aussehen und Fahrverhalten, sondern sind auch auf einen bestimmten Fahrbahnbelag spezialisiert. Während Muscle-Cars auf einem High Way oder einer angelegten Straße nahezu unschlagbar sind, ziehen sie im Gelände natürlich den Kürzeren und würden von Monstertrucks und Offroad-Bikes gnadenlos aufgeraucht werden. Aus diesem Grund lässt das Spiel für die einzelnen Renn-Events auch nur eine festgelegte Fahrzeugklasse zu, mit der wir starten dürfen. So kommen wir zwar gar nicht erst in die Versuchung ein völlig ungeeignetes Vehikel mitten durchs Unterholz zu jagen, haben dementsprechend aber auch das Gefühl ein wenig in der persönlichen Entscheidungsfreiheit eingeschränkt zu sein.


Das ist aber dann auch der einzige Punkt in FUEL, bei dem wir uns beengt vorkommen, die Ausmaße der „Rennstrecken“ und des frei befahrbaren Amerika sind nämlich absolut gigantisch! So bekommen wir eine gut 14.000 Quadratkilometer große Karte geboten, die von Anfang an nach Lust und Laune erkundet werden darf. Dieses Konzept erinnert stark an den Open World-Racer Test Drive Unlimited, welcher 2006 ebenfalls mit einer riesigen, offenen Welt auftrumpfen konnte. Anders als bei TDU hat FUEL aber nicht nur sonnige, überall gleich aussehende Landschaften zu bieten, sondern wartet mit abwechslungsreichen Gebieten und Klimazonen auf.

Es geht durch dichte Wälder und staubige Wüstengebiete, über felsigen Untergrund und gefährliche, schneebedeckte Gebirgspässe bis hin zu beeindruckenden Vulkanlandschaften und malerischen Küstenstreifen. An optischer Abwechslung mangelt es auf den ersten Blick ganz und gar nicht, wozu auch das dynamische Wettersystem einen nicht unerheblichen Beitrag leistet. Ein fließender Tag- und Nachtwechsel sind ebenso selbstverständlich wie das plötzliche Aufkommen von Stürmen oder Unwettern. In diesem Zusammenhang empfehle ich euch alles zu vergessen was ihr bisher an Wettereffekten in Videospielen gesehen habt...


Die Gewitter, Stürme und Regenschauer die wir in FUEL zu sehen bekommt wirken nahezu beängstigend real! Zuckende Blitze am tiefschwarzen Himmel, sich immer höher auftürmende Wolkenberge, Platzregen und Windhosen welche sich langsam aber sicher zu gefährlichen Tornados entwickeln sind nur ein kleiner Teil der Naturgewalten die das gesamte Spiel über auf uns einprasseln. Natürlich haben diese nicht nur einen optischen Effekt, sandiger Untergrund wird nach einem Regenguss schnell zu einem schlammigen Sumpfgebiet, einschlagende Blitze entwurzeln Bäume oder zerstören kleine Hütten am Wegesrand und von der unbändigen Gewalt eines ausgewachsenen Wirbelsturms will ich gar nicht erst sprechen… Nicht selten verursachen die Wetterkapriolen gefährliche Behinderungen auf den Rennstrecken, wodurch sich jedes Rennen zu einem kleinen Abenteuer entwickelt. Da startet man noch bei bestem Sonnenschein an einem romantischen Sandstrand nur um wenige Augenblicke später mitten in ein Gewitter zu brettern und umgestürzten Bäumen oder anderen Hindernissen auszuweichen.

Die Atmosphäre und der Adrenalinkick sind hervorragend gelungen und auch die Rennen sind unterhaltsam in Szene gesetzt, allerdings gibt es ein paar Kleinigkeiten die dem Spielspaß auf Dauer doch einen nicht zu unterschätzenden Dämpfer verpassen. An erster Stelle wäre hier die frei befahrbare Welt genannt, wobei ihr euch jetzt sicher fragt sicher wieso ich diese plötzlich auf der Negativ-Seite erwähne, wo ich doch etwas weiter oben noch ein Lob für den Abwechslungsreichtum der Gebiete und die große Freiheit ausgesprochen habe, nicht wahr?!


