Fight Night Champion im Test

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Was unterscheidet packende Boxkämpfe von Filmen wie Rocky? Das eine ist reiner Sport, das andere ist reines Popkornkino. Den Sport hat EA bisher super mit ihrer Fight Night Reihe simuliert, die Story eines Boxstreifens hat den Spielen aber immer gefehlt. Bisher, denn der neueste Streich der EA Canada Studios, Fight Night Champion, bringt eben diesen mit und vereint zum ersten Mal die realistische Boxsimulation mit den Stärken eines guten Boxfilms.

Startet ihr das Spiel zum ersten Mal, staunt ihr nicht schlecht, als ihr nicht etwa das Hauptmenü zu sehen bekommt, sonders erst einmal durch einen harten Schlag auf den Ringboden geschickt werden. Sofort findet ihr euch nämlich am Anfang des neuen Champion Modus wieder. In der Rolle von Andre Bishop gilt es erst einmal, wieder auf die Beine und heil in eure Ringecke zu kommen. Nach ein paar motivierenden Worten eures Trainers geht's dann in die nächste Runde. Schließlich besiegt ihr euren Gegenüber mit wilden Punches und erst dann werdet ihr gefragt, ob ihr den Story Modus fortsetzen oder ins Hauptmenü wechseln wollt. Hier merkt man schon, dass ein frischer Wind in der Fight Night Franchise weht. Der Story Modus überzeugt anfangs schon so sehr, dass man auf das Hauptmenü pfeift und sich die nächste grandios gemachte Zwischensequenz anschaut.

Und so gut, wie der Champion Modus angefangen hat, so gut geht es auch weiter. Ihr erlebt die Geschichte in der Haut von Andre Bishop und seinem Aufstieg in die Amateurliga. Als ihr das Angebot eines korrupten Managers ablehnt, kriegt ihr wenig später Besuch von ebenso korrupten Cops, die euch schnell in den Knast bringen. Hier scheint eure Karriere zu Ende zu sein, aber ehe ihr euch verseht, landet ihr in einem provisorischen Ring und schlagt euch mit tattoowierten und glatzköpfigen Häftlingen, die euch an die Pelle wollen. Fortan beschließt Bishop nicht aufzugeben und so trainiert ihr im Kast weiter, sammelt Masse und erreicht nach eurer abgesessenen Zeit die Profiklasse. Zurück in der Realität folgt euer Aufstieg in so rasanter Geschwindigkeit, dass selbst Hollywood neidisch werden könnte. In klassischer Popkornkino Manier werdet ihr Zeuge von Gier, Macht und Korruption im harten Boxgeschäft.
 

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Im Prinzip läuft der Story Modus recht linear ab. Ihr seht euch eine Zwischensequenz an, bestreitet dann einen Kampf, der wieder von einer Zwischensequenz gefolgt wird. Und so geht es dann immer weiter dem Ende zu. Abwechslung wird euch dafür aber im Ring geboten, denn anstatt die Kämpfe auf normale Art zu bestreiten, werdet ihr mit "Missionszielen" (so will ich das mal nennen) konfrontiert. Anfangs kämpft ihr in der Amateurliga zwar noch nach Punkten, aber schon bald sieht die Realität ganz anders aus. So bekommt ihr es in einem Kampf mit einem korrupten Schiedrichter zu tun, der sich weigert, euch die verdienten Punkte je Runde zu geben. Um den Ring doch noch als Sieger verlassen zu können, müsst ihr euren Gegner folglich K.O. schlagen. In einem anderen Kampf beispielsweise wird euch das Ziel vorgebeben, euren Gegner innerhalb einer bestimmten Zeit auf die Bretter zu schicken. Doch euer Gegenüber verhält sich die ganze Zeit so devensiv, dass es gar nicht mal so einfach ist, einen sicheren Schlag zu landen. Diese abwechslungsreichen Kämpfe, gepaart mit den super gemachten Zwischensequenzen sind es, die den Story Modus so gut machen. Wahrlich eine Bereicherung für Fight Night Champion. Leider dauert der Story Modus nicht ewig lang. Nach guten 3-4 Stunden hat man alles gesehen und kann dann auch in Ruhe das weitere Hauptmenü erkunden.

