Castlevania im Test

Nintendo 64

Ohrenbetäubendes Donnern hallt durch die Finsternis. Zwischen den Wolken zucken gleisende Blitze hervor und lassen das große Schloss in hellem Schein erstrahlen. Fledermäuse fliegen auf die verwinkelten Türme zu. Langsam verziehen sich die unheilvollen Wolken und ein blutroter Mond krönt Graf Draculas Schloss. Plötzlich ertönt der Klang einer Geige. Gänsehaut regt sich beim Betrachter … Willkommen in Castlevania.

Konami geht neue Wege auf dem Nintendo 64. Denn Castlevania (ja, ohne die oft genutzte 64 hinter dem Titel) betritt auf der 64-Bit Maschine die Bühne (komplett in 3D) und präsentiert dem Spieler schon im Vorspann, was ihn in Transsylvanien erwartet. Die 2D-Ableger der Serie wurden mit Lorbeeren überschüttet und von Fans geliebt, doch wie würde sich das vierzehnte Castlevania schlagen? Hat Konami doch viele Neuerungen für die Serie geplant.

Die erste Erneuerung stellte die Story dar. Nein, keine Sorge, in Castlevania müsst ihr Graf Dracula ein weiteres Mal zurück ins Grab schicken, doch diesmal habt ihr die Wahl, ob ihr mit Reinhardt Schneider oder Carrie Fernandez auf Vampirjagd gehen wollt.

Eure Wahl hat Auswirkungen auf den Spielverlauf, da ihr mit dem jeweiligen Charakter zum Teil andere Bereiche besucht. Entscheidet ihr euch für Reinhardt, ein Mitglied der Belmont-Familie, so kämpft ihr euch mit eurer heiligen Peitsche durch die Gegnerhorden. Carrie hingegen verfügt über magische Kräfte und zeigt den Monstern mit verschiedenen Angriffszaubern wo der Hammer hängt. Spielerische Abwechslung wird also groß geschrieben. Auch verfügt jeder Charakter über zwei verschiedene Endsequenzen, je nachdem, wie schnell ihr das Spiel durchspielt und bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Hier also ein großes Lob an die Jungs von Konami.


Ansonsten spielt sich Castlevania wie jeder andere Teil der Serie auch. Ihr fangt außerhalb des Schlosses an und müsst dieses nun betreten, um den bösen Grafen ausfindet zu machen und erneut zu versiegeln. Am grundlegenden Konzept hat sich also nichts geändert. Und doch bietet das 3D-Spiel mehr.

So kommt das Spiel mit einen Tag- und Nachtwechsel daher, ähnlich wie bei Zelda Ocarina Of Time.  Bestimmte Monster tausche nur nachts auf und einige Nebencharaktere könnt ihr auch nur zu einer bestimmten Stunde antreffen. Auch diente beim Zielsystem Zelda als Vorbild, denn ihr könnt euren Gegner mittels C-Knopf anvisieren und habt ihn so immer im Blick. Die eigentliche Kameraperspektive zeigt euren Recken immer in der Third-Person Ansicht.

Leider spielt die Kamera nicht immer mit und ist vor allem bei Sprungpassagen häufig ein Garant für verspielte Leben. Zum Glück gibt es bei Castlevania unendlich davon, so dass Frust eigentlich nie aufkommt. Bestimmte Gegenstände müssen zudem untersucht werden und ihr erhaltet nützliche Tipps, was einen Anflug von Resident Evil beim Spieler versprüht. Auch die Rätsel, die es im Schloss zu lösen gilt, ähneln denen in Capcoms Horror-Highlight. Konami hat also bei einigen Kollegen abgeguckt, was aber absolut zulässig ist, da die genannten Elemente gut funktionieren.


Der geneigte Vampir Fan bekommt beim N64-Ableger eine Vielzahl an Zwischensequenzen spendiert, die teilweise sogar vertont sind und eine düstere Atmosphäre vermitteln. Auf dem Nintendo 64 ist sowas richtig rar gesät und daher gern gesehen. Die Atmosphäre ist der größte Pluspunkt bei Castlevania, denn hier hat Konami alles richtig gemacht. Die Monster sehen alle ordentlich aus und variieren in Anzahl und Aussehen. Ihr trefft auf kleine und große Skelette, Fledermäuse, Drachenstatuen und andere Fieslinge, die zum Teil neu gestaltet wurden oder ihren Auftritt auch schon in älteren Teilen der Serie hatten.