Nunja, so groß und unterschiedlich die verschiedenen Landschaften der Welt auch sein mögen, sie sind erschreckend leer gehalten. Auf einer freien Fahrt von einem Ende der Karte zum anderen begegnet uns nicht ein einziges Lebewesen, Tiere scheint es nicht zu geben und mit Ausnahme der anderen Autofahrer oder vereinzelten Trucks wohl auch keine Menschen mehr. Da kann die Vegetation kann noch so abwechslungsreich ausfallen, irgendwann hat man sich eben daran satt gesehen und bemerkt dass es ansonsten nichts gibt was eine ausufernde Erkundungsfahrt wert wäre. Theoretisch könnten wir zwar zu jedem auf der Karte verteilten Rennevent oder freigeschalteten Camp fahren um dann zu starten, praktisch hat das aber so gar keinen Sinn da es auf dem Weg dorthin einfach nichts zu sehen gibt.

Dazu kommt ein teils kontraproduktives Navigationssystem dass uns auf Knopfdruck mit einem Pfeil anzeigt in welcher Richtung unser Ziel liegt. Hundertprozentig funktioniert das aber leider nicht, was neben diversen Umwegen auch den ein oder anderen Frustmoment zur Folge haben kann wenn wir wieder einmal in eine Schlucht stürzen oder im Wasser landen weil unser Navi das für den besten Weg hält. So sind wir schon sehr bald äußerst dankbar dafür dass die einzelnen Rennen auch in einer komfortablen Liste ausgewählt werden können, welche uns auf Knopfdruck direkt zum Startpunkt teleportiert. Zudem lässt sich der im Racing-Genre so beliebte Gummiband-Effekt bei dem die KI-Fahrer scheinbar aneinander kleben kaum leugnen, was dem Spiel in Verbindung mit der sehr arcadelastigen Steuerung einiges an Anspruch nimmt. An dieser Stelle sollte ebenfalls erwähnt werden dass Rennerfolge grundsätzlich nur gewertet werden wenn man als erster die Ziellinie überquert, für den zweiten oder gar dritten Platz solltet ihr also weder Lob noch FUEL erwarten.


Optisch serviert uns das Entwicklerteam der Asobo Studios solide aber keine überragende Kost. Die Animationen der Fahrer sind ebenso gelungen wie die Fahrzeugmodelle bei denen in erster Linie die herrlich fies aussehenden, schon fast an Mad Max erinnernden Muscle Cars hervorstechen. Dazu kommen eine tolle Weitsicht, grandiose Wettereffekte und die riesigen, abwechslungsreichen Landschaften. Störend fallen dagegen der pixelige Schattenwurf, teils schwache Umgebungstexturen und viele Pop Up´s auf.

Dank Stream-Technik ist die gigantische Welt zwar von Anfang an und ohne Ladezeiten frei erkundbar, baut sich aber vor allem bei schnellen Fahrten merklich auf und ruckelt auch gerne mal ein wenig. Ein Schadensmodell hat es leider nicht ins Spiel geschafft! Unsere Fahrzeuge fangen zwar irgendwann zu rauchen an sofern wir sie zu oft gegen Bäume oder Hindernisse setzen - nach wenigen Sekunden geht es dann aber mit einem völlig runderneuerten Gefährt zurück auf die Strecke. Im Gegenzug bekommen wir immerhin plastische Schlamm- und Matscheffekte an Fahrzeugen und Fahrern zu sehen, wenn wir uns mit den Offroad-Monstern durch den Matsch wühlen. Auf die Ohren gibt es sattes Motoren-Gebrüll, realistisch klingende Gewittereffekte und einen rockigen Soundtrack, der gut zu den actionreichen Rennen passt aber etwas im Getümmel untergeht.


