
Ist man angesichts der Story verwirrt, wird man im Menü angekommen ebenfalls rätseln. Dies rührt jedoch nicht durch die armselige Anzahl von 4 Menüpunkten her, sondern auf Grund der Melodie. Auch wenn wir die berühmte FF-Option-Melodie kennen, ein reines Männergejodele unterstützt durch E-Gitarre ist etwas neues. Trotzdem wirkt das Menü mit Story, VS, How to Play & Option nach wie vor ernüchternd.
Schaffte man es in den Selectscreen geschafft stehen einem insgesamt 15(+5) Kämpfer zum fröhlichen Gekloppe zur Verfügung...
...wobei man nicht wirklich von Kämpfern sprechen kann. Wer die Vorgänger oder Waku Waku 7 kennt, weiß was ihn erwartet. Die Kämpferriege besteht genau genommen aus 2 alten Omis, einem tatterigen Greis, einem kleinen Mädel (das aus Sailormoon stammen könnte), einem Standardkarateka, einem Shaolinmönch, einem Schweden ála Yamazaki, einem Junge/Mädel mit Schlagstock, einem Ninja, einem Blondie, einem Indianer, einer Ringerin, einem Yakuza und einem Punk und...
...Poochy. Und der ist ein Hund, genauer ein muskulöser Kerl in einem Hundekostüm samt Schnauze, Pfoten und wedelndem Schwanz. Verjagte man jetzt bereits 60% der Zuschauer, wenden sich die restl. 40% dem Gameplay zu. Jeder Kämpfer hat standardmäßig Commandthrows auf vorne + (D) sowie eigene Commandmoves. Es gibt auch das altbekannten (C)(D) aus Rage of the Dragons (diesmal ohne Combo!!). Jeder Charakter hat einen oder zwei sogenannten Stressshoot-Attacken als auch eine Ippatsu-Ougi-Attacke. Ersteres kostet einen Powerbalken, während die zweite 2 frisst. Jetzt besitzt jeder Kämpfer bis zu max. 3 Balken. Einige besitzen nämlich eine sogenannte Kinjite-Attacke. Ausgeführt kostet diese alle 3 Balken und führt eine extrastarke Combo aus. Zum Balken gibt es ebenfalls etwas zu erzählen. Vermutlich auf Grund des ewigen Rushen und Poken (offensiv eindringen) zum turtlen (defensiv) gezwungen, ließ sich Noise was einfallen. Ist ein Balken (sei es durch Taunt oder Schaden) voll, explodiert eine Energiewelle um den Kämpfer herum (sogenannte Ikari Bakuhatsu). Diese kann den entgegenkommenden Gegner treffen und wirft ihn zudem noch in die Lüfte, offen für Juggles. Das mag einige stören, andere danken dieser Atempause. Ein weiterer interessanter Punkt ist der Doppeljump (wie aus Marvel vs. Capcom) der einen vor endlosem Projektilhagel schützt (ebenso vor einer Menge anderer Attacken). Auch der von KoF bekannte (C)(D)-Konter wurde übernommen.

Die (C)(D)‘s wurden aus den Jump‘s rausgenommen so das kein Shortjump+(C)(D) möglich ist (wofür eine Menge Leute dankbar sein werden). Auch ist extremes (A), (B)-Bashing (aka Poken) ist nicht mehr möglich wie in KoF oder Capcom vs. SNK.

