Fight Night Round 4 im Test

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Nach wie vor erfreut sich der Boxsport größter Beliebtheit, da erscheint es auch nicht verwunderlich dass uns Publisher Electronic Arts nach einigen Jahren der Abstinenz wieder einmal mit einem neuen Ableger der erfolgreichen Fight Night-Reihe beehrt. Fight Night Round 4 heißt das gute Stück - was wirklich in dem Titel steckt klären wir in den folgenden Zeilen...


Mit Fight Night Round 4 möchte Electronic Arts erneut unter Beweis stellen dass es sich bei Titeln der Fight Night-Reihe nach wie vor um die Genre-Referenz handelt. Obwohl mittlerweile doch eine stattliche Anzahl an Box-Spielen erhältlich ist, lassen sich nur die wenigsten davon als ernstzunehmende Sport-Simulationen bezeichnen! Dementsprechend muss sich Fight Night Round 4 was den Konkurrenzkampf angeht wohl am ehesten mit dem eigenen Vorgänger Fight Night Round 3 messen. Letzterer hat mittlerweile zwar schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, gehört aber immer noch zu den besten Vertretern des Genres. Nichts desto trotz hat sich zwischenzeitlich einiges getan – Die Entwicklerriege von EA Sports war alles andere als untätig und präsentiert nach dreijähriger Entwicklungszeit erneut ein grandioses Sportspektakel...

Bevor wir uns aber dem eigentlichen Kampf widmen steht natürlich erst einmal Training auf dem Plan. Im anfänglichen Tutorial werden wir „sanft“ in die Materie eingeführt, was auch dringend notwendig ist wenn wir nicht vorzeitig den Ringboden küssen möchten. Die präzise Total-Punch-Steuerung ist äußerst umfangreich ausgefallen und es dauert schon einige Kämpfe bis unser Boxer genau das tut was wir von ihm möchten. Wie der Name schon sagt ist die Bedienung im Wesentlichen auf die verschiedenen Schläge ausgelegt die allesamt komfortabel mit dem rechten Stick ausgelöst werden. So lassen sich Jabs, Punches oder Uppercuts erstaunlich präzise an den Mann bringen und entwickeln sich in Verbindung mit den beiden Triggern oder Schultertasten nicht selten zu unheilvollen Schlag-Gewittern. Zur eigentlichen Steuerung unseres Boxers dient der linke Stick der ebenfalls mit Schultertasten oder Triggern kombiniert werden kann und das Repertoire um nahezu alle Bewegungs-Abläufe erweitert die auch aus realen Boxkämpfen bekannt sind. Ausweichen, Zurücklehnen, Blocken, Kontern, leichte und schwere Schläge zu Kopf und Körper oder Kombo-Attacken stellen nach etwas Übung kein Problem mehr dar und auch die nicht immer ganz regelkonformen Moves wie Kopfstöße oder Klammern sind auf Knopfdruck jederzeit abrufbar.



Fühlen wir uns gewappnet für den ersten Kampf kann es dann ja auch langsam los gehen! Zur Auswahl stehen die Spielmodi Schnellkampf, Karriere und Xbox Live. Für den kleinen Boxhunger zwischendurch ist der Schnellkampf erste Wahl. Aus einer stolzen Riege von insgesamt 45 Boxern, aufgeteilt in acht unterschiedliche Gewichtsklassen wählen wir unseren Favoriten aus und treten in 11 lizenzierten Arenen wahlweise gegen einen menschlichen Kontrahenten oder einen computergesteuerten Gegner an. Das Roster der Kämpfer liest sich dabei übrigens wie das Who is Who des internationalen & historischen Box-Sports! So ziemlich alle bekannte Namen von George Foreman oder „Iron“ Mike Tyson über Muhammad Ali bis hin zu Lennox Lewis und „Sugar“ Ray Leonard sind vertreten und warten darauf in den Ring geschickt zu werden.

Im Karriere-Modus besteht das Ziel darin vom Anfänger zum Profiboxer aufzusteigen. Hier steht es uns frei ob wir uns mit einem der vorhanden Stars oder einem selbst erstellen Boxer nach oben kämpfen. Entscheidet man sich für letztere Option gelangt man zum umfassenden Charakter-Editor - Neben Gesichtsform, Größe, Hautfarbe und Gewichtsklasse stehen auch unzählige Shorts, Handschuhe und körperliche Besonderheiten wie Tatoos oder Narben zur Auswahl. Zudem besteht die Möglichkeit das Äußere von vorhandenen Boxern nach den eigenen Wünschen zu verändern oder den Werdegang eines realen Superstars nachzuspielen. Sind wir zufrieden mit dem Aussehen unseres Rookies geht es auch schon ab in den Ring! Wie im echten Leben ist unser Boxer anfangs noch ziemlich unerfahren und nicht sonderlich gut in Form, wonach es folglich nur mit kleinen Schritten vorwärts geht.



