Street Fighter IV im Test

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Ich stelle die Behauptung auf, dass jeder weiß, wer oder was Street Fighter ist. Ja, selbst Menschen die nichts mit Videospielen am Hut haben. Wieso? Ganz einfach: Der Titel prägte Generationen und füllte in den 90igern die Kaufhäuser mit Kindern, die an den Vorführgeräten probespielen wollten. Dank Super Street Fighter II Turbo HD Remix im PlayStation Store lies Capcom die älteren Semester nochmals in Gedanken schwelgen, bevor sie uns mit Street Fighter IV ein erfrischendes Stück Software abliefern. Viel Spaß beim Review!

Street_Fighter_IV_11Die Street Fighter Fundamente änderte sich auch für den vierten Teil der erfolgreichen und beliebten Reihe nicht. Euer Ziel ist es, dem Gegner gehörig durch Schläge, Tritte und Spezialattacken die Meinung zu geigen und ihn nachhaltig davon zu überzeugen, dass ihr einfach der bessere Kämpfer seid. Alle 12 klassischen „World Warriors“ sind gleich von Beginn an spielbar: Ryu, Ken, Chun-Li, Blanka, E. Honda, Zangief, Guile, Dhalsim, Balrog, Vega, Sagat und M. Bison. Diese bekannte Riege wird um sechs weitere, neue Fighter ergänzt: Abel, ein MMA Fighter, der sich gerne in den Grapple begibt, Crimson Viper, eine grazile Kämpferin mit durchschlagenden und feurigen Luftangriffen, Rufus, ein übergewichtiger Klopps der dennoch erstaunlich schnell sein kann und El Fuerte, ein Pro Wrestler, dem man aufgrund seiner Schnelligkeit kaum mit dem bloßen Auge folgen kann. Auch Gouken, der Lehrer der ewigen Rivalen Ryu und Ken, feiert seine Premiere als spielbarer Charakter. Letztlich gibt es noch einen neuen Endgegner, Seth, der nach dem amerikanischen Capcom Community Manager benannt wurde und ein besonders fieser Hund sein kann. Aber das war noch nicht alles, denn weitere bekannte Gesichter schlichen sich ins Teilnehmerfeld ein: Cammy, Sakura, Akuma, Fei Long, Rose, Gen und Dan lassen sich ebenfalls freischalten.

Wie in den Vorgängern wendet ihr in Street Fighter IV kräftige Super Combos an, doch Elemente wie das Air Blocking und Parrying wurden komplett entfernt. Stattdessen integrierten die Entwickler von Capcom ein neues Gameplay Element: der Focus Angriff, eine gleichzeitig offensive als auch defensive Fähigkeit, die in bis zu drei Stärkeleveln ausgeführt werden kann, während ihr die MK und MP Buttons kurz anhaltet und loslasst. Es gibt keine Bildschirmanzeige, anhand der ihr erkennen könnt wie stark euer Focus Angriff aufgeladen ist. Deshalb müsst ihr euch auf die schwarzen Outlines um euren Charakter herum orientieren, die mit jedem Level prägnanter werden. Jeder Kämpfer hat natürlich seine ganz eigene Focus Animation, so dass ihr nach ein paar Runden den Dreh so raus haben solltet. Focus Angriffe machen euch auf der einen Seite leicht angreifbar, da ihr um sie aufzuladen stillstehen müsst. Auf der anderen Seite absorbiert ihr den „first hit“ ohne einen Reset der Animation, so dass ein direkter Konter möglich wird, insofern ihr den Treffer landet. Die Attacke ist auch prima dazu geeignet, stärkere Angriffe oder Combos des Gegners zu unterbrechen. Ein getroffener, starker Focus Angriff schadet eurem Gegenüber enorm, denn abgesehen vom direkten Schaden wird er außerdem zu Boden gehen und euch so die Gelegenheit geben, gleich nochmal nachzulegen.

Street_Fighter_IV_2Ein weiterer wichtiger Punkt sind das EX- und das Revenge-Meter. Während sich das EX-Meter durch das erfolgreiche Austeilen von Treffern füllt, steigt das Revenge-Meter an, wenn ihr vom Gegner ordentlich auf die Mütze kriegt. Dadurch entsteht ein elementarer Risiko vs. Lohn-Bestandteil von Street Fighter IV: Lasst ihr euch ein bisschen vermöbeln um das Revenge-Meter zu füllen und dadurch eine niederschmetternde Ultra Combo zu landen? Oder geht ihr auf Nummer sicher, ladet eure EX-Leiste auf um sie in stärkere Spezial Moves zu investieren oder für eine Super Combo komplett anwachsen zu lassen? Schön ist die Tatsache, dass die Flexibilität dieses Systems es euch ermöglicht, je nach euren Stärken und eurem Stil zu kämpfen. Diese ganzen Moves werden nie benötigt, um ein Match zu beenden, sind jedoch eine zusätzliche, starke Waffe für all diejenigen, die den nächsten Schritt wagen und lernen wollen, wie sie clever einzusetzen sind.

