Zero 4 Champ (HuCARD) im Test

"Dröhnende Auspuffe, vibrierende Motorhauben, heiße Weiber!" Wer träumt nicht davon, bei illegalen Straßenrennen mit seinem PS-Monster die Konkurrenz hinter sich im Staub zu lassen. Mit Need for Speed Underground, Midnight Club oder ähnlichen Titeln fegt man auf der grafikprächtigen Strecke alle Gegner davon. Oder so ähnlich… Zumindest hatten PC-Engine-Fans 1991 keine derartige Auswahl an Renntiteln. Zumindest grafisch, denn mit Zero 4 Champ holten sich die NEC-Jünger auf der CoreGrafX das einzig echte Tuning-Rennspiel.

Ihr befindet euch mit eurem Nissan MA10 auf der Straße, als euch ein anderes Auto zum Rennen herausfordert. Natürlich nimmt ihr an und werdet auch prompt links liegen gelassen. So erfahrt ihr vom anderen Fahrer von dem "Zero 4 Champ Rennen", in denen es darum geht wer als erstes eine 400m Strecke schafft und so entscheidet sich unser Held (dem ihr übrigens einen Namen geben könnt, also Gelegenheit alle bescheuerten Namen wieder ins Gedächtnis zu rufen) an diesen Rennen teilzunehmen. Das Hauptmenü ist das Zimmer des Jungen von wo aus ihr verschiedene Dinge erledigen könnt. So habt ihr die Auswahl zwischen Zeitschrift lesen (wo die Renndaten stehen), Trainingsrennen, Autokauf, Jobsuche, Datenüberblick und Werkzeug (zum Tunen).




Da eure Karre nicht gerade ein Killer ist, mit mickrigen 54 PS (es sei denn ihr fahrt illegale Rennen mit Rollstuhlfahrern) geht ihr erstmal jobben. Hierbei könnt ihr unter anderem in einem GameCenter arbeiten. Wenn der Chef weg ist, habt ihr sogar die Wahl zwei alte Automaten zu zocken! (Shenmue lässt grüßen). Eine weitere Alternative ist als Wachmann in einer Firma anzuschaffen. Hier lauft ihr einen Gang mit Türen ab und müsst jede einzeln prüfen. Manchmal verbirgt sich hinter der Tür eine Maus, doch manchmal tritt ein Einbrecher hervor! Geschieht dies, wechselt ihr in einem FF-ähnlichen Kampfmodus wo ihr mit Angriff, Magie(!) und Items dem Räuber zu Leibe rückt! (Nicht vergessen, wir testen hier gerade ein Rennspiel!)

Da ihr scheinbar eine totale Niete seid was Autos angeht, könnt ihr im Telefonbuch nachsehen was für Läden es gibt. Diese reichen von normalen Autoläden bis hin zu ab18-Telefonservice der erst abends offen hat. Die meisten Läden können euch aber am Anfang nicht helfen (dies liegt auch ein bissel an unserem Helden selbst, denn Aussagen wie "ich möchte Zero 4 Champ Sieger werden" sind nicht wirklich hilfreich). Habt ihr nach einer Weile genügend Geld zusammen, könnt ihr euch Einzelteile für eurer Auto kaufen (Turbo, Auspuff etc), oder ihr könnt es komplett tunen. Je nach Veränderung wird euer Wagen schneller.



Also auf ins Rennen. Ihr könnt zwei Arten von Rennen wählen: In einem Rennmagazin könnt ihr euch die aktuellen Wettrenntermine raussuchen und an diesen teilnehmen. In diesen Rennen müsst ihr gegen mehre Autos hintereinander antreten. Gewinnt ihr die Mehrzahl der Rennen habt ihr gewonnen, ansonsten begleitet euch eine Verlierermusik zurück nach Hause. Wem das zu lahm ist, der nimmt an den Straßenrennen teil. Aber Achtung! Hier wird um Einsatz gefahren und die Gegner sind ne ganze Ecke härter als auf der Piste.

Habt ihr euch entschieden, kommt ihr den Rennmodus: Hier seht ihr die beiden Autos von hinten auf der Strecke stehen. Man muss natürlich die begrenzte Spritevielfalt der Autos in Kauf nehmen, es handelt sich immer noch um eine HuCARD. Auf Signal düst ihr mit (II) los. Vorher muss aber mit (I) geschaltet werden und das gestaltet sich schon etwas schwieriger. Denn während ihr (I) drückt, müsst ihr mit dem Steuerkreuz gemäß einer Schaltgrafik an der Seite die jeweiligen Gänge einlegen. Also (I)+links-oben für den ersten und so weiter. Dies gestaltet sich besonders am Anfang schwer, aber nach einer Weile hat man sich schnell eingespielt. Man muss wie bei einem echten Auto natürlich wissen, wie man wann schaltet.



Wenn ihr mit 30 km/h in den fünften Gang geht, könnt ihr dem Gegner zuwinken während er wegfährt. Besonders vom zweiten in den dritten Gang ist nervig, da der Daumen mal schnell ausrutscht und man im vierten oder im ersten Gang landet. Zusammen mit der übermenschlichen Schaltgeschwindigkeit der CPU-Gegner kann das schon frustrierend werden. Nach und nach entwickelt man aber ein Gefühl für die Sache, was auch sehr wichtig ist! Denn rechtzeitiges