Perfect Dark im Test

Nintendo 64

Perfect Dark ist einer der Vorzeigetitel des N64. Der Ego-Shooter wurde seinerzeit von Traumwertungen überhäuft und wird heute noch als einer der besten seines Genres bezeichnet. Auch wir wollen dem Hit mit diesem Test den nötigen Tribut zollen und blicken zudem ein wenig hinter die Kulissen.

perfect-dark1Jeder Hardcore Gamer wird Perfect Dark kennen. Dafür wurde das Spiel zu oft in zu vielen Zeitschriften, Online-Mags oder anderen Medien besprochen. Aber was viele nicht wissen, ist das ganze Drumherum, das sich zwischen 1998 bis 2000 ereignete. So wurde Perfect Dark erstmals Mitte des Jahres 1998 als inoffizieller Nachfolger zu Rares 007 Spiel angekündigt, jedoch erst zwei Jahre später veröffentlicht. Was während dieser zwei Jahre Entwicklungszeit passierte, ist nicht uninteressant.

Nach der E3 Ankündigung von Perfect Dark anno 1998 ließ Rare verlauten, dass das Spiel pünktlich zum Weihnachtsgeschäft in den Händlerregalen liegen werde. In jeder Zeitschrift wurde das Spiel geteasert, es wurden Interviews gedruckt und jeder noch so winzige Hinweis oder Screenshot gespoilert. Zu dieser Zeit gab Martin Hollis, Director von Perfect Dark, interessante Infos preis. Rare hatte das Angebot ablehnt, 007: Der Morgen Stirbt Nie zu entwickeln. Im Team hatte man das Bedürfnis, etwas Neues und Eigenständiges zu machen. So verlor Rare die Bond Lizenz an Electronic Arts, die den besagten Bond Nachfolger exklusiv auf der Playstation veröffentlichten. Bei Rare begann die Arbeit an Perfect Dark. Die Wahl auf einen weiblichen Protagonisten fiel Hollis und seinem Team leicht, da ihrer Meinung damals zu wenig weibliche Charaktere in Videospielen vertreten waren. Inspiration für Heldin Joanna Dark gab es reichlich.

 

perfect-dark5Kim Kimberly aus dem text-basierten Adventure „Snowball“, Marlene Dietrich aus dem 1931er Spielfilm „Entehrt“, Nikita aus dem gleichnamigen Spielfilm von Luc Besson und Dana Scully aus der erfolgreichen Mystery Serie „Akte X“ flossen in Joanna Dark ein. Deren Name sich übrigens an die Aussprache von Jeanne D‘Arc (Johanna von Orleans) anlehnt. Aber nicht nur die Protagonistin, auch das Setting und die Story wurden von anderen Medien bzw. Personen inspiriert. Hollis erzählte, dass man sich ausgiebig bei Ghost in the Shell und den Storys des US-Autors Philip K. Dick bediente. Dieser ist der geistige Vater von Blockbustern wie Blade Runner und Total Recall.

Das Wörtchen „Dark“ im Titel sollte nicht nur der Nachname der Heldin sein. Hollis hatte weitaus mehr vor. Perfect Dark sollte ein ausgeprägtes Zusammenspiel zwischen Licht und Dunkelheit bieten. Dazu war eine Taschenlampe als zentrales Gameplay Element vorgesehen. Aber Rare trieb das N64 mit diesem Projekt an seine Grenzen. Die Taschenlampen-Idee war technisch nicht umsetzbar. Letztlich wurde die Idee gestrichen und das Licht-Schatten Konzept verworfen.

perfect-dark8Vierzehn Monate nach Ankündigung war Perfect Dark auf einem guten Weg. Leider gab es Unstimmigkeiten zwischen Hollis und Rare, so dass der Director das Studio frühzeitig verließ. Erst bei Nintendo, gründete er im Jahr 2000 Zoonami. Steve Ellis, der Rare kurz nach Hollis verließ, gründete Free Radical Design. Erst zwölf Monate nach ihrem Ausscheiden wurde das Spiel veröffentlicht. Aber Hollis und Ellis Abgang und die limitierte Hardware waren nicht die einzigen Gründe für den Verzug. Es sprangen weitere (wichtige) Mitarbeiter ab, was ein großflächiges Re-Design des Spiels zur Folge hatte. Im Zuge dessen wurde das im Vorfeld angekündigte „Perfect Head“ Feature entfernt. Mit der Game Boy Camera sollte man sein Gesicht abfotografieren und im Multiplayer Modus auf einen Charakter übertragen können. So versprach Rare ein individuelles Spielerlebnis. Als das Feature gestrichen wurde, begründete man dies mit der Hardware. Gerüchteweise wurde Rare aber von anderer Stelle (Thema Jugendschutz) ein Riegel vorgeschoben.


perfect-dark4Nach langer Wartezeit erschien Perfect Dark endlich am 30. Juni 2000 gegen Ende der N64 Ära. Nintendo 64 Besitzer sahen beim Release oft in die Röhre, da das Spiel ohne Expansion Pak nur teilweise spielbar war. So konnte auch ich anfangs nur den Multiplayer spielen, da mir die RAM-Erweiterung des Nintendo 64 fehlte. Das kleine Wunderteil wurde entweder einzeln oder zusammen mit Donkey Kong 64 verkauft. Nur in Japan existierte ein Bundle zusammen mit Perfect Dark.