Nach den ersten Sparrings-Kämpfen und viel Training bekommen wir die Chance uns einen Namen in der Amateurliga zu erkämpfen. Unzähligen Fights in schmuddligen Kellern und kleinen Arenen später werden wir immer besser und streben dementsprechend weiter nach oben. Ziel ist es natürlich irgendwann in einem weltbekannten Ring wie dem des MGM Grand-Casinos in Las Vegas vor tausenden von Zuschauern zu kämpfen. Früher oder später ist es dann auch soweit, die Profiliga ruft und wer könnte da schon Nein sagen?! Zwischen den einzelnen Kämpfen lohnen sich kurze Abstecher ins Trainingslager, unseren Kampfkalender oder in „meine Ecke“ - ein überschaubares Ingame-Menü wo wir unsere Fertigkeiten verwalten, neue Kämpfe auswählen und unsere Erfolge begutachten dürfen. Leider wird das Ganze verhältnismäßig nüchtern anhand von trockenen Statistiken, Übersichten und Menü-Unterpunkten präsentiert - etwas mehr Persönlichkeit wäre wünschenswert gewesen. Dennoch macht es Spaß auf der Karriereleiter nach oben zu klettern um mit etwas Glück letzten Ende zum neuen Champion gekrönt zu werden.

Im Kampf selbst erkennen wir an einigen Informations-Leisten am Bildschirmrand wie es um die Gesundheit, Ausdauer und den Schaden unseres Boxers steht. Für all jene denen diese Form der HUD-Darstellung etwas zu statisch vorkommt gibt es aber gute Nachrichten, der Zustand unseres Kämpfers wird nämlich auch hervorragend durch dessen Körpersprache vermittelt. Sind wir erschöpft werden die Schläge immer kraftloser, wir bewegen uns langsamer und stehen nicht mehr sicher auf unseren Beinen - Der Schaden den wir einstecken wird anhand realistisch aussehender Wunden und Bluteffekte dargestellt und auch die Treffer die wir landen gehen nicht spurlos an unseren Kontrahenten vorüber. Zur Erholung und dem Wiederaufladen der erschöpften Ressourcen dient nach dem Ende jeder Runde eine kleine Pause in unserer Ecke. Je nachdem wie gut wir gekämpft haben stellt unser Trainer mal mehr, mal weniger Punkte zur Verfügung welche dann entweder manuell oder automatisch in die Regeneration von Ausdauer, Gesundheit und Schaden investiert werden dürfen. Ist der Kampf schließlich durch ein technisches KO, den Sieg nach Punkten oder das geworfene Handtuch des Gegners beendet erscheint eine informative Kampfübersicht auf dem Bildschirm. Diese gibt Auskunft darüber aus welchen Schlägen sich unsere Kombinationen zusammengesetzt haben und wie viele davon den Kopf oder Körper des Gegners getroffen haben. Je besser wir kämpfen desto besser fällt natürlich auch das Urteil der Punktrichter aus, die vor allem Effektivität und Sauberkeit bewerten.



Für all jene die nichts mit dem Box-Sport anfangen können sieht ein Kampf im Fernsehen meist nur so aus, als ob sich zwei Männer gegenseitig nach allen Regeln der Kunst verprügeln. In Wirklichkeit steckt aber wesentlich mehr Taktik dahinter, als es den Anschein hat. Das wird uns im Spiel spätestens bewusst wenn wir das erste Mal vom cleveren KI-Kontrahent aus den Latschen gehaut werden. Mit Button-Smashing hat man hier keinen Erfolg, nur die richtige Mischung aus offensivem und defensivem Verhalten führt möglicherweise zum Sieg. Und die Betonung liegt hier eindeutig auf „möglicherweise“, die KI ist äußerst schlagfertig, passt sich dem eigenen Box-Stil an und sorgt ausnahmslos für anspruchsvolle Kämpfe. Dennoch bleibt der Titel jederzeit fair und wartet mit ungemein motivierendem Gameplay auf, Fight Night Round 4 ist ein typischer Easy to Learn – Hard to Handel-Kandidat! Wer die nötige Geduld aufbringt und sich ausführlich mit der vielseitigen Steuerung auseinandersetzt kann seinem Boxer einen individuellen Stil antrainieren und tänzelt früher oder später wie der König des Dschungels durch den Ring.

Dennoch, Strategie ist alles! Wer das Blocken oder Ausweichen vernachlässigt und nur stur drauf los prügelt bekommt schon nach kurzer Zeit die Quittung dafür und zwar anhand einer blutenden Platzwunde, einem blauen Auge, einer geschwollenen Nase oder noch schlimmer, einem frühzeitigen KO! So eine Abfuhr ist zwar mehr als ärgerlich, aber erstens lernt man am besten aus den eigenen Fehlern und zweitens ist Fight Night Round 4 so ziemlich das einzige Spiel beim dem das Verlieren tatsächlich gut aussieht. Das liegt in erster Linie an der grandiosen Präsentation des Titels! Selbst wenn unser Boxer gnadenlos aufgemischt wird sieht das einfach nur gut aus. Man fühlt quasi den Schmerz eines jeden Schlages am eigenen Körper, unser Boxer taumelt, ringt nach Luft, sackt in den Ringseilen zusammen oder kracht nach einem harten Treffer wie ein Baum auf den Boden. Ob man die muskelbepackten Fleischberge als schön bezeichnen möchte sei in diesem Zusammenhang zwar einmal dahin gestellt, wenn es aber um die optische Darstellung samt Animationen geht ist dieses Wort doch ziemlich passend gewählt.