Der Singleplayer Modus von Street Fighter IV ist robust und bietet über diverse Komponenten verteilt sehr viel. Im klassischen Arcade Modus tretet ihr gegen eine Reihe von CPU Kämpfern an, gefolgt vom finalen Kampf gegen Obermotz Seth. Begleitet wird das Geschehen von einem Intro und Outro im Anime Stil, der euch die Story des ausgewählten Charakters ein bisschen näher bringt. Vor dem Endkampf gegen Seth tretet ihr im „Rival Match“ an. Dabei handelt es sich um einen normalen Kampf, der allerdings auch von einer etwas längeren, diesmal in In Game-Grafik gehaltenen, Sequenz eingeleitet wird. Wie der Name es vermuten lässt, trefft ihr hier bei auf euren Story bedingten Rivalen in den Reihen des Street Fighter IV Teilnehmerfeldes. Sprich, wer mit Ryu in den Arcade Modus aufbricht wird sein Rival Match gegen Sagat austragen. Diese Kämpfe sind einerseits eine willkommene Abwechslung. Doch andererseits bringt es einem als Spieler überhaupt nicht weiter, wenn man nicht schon vorher weiß, warum die beiden Charaktere die sich da auf dem Bildschirm flamen nicht die besten Freunde sind. Alle die auf ein Bonus Level im Stil des „Auto zerschrotten“ aus Street Fighter II hofften, werden leider enttäuscht.

Street_Fighter_IV_18Egal ob ihr einen Tatsumaki Senpukyaku gezielt ausführen könnt oder ihr einfach auf die Buttons eindrescht – Street Fighter IV bietet sowohl Pros als auch Anfänger Unterhaltung auf höchstem Niveau. Dafür sorgten die Entwickler durch acht verschiedene Schwierigkeitsgrade – von „kinderleicht“ bis „superschwer“ ist alles mit dabei und damit sollte jeder den bestmöglichen Anfangspunkt für seine Street Fighter IV Karriere finden. Dabei ist Teil IV auf dem „normalen“ Herausforderungsgrad ebenfalls kein Zuckerschlecken, denn eure Gegner lieben es, euch mit Super und Ultra Combos zu überraschen und nicht immer die gleiche Show abzuziehen. Einsteiger haben auf den unteren Schwierigkeitsgraden kein Problem einzusteigen, doch die Floskel „easy to learn, hard to master“ trifft auf das Spiel besser zu als für irgendein anderes Videospiel. Wer auf dem Medium oder einem höheren Schwierigkeitsgrad spielt, aktiviert damit das Online Score Tracking, worüber ihr eure gesammelten Punkte dann mit denen eurer Freunde online vergleichen könnt.

Im Trainingsmodus werden auch erfahrenere Spieler ordentlich auf die Probe gestellt. Da Street Fighter IV in Sachen Gameplay irgendwo zwischen dem zweiten und dritten Teil liegt, sind Verwirrungen darüber, welche alten Combos jetzt funktionieren und welche nicht quasi vorprogrammiert. Der Modus bietet hier die perfekte Lösung und ist generell einer der großen Juwelen des Street Fighter IV-Gesamtpakets. Sobald ihr euren Charakter und euren Gegner auswählt, könnt ihr Letzteren in stehende, duckende oder springende Ausgangslage versetzten – oder die CPU bzw. einen zweiten menschlichen Spieler die totale Kontrolle übernehmen lassen. Hinzu kommt die Möglichkeit, den Charakter des Gegners direkt zu übernehmen oder individuelle Combos (bis zu 10 Sekunden) aufzunehmen und sie in Endlosschleife abspielen zu lassen. Einen besseren Weg um die Kunst des Kampfes zu erlernen gibt es einfach nicht. Massig Einstellungsmöglichkeiten machen den Trainingsmodus zu einem Zeitkiller für Spieler, die ihre Fähigkeiten maßgeblich verbessern wollen.

