LEGO Harry Potter: Die Jahre 1 - 4 im Test

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Irgendwo im Legoland steht wahrscheinlich eine überlebensgroße Statue des Mitarbeiters, der die glorreiche Idee hatte, Videospiele zu entwickeln. In den letzten zehn Jahren hat die dänische Bauklötzchenfirma nämlich beachtliche Gewinne mit Games für alle gängigen Systeme erwirtschaftet. Ganz besonders erfolgreich waren dabei familienfreundliche Film-Umsetzungen. Star Wars, Batman und Indiana Jones konnten bereits ihre Wiedergeburt im virtuellen LEGO-Universum feiern und ein Millionenpublikum begeistern. Da ist es keine große Überraschung, dass nun ein weiterer Filmheld den Schritt in die Welt der bunten Blöcke wagt. Harry Potter, seines Zeichens bekanntester Zauberlehrling der Welt, und seine Verbündeten stehen bereit, um dem Oberfiesling Voldemort und seinen Schergen das Handwerk zu legen.

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Auch das neueste LEGO-Spektakel erfindet das Rad nicht neu und unterscheidet sich in Sachen Gameplay nur minimal von seinen vielen Vorgängern. Obwohl sich wahrscheinlich nur sehr wenige Menschen auf neXGam verirren, die niemals Luke Skywalker, Dr. Jones oder Bruce Wayne durch Plastikkulissen gejagt haben, erkläre ich das Grundprinzip gern. In LEGO-Filmumsetzungen werden fast immer komplette Kinostreifen in Form von Action-Adventures mit diversen Jump´N´Run-Einlagen nachgespielt. Dabei achten die Macher immer darauf, dass die besonderen Fähigkeiten der Helden auch in den Games eingesetzt werden können.

Manche Protagonisten tragen Peitschen, Lichtschwerter oder fledermausförmige Boomerangs mit sich herum, aber in der magischen Welt, die Joanne K. Rowling zu einer der reichsten Frauen des Planeten gemacht hat, verlassen angehende Zauberer und Hexen das Haus niemals ohne Zauberstab. Es ist diese kleine aber feine Besonderheit, der das aktuelle Harry Potter Game zumindest ein wenig von den anderen LEGO-Titeln unterscheidet. Das Erlernen und richtige Anwenden von Zaubersprüchen ist einer der elementaren Bestandteile des Gameplays.

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Genau wie in den Büchern und Filmen werden die Fähigkeiten von Harry, Hermine, Ron und den weiteren spielbaren Charakteren im Laufe der Zeit immer beeindruckender. Die magischen Formeln können nicht nur im eigentlichen Spiel frei geschaltet werden. Viele von ihnen sind auch in einem speziellen Shop gegen bare Münze erhältlich. Seltsamerweise sind nur wenige Zaubersprüche nötig, um die Aufgaben zu absolvieren, aber ein echter Fan der Materie muss natürlich trotzdem jeden einzelnen sammeln. Es ist relativ egal, dass es keinen echten Nutzen hat, jede beliebige Figur im Spiel durch einen Schwung des Zauberstabs zu einer Breakdance-Einlage zwingen zu können. Allein die Tatsache, dass es möglich ist, wird jeden Anhänger von Harry Potter freuen. Gelungen ist auch, dass die einzelnen Charaktere unterschiedliche Fähigkeiten haben, was nicht nur für Abwechslung sorgt, sondern es darüber hinaus immer wieder nötig macht, zwischen den verschiedenen Helden und Bösewichten hin- und herzuschalten. Die braven Gryffindoor-Schüler würden beispielsweise niemals einen der unverzeihlichen Flüche anwenden, während Lord Voldemort oder Harrys ewiger Widersacher Draco Malfoy keinerlei Gewissensbisse kennen.

Außer der Tatsache, dass es in sehr ähnlicher Form schon in einer ganzen Reihe von Titeln zum Einsatz gekommen ist, gibt es beim Spielprinzip nicht viel zu meckern. Die Steuerung ist schön simpel und selbst die Sprünge, die in anderen Bauklötzchenspielen oft für ein wenig Frust gesorgt haben, gehen inzwischen gut von der Hand. Levels, die stark von den bewährten Such-, Hüpf- und Zauber-Missionen abweichen sind spärlich gesät. Zwar gibt es den ein oder anderen Besenritt und auch das magische Auto der Weasley-Familie darf gefahren werden, aber insgesamt wird mit großen Überraschungen gegeizt.