Aber auch hier existieren Ungereimtheiten im System. Da wäre einmal das Rollen, welches nur eine r kurze Recovery hat, wodurch man teilweise ganzen Combos aus dem Weg rollen kann. Hier wurde scheinbar ebenfalls an der Motioneingabe nicht genau gewerkelt, da übelstes Buttonmashing möglich ist (und dies mit Erfolg!). Einige Eingaben erinnern zum Teil an die Hiddenspecials aus KoF2002. So gibt es unter anderem Sachen wie (A)+(B)+(C) (schwer gell) oder qcf, qcf, qcf (kein Button!) zu sehen. Und das als Super!
Hinzu kommt noch die zum teilweise schlechte Charakterbalance sowie die Stärke der Supers. Diese können je nach Bedingung bis zum 3/4 des Balkens abziehen!!! Ein paar Kämpfer besitzen starke, recoveryarme (dafür priorityreiche) EX-Techniken, manche sind sogar unblockbar und können zu echten Traps werden! Da die Reichweite der Commandthrows bzw. Griffsuper zum Teil gering ist, sind Comboabschlüsse mit diesen auch nicht immer möglich. Zum reinen Funspielen sicher gut geeignet, kann aber mit solchen Fehlern einem Capcom vs. SNK 2 in Sachen Professionalität nicht das Wasser reichen.

Doch auch an kleinen Feinheiten wurde nicht gespart. So wird die Musik im Optionsmenü nach zu langer Zeit unterbrochen und eine Frauenstimme quengelt rum, wann angefangen wird! Weniger lustig ist für den Gegner, dass Olof (ein Kämpfer) einen Konter in seiner Stance hat. Lässt man ihn zu lange stehen, hebt er sein Knie und es folgt eine wuchtige Konterattacke auf den gestarteten Angriff. Gameplaymäßig ist ebenso interessant, dass wenn beide gleichzeitig Taunten um ihre Balken zu füllen, der Bildschirm von Blitzen gefühlt wird, die beiden Figuren aufeinander losstürmen und ein Screen mit Tastenkombinationen erscheint. Wer schneller eingibt, kickt den Gegner weg.

Doch auch hier gibt es erneut etwas, wo Matrimelee alles übertrumpft! Und zwar die jeweiligen Super bzw. KO- Anzeigen. Diese sind Bildschirm füllend und in feinster Rendergrafik gehalten die Pulstar alle Ehre macht. Man möchte fast meinen es handele sich um FMV‘s die in Form des KO‘s einem ins Bild rauschen. Selbst ein ganzer Special läuft komplett gerendert ab. Während der Gegnern vom Supergriff in die Luft segelt, verwandelt sich der Hintergrund in eine Weltraumszenerie, wo der Mond sich dreht und mehrere Kometen an einem vorbeirauschen (und das wie gesagt in feinster Renderoptik). Nimmt man alles zusammen und rührt‘s gut durch, bleibt ein durchaus solides und überzeugendes Game, das in manchen Zockernächten den Fun-Faktor locker anhebt.
Doch auch dieses Spiel kommt ohne die folgende Kritikliste nicht davon:
Thema Endboss. Den meisten werden die Augen ausfallen, wenn sie ein etwa 12 Jahre altes, süßes Mädel in Prinzessinnengewand vor sich stehen sehen. Den meisten werden danach wohl ebenfalls systematisch die Nervenbahnen im Körper zerspringen, da Sissy (so der Name des gefürchteten Bosses) mittels 300% Priorität, -300% Recovery und Specials die einen klein hauen, einen regelrecht zur Weißglut treibt. Gegen dieses kleine »Miststück« fällt selbst Johann aus Rage of the Dragons wie ein kleines nuckelndes Baby aus. Auch zaubern ihre Supers (sie verwandelt den Gegner für längere Zeit in eine wehrlosen Frosch) wahrlich keinem Zocker ein Lächeln aufs Gesicht. (Cheap hoch 10!!)
Kann man mit den aufgezählten Sachen leben, bietet sich wie bereits gesagt einem ein durchaus originelles und lustiges Spiel, dessen Funfaktor jedoch nach zu längerer Zeit wegen fehlender Versusfähigkeit ausgereizt ist.
Matrimelee ist ein netter Titel mit originellen Einlagen, allerdings nix für harte Matchmomente. Waku Waku 7- bzw. Fans von skurrilen Titeln können ruhig zugreifen, für jeden anderen empfiehlt sich Probespielen bei dem üblichen Preis.