Die Invasion ist in vollem Gange, Gamearths Streitmacht scheint chancenlos. Als ob das nicht schon reicht, muss Shine mit ansehen, wie es Gamearths größten Helden dahinrafft. Kurz zuvor übergibt ihm dieser jedoch Rise. Fortan dürfen wir damit nicht nur die bösen Buben niederstrecken, sondern sehen uns im Minutentakt den hämischen Kommentaren, der, von dieser Situation nicht begeisterten, Waffe ausgesetzt. Immerhin finden sich zwischen den harschen Worten immer wieder nützliche Tipps. Wir lernen, wie sie einzusetzen ist, Schussart (z.B. Elektroschuss) und Eigenschaft (z.B. Lenkschuss) wird ebenso erläutert wie die komplette Spielmechanik. So stapfen wir durch die zerstörte Stadt und treffen an nahezu jedem Eck auf Hommagen an andere Spiele.
Rise & Shine ist, optisch und erzählerisch, ein Fest für Videogameenthusiasten. Bereits in den ersten paar Minuten krachen R-Type Fighter vom Himmel. Der „große“ Held zu Beginn hat extreme Ähnlichkeit mit Nintendos Link. Überhaupt sind die meisten Figuren an Charaktere aus anderen Spielen angelehnt oder direkte Verballhornungen. Auch Gears of War bekommt sein Fett weg.
Leider bezieht sich dieser Höhenflug einzig und allein auf die Optik. Spielerisch ist Rise & Shine durchwachsen. An sich bewegt man sich auf bekannten Pfaden. Laufen, springen, ballern. Es könnte so einfach sein. Ein Wort passt hier perfekt: überambitioniert! Statt es bei der simplen, eingängigen Formel zu belassen, überfrachtete man Spiel und den Spieler. Es wird nicht nur geschossen. Wie bereits gesagt gibt es verschiedene Schüsse, welche dazu über unterschiedliche Schussmodi verfügen. In der Theorie interessant, in der Praxis aber reichlich hektisch.
Mit RT schießt ihr, mit LB wechselt man die Schussart und per RB den Schussmodus. Auch in diesem Spiel gilt: der eine oder andere Gegner ist für einen bestimmten Schuss anfällig. Also muss man im Eifer des Gefechts nicht nur darauf Achten zu treffen. Nein, ihr müsst noch dazu den passenden Schuss auswählen und ggf. das Projektil per Hand ins Ziel lenken. Natürlich immer ohne selbst getroffen zu werden. Denn Rise hält verdammt wenig aus. 2-3 Treffer und ihr seit Geschichte oder besser ein blutiger Matschhaufen. Zahlreiche andere Schüsse von Standardgegnern schicken euch direkt ins Jenseits. Nicht zu vergessen die versteckten Fallen wie z.B. Mienen, welche euch ebenfalls einen Instant Death spendieren. Sofern ihr das alles auf die Reihe bekommt, behaltet unbedingt die Munitionsanzeige im Auge! Viel passt nicht rein in den guten Shine und nichts wirkt sich fataler aus als eine nachladebedingte Feuerpause im ungünstigsten Moment.
Rise & Shine ist optisch klasse, die Story für uns Nerds ein Fest. Man kann schon ein eigenes Spiel draus machen, wer alle Anspielungen zuerst erkennt. Das Spiel ist, genau betrachtet nicht unfair und hätte man es als reinen Metal Slug Klon aufgezogen stünde hier Kandidat für den Run n Gun Olymp. Aber auch im Fazit muss ich das Wort überambitioniert verwenden. Es ist einfach zu viel es Guten. Waffe wechseln nach Art und Eigenschaft, auf Knopfdruck in Deckung gehen sowie das im Auge behalten der Munitionsanzeige. Das alles gepaart mit einem beinharten Schwierigkeitsgrad der im weiteren Verlauf nahezu keine Fehler toleriert führt zu einem ungemein frustigen Spielerlebnis. Ich hätte mich gerne bis zum Ende durchgebissen, bei mir überwiegt jedoch der Frust. Viele Spieler dürften ähnlich empfinden. So wird denn auch den größten Teil der witzigen Story kaum jemand zu Gesicht bekommen..
Leider eine Menge verschwendetes Potenzial.