Street_Fighter_IV_35Das Nonplusultra in Sachen Street Fighter IV Singleplayer stellt jedoch der Herausforderungsmodus dar, der drei Untermodi mit sich bringt. Klassische Modi wie Time Attack- und Survival Modi, jeweils in zwei Schwierigkeitsgraden, werden vom neuen Trial Mode ergänzt. Hier werden euch gezielt Moves beigebracht und sogar noch wie ihr jene am besten miteinander verbindet, um enorm kräftige Combos aufs Parkett zu legen. Während ihr im normalen Trainingsmodus alles frei ausprobieren könnt, wird im Trial Modus das erfolgreiche Ausführen von bestimmten Moves verlangt, um fortschreiten zu können. Auch der Trial Modus kommt in zwei verschiedenen Schwierigkeitsgraden daher. In den fünf Leveln auf normal müssen die Grundmanöver eures gewählten Kämpfers absolviert werden. Das beginnt mit leichten Dragon Punches, Charge Moves oder Würfen und wird schon deutlich anspruchsvoller wenn es um Special Moves, Canceling Attacks mit Fokus oder längere Combos geht. Wer das durchsteht, darf sich auf den Trial Modus „hard“ freuen, in dem die Post abgeht und ihr euch für den Wettbewerb auf höchstem Niveau stählern könnt.

Wie eh und je gilt auch Anno 2009 noch, dass ein Beat‘em Up in erster Linie von seinem Multiplayer Modus lebt. Street Fighter IV bietet sowohl offline als auch online Multiplayer Modi und ist damit generell bestens gerüstet. Der offline Multiplayer kommt klassisch daher, sprich ihr spielt gegen einen zweiten Spieler an einer Konsole und wählt aus den freigeschalteten Kämpfern eure jeweiligen Alter Egos aus. Im Online Multiplayer werdet ihr vor die Wahl gestellt: Sowohl Ranglistenmatches als auch private Partien gegen Freunde sind möglich. Ein Sieg in einem Ranglistenspiel verschafft euch Battle Points, die zum euren Skill verdeutlichen und zum anderen dabei helfen, ein ordentliches Matchmaking auf die Beine zu stellen. Ihr könnt allerdings auch gezielt nach Gegenspielern suchen, die unter eurem Skill Level liegen. Über Statistiken erfahrt ihr das Sieg-/ Niederlagenverhältnis eures potentiellen Gegners. Wer richtiges Arcade Feeling im Wohnzimmer haben will, kann den „Competitive Challenge Mode“ aktivieren und einfach genüsslich im Singleplayer weiterkämpfen. Bis sich dann ein Online Gegner einmischen will und ein stilechtes „A new Challenger has arrived“ über euren Bildschirm flackert.

Street_Fighter_IV_52Wir haben während unserer Testsessions sowohl gegen Spieler mit starken als auch weniger guten Verbindungen gespielt und bei Gegnern mit guten bis perfekten Verbindungen kommt ein absolut flüssiges Fighting Erlebnis auf, welches einer Offlinepartie in nichts nachsteht. Bei schlechteren Verbindungen kann es schonmal zu kleineren Aussetzern kommen, was in diesem Genre natürlich besonders tödlich sein kann. Auf der anderen Seite absolvierten wir ebenfalss gegen Spieler mit vermeintlich schlechten Leitungen flüssige Matches. Leider gibt es keinen online Turnier Modus, was ein bisschen komisch anmutet, da ein solcher im kürzlich veröffentlichten Super Street Fighter II Turbo HD Remix noch integriert war. Aber wer weiß, eventuell wird ein solcher ja noch als Downloadable Content nachgeschoben.

Zu unserer Testperiode war es zwar noch nicht erhältlich, doch Capcom kündigte bereits an dass zum Release oder kurze Zeit später das sogenannte „Championship Mode Expansion Pack“ als kostenloser DLC über PSN angeboten werden soll. Dieses wird es ermöglichen, Match Videos aufzunehmen, hochzuladen und natürlich ebenfalls runterzuladen. Außerdem werden durch den Patch drei neue Punktesysteme eingeführt: Championship, Tournament und Grade Points. Zum krönenden Abschluss soll noch das Matchmaking für Einsteiger und Mid-Level Spieler verbessert werden. Wir hoffen darauf, dass der Patch sich auch um die Spieler kümmert, die ein Match vorzeitig verlassen und dafür momentan noch in keinster Weise bestraft werden.

Street_Fighter_IV_14In Sachen Steuerung haben PlayStation 3 Besitzer dank besserem Digikreuz die Nase vorn. Wer jedoch stilecht Street Fighter IV zocken will kommt an der Investition eines ordentlichen Arcade Sticks oder einem der speziellen SF IV Controller von Mad Catz nicht vorbei. Leider wurde nun bekannt, dass die beiden SF IV Arcade Sticks sowie die Controller von Mad Catz sich für den europäischen Markt erheblich verspäten, nachdem die erste Auslieferungsmenge in den USA schon nach wenigen Tagen ausverkauft war. Wie wir von Saitek, die die Produkte in Europa vertreiben, erfuhren, sollten die beiden Sticks und die Controller ab ca. Ende März – Anfang April in Europa erhältlich sein.

