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Ausgewogener sind da schon die furiosen Shoot'Outs ausgefallen. Gears of War-Veteranen werden sich auf Anhieb heimisch fühlen, wie der Epic-Shooter präsentiert sich auch Uncharted als stetiges Wechselspiel zwischen Treffer landen und Schutz suchen. In den Kampfzonen lässt sich nahezu jede Ecke und jeder Schutthaufen als Deckung missbrauchen. Eurer virtuelles Alter-Ego erkennt automatisch Abgrenzungen und schmiegt sich realistisch an die Backsteinfassaden. Ein beherzter Knopfdruck und Drake hechtet aus seinem Versteck, was euch die Möglichkeit gibt die aggressiven Banditos ins Visier zu nehmen. Je nach Schwierigkeitsgrad vertragen eure Widersacher mehr oder weniger Schüsse, geübte Scharfschützen pusten ihre Gegner via Headshot ins Nirwana. Die Deckung lässt sich problemlos wechseln, gekonnt springt ihr von einem Graben zum nächsten. Wer Schutzwälle jedoch dankend ablehnt und lieber todesmutig durch die Gegend rennt und ballert, bewundert die Radieschen recht bald von unten. Denn auch eure Feinde sind keine verkappten Rambos und suchen systematisch nach Feuerschutz und Deckung. Zudem reagieren sie aktiv auf eure Bewegungen und versuchen euch langsam einzukreisen. Sehr cool gemacht...
Die vielgepriesene Uncharted-K.I. stößt jedoch zeitweilig an ihre Grenzen, es kam während der Testphase des Öfteren vor, dass sich die Gauchos mit Granaten kurzerhand selbst in die Luft sprengten. Die Wurfgeschosse stehen euch natürlich ebenso zur Verfügung, ebenso wie je eine schwere und leichte Waffe, die sich simultan mitführen lassen. Kalashnikov, Desert Eagle und 9mm haben einen enormen Munitions-Appetit, den ihr durch konsequente Leichenfledderei stillt. Vereinzelt kriegt ihr auch Scharfschützengewehre und Granatwerfer in die Hände, der Projektilvorrat ist jedoch arg limitiert. Sind sämtliche Patronen aufgebraucht, gibt Drake ein paar Handkantenschläge zum besten. Geht eure Lebenskraft zur Neige färbt sich der Bildschirm langsam grau, eine klassische Energieleiste haben sich die Entwickler verkniffen. Eine kurze Verschnaufpause und der Schatzsucher kann wieder in alter Frische Hand ans M16-Sturmgewehr legen.
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Für Abwechslung sorgen Wasserski und Jeep-Safari, wo "unlimited ammo" für wahre Adrenalinschübe sorgt. Auch die vereinzelten Rätsel bieten Erfrischung, kommen jedoch viel zu selten vor. Doch nicht nur die Quanität, auch die Qualität der "Kopfnüsse" sorgt für Stirnrunzeln. Stets ist auf Anhieb klar was wie und wo gemacht werden muss um weiterzukommen. Etwas mehr Gehirnschmalz hätten die Entwickler schon einfordern dürfen. So sind die Knobeleien wohl eher als Alibi statt bedeutsames Spielelement aufzufassen. Überhaupt ist Drakes Odyssee für ein Action-Adventure äußerst linear ausgefallen. Wer sich allen Ernstes mal verlaufen sollte, braucht nur L2 anzutippen, woraufhin die Kamera den rechten Weg anzeigt. Immerhin stimmt die Langzeitmotivation: Sammelt fleißig Punkte indem ihr wertvolle Artefakte findet, oder erfüllt spezielle Voraussetzungen: Wer fleißig Gegner per Faustkampf niederstreckt erhält ebenso Bonuspunkte wer besonders häufig von der Pumpgun Gebrauch macht. Als Preise winken verschiedenste Cheats, Kostüme und Bonusclips.
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Uncharted nährt seine dichte Atmosphäre vor allem aus der liebevollen Präsentation. Mit Ausnahme von Crysis bietet gegenwärtig wohl kein Videospiel eine derart lebensechte, detailversessene Dschungelvegetation. Zusammen mit der verwachsenen Architektur und den ständigen Licht- und Schatten-Spielereien entsteht ein absoluter optischer Hochgenuss. Ich hab mich während des Spielens mehrfach dabei ertappt, wie ich kurz innehielt um die Schönheit der jeweiligen Szenerie zu genießen. Auch das Charakterdesign ist oscarverdächtig. Jeder Muskelstrang, jeder Gesichtszug wurde animiert und von hochauflösenden Texturen und Shadern gekrönt. Watet Drake knietief durch den Morast, glänzt seine nasse Jeans authentisch im Licht der Sonne. Auch seine inneren Werte stimmen: Drake ist kein notorischer Superheld sondern ein gewöhnlicher Glücksritter, der sich wie jeder Durchschnitts-Bürger auch mal den Kopf stößt. Die zahlreichen Dialoge mit Elena und Sully sind witzig, spannend und hollywoodreif geschnitten. Die erstklassige deutsche Sprachausgabe macht den interaktiven Film perfekt. Abgerundet wird die famose Akustik von einem klassischen, mit exotischen Instrumenten gepaarten Orchestersoundtrack.
Naughty Dog schaffen es rundum sympathische Protagonisten auf den Bildschirm zu zaubern, die sich durch ihren Witz und ihre Unvollkommenheit erfrischend vom Einerlei der typischen Videospielhelden absetzen. Die spannende Geschichte wird in hochwertigen (Echtzeit-)Zwischensequenzen fort gesponnen und motiviert bis zum Abspann. Auch die Schusswechsel sind gelungen und ausbalanciert, doch zu einem Action-Adventure gehört mehr als zünftige Baller-Action. Weder das affenähnliche Rumgehüpfe, noch die laschen Rätsel können vollends überzeugen. So wirkt der Titel mit der Zeit monoton und abwechslungslos. Dennoch schafft es Uncharted: Drakes Schicksal gekonnt ein Mittendrin-Gefühl zu erzeugen, wer seine Prioritäten auf dichte Storylines und spaßige Schießereien legt, darf bedenkenlos zugreifen.