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Wer nicht zum allerersten Mal ein LEGO-Game ins Laufwerk legt, weiß bereits, dass alle Spiele dieser Art zu zweit besonders viel Spaß machen. Es lohnt sich also, einen befreundeten Zocker einzuladen, um anschließend ein paar kooperative Stunden vor der Konsole zu verbringen. Ein wenig schade ist, dass schon wieder kein Online-Modus integriert wurde, aber LEGO Harry Potter – Die Jahre 1-4 wurde so konzipiert, dass es sehr gut gemeinsam auf einem Bildschirm spielbar ist. Wer lieber allein zockt, ist auf die Unterstützung computergesteuerter Charaktere angewiesen. Wirklich beeindruckend ist die künstliche Intelligenz der Mitstreiter nicht, aber der Großteil der Aufgaben wird pflichtgemäß erfüllt.

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Der recht niedrig angesetzte Schwierigkeitsgrad lässt den Schluss zu, dass sich das Game in erster Linie an Kinder und Gelegenheitszocker richtet. Knifflige Situationen sind selten und selbst Obergegner unternehmen meist nur sehr zaghafte Versuche, unsere Helden in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Wer aufmerksam ist, sollte auch kaum Probleme mit den vielen Mini-Rätseln haben, die sich immer durch den Einsatz der korrekten Zaubersprüche und das akribische Durchsuchen des jeweiligen Spielabschnitts lösen lassen. Sollte es doch einmal vorkommen, dass ein falsch angesetzter Sprung oder ein besonders gemeiner Fiesling einen der Hauptdarsteller aus dem virtuellen Leben reißt, erscheint die dahingeraffte Figur innerhalb weniger Sekunden wieder auf dem Bildschirm.

Pro Schuljahr müssen zwischen zwei und drei Stunden investiert werden. Wie der Name schon sagt, deckt das Game nur etwas über die Hälfte der epischen Geschichte ab. Die Jahre 5 bis 7 werden erst in einigen Monaten als eigenständiges Spiel folgen, was den Hype um den nächsten und vorletzten Kinofilm (Ja, Buch 7 kommt als Zweiteiler auf die große Leinwand…) wohl noch weiter steigern dürfte. Theoretisch lässt sich LEGO Harry Potter – Die Jahre 1-4 also problemlos an einem Tag durchspielen. Allerdings gibt es neben der Hauptgeschichte noch viel zu entdecken. LEGO-Steine können gesammelt und in Shops gegen neue Zaubersprüche, Charaktere und Extras eingetauscht werden. Oft lohnt es sich, bereits abgeschlossene Missionen nochmals mit anderen Figuren zu besuchen, die mit ihren speziellen Fähigkeiten neue Bereiche öffnen können oder dazu in der Lage sind, heiß begehrte Gegenstände zu erreichen. Selbst Bonus-Levels samt Editor, der das Erstellen eigener Umgebungen erlaubt, sind enthalten. Wer auch das letzte Geheimnis entschlüsseln will und die, erstaunlich anspruchsvollen, Achievements abstauben möchte, kann also problemlos das drei- bis vierfache der reinen Durchspielzeit investieren. Allein das Freischalten der über 100 steuerbaren Figuren ist schon eine Aufgabe von epischen Ausmaßen.

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LEGO Harry Potter – Die Jahre 1-4 ist ein wirklich liebevoll gestaltetes Spiel und es dauert lange, bis die Augen sich an den toll in Szene gesetzten Schauplätzen satt gesehen haben. Besonders Hogwarts mit seinen Gemälden, Statuen und vielen Geheimnissen macht einen sehr guten Eindruck. Da lässt es sich leicht verschmerzen, dass die Effekte ein wenig veraltet wirken. Selbstverständlich ist es noch immer ein interessantes Schauspiel, wenn LEGO-Bauten in ihre einzelnen Bestandteile zerfallen, aber die Zauber hätten ruhig etwas opulenter ausfallen dürfen. Die Animationen aller virtuellen Bewohner der magischen Welt sind natürlich wieder zuckersüß, gerade weil sie etwas unbeholfen wirken, wie es sich für Plastikkameraden gehört. Auf den Fluren und in den vielen Räumen der Zauberschule ist immer etwas los und oft sind es gerade die computergesteuerten Nebendarsteller, die für Stimmung sorgen. Auch bei den Zwischensequenzen, die regelmäßig in kleinen Details von den Filmvorlagen abweichen, damit ein paar zusätzliche Jokes eingebaut werden können, sind wieder mal gelungen.