Seid ihr dann im Hauptmenü angekommen, ist der Karriere Modus der nächste Punkt, der euch erwartet. Wer nun Fight Night Round 4 gespielt hat, weiß, was ihr hier erwartet. Ihr wählt euch einen Boxer aus dem breit gefächerten Roster oder erstellt euch selbst einen Kämpfer, bevor es dann an die Karriere geht. Besitzt ihr eine Xbox Vision Kamera oder das Playstation Eye, könnt ihr euer Gesicht auf euren Alter Ego übertragen und so eine weitere persönliche Note bei der Erstellung eures Superstars einbringen. Was folgt ihr die Verteilung von Fähigkeitspunkten, dem eisernen Training in Form von Minispielchen und natürlich beinharten Fights, die auch in der Amateurliga anfangen. Es ist ja bekanntlich kein Meister vom Himmel gefallen und so müsst ihr euch auch im Karriere Modus bis in die Profiliga arbeiten. Hier wird euch also bekanntes geboten, was neben dem Champion Modus Solospieler aber bekanntermaßen lange bei Laune halten wird.
Steht ihr einmal im Ring, habt ihr zwei Möglichkeiten, wie ihr den Kampf bestreitet. Zum einen gibt es die im Vorgänger eingeführte Full Spectrum Control Steuerung. Diese hat bei Fight Night Round 4 noch für viel Kritik gesorgt, was einen Patch zur Folge hatte. Hier gibt es diese Steuerungsmöglichkeit auch, die euch das Schlagen per rechtem Analogstick erlaubt. Geht ihr mit diesem nach unten, führt euer Boxer beispielsweise einen Uppercut aus, links und rechts auf dem Analogstick sind für Seitwärtshacken gedacht und mit oben regnet es eine Gerade auf euren Gegner. Mit RB könnt ihr eure Schläge noch verstärken und mit fließenden Bewegungen des Analogsticks ganze Kombos auf eurer Gegner niederlassen. Ich persönlich bin ein Freund der Full Spectrum Punch Controll, weil sie eine äußerst präzise Steuerung erlaubt, hat man sich denn mit dem Analogstick eingespielt, es gibt nämlich schon eine Lernkurve, die gemeistert werden will. Wer sich mit dieser Steuerungsmöglichkeit nicht anfreunden kann oder will, der kann weiterhin auf Knopfdruck kämpfen. Hier artet Fight Night Champion schon fast zu einem waschechten Prügler aus, da die taktische Tiefe etwas verloren geht.

Sollte der Gegner mal in die Offensive gehen, müsst ihr euch natürlich verteidigen. Mit LT weicht ihr seinen Schlägen aus und durch Drücken von RB reißt ihr eure Arme zur Deckung hoch. Und hier steckt schon ein erster Kritikpunkt, denn das Spiel nimmt euch das Verteidigen ab. Musstet ihr in den Vorgängern eure Blocks noch selber auf die Reihe kriegen, erledigt dies nun das Spiel für euch. Überhaupt merkt man deutlich, dass das Spiel mitsamt Steuerung einfacher und einsteigerfreundlicher gemacht wurde. Profis könnten sich nun über den verlorenen Anspruch aufregen, Neulinge werden sich aber dagegen freuen und sofort ihren Spaß mit Fight Night Champion haben.
 

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Aber das die Steuerung ein wenig entschärft worden ist, hat keinen Einfluss auf das weitere Gameplay. Wenn wir von der Bedienung absehen, ist der neueste Ableger genauso fordernd wie eh und je. Immer noch muss man ein Gleichgewicht zwischen Defensive und Offensive finden, wenn man den Kampf gewinnen möchte. Die Ausdauer ist es, die man stets im Auge behalten sollte, denn jeder Schlag, jede Bewegung eures Boxers wirkt sich darauf aus, wieviel er erteilen und wieviel er einstecken kann. Kenner der Fight Night Reihe werden sich sofort wohl im Ring fühlen, da EA das Bekannte glücklicherweise beibehalten hat.

Apropos Boxer: Bei der Auswahl eures Kämpfers hat EA wieder einmal alles richtig gemacht. Jeder Boxer, der Rang und Namen hat, ist in der Charakterauswahl zu finden. Seien es die Klitschko Brüder, David Haye, Ali, Tyson oder Provokateur Ray Jones Jr. Wollt ihr in den Ring steigen, habt ihr wirklich die Qual der Wahl!
War der Online Modus immer schon ein großer Bereich in der Franchise, der mit Ranglistenkämpfen, Turnieren und ganzen Weltmeisterschaften überzeugen konnte, ist es hier nicht anders. Die gewohnten Spielmodi findet ihr auch in Fight Night Champion unter dem Punkt des Online Multiplayers. Neu hingegen ist aber ein wahrlich geniales Feature, nämlich die Online Gyms. Ihr könnt euch also mit Freunden zusammenschließen und einen eigenen Boxclub gründen, unter dessen Flagge ihr dann fortan Boxkämpfe bestreitet. Aber nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb eures Gyms könnt ihr eure Clubmitglieder zu Kämpfen herausfordern und so wertvolle Erfahrung sammeln und teilen. Überhaupt werdet ihr mit dem Multiplayer eine Menge anhaltenden Spaß haben, da euch konsequent Meldungen über die Ranglistenführer gezeigt werden, als auch News aus der reellen Boxwelt.

