Wenn ich den Namen Suikoden lese oder höre, kommen in mir Erinnerungen auf. An damals, als ich mir eine gebrauchte Playstation 2 geholt hatte, zu einer Zeit, als sie schon längst von der PS3 abgelöst worden war. Und wie ich mir nach und nach viele Titel holte, die mich interessierten und dann auch spielte. Darunter ebenso die eben genannte Suikoden-Reihe, die Teile IV und V. Mir gefiel vor allem die Idee, dass ich selber eine „Armee“ von Individuen versammeln konnte, wobei jede Figur unterschiedlich war.
Doch nach dem fünften Teil war Schluss mit der Serie. Es gab zwar noch zwei Spinoffs, von denen einen es auch nach Europa schaffte. Doch nach Gensō Suikoden: Tsumugareshi Hyakunen No Toki, dass 2012 für die Playstation Portable herauskam, war erstmal Sense. Konami fokussierte sich weniger auf Videospiele, als mehr auf Pachinkoautomaten und viele namenhaften Serien, die man mit dem Entwickler und Publisher in Verbindung brachte, schliefen ein und wurden nicht mehr berücksichtigt. Was die Leute, die mit den Reihen prominent in Verbindung standen, dazu brachte, ihr Glück außerhalb von Konami zu suchen. Man denke nur an den Erfolg von Bloodstained, dem spirituellen Nachfolger der Castlevania-Serie, an der Koji Igarashi, der für die Hochphase der Reihe zuständig war, mitwirkte.
Und auch bei Suikoden wurde dieses Verlangen gestillt. Euyuden Chronicle lautete der Name der Kickstarter-Kampagne, bei der mit Yoshitaka Murayama der Erfinder der Reihe mit involviert war. Das Ergebnis waren $4,541,481, die zusammenkamen, was diese Kampagne nach der zu Shenmue III und für Bloodstained: Ritual of the Night zur dritterfolgreichsten machte. 2022 kam mit Eiyuden Chronicle: Rising ein Prequel heraus, ehe jetzt mit Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes das heißersehnte Maingame erschienen ist.
Die Story des Spiels erzählt von dem Helden Nowa, der der lokalen Wache beitritt. Gemeinsam mit einigen Mitstreitern entdeckt er eine uralte Runenlinse, ein mächtiges Artefakt. Und wird schon bald Teil eines Krieges zwischen zwei Reichen, wo es an ihm selbst liegt, eine Katastrophe zu verhindern. Wozu er jede Menge anderer Recken rekrutieren muss.
Die Geschichte des Games ist zugegebenermaßen nur recht grob wiedergegeben worden. Ganz so, wie du es aus der Suikoden-Reihe her kennen könntest, gibt es hier viele Intrigen und politische Spielereien, die dann bald in ausgewachsene militärische Kampagnen eskalieren. Der Plot von Eiyuden Chronicle verkauft den Spieler nicht für dumm, sondern nimmt ihn ernst und präsentiert eine interessante und abwechslungsreiche Story mit komplexen Figuren.
Im Zentrum des Spiels steht natürlich Nowa, der nach und nach die titelgebenden 100 Helden um sich versammelt. Das ist auch das, weshalb du dir dieses Spiel holst. Wobei das Rekrutieren selbstverständlich nicht immer gleich abläuft. Manche Figuren treten einem nach einfachen Gesprächen bei, andere hingegen erfordern mehr Aufwand. Mal musst du eine bestimmte Anzahl an Ressourcen sammeln, mal musst eines der vielen Minigames absolvieren, die es überall gibt.
Das Schöne ist, dass die vielen Figuren, die du versammelst, Unikate sind. Sie sehen nicht nur optisch anders aus, sie haben ebenfalls unterschiedliche Persönlichkeiten. So sammelst du die Heilmagierin Francesca auf, die sich lieb und nett gibt, die aber ebenso gleichzeitig ein ziemlich übles Maul hat, wenn sie gereizt ist. Oder den Jäger Kuroto, der sehr philosophisch ist und am Ende eines jeden Kampfes gekonnt sein wallendes, blondes Haar in den Wind streift. Und das sind nur zwei von vielen Charakteren, mit denen du es im Laufe des Games zu tun hast.
