Nachdem letztes Mal der Funke bei den Fans nicht so wirklich rüber springen wollte, gelobt Publisher Capcom nun Besserung und schickt MotoGP 09/10 ins Rennen. Entwickelt wurde das Ganze von einem Studio, welches vorher mit Rennspielen nichts am Hut hatte. Kann das gut gehen? Unser Test wird es zeigen.
Legt man die Disc ins Laufwerk, wird man von dem großen Umfang, den der Racer zu bieten hat, fast erschlagen. Aber nur fast, wie man nach genauem Hinsehen feststellen wird. Anfangs könnt ihr nämlich nur mit der kleinsten 125cc-Klasse auf die Piste gehen und habt nur minimalen Zugriff auf Modi, Strecken oder Fahrer und ihre Bikes. Wer also in der Königsklasse des MotoGp mitfahren möchte, der muss viel Geduld mitbringen und erst unzählige Stunden in Meisterschaften der 125cc- und 250cc-Klasse stecken. Ich persönlich habe nichts gegen freispielbaren Content, aber man hat das Gefühl, dass die Entwickler übertrieben haben. Mehr Spielraum zum Spielstart wäre wünschenswert gewesen. Habt ihr aber Geduld bewiesen, winken euch nach und nach viele Modi, Bikes, Fahrer und Strecken. So könnt ihr euch zwischen dem Meisterschafts-Modus, dem Karriere-Modus und dem Aracade-Modus entscheiden. Dabei unterscheiden sich die Modi allesamt im Detail. Der Meisterschafts-Modus erklärt sich eigentlich von selbst. Ihr wählt ein Alter-Ego und rast um den ersten Platz auf dem Treppchen. Die Karriere ist das eigentliche Herzstück des Spiels. Habt ihr euren eigenen Fahrer kreiert, könnt ihr nun an eurem Erfolg arbeiten und die Saison angehen. Im Karriere-Modus müsst ihr zusätzlich ein ganzes Team verwalten, welches mit dem Spielfortschritt immer weiter wächst. So könnt ihr Angestellte einstellen, die sich dann um die PR sorgen oder an neuen Technologien forschen und so euren fahrbaren Untersatz verbessern. Für MotoGP-Fans ist der Karriere-Modus eine Offenbarung, auch wenn die Menüführung nicht wirklich überzeugt.
Kommen wir zum Arcade-Modus. Hier geht es etwas anders zu. Zwar spielt sich das Spiel nicht anders, wie man vielleicht am Namen Arcade denken könnte, nein, hier findet ihr den gleichen Inhalt wie bei der Meisterschaft. Der Unterschied liegt aber in den Rennen. So läuft ein Timer, wenn ihr auf der Piste seid und nur durch gute Manöver und fehlerfreies Fahren kriegt ihr die nötigen Sekunden, um die Zeit oben zu halten. Läuft der Timer ab, bleibt euer Bike stehen und die KI-Fahrer freuen sich. Zwar könnt ihr einen neuen Timer starten, aber bis die Option erscheint, seid ihr schon längst Letzter und die Motivation ist auch dahin. Spannend ist der Arcade-Modus aber allemal und ihr fahrt jederzeit konzentriert, darauf bedacht, eine gute Show abzuliefern und wertvolle Sekunden zu sammeln. Inhaltlich findet ihr alle Fahrer und Teams der 2009-Saison, aber Capcom hat ein löbliches Ass im Ärmel. So bietet das Spiel die Möglichkeit, alle Daten der neuen Saison zum Saisonstart per kostenlosem DLC herunter zu laden und das Spiel somit auf den neuesten Stand zu bringen. Eine sehr vorbildliche Geste seitens Capcom, wie ich finde. So könnt ihr euch doppelt austoben und kriegt über Wochen hinweg massig Inhalt geboten. Einziger Wermutstropfen ist, dass euch das Spiel alles vorgibt. Ihr könnt keine Einstellungen, wie z. B. Rundenzeit, ändern. Aber kommen wir zum Eigentlichen. Wie fährt sich das neue Moto GP 09/10? Hier merkt man deutlich, dass sich die Entwickler nicht wirklich entscheiden konnte, ob sie eher die Simulations-Puristen oder doch lieber die Arcade-Freunde unter den Spielern ansprechen wollten. Die Jungs von Monumental Games haben einen 50:50-Cocktail erschaffen, der aber leider einen faden Nachgeschmack hinterlässt, sei es beim Simulations- oder Arcade-Liebhaber. Aber fangen wir mal von vorne an. Anfangs müsst ihr euch für einen Schwierigkeitsgrad entscheiden. Je nachdem, wie eure Wahl ausfällt, unterstützt das Spiel euch mit Fahrerhilfen wie einer sichtbaren Ideallinie und Bremshilfe. Auf dem höchsten Grad werdet ihr jedoch nichts dergleichen finden. Alles also so, wie man es heutzutage auch in Rennspielen wie Need For Speed Shift oder Forza 3 findet. Im Rennen lassen sich Vorder- und Hinterbremse separat steuern, was aber keinerlei Auswirkungen hat. Freunde von realistischen Rennspielen werden sich jetzt ärgern, aber es ist völlig egal, wie ihr bremst. Auch das Handling der Motorräder ist alles andere als realistisch. Ihr brettert in einem Affenzahn über den Asphalt, Rempler mit Mitfahrern bleiben ungefährlich und nur bei einem richtigen Crash wirft es euch aus dem Sattel. Die KI verzeiht keine Fehler und folgt immer treu der Ideallinie. Trotzdem werden auch die Arcade-Liebhaber unter euch nicht wirklich warm werden, denn das Spiel ist alles andere als 100% Arcade. Die Kurven müssen gemeistert werden, die Strecken mit Vorsicht gefahren und die Handhabung der Bikes gelernt werden. Nach einigen Runden weiß man nicht genau, wie das Spiel sich anfühlt. Aber keine Sorge, nicht ihr seid es, sondern das Spiel kann sich nicht entscheiden, in welche Kategorie es gehört. Versteht mich bitte nicht falsch; die Rennen sind spannend inszeniert und machen Spaß. Das Geschwindigkeitsgefühl wird dank Verzerr-Effekt super rübergebracht und dank der teils Arcade-mäßigen Ausrichtung werden vor allem Neulinge ihren Spaß am dem Titel haben. Im Endeffekt werden die Einen sagen, dass es viel zu Arcade-lastig ist, wohin gegen die Anderen das Spiel als zu Simulations-lastig ansehen werden.