Noch nie haben sich virtuelle Athleten ähnlich geschmeidig bewegt oder so realistische Gesichtsausdrücke aufgesetzt die sich bei einem gegnerischen Treffer natürlich entsprechend verformen. Dazu kommen superbe Schweiß- und Bluteffekte, unzählige Details und ein Wiedererkennungswert der seinesgleichen sucht. Anlass zur Kritik gibt es lediglich beim Drumherum! Wie in den meisten Sport-Spielen wurde nämlich vor allem das Design des Publikums in den hinteren Reihen etwas vernachlässigt und viele der Zuschauer ähneln eher leblosen Papp-Kameraden als menschlichen Wesen. Im Vergleich zu den fabelhaft animierten Boxern, den hübschen Runden-Girls und den ansprechend umgesetzten Arenen sind das aber nur Peanuts die während eines Fights ohnehin nicht weiter auffallen. Selbstverständlich werden auch der Einzug der Boxer in die Arena und der hart erkämpfte Sieg stilecht zelebriert und von rockigen Klängen hinterlegt. Dazu kommt ein fantastisches Instant-Replay welches die Schlüsselmomente des Kampfes wie etwa das zu Boden gehen eines Boxers oder die Landung eines besonders harten Schlages eindrucksvoll in Szene setzt.

Auf eine deutsche Synchronisation wurde zugunsten der Atmosphäre verzichtet, was definitiv die richtige Entscheidung war. Die Kommentatoren die das Kampf-Geschehen unter die Lupe nehmen sprechen feinstes Englisch und zwar in genau der aus dem Fernsehen bekannten Tonlage. Bis auf die Tatsache dass sich viele der Sprüche recht häufig wiederholen gibt es an der Vertonung des Titels absolut nichts auszusetzen. Neben dem Gröhlen der Zuschauer und den Kommentaren der Sprecher sollten auch die „allgemeinen Geräusche“ lobend erwähnt werden – Die einzelnen Schläge und Treffer sehen nicht nur schmerzhaft aus, sondern hören sich auch dementsprechend an, zudem wird stilecht geächzt, gestöhnt und auf den Ringboden gestampft was das Zeug hält. Auch der größtenteils aus Rock- und Hip Hop-Beats bestehende Musikmix passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Übrigens sind alle Texte, Ingame-Menüs und Statistiken ins Deutsche übersetzt was etwaige Sprachdifferenzen komplett ausschließt.



Zu guter Letzt widmen wir uns noch dem gelungenen Online-Mehrspielermodus des Spiels. Über den Menüpunkt Xbox Live habt ihr die Möglichkeit knackige Einzel-Kämpfe mit anderen Spielern oder ganze Meisterschaften und Kampf-Serien ins Leben zu rufen um euch zum Online-Champion in einer der acht verfügbaren Gewichtsklassen hochzuarbeiten. Da der Champ wie im echten Leben jederzeit herausgefordert werden kann und seinen Titel entsprechend verteidigen muss kommt keine Langeweile auf und auch der Multiplayer-Spielspaß ist gesichert.

Harry meint:

Harry

Der König ist tot, es lebe der König! Nach Fight Night Round 3 steht ein neuer Titel an der Spitze des virtuellen Boxsports - Fight Night Round 4 bietet alles was Fans sich wünschen. Eine umfangreiche Solokampagne samt motivierendem Gameplay, nahezu perfekte Spielbarkeit, unzählige Profi-Boxer die ihren realen Vorbildern bis aufs letzte Haar nachempfunden sind und zu guter Letzt einen tollen Mehrspieler/Online-Modus der wochenlangen Spielspaß garantiert . Bis auf wenige technische Mängel und Kleinigkeiten wie die etwas trockenen Menüs und Statistiken haben die Entwickler hervorragende Arbeit geleistet und eine Sportsimulation auf die Beine gestellt die plattformübergreifend ihresgleichen sucht. Für jeden der auch nur im Entferntesten etwas mit dem Boxsport anfangen kann ist der Titel ohnehin Pflicht und auch alle anderen sollten zumindest einen Blick riskieren. Nach UFC 2009 bekommen wir mit Fight Night Round 4 in diesem Jahr schon den zweiten Titel spendiert in dem der virtuelle Kampf Mann gegen Mann nahezu perfekt zelebriert wird.

Positiv

  • Motivierendes Gameplay
  • Tolle Präsentation
  • Intuitive Bedienung

Negativ

  • Keine wirkliche Story
  • Viele trockene Menüs und Statistiken
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Fight Night Round 4 Daten
Genre Sport
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 23.06.2009
Vermarkter ElectronicArts
Wertung 8.8
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