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Wie es sich für eine hochwertige Film-Adaption gehört, wurde der Soundtrack direkt aus der Vorlage übernommen. Genau wie im Kino verleihen die Melodien dem virtuellen Hogwarts und den vielen weiteren Schauplätzen tatsächlich eine magische und leicht unheimliche Atmosphäre. Dazu gesellen sich die typischen humorvollen Soundeffekte, die zwar nicht wirklich beeindruckend klingen, aber jede Aktion passend untermalen. Ob das unverständliche Gemurmel, das in allen LEGO-Filmspielen statt einer echten Sprachausgabe zum Einsatz kommt nun ein Grund zur Freude ist, bleibt reine Geschmackssache. Emotionen wie Angst, Erstaunen oder Freude werden auf diese Art und Weise zwar gut wiedergeben, aber die komplexe Geschichte ist aufgrund fehlender Untertitel nur nachvollziehbar, wenn die Filmvorlagen bekannt sind.

Harry meint:

Harry

Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie ich vor etwas mehr als einem halben Jahrzehnt das erste LEGO Star Wars Game auf der Playstation 2 gezockt habe. Damals konnte ich kaum aufhören zu lachen und legte den Controller oft erst nach mehreren Stunden vor der Konsole wieder hin. Ich musste einfach wissen, wie Jabba the Hut als LEGO-Figur aussieht, in wie viele Klötze der Todesstern zerfällt und welche Insiderwitze in der nächsten Zwischensequenz versteckt waren. Doch der Zahn der Zeit nagt unerbittlich und die Faszination lässt langsam nach. Natürlich ist es immer noch witzig, wenn bekannte Leinwandhelden durch skurrile Plastikwelten laufen, aber altgediente Zocker haben dieses Phänomen inzwischen einfach zu oft gesehen. Wer sich nicht mehr im Zustand der LEGO-Euphorie befindet, wird das überraschungsarme Gameplay und den kindergerechten Schwierigkeitsgrad des neuesten Ablegers der Klötzchensaga wahrscheinlich deutlich kritischer sehen als begeisterungsfähige Neueinsteiger. LEGO Harry Potter - Die Jahre 1-4 ist und bleibt ein grundsolides und technisch ansprechendes Action Adventure, das besonders im 2-Spieler-Modus ein kurzweiliges Wochenende verspricht. Danach ist für die meisten Erwachsenen aber definitiv Schluss. Nur Kinder oder absolute Harry-Fans werden alle Geheimnisse lüften, auch den letzten goldenen Block aufspüren und die komplette Horde von Charakteren freispielen.

Positiv

  • Familienfreundliche Unterhaltung
  • Über 100 Charaktere und viele weitere Extras
  • Besonders zu zweit spaßig

Negativ

  • Etwas zu leicht
  • Legoversionen von Filmen bleiben nicht ewig lustig
  • Gameplay bietet kaum Neuerungen
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Forum
  • von Thomas3313:

    Das ist natürlich auch möglich. EDIT: Die Bonus Disc: * Hinter den Kulissen von Lego Harry Potter * Spass am Set von Harry Potter * Exklusiven Einblick hinter die Kulissen von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Quelle: Amazon.de...

  • von Shinji:

    Kanns sein, dass der nur bei der limited dabei ist? da liegt doch ne extra DVD bei.

  • von Thomas3313:

    Kenne den Trailer ja schon, nur da überall steht aus dem Lego Harry Potter Spiel frage ich mich wo der sein soll? Finde ihn nirgends! Vielleicht ist er nur in der US Version drin? Wäre ja denkbar. Habe auch auf GameFAQ nichts dazu gefunden, obwohl es da schon komplette Lösungen mit alles Secrets...

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LEGO Harry Potter: Die Jahre 1 - 4 Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit Juni 2010
Vermarkter WarnerBros_
Wertung 7.9
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neXGam YouTube Channel
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