Noch ein Wort zu den Ladezeiten im Spiel. Wie erwähnt sind diese im Freie Fahrt-Modus nicht vorhanden, dafür aber vor jedem Rennen und bei so ziemlich allen Menü-Punkten, die wir in den Optionen auswählen können. Sei es der Sprung zu einem Checkpoint, in die eigene Garage oder zu einer Herausforderung. Mitunter sind die Ladezeiten hier doch etwas lang ausgefallen und werden lediglich durch das Anzeigen der persönlichen Statistik versüßt, die uns mitteilt wie viele Kilometer wir schon zurückgelegt haben, wie lang unser weitester Sprung ausgefallen ist oder wie viele Sekunden wir maximal in der Luft waren.

Das ist ein gutes Stichwort, denn gesprungen wird viel in FUEL, überall gibt es Hügel und kleine oder auch größere Sprungschanzen mit deren Hilfe wir uns in die Lüfte erheben können. Selbst einige akrobatische Einlagen bekommen wir geboten, wobei wir selbige nicht steuern dürfen - Stunts macht unser Fahrer automatisch. Diese sehen anfangs auch noch ganz cool aus, sind aber leider auf wenige Fahrzeuge begrenzt und wiederholen sich viel zu schnell. So bleibt eine nette Dreingabe, die allerdings nicht mit den atemberaubenden Tricks, die wir z. B. in PURE zu Gesicht bekommen mithalten kann.



Sind die knapp 250 Rennevents und Herausforderungen zum Auffüllen der Portokasse erfolgreich absolviert und macht das Erkunden der Gegend allein keinen Spaß mehr, lädt noch der gelungene Online-Multiplayer-Modus zur fröhlichen PS-Schlacht ein. Anstelle der KI-Fahrer wimmelt es auf der gesamten Karte plötzlich nur so von anderen Fahrern, womit spannenden Rennen nichts mehr im Wege steht. Auch hier sind die Ähnlichkeiten zum offensichtlichen Vorbild Test Drive Unlimited unverkennbar! An Spielmodi wird zwar nur Standartkost geboten, dennoch gestaltet sich das Fahren gegen menschliche Gegner wesentlich aufregender als Duelle mit der KI.

Harry meint:

Harry

FUEL ist alles andere als ein normales Rennspiel! Eine gigantische, frei befahrbare Welt, Unwetter samt imposanten Stürmen die Straßen oder Pisten verwüsten und Rennen quer durch die Pampa gab es in dieser Form bisher noch nicht. Leider krankt vor allem die freie Welt an ihrer Leblosigkeit, zudem haben sich einige nervige Gameplay-Macken eingeschlichen und auch die Optik hätte noch etwas Feinschliff vertragen… Dennoch machen die arcadelastigen Rennen Spaß und sorgen dank realistischer Wettereffekte und abwechslungsreicher Landschaften für viel Atmosphäre. Wer auf dreckige und spaßige Offroad-Action steht ist hier genau richtig! Seid ihr aber auf der Suche nach einer ernstzunehmenden Rennspielsimulation, solltet ihr besser die Finger von FUEL lassen.

Auf jeden Fall ist es schön zu sehen dass die Themen Wirtschaftskrise, Ölknappheit und Naturkatastrophen auch in anderer Form verarbeitet werden können, als nur durch Schock-Bilder in den täglichen Nachrichten! ;-)

Positiv

  • Actionreiche Rennen
  • Großer Fuhrpark
  • Interessantes Setting

Negativ

  • Riesige aber leblose Welt
  • Mittelmäßige Optik
  • Nervige Design-Schnitzer
Userwertung
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FUEL Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1 - 16
Regionalcode Regionfree
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2. Juni 2009
Vermarkter Codemasters
Wertung 7.5
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neXGam YouTube Channel
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