Die Apokalypse fand statt. Ein Ereignis unbekannter Natur brachte die Erde und die Menschheit an den Rand des Untergangs. Toxischer Staub erfüllt die Luft und Erdbeben erschüttern den Boden. Die Zivilisation, wie man sie kannte, ist zusammengebrochen, ersetzt durch das darwinsche Prinzip, dass nur der Stärkste überlebt. Recht und Ordnung verloren deshalb an Bedeutung.
Wenn man das Spiel mit einem Wort beschreiben müsste, wäre die naheliegendste Entscheidung: „Reduziert“. I Am Alive protzt nicht mit einer Mega-Farbpalette oder einem epischen, orchestralen Soundtrack, sondern durch das genaue Gegenteil. Und trotzdem stellt bereits nach den ersten Spielminuten eine unheimliche Atmosphäre ein.
Überall sieht man die Spuren, die das Ereignis hinterließ. Menschliche Skelette liegen auf offener Straße, die Sichtweite beträgt unter normalen Umständen maximal fünf Meter und am schlimmsten ist die Hilflosigkeit, die deinen Charakter auszeichnet. Hinter einem großen Loch siehst du, wie eine Gruppe von Männern eine Frau misshandelt, bis sie flieht. Und du selbst kannst nichts machen. Eine Situation, wie sie dir im Laufe des Games wiederholt begegnen wird.
Und dazu musst du einen im Bau befindlichen Wolkenkratzer erklimmen. Spieler, die die Prince of Persia oder Assassin’s Creed Games kennen, wissen, was jetzt kommt. Denn das Klettern und Besteigen von Gebäuden oder Trümmern ist ein essentieller Teil des Titels. Doch gibt es einen wesentlichen Unterschied zu den eben genannten Serien: Der Charakter ist kein Übermensch. Er ist eine normale Person, gezeichnet durch die düstere Umgebung. Und daher fällt ihm das Hochkraxeln von Objekten alles andere als leicht.
Dieser Ansatz ist gewöhnungsbedürftig und oft genug wirst du sterben, weil du den Halt verlierst. Doch verleiht diese Idee dem Spiele einen realistischen Touch und gibt ihm ein Alleinstellungsmerkmal. Außerdem sorgten die Entwickler dafür, dass du über diverse Möglichkeiten verfügst, um Energie wieder zurückzugewinnen oder dich für einen kurzen Moment ausruhen kannst.
Wiederholt findest du abseits des Weges Wasserflaschen, Energiedrinks oder Nahrungsmittel, die dir beim Verzehr Ausdauer und Gesundheit zurückgeben. Und doch wirst du das ständige Bedürfnis haben, rational damit umzugehen. Denn es herrscht ein Mangel an Ressourcen. Stets existiert in deinem Hinterkopf der Wunsch, möglichst ohne Einsatz vorwärtszukommen. Jedoch bleibt dir häufig nichts anderes übrig.
I Am Alive wird dich vor eine ziemliche Herausforderung stellen. Oft genug wirst du sterben, bis du endlich den richtigen Ansatz gefunden hast, um weiterzukommen. Doch dazu benötigst du viel guten Willen, denn die Rücksetzpunkte sind spärlich gesät. Noch seltener sind die Augenblicke, in denen gesichert wird. Und so passiert es schon mal, dass du ein ganzes Stück wiederholen musst, nur um zu der Passage zu kommen, wo du das letzte Mal aufhörtest.
Dies ist jedoch nicht das einzige Manko. Auch die Steuerung muss kritisiert werden. Besonders bei den Kletter-Partien, wo es auf jede Sekunde ankommt, reagiert sie übersensibel. Und so kann es vorkommen, dass du, anstatt wie geplant ein Rohr hinunterzurutschen, dich erst einmal nach links oder rechts bewegst, je nachdem wie du die Eingabe timest.
Darstellerisch gibt sich das Spiel, wie schon erwähnt, stark reduziert. Deine Sichtweise wird durch den allgegenwärtigen Staub eingeschränkt. Und jener sorgt ebenso dafür, dass die Farbpalette minimalistisch ist. Du siehst alles durch einen grauen Schleier. Helle oder bunte Farben suchst du vergeblich. Da kommt es einem wahren Schock gleich, wenn für einen Augenblick der Nebel sich auflöst und du die Sonne siehst. Ein grandioses Erlebnis!
Der Sound gibt sich ebenso zurückhaltend. Während die Sprachausgabe Englisch ist (natürlich deutsch untertitelt) existiert im Spiel kaum etwas, was man Musik bezeichnen könnte. Nur in den Momenten, wo das Adrenalin steigt, sei es wenn du dich in Feinden gegenüber siehst oder deine Ausdauer zur Neige geht, hörst du Geräusche, die entfernt an Untermalung erinnern. Auch dies trägt dazu bei, dass die grandiose Atmosphäre des Games dich gefangen halten wird.
I Am Alive im Test

Endlich! Nach über vier Jahren Entwicklungszeit erscheint I Am Alive im Rahmen der diesjährigen Xbox Live Arcade House Party. Hat sich die Wartezeit gelohnt?
Sebastian meint:
Positiv
- Super Atmosphäre
- Realistische Ausdauer
Negativ
- Übersensible Steuerung
- Sehr schwer
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von Mistercinema:
Viel Spaß damit. War imo einer der besten Titel in 2k12. Mal sehen, ob/wann es da weiter geht. M.C....
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von Darkshine:
Hab's jetzt gekauft, war damals von der Demo recht angetan aber nicht völlig begeistert.
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von Mistercinema:
I am Alive gibt es diese Woche auf dem XBL Markplatz mit satten 60% Ermäßigung. Wer bisher unentschlossen war, kann nun gerne für 480MS-points zuschlagen! M.C....
Die lange Wartezeit lohnte sich. I Am Alive ist ein geniales Spiel. Die unheimliche Atmosphäre sorgt dafür, dass man als Gamer förmlich in das Geschehen hineingezogen wird. Das Gameplay, die Idee mit der Ausdauer oder dem Mangel an Ressourcen sorgen dafür, dass man so schnell das Pad nicht aus der Hand legt. Ein paar Mankos existieren allerdings: Der Schwierigkeitsgrad ist nicht zuletzt durch die spärlich gesäten Rücksetz- und speicherpunkte sehr hoch. Und die Steuerung reagiert an einigen Passagen zu sensibel. Dennoch hat man es hier mit einem Klasse-Titel zu tun, den man sich kaufen sollte!