Steckte das Expansion Pak im kleinen Schacht der Konsole, konnte der Spaß losgehen. Perfect Dark ist eines von nur drei Spielen, welche die RAM-Erweiterung zwingend voraussetzen. Auch Donkey Kong 64 und Zelda Majoras Mask benötigen die zusätzlichen 4 MB. Grafisch und soundtechnisch zählte das Spiel auf dem Nintendo 64 zur Creme de la Creme und bot High-Res Grafik, Unmengen an Modi und Dolby-Surround Sound. Die Licht- und Partikeleffekte sind bis heute auf dem 64-Bitter unerreicht.

perfect-dark6Rare hatte die Bond Engine kräftig aufgemotzt, das Führen von zwei Waffen gleichzeitig ermöglicht, aber die sonstige Missionsgestaltung beibehalten. Je nach Schwierigkeitsgrad müssen in den Levels mehr Aufgaben erledigt werden. Und Gegner werden resistenter. Apropos Gegner: Diese werden bei jedem Levelneustart generiert, so dass ihr nach einem Neustart auf neue Gesichter trefft. Zwar war das schon beim 007 Vorgänger der Fall, jetzt unterschieden sich die Gegner aber sogar in der Größe.

Der Singleplayer bietet eine Gut-gegen-Böse Story mit einem Hauch Akte X Mystery in Form von Elvis, einem freundlich gesinnten Alien. Zwischen den Levels wird die Geschichte mit nett gemachten Zwischensequenzen weitergetrieben, komplett mit Sprachausgabe unterlegt. Spieler werden konstant zum Weiterspielen animiert und mit den unterschiedlichen Missionszielen (je nach Schwierigkeitsgrad) wird auch ein erneutes Durchspielen zum Spektakel. Wem Perfect Dark solo zu schwierig ist, der kann sich einen Freund zur Seite nehmen und die Kampagne im Koop-Modus bestreiten. Für damalige Verhältnisse Wahnsinn!

perfect-dark10Beim Multiplayer haben sich die Jungs bei Rare übertroffen. So viele verschiedene Modi, Arenen, Waffen und gleichzeitig agierende Bots hatte es in einem N64 Spiel noch nicht gegeben. Dazu kamen Einstellungsmöglichkeiten, wie es sie seinerzeit nur auf PC Ego-Shootern gab. 4-Spieler-Partien, die ganze Nächte dauerten, waren nicht selten. Schaltet man acht Bots hinzu, kommen 12-Spieler-Matches zustande, die unglaublich viel Spaß bereiten, das N64 aber an dessen Grenzen bringen. Eine langsamere Framerate und schwächere Grafik als in der Singleplayer Kampagne sind die Konsequenz, über die sich aber hinweg sehen lässt.

Das „Pefect Head“ Feature wurde - wie oben beschrieben - wegradiert, trotzdem hat es Perfect Dark nicht in deutsche Händerregale geschafft. Grund dafür ist der höhere Grad der Gewalt im Vergleich zum Vorgänger mit Mr. Bond, der hierzulande sogar auf dem Index landete. Auf Pixelmenschen zu schießen, war damals schon ein heikles Thema. Glücklicherweise konnte Joannas Abenteuer bequem aus dem europäischen Ausland bestellt werden. Spätestens mit dem Xbox Live Arcade Remake kommt man in den Genuss des Edel-Shooters. Verbesserte Grafik und Online-Multiplayer inklusive.

Wer sich stärker mit dem Perfect Dark Universum beschäftigen möchte, muss über den Nintendo 64 und Xbox 360 Tellerrand schauen. Auf dem Gameboy Color erschien fast zeitgleich mit dem N64-Ableger ein weiteres Perfect Dark. Verband man diesen via Transfer Pak mit dem N64 Modul, konnte man Cheats freispielen. Chronologisch zwischen Perfect Dark Zero und Perfect Dark angesiedelt, ist der GBC-Titel ein Baustein in der Timeline. Neben den Videospielen sind zwei Romane und ein Comic Band erschienen, welche die Story um Ms. Dark erweitern.




Sebastian meint:

Sebastian

Perfect Dark ist ein FPS in Perfektion! Nahezu jedes Gameplay Element ist superb umgesetzt und zeigt, wie gut Shooter auf dem Nintendo 64 sein können. Dazu kommt ein beeindruckender visueller Cocktail, der stark auf eure Sinne einwirkt. Vom bombastischen Soundtrack gar nicht zu sprechen. Um es auf den Punkt zu bringen: Jeder, aber auch jeder, sollte dieses Spiel gespielt haben! Punkt!

Positiv

  • Großer Umfang
  • Grafik & Sound eine Wucht
  • Multiplayer zeitlos

Negativ

  • Expansion Pak nur seperat
  • mit 12 Spieler Framerate Probleme
Userwertung
9.25 30 Stimmen
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Forum
  • von Darkshine:

    Goldeneye hatte einen Zeitvorteil, das stimmt, aber sonst ist Perfect Dark in fast allen Belangen überlegen.

  • von manji:

    Wall-Decal? GE war damals der Hammer und hat alle PC FPS in den Sack gesteckt. Hat mir in der Tat besser gefallen als perfect dark....

  • von Marco:

    Besser ist in dem Fall relativ. GE kann man eigentlich nicht einordenen schon wegen seines Release-Termins! Wer dieses N64 VHS Video gesehen hatte war komplett hin und weg. Davor hat es sowas nicht gegeben so wie auch danach. Kaum ein Spiel vermochte es so zu überzeugen. Aleine der Wall-Decall...

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Perfect Dark Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2000-06-30
Vermarkter Nintendo
Wertung 9.2
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