Natürlich musst du nicht alle Helden einsammeln, um das Spiel durchzuspielen. Was insbesondere deshalb eine Erleichterung ist, weil einige Minigames dann doch dezent nervig ausfallen. Das Beyblade-Artige Beigoma, das du während des gesamten Spiels spielen kannst, ist mir ganz besonders negativ aufgefallen, weil es mir am Ende zu RNG-lastig war und ich nicht die Geduld hatte, mich da durchzubeißen. Ich schätze, ich bin für diese Art von Minispiel zu ungeduldig oder ich habe irgendwas Essentielles übersehen. Die Sache ist natürlich, wenn du Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes wirklich auf 100% durchspielen möchtest, musst du die gesamten Minigames machen. Da gibt es kein Vorbeikommen.
Natürlich gibt es in dem Spiel ebenfalls Kämpfe. In Partys von bis zu sechs Mitgliedern kann du dich dann auf dem Kampffeld gegen ebenso viele Gegner erwehren. Dabei können sich einige Feinde ebenso in der Luft befinden, wodurch sie nur von bestimmten Charakteren, die auch eine entsprechende Reichweite besitzen, angegriffen werden können. Die Auseinandersetzungen finden rundenbasierend statt, wo du vorab festlegen kannst, wer jetzt was macht, wobei du natürlich ebenfalls ein Auge auf die Reihenfolge, in der die Figuren drankommen, haben musst. Bei den Bosskämpfen gibt es zusätzlich ebenso Gimmicks, die diese Kämpfe abwechslungsreicher machen. So musst du bei einem Gefecht zwischen zwei Grimmoires wählen, die dann einen Hammer heraufbeschwören, die erheblichen Schaden beim Boss machen. Problem ist, du musst raten, wo er auftaucht.
Da du des Öfteren in Gefechte gerätst und auch später viel Grinden musst, um Gold und XP zu Farmen, gibt es eine nette Funktion, die mich an das Gambit-System auf Final Fantasy XII erinnert hat. Damit kannst du die Gefechte automatisch ablaufen lassen oder den Ablauf erleichtern, in dem du vorher festlegst, welche Aktion deine Charaktere unter welchen Bedingungen machen sollen. Das verleiht dem Kampfsystem ordentlich Tiefe und ist für mich eines der Highlights von Eiyuden Chronicle.
Doch gibt es nicht nur die traditionellen Kämpfe. Ebenso existieren es auch die taktischen Auseinandersetzungen, wo du keinen direkten Einfluss auf die Einheiten hast. Stattdessen bestimmst du nur grob, wie sie sich verhalten oder bewegen sollen, der Rest entscheidet dann die KI. Es wirkt auf mich wie eine Mischung aus Fire Emblem oder Total Wars.
Außerdem gibt es natürlich ebenso den Stützpunkt, den du im Laufe des Games ausbauen kannst. Zu diesem Zweck sammelst du die vielen verschiedenen Materialien, die es überall gibt. Auch das war ein Teil des Spiels, der mir am meisten Spaß machte, weil ich hier wirklich sehen konnte, wie ich Fortschritt machte. Vor allem dann, als endlich die ersten Läden im Unterschlupf auftauchten und mir das Leben so etwas erleichterten.
Grafisch ist das Game Licht und Schatten. Es sieht fantastisch aus und der Kampfscreen gefällt mit detaillierten Animationen, wie Gras, dass sich im Wind bewegt. Auch das Characterdesign ist vielfältig und grandios. Doch wenn es um die Oberwelt oder das Innenleben von Dörfern und Städten geht, da schwächelt das Game. Die Oberwelt wirkt leblos und hat eine grauenvolle Kamerasteuerung. In Dungeons, Dörfern und Städten fällt hingegen auf, dass Details nachgeladen werden und du siehst, wie Schatten oder letzte Texturen wirklich vor einem hergeladen werden. Dafür kann die Musik überzeugen. Die jeweiligen Stücke sind bestens komponiert und hören sich fantastisch an.
Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes hat seine Schwächen, das möchte ich nicht verheimlichen. Einige Minigames sind nicht so gut geworden und optisch sorgen nachlade und eine leblose Oberwelt für Minuspunkte. Doch ich hatte meinen Spaß. Das Sammeln der Helden, die alle unterschiedlich sind, das Ausbauen des Stützpunktes, die Musik und die Geschichte... All das sorgt dafür, dass das Game für mich wirklich ein Highlight des Jahres ist!