Kommt man auf die Grafik zu sprechen, lässt sich dagen, dass Fight Night Champion sogar ein wenig besser aussieht als der ohnehin schon prachtvolle Vorgänger. Das liegt zum einen daran, dass die Modelle der Boxer verbessert wurden und diese nicht mehr diesen "Plastikglanz" aufweisen. Der Detailgrad ist immer noch unglaublich immens. Ihr könnt den Zustand eures Boxer regelrecht an seinem Gesicht ablesen, Muskeln werden sichtbar und realistisch dargestellt und ganz großes Hightlight sind die Einläufe und Wiederholungen, wenn ein harter Schlag euch oder euren Gegenüber trifft, ein Gemisch aus Speichel und Blut den Mund verlässt und sich mit Schweiß im Ring verteilt. Ganz großes Kino, was aber im Gegenzug zum Publikum steht, dass nicht die grafische Pracht aufweist. Zwar immer noch ganz anschaulich, stechen aber deutlich die Boxer hervor.
 

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Die Modelle der Boxer sind bis auf's kleinste Detail ihren wahren Vorbildern nachempfunden und bringen dementsprechend die nötige Atmosphäre in den Ring. Aber leider muss man sagen, dass nicht alle Boxer gelungen sind. Gleicht ein Ali, Tyson oder Haye seinem realen Vorbild unglaublich genau, sieht es bei anderen Boxern eher anders aus. Ganz krass aufgefallen ist es mir bei den Klitschko Brüdern. Diese sehen sich im Spiel so verdammt ähnlich, dass man meinen könnte, man hätte es hier mit Zwillingen zu tun. Aber auch die Mimik und das Gesicht an sich ist leider nicht ganz so gelungen wie noch bei Haye und Co. Schade, dass man hier wirkliche Unterschiede erkennen kann.

Soundtechnisch wird einem Bekanntes um die Ohren gehauen. EA ist bekannt für die guten Soundtracks bei ihren Sportspielen. Ihr kriegt einen Mix aus HipHop und R'n'B Track geboten, die allesamt zum Setting und der Atmosphäre des Sports passen. Genial ist auch die Sprachausgabe im Champion Modus, die aber nur in Englisch daher kommt. Wer die Weltsprache nicht beherrscht, muss mit deutschen Untertiteln vorlieb nehmen. Die Kulisse im Ring ist den Vorgängern ebenbürtig und zeigt auch hier, hauptsächlich im Storymodus, dass Akustik viel zum Spielspaß beiträgt.

Andrej meint:

Andrej

Fight Night Champion ist wahrlich ein Champion im virtuellen Boxring. Der neue Story Modus bringt frischen Wind ins Geschehen und überzeugt mir einer gut gemachten Geschichte, Inszenierung und abwechslungsreichen Kämpfen. Leider dauert der Story Modus nicht sehr lange. Aber das ist auch nicht weiter schlimm, da man auch so viel zu tun hat. Der bekannte Karriere Modus hält euch noch einige Stunden bei Laune und die Online Multiplayer mit den neuen Online Clubs sichert euch den Spielspaß auch noch über Monate hinweg. Klare Kaufempfehlung!

Positiv

  • gut gemachter Karrieremodus ...
  • grandiose Präsentation
  • genialer Multiplayer mit eigenen Online Clubs

Negativ

  • ... der leider ein wenig zu kurz kommt
  • vereinfachte Steuerung nicht für jedermann
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  • von daniel.dani:

    lumpi3 schrieb: genau die Powerschläge habe iwie nur den Effekt das meine Ausdauer runter rasselt, aber der Gegner steht wie eine 1 So richtig verstanden habe ich diese Kampfsportspiele nie. Da ist mir zuviel Glück dabei. Bei Street...

  • von lumpi3:

    genau die Powerschläge habe iwie nur den Effekt das meine Ausdauer runter rasselt, aber der Gegner steht wie eine 1

  • von daniel.dani:

    Hatte es am Wochenende auch mit Kumpels mal angezockt. Wirkt halt wie jeder Teil zuvor, nur dass man ein Glück wieder mit den Buttons zocken kann. Ich verstehe aber die Spielmechanik auch nicht richtig, ich lande z.B. mit Tyson hunderte von Powerschlägen und mein Kumepl (Ali) schwankt nicht mal....

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Fight Night Champion Daten
Genre Sport
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 3. März 2011
Vermarkter Electronic Arts
Wertung 8.9
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