Wie bereits in Sachen Gameplay begeistert Street Fighter IV auch in der Präsentation. Der Grafikstil wirkt gleichzeitig erwachsener als in den Vorgängern, aber gleichermaßen verspielt. Bedrohende Gesichter mischen sich mit aufgepumpten Muskeln und Kampfschauplätzen, die bunter nicht hätten ausfallen können. Dicke schwarze Outlines an den Charaktermodellen und „verspritzte Tinte“ erwecken einen Pseudo Cel-Shading Effekt, der kraftvoll auf den Spieler einwirkt. Im gleichen Atemzug bewegen sich die Kämpfer mit flinken und absolut sauberen Animationen grazil über den Bildschirm. Lange Haare wehen im Wind, Gesichtsausdrücke sagen mehr als tausend Worte und schmerzverzerrte Blicke wenn ihr einen Ultra Combo landet sorgen für einen wahnsinnig guten grafischen Gesamteindruck. Da lassen sich auch minimale Clippingfehler ohne Probleme hinnehmen.

Street_Fighter_IV_17In der Audiosparte weiß Street Fighter IV ebenso wie seine Vorgänger zu gefallen. Der J-Pop / Techno Soundtrack wird für ordentlich Ohrwürmer sorgen und abgesehen vom übelst kitschigen Titelsong gibt es hier nichts zu meckern. Nett sind die vielen Umgebungsgeräusche, die im Eifer des Gefechts schnell überhört werden. Puristen wird die Möglichkeit geboten, die Sprachausgabe der Kämpfer vom Englischen ins japanische Original zu ändern – auch individuell für jeden Charakter, wobei diese Option zunächst freigespielt werden muss.





Gregory meint:

Gregory

Der König ist tot, es lebe der König! Viel mehr als das, was Street Fighter IV bietet, hätten sich die Fans nicht wünschen können. Street Fighter IV heißt euch mit offenen Armen Willkommen – egal ob ihr Einsteiger oder absoluter Beat‘em Up-Crack seid. Großartige Präsentation, perfektes Gameplay und ein nicht in Worte zu fassender Wiederspielwert machen das Spiel zum absoluten „Must Have“ für jeden Spieler, der auch nur im Geringsten etwas mit dem Genre anfangen kann. Daumen weit nach oben!

Alexis meint:

Alexis

Als die ersten Screens von Street Fighter IV erschienen, sprachen viele Spieler ihre Bedenken aus. Keiner konnte sich so recht etwas unter dem Titel vorstellen. Viele Serien sind durch ihren Sprung in eine dreidimensionalere Welt baden gegangen. Nicht aber Street Fighter IV. Capcom präsentiert dem Spieler hier ein absolutes Feuerwerk für die Augen, bunt, schnell, geschmeidig. Die Ansprüche der Profis werden befriedigt, während auch absolute Neulinge ihren Spaß mit dem Titel haben werden. Ich setze auf den Daumen meines Kollegen noch einen oben drauf! Bravo! 

Positiv

  • Sauberes und clever erweitertes Gameplay
  • Wunderbare Präsentation
  • Unzählbarer Wiederspielwert für Spieler mit Wettbewerbs-Gen

Negativ

  • Kein Turniermodus
Userwertung
7.725 4 Stimmen
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Forum
  • von Civilisation:

    Um es kurz zu machen: Street Fighter IV wurde von Gregory und Alexis getestet. Street Fighter IV Ich stelle die Behauptung auf, dass jeder weiß, wer oder was Street Fighter ist. Ja, selbst Menschen die nichts mit Videospielen am Hut haben. Wieso? Ganz einfach: Der Titel prägte...

  • von The_Clown:

    Yun & Yang sind irgend wie ganz nett. Kommen die vielleicht als DLC auf die Konsolen? Weiß dazu wer was? Der New Costumes Trailer ist so was von Mist, dass geht ja mal gar nicht. Nein ich meine nicht die gezeigten Kostüme, sondern wie die gezeigt werden. Zu viel Lichteffekte. So kann man...

  • von Symer:

    Japanese Yun & Yang Reveal Trailer gametrailers.com/video/japanese-yun-super-street/704942 Japanese New Costumes Trailer gametrailers.com/video/japanese-new-super-street/704941...

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Street Fighter IV Daten
Genre 2D Beat ‘em Up
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2009-02-20
Vermarkter Capcom
Wertung 9.3
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