Habt ihr euch genug in den Einzelspieler-Modi ausgetobt, könnt ihr im Multiplayer zeigen, was in euch steckt. Dabei habt ihr die Möglichkeit mit einem Freund im Splitscreen über die 17 Strecken zu heizen oder ihr versucht euch online mit 19 anderen Mitfahrern, die glücklicherweise mehr zu bieten haben, als die mittelmäßige KI der Gegner. Hier könnt ihr dann im Modus Karriere ganz normale Rennen fahren, oder euch im Arcade-Modus online unter Zeitdruck versuchen. Das Geschehen läuft dabei recht sauber ab, Ruckler oder Framerate-Einbrüche sind mir keine aufgefallen. Leider tummeln sich noch nicht viele Leute online, sodass ich ein volles 20 Mann Rennen nicht ausprobieren konnte.
Was die Präsentation angeht, kommt MotoGP 09/10 mindestens ein Jahr zu spät. Die Grafik ist unspektakulär und die Strecken wirken meist äußerst karg und leblos. Dafür läuft das Spiel immer mit sauberen 60 Fps. Die Fahrer und Bikes bestechen durch originales Design, lassen aber bei Animationen und Soundgeräuschen zu wünschen übrig. Die Fahrer fallen wie leblose Puppen und auf dem Motorrad beschränken sich die Animation mit vor- und zurücklehnen auf ein Minimum. Die Motorräder klingen ziemlich blechern und der Menü-Sprecher ist der nervtötenste, den ich seit langem gehört habe. Positiv dagegen fällt der Soundtrack aus. In den Menüs eher langsam, geht es in den Rennen mit fetzigen Songs zur Sache.
Andrej meint:
Es ist wirklich schade! MotoGP 09/10 hätte ein enormes Spiel werden können. Ein großer Umfang und die Tatsache, dass man die komplette Saison 2010 als kostenlosen Download bekommt, sorgen auf dem Papier für viel Freude. Doch leider sieht die Realität anders aus. Ziel der Entwickler war sicherlich, dass das Rennerlebnis Profis, wie auch Gelegenheitsspieler gleichsam ansprechen sollte. Herausgekommen ist ein Spiel, was an zwei völlig verschiedenen Fronten begeistern will, aber in beiden Bereichen nicht wirklich überzeugen kann. Fans und MotoGP-Neulinge sollte den Titel zuerst anspielen, bevor sie ins Portemonnaie greifen.
Alexis meint:
Schade, dass sich bei MotoGP 09/10 nicht auf eine Fahrweise geeinigt werden kann und man teilweise an sich selbst zweifeln muss, während man über die Strecken heizt. Ob Arcade oder Simulation - beides für sich allein hätte je nach Zielgruppe ein super Spiel abgegeben! So empfielt es sich für erfahrene Spieler gleich zu Beginn den höheren Schwierigkeitsgrad zu wählen, um wenigstens etwas konstanten Realismus beizubehalten. Akustisch kann der Titel leider auch nicht überzeugen, wobei ich hier fairer Weise sagen muss, dass es bisher noch
kein Motorrad Racer geschafft hat in dieser Kategorie zu punkten. Woran das wohl liegt?
Dass es die 2010er Saison zum kostenlosen Download gibt, ist lobenswert und auch dank enormer Vielfalt, gerade im Karrieremodus, hat man lange mit dem Spiel zu tun. Wenn die Möglichkeit besteht, am besten den Titel vorher probe spielen und dann zuschlagen, wenn er zusagt!
Es ist wirklich schade! MotoGP 09/10 hätte ein enormes Spiel werden können. Ein großer Umfang und die Tatsache, dass man die komplette Saison 2010 als kostenlosen Download bekommt, sorgen auf dem Papier für viel Freude. Doch leider sieht die Realität anders aus. Ziel der Entwickler war sicherlich, dass das Rennerlebnis Profis, wie auch Gelegenheitsspieler gleichsam ansprechen sollte. Herausgekommen ist ein Spiel, was an zwei völlig verschiedenen Fronten begeistern will, aber in beiden Bereichen nicht wirklich überzeugen kann. Fans und MotoGP-Neulinge sollte den Titel zuerst anspielen, bevor sie ins Portemonnaie greifen.