Schuster bleib bei deinen Leisten - Jonathan Drake wandelt auch in seinem jüngsten Abenteuer auf den Pfaden von Indiana Jones und der vollbusigen Eidos-Konkurrenz. Drehte sich der Vorgänger noch um den legendären Piraten Francis Drake, so bilden diesmal die Expeditionen des Marco Polo den historischen Kontext. Letzterer verbrachte im 13. Jahrhundert mehrere Jahre am Hof des Mongolenherrschers Kublai Khan, für den er das mythische Reich Shangri-La aufspüren sollte. Die heilige buddhistische Tempelstadt beherbergt der Sage nach ein mächtiges Juwel, das jeden Wunsch erfüllen kann.
Spielerisch präsentiert Uncharted 2: Among Thieves die gewohnte Menage au troi: Actiongeladene Ballereinlagen wechseln sich mit Klettereien und sporadischen Rätseln ab. Das Hauptaugenmerk legten die Entwickler jedoch wie schon beim Vorgänger auf ausgefeilte Schusswechsel. Aus klassischer Third-Person-Sicht nehmt ihr feindliche Paramilitärs aufs Korn und übt euch anschließend in Leichenfledderei, um neue Waffen und Munition aufzunehmen. Je einen schweren und einen leichten Ballermann darf Drake mit sich rumschleppen, die Wahl will also wohl überlegt sein. Neben verschiedenen Handfeuerwaffen und Gewehren birgt das Portfolio auch Granaten(-Werfer), Bazooka oder Scharfschützengewehr. Wer jedoch in einem typisch männlichen »Haben will!«-Reflex sein AK47 bereitwillig gegen den verführerisch funkelnden Raketenwerfer eintauscht, könnte schon bald in die Röhre schauen. Denn nach einer Handvoll knalliger Explosionen geht der Munitionsvorrat zur Neige, während munter weiter Feindvolk in eure Richtung strömt. Auch wenn es diesmal leichter von der Hand geht im Lauf ein paar gezielte Schüsse abzugeben, so ist systematisches Deckung-Suchen noch immer essentiell. Automatisch schmiegt sich Nathan an zerklüftete Felsen und Mauerecken, um blitzschnell von einem Unterschlupf zum nächsten zu hechten. Die Kampfsequenzen spielen sich wunderbar intuitiv und dynamisch, wirken zudem eine Spur präziser als in Drakes Schicksal.
Wer eher auf Handkanten-Akrobatik steht, darf sich die Schergen auch im Nahkampf vorknüpfen. Das Wechselspiel aus Angriff, Ausweichen und Counter ist zwar immer noch recht einfach, dafür wurde die Varietät der Manöver deutlich erhöht. Ebenso bindet Nathan in seine Schlagkünste des Öfteren die Umgebung ein, schlägt den Kopf seines Gegenübers gegen eine Mauer oder wirft den Gegner konsequent aus dem Fenster.
Damit Drake nicht vollauf zur ramboesken Einmannarmee mutiert, bekommt ihr häufig einen KI gesteuerten Waffenbruder zur Seite gestellt. Befehle könnt ihr eurem virtuellen Sidekick zwar nicht geben, das ist aber auch nicht nötig. Wunderbar selbstständig nimmt er feindliche Soldateska aufs Korn und hangelt sich gekonnt über tödliche Abgründe.
Spaßiger gestalten sich da schon die Kletterpassagen, die monotones Dauergeballer auflockern. Drake hangelt sich malerische Kulissen entlang, erklimmt verunglückte Eisenbahnwagons ebenso wie Steilwände und osmanische Prachtbauten. Auch wenn sich die Hängepartien nicht mehr so stumpf spielen wie noch im Vorgänger, so sind sie noch weit von jeglichem spielerischen Anspruch entfernt. Semiautomatisch wuchtet sich Nathan perforierte Mauervorsprünge hoch und klettert Lianen entlang - einfach das Gehirn ausschalten und die imposante Optik genießen.
Bereits dem ersten Part ist ein Ehrenplatz auf dem konsolenübergreifenden Grafik-Olymp sicher, doch was Uncharted 2 für ein optisches Feuerwerk auf eurem Bildschirm entfesselt, ist schlicht und einfach bombastisch. Schon die Inszenierung und Präsentation steckt so manche ausgewachsene Hollywood-Produktion in Tasche. Drake liefert sich nervenzerfetzende Scharmützel mit einem Helikopter, während er sich einen fahrenden Zug entlang arbeitet, flieht aus einem einstürzenden Gebäude oder versucht einem tonnenschweren Lastwagen auszuweichen. Dieses Kino-Feeling wird durch die häufigen (Echtzeit-) Zwischensequenzen weiter verstärkt, das realistische Minenspiel und die geschmeidigen Animationen, eingebunden in eine spannende Storyline, schaffen eine dichte Atmosphäre.
Uncharted 2: Among Thieves im Test

Naughty Dog mag es am letzten Quäntchen Genialität mangeln, wenn es um die Programmierung innovativer Gameplay-Mechanismen geht. Anstatt jedoch ständig das Rad neu zu erfinden, hat der First Party Entwickler ein anderes Talent: Kaum ein Developer vermag es so gekonnt virtuelle Charaktere zu entwickeln, die mit dem PlayStation-Brand identifiziert werden, wie die Jungs aus Santa Monica. Zunächst avancierte Crash Bandicoot zum inoffiziellen Maskottchen der PSone, anschließend folgten zahlreiche Jak and Dexter Episoden für PS2 und schließlich mit Uncharted: Drakes Schicksal DAS Exklusiv-Abenteuer für die dritte PlayStation-Inkarnation.
Kai meint:
Positiv
- Fantastische Grafik
- Film-Feeling
- Koop-Modus
Negativ
- Sehr linear
- Spielerisch nichts Neues
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von Mr.Deadshot:
Darkshine schrieb: Schlimmer als Ride to Hell Retribution wird's schon nicht sein. Also ich hab beide Spiele nur zugeschaut, aber Ride to Hell wirkt dagegen schon ziemlich AAA ...
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von Darkshine:
Schlimmer als Ride to Hell Retribution wird's schon nicht sein.
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von Slainte:
Na der Lacher war dir voll und ganz gelungen ...
Spielerisch zeigt sich Uncharted 2 eher als pragmatische Evo- statt Revolution. Wer mit Drakes erstem Abenteuer nicht warm wurde, wird auch an Among Thieves wenig Gefallen finden. Dennoch bemühten sich die Entwickler sichtlich, zumindest die gröbsten Schnitzer aus dem Spieldesign zu entfernen. Die Frequenz der Shootouts wurde zugunsten der Kletter- und Knobeleinlagen zurückgeschraubt, dafür geht‘s bei den selteneren Schusswechseln aber um so energischer zur Sache. Die neuen Stealth-Sequenzen sind eher durchwachsen, im Gegensatz zu den ungemein spaßigen Koop-Modi, die die Langezeitmotivation merklich erhöhen. Seine wahren Stärken spielt der Action-Titel bei der imposanten Präsentation aus, die »Naughty Dog Game Engine 2.0« zeigt zu welch audiovisuellen Meisterwerken die PS3, richtig programmiert, fähig ist. Dieser Grafik-Whopper gehört in jede gut sortierte Spiele-Vitrine