Wonder Boy ist dabei keine Kreation von SEGA. Die Spiele sind das Werk von Ryuichi Nishizawa und seinem Studio Westone. Berüchtigt ist die Reihe zudem dafür, unter verschiedenen Namen unterschiedliche Systeme beehrt zu haben. So gehört die ursprüngliche Marke Wonder Boy zwar SEGA, aber unter anderen Titeln, aber mit identischem Gameplay sind auch Konkurrenzsysteme mit einigen der Abenteuer versorgt worden. So kennen Nintendo-Fans den ersten Teil als Adventure Island, während das dritte Spiel auf der PC Engine als Dragon‘s Curse bekannt ist. Besagter Teil dient im Master-System-Original auch dem neuen Release als Vorbild, einem Remake von Wonder Boy III: The Dragon‘s Trap.
Die 1989er Master-System-Fassung gilt als besonderer Hit auf SEGAs 8-Bit-Konsole. Der Held, der einst in einem simplen Jump 'n' Run die Bühne betrat begeisterte Spieler in einem Mix aus Hüpfspiel, Action-Adventure und was wir heute ein "Metroidvania" nennen.
Fortan gibt es nur ein Ziel für den verunstalteten Heroen: Sich auf die Suche nach einem Heilmittel zu machen und wieder ein Mensch werden! Wirklich erzählt wird dabei die Story nicht. Händler haben etwas Text, ansonsten gibt es keinen weiteren Handlungsbogen zu verfolgen, als dass man immer neue Gebiete erschließt und die ansäsigen Monster besiegt.
In Gestalt des kleinen Echslings vermag Wonder Boy nicht zu schlagen, sondern Feuer zu speien. Aber keine Sorge, Angriffsboni durch ausgerüstete Waffen werden trotzdem gewährt. Das ganze Spiel hindurch können nämlich immer neue Schwerter, Schilde und Rüstungen gegen von bezwungenen Gegnern hinterlassenes Gold erworben werden.
Die Welt steht dem Verfluchten in Prinzip offen, aber bald machen unüberwindbare Hürden doch die Richtung klar, in die es geht.
Wie nicht anders zu erwarten ist mit geht nicht alles glatt und statt in einen Menschen verwandelt sich der Spielercharakter im Laufe des Abenteuers in eine Maus, einen Piranha, einen Löwen und einen Falken. Alle menschenähnlich und im Gegensatz zum Drachen mit Schwert gerüstet, aber jeder mit seiner Eigenheit.
So ist der Mäusling sehr klein und kann daher durch winzige Öffnungen krabbeln. Zudem hat er die Möglichkeit auch der Schwerkraft zu trotzden und sich an bestimmten Oberflächen entlang zu bewegen. Der Piranhaling kann schwimmen und dadurch tiefste Gewässer erforschen. Der Löwling ist besonders stark und schwingt sein Schwert so weit, dass Monster über und unter ihm erwischt werden. Zu guter Letzt vermag der Falkling natürlich durch die Lüfte zu fliegen.
Man kann anfangs allerdings nicht beliebig die Form wechseln. Ein mal verwandelt steckt man zunächst im aktuellen Körper fest, bis man entweder einen Verwandlungsschrein besucht oder ein besonderes Schwert erhält, dass es einem ermöglicht unterwegs nach Lust und Laune zu morphen.
Der Spielablauf ist dabei immer ähnlich. Man hüpft und kämpft sich durch das Land, erreicht irgendwann hoffentlich den lokalen Endgegner und verwandelt sich nach dem Sieg in etwas neues. Einen dauerhaften Tod gibt es nicht. Verliert man alle Herzen, so wird man aller Hilfsobjekte beraubt (begrenzt nutzbare Spezialangriffe) und erwacht wieder im Dorf. Immerhin das gesammelte Gold bleibt erhalten. Trotzdem ärgerlich, muss doch der gesamte Weg zum Boss danach wieder zurück gelegt werden.
Die Spieldauer ist mit 5 - 7 Stunden im ersten Anlauf nicht allzu lang. Jedoch gibt es Geheimnisse zu entdecken und mehrere Schwierigkeitsgrade, ein Wiederspielwert ist also definitiv vorhanden.
Lobend erwähnen sollte man noch die komplett deutsche Übersetzung. Viel Text gibt es zwar nicht, aber was da ist ist äußerst witzig und liebevoll ins Deutsche (und zahlreiche andere Sprachen) übersetzt worden.
Wonder Boy: The Dragon's Trap ist ein Remake, wie es sein soll. Man hat einen zeitlosen Klassiker genommen, und nichts von dem verschlimmbessert was ihn ausgemacht hat. Die Qualität von einst wird nur durch die tolle ausiovisuelle Frischzellenkur hervorgehoben und neuen Spielern zugänglich gemacht. Alles ist so nah am Original dass auch jemand, der noch nie mit einem Master System gespielt hat nach dem Zocken dieses Titels das Original nahtlos weiterspielen könnte. Einzig und allein die etwas zu weit nachschlitternden Bewegungen des Helden und vielleicht, dass man lange Zeit nicht ohne weiteres die Gestalt und damit die Fähigkeiten wechseln kann sind ein bißchen Kritik wert. Aber das traf ebenso auf die Vorlage zu. Insgesamt ein wirklich vorbildliches Spiel, das zu begeistern weiß.