Auch die Protagonisten und Antagonisten sind sehr gut gewählt und überzeugen mit vielen Details, aber teils steifen Animationen. Draculas Schloss ist nicht gerade klein und jeder Raum unterscheidet sich. Türme mit verwickelten Treppen wollen erklommen, Irrgarten müssen überquert und die vielen Zimmer des Grafen durchsucht werden. Alles schön in Szene gesetzt. Auf eurem Weg findet ihr viele Power-Ups, die eure Waffen pushen oder als Fernwaffen eingesetzt werden können. Die Power-Ups sind auch bitter nötig, da der Schwierigkeitsgrad  nicht gerade niedrig ist und vor allem Neulinge abschrecken könnte. Schon auf „easy“ ist das Spiel an vielen Stellen fordernd, wird auf dem normalen Grad anspruchsvoll und läuft im Hardmode zur Hochform auf, der aber erst einmal freigespielt werden muss.


Gameplaytechnisch gibt Castlevania also einiges her und auch Grafik und Sound stimmen. Zwar erlebt der Spieler keine Grafikpracht à la Turok 2 oder Perfect Dark, doch im Ganzen ist die Grafik für das Jahr 1999 sehr anschaulich und vermittelt ein äußerst dunkle Atmosphäre. Einige Texturen wirken aber dennoch matschig und auch Nebel findet man in Transsilvanien. Trotzdem muss man sagen, dass mehr machbar gewesen wäre.

Am Sound gibt es nichts zu meckern. Grandiose Musikstücke wechseln sich mit stimmigen Soundeffekten ab. Das Laufgeräusch eures Helden ändert sich, wenn er auf anderem Grund läuft, die Monster hören sich allesamt glaubhaft an und die (englischen) Synchronsprecher machen ihren Job sehr gut. Leider ist die Qualität der Sprachsamples nicht die Beste, was auf Nintendos 64-Bit Maschine bei fast allen anderen betroffenen Spielen der Fall ist. Hervorheben möchte hier aber noch einmal die Musik. Das Geigensolo im Vorspann meldet die Klasse der Musik schon an und jedes Musikstück im Spiel ist wirklich super komponiert und trägt zu einem Großteil zur erzeugten Atmosphäre bei.




Andrej meint:

Andrej

Castlevania ist auf dem Nintendo 64 wirklich gelungen. Viele waren skeptisch, ob Konami den Schritt zum 3D hinkriegt und ich gebe hiermit Entwarnung. Die gesamte Atmosphäre wird gut übermittelt und sobald man den finsteren Wald betritt, will man den Controller nicht mehr aus der Hand legen. Die Grafik weiß zu gefallen, ist aber bei weitem nicht so brillant wie z. B. bei Perfect Dark. Der Sound ist aber das Prunkstück des Spiels und kann sich mit anderen Schwergewichtlern der N64-Bibliothek messen. Auch die vielen Zwischensequenzen und die gute Vertonung vermitteln dem Zocker eine (damals) kinoreife Präsentation. Ein 2-Spieler Koop-Modus wäre hier noch die Krönung gewesen. Alle, die das erste 3D-Castlevania verpasst haben, können einen Blick riskieren. 

Positiv

  • Grandioser Soundtrack
  • 2 wählbare Charaktere...
  • Dichte Atmosphäre

Negativ

  • Kameraprobleme
  • … aber leider kein Koop-Modus
  • einige frustrierende Stellen
Userwertung
8.93846 13 Stimmen
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Forum
  • von Phill XVII:

    Das erste hatte natürlich ein paar andere Szenen und die Level sind glaubig stellenweise etwas anders gewesen. Aber eigentlich gibt es keinen wirklichen Grund sich den ersten zu kaufen....

  • von khaos:

    Ich will das zweiter 64er Castlevania auch noch mal nachholen oder gibt es einen Grund, das erste zu spielen? (außer dass es billiger ist)

  • von Phill XVII:

    Ich liebe die N64 Castlevania und hoffe die werden mit ins Switch Abo aufgenommen.

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Castlevania Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1999-05-14
Vermarkter Konami
Wertung 7.5
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