Nun ist es Zeit für das Sequel. Und Entwickler Firaxis hat nicht geschlafen. So gut der Vorgänger auch aufgenommen wurde, so gab es doch auch kritische Stimmen. Diese sind nicht auf taube Ohren gestoßen, man war bemüht viele Mankos auszumerzen.
Die Handlung von XCOM 2 beginnt 20 Jahre nach der des Vorgängers. Den Spielerleistungen zum Trotz haben die Aliens den Krieg gewonnen und mit einer menschlichen Marionettenregierung einen Frieden auf der Erde unter ihren Fittichen erzwungen. Der Propaganda zum Trotz gibt es aber Widerstand: Die Überreste von XCOM regen sich, überall auf der Welt finden sich kleine Widerstandszellen. Ist die breite Masse von Versprechungen eines besseren Lebens und menschlichen Fortschritts eingelullt, so ahnt XCOM, dass den Besuchern nicht am Wohl der Erdbewohner gelegen ist. Als der ins künstliche Koma versetzte Körper des Commanders von XCOM (dem Spieler) nach zwei Jahrzehnten aus der Alien-Gefangenschaft befreit wird, ist es Zeit, zurückzuschlagen.
In den Einsatz kann XCOM zwischen 4 und 6 Einheiten, je nach Spielfortschritt entsenden. 5 Charakterklassen stehen einem dabei zur Verfügung. Der schnelle Ranger, perfekt für Aufklärung geeignet und neben der Schusswaffe mit einem Schwert bewaffnet. Der Grenadier bewegt sich nicht allzu weit pro Runde, kann aber mit schweren Waffen aufwarten und sogar Deckungen zerstören. Der Spezialist arbeitet mit Drohnen, die beim hacken von Computern und Gegnern helfen oder heilen können. Als Scharfschütze kann man aus der Entfernung einen Feind nach dem anderen erledigen. Und der Psi-Agent zuletzt hat spezielle Fähigkeiten, die bis zur Gedankenkontrolle gehen.
Zweite große Neuerung, und Hauptkritikpunkt am Vorgänger sind die Schlachtfelder. Waren sie im Erstling noch von Hand gestaltet und wiederholten sich, so wurde diesmal auf Wunsch der Fans auf zufallsgenerierte Karten gesetzt. Dies steigert den Wiederspielwert und bringt auch ein Feature der Originale zurück. Die Maps funktionieren dabei wunderbar.
Da XCOM 2 nicht von der Verteidigung der Erde, sondern der Rückeroberung handelt, ist die Ausgangssituation anders. Kontakte zum Rest der Welt müssen erst aufgebaut werden, der Spieler beginnt in der Isolation in der Arktis. In den von Aliens beherrschten Gebieten wird am Avatar-Projekt geforscht, welches das Ende der Menschheit herbeiführt. Ein Fortschrittsbalken zeigt an, wie weit die Invasoren bereits fortgeschritten sind. Nur durch die Ausweitung der eigenen Reichweite können Aktionen ausgeführt werden, um das Avatar-Projekt überall auf der Welt zu sabotieren und zurückzuwerfen. Wartet man zu lange und lässt sich Gelegenheiten zum Eingriff entgehen, so kann das Game Over winken. Wer Pech hat wird mit Fortschritten am Projekt konfrontiert, die ausgerechnet in Teilen der Welt gemacht werden, die noch nicht erreichbar sind. Passiert dies öfter, oder sind vielleicht die Soldaten verletzt und können nicht eingreifen kann man scnell in Zugzwang geraten.
Dieses Time-Limit, das Wettrüsten mit den Aliens bringt eine tolle taktische Komponente ins Spiel. Es ist immer eine schwere Entscheidung wie man vorgeht und die nächsten Tage nutzt. Eine neue Waffe erforschen, oder lieber Kontakt zu einer neuen Region herstellen? Eine wichtige Story-Forschung betreiben oder erst einmal Informationen entschlüsseln? Einen Angriff der Aliens auf ein Widerstandslager zurückschlagen mit schlecht ausgebildeten Truppen, oder das Lager opfern und dafür keine Soldaten in den Selbstmord schicken?
Keine Schwierigkeiten macht die Steuerung mit dem Controller. Mit dem Analogstick wird geschmeidig navigiert, die Symbolleiste für Aktionen ist flott durchgescrollt. Standardaktionen wie Feuerschutz benötigen nur einen Tastendruck.
Die Grafik des Spiels ist auf der PS4 nett, aber unspektakulär. Weitgehend läuft das Spiel dabei flüssig. Erst in der vorletzten Schlacht hatte ich mit starken Slowdowns zu kämpfen, was wohl der bis dahin nicht dagewesenen Kartengröße geschuldet ist. Die Ladezeiten sind dagegen über das ganze Spiel hinweg ein großes Manko. 2 - 3 Minuten Ladezeit vor und nach Missionen sind die Regel. Irritierend war hier ein Bug, der ausgerechnet bei den letzten Missionen statt eines Ladebildschirms einen schwarzen Bildschirm zeigte. Man ist leicht versucht zu glauben, das Spiel sei abgestürzt. Die Endsequenz lief dafür gleich zwei mal ab. Wieso sich die Fehler im Spiel fast ausschließlich auf das Finale beschränken, ist unerklärlich. Aber so ärgerlich sie sind, so gab es bis dahin doch zig Stunden nur durch lange Wartezeiten gestörten Spaß.
XCOM 2 hat mich regelrecht süchtig gemacht. Schon der Vorgänger hatte mir gefallen, doch dieses Spiel setzt noch mal klar einen drauf. Fordernd, aber nicht unmöglich. Komplex, aber nicht unverständlich. Dazu eine saubere Grafik und die meiste Zeit flüssig. Nur die extremen Ladezeiten und einige Bugs zum Spielende hin stören. Trotzdem eines der besten Spiele des Jahres für mich!