Die erste Erneuerung stellte die Story dar. Nein, keine Sorge, in Castlevania müsst ihr Graf Dracula ein weiteres Mal zurück ins Grab schicken, doch diesmal habt ihr die Wahl, ob ihr mit Reinhardt Schneider oder Carrie Fernandez auf Vampirjagd gehen wollt.
Eure Wahl hat Auswirkungen auf den Spielverlauf, da ihr mit dem jeweiligen Charakter zum Teil andere Bereiche besucht. Entscheidet ihr euch für Reinhardt, ein Mitglied der Belmont-Familie, so kämpft ihr euch mit eurer heiligen Peitsche durch die Gegnerhorden. Carrie hingegen verfügt über magische Kräfte und zeigt den Monstern mit verschiedenen Angriffszaubern wo der Hammer hängt. Spielerische Abwechslung wird also groß geschrieben. Auch verfügt jeder Charakter über zwei verschiedene Endsequenzen, je nachdem, wie schnell ihr das Spiel durchspielt und bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Hier also ein großes Lob an die Jungs von Konami.
So kommt das Spiel mit einen Tag- und Nachtwechsel daher, ähnlich wie bei Zelda Ocarina Of Time. Bestimmte Monster tausche nur nachts auf und einige Nebencharaktere könnt ihr auch nur zu einer bestimmten Stunde antreffen. Auch diente beim Zielsystem Zelda als Vorbild, denn ihr könnt euren Gegner mittels C-Knopf anvisieren und habt ihn so immer im Blick. Die eigentliche Kameraperspektive zeigt euren Recken immer in der Third-Person Ansicht.
Leider spielt die Kamera nicht immer mit und ist vor allem bei Sprungpassagen häufig ein Garant für verspielte Leben. Zum Glück gibt es bei Castlevania unendlich davon, so dass Frust eigentlich nie aufkommt. Bestimmte Gegenstände müssen zudem untersucht werden und ihr erhaltet nützliche Tipps, was einen Anflug von Resident Evil beim Spieler versprüht. Auch die Rätsel, die es im Schloss zu lösen gilt, ähneln denen in Capcoms Horror-Highlight. Konami hat also bei einigen Kollegen abgeguckt, was aber absolut zulässig ist, da die genannten Elemente gut funktionieren.
Auch die Protagonisten und Antagonisten sind sehr gut gewählt und überzeugen mit vielen Details, aber teils steifen Animationen. Draculas Schloss ist nicht gerade klein und jeder Raum unterscheidet sich. Türme mit verwickelten Treppen wollen erklommen, Irrgarten müssen überquert und die vielen Zimmer des Grafen durchsucht werden. Alles schön in Szene gesetzt. Auf eurem Weg findet ihr viele Power-Ups, die eure Waffen pushen oder als Fernwaffen eingesetzt werden können. Die Power-Ups sind auch bitter nötig, da der Schwierigkeitsgrad nicht gerade niedrig ist und vor allem Neulinge abschrecken könnte. Schon auf „easy“ ist das Spiel an vielen Stellen fordernd, wird auf dem normalen Grad anspruchsvoll und läuft im Hardmode zur Hochform auf, der aber erst einmal freigespielt werden muss.
Am Sound gibt es nichts zu meckern. Grandiose Musikstücke wechseln sich mit stimmigen Soundeffekten ab. Das Laufgeräusch eures Helden ändert sich, wenn er auf anderem Grund läuft, die Monster hören sich allesamt glaubhaft an und die (englischen) Synchronsprecher machen ihren Job sehr gut. Leider ist die Qualität der Sprachsamples nicht die Beste, was auf Nintendos 64-Bit Maschine bei fast allen anderen betroffenen Spielen der Fall ist. Hervorheben möchte hier aber noch einmal die Musik. Das Geigensolo im Vorspann meldet die Klasse der Musik schon an und jedes Musikstück im Spiel ist wirklich super komponiert und trägt zu einem Großteil zur erzeugten Atmosphäre bei.
Castlevania ist auf dem Nintendo 64 wirklich gelungen. Viele waren skeptisch, ob Konami den Schritt zum 3D hinkriegt und ich gebe hiermit Entwarnung. Die gesamte Atmosphäre wird gut übermittelt und sobald man den finsteren Wald betritt, will man den Controller nicht mehr aus der Hand legen. Die Grafik weiß zu gefallen, ist aber bei weitem nicht so brillant wie z. B. bei Perfect Dark. Der Sound ist aber das Prunkstück des Spiels und kann sich mit anderen Schwergewichtlern der N64-Bibliothek messen. Auch die vielen Zwischensequenzen und die gute Vertonung vermitteln dem Zocker eine (damals) kinoreife Präsentation. Ein 2-Spieler Koop-Modus wäre hier noch die Krönung gewesen. Alle, die das erste 3D-Castlevania verpasst haben, können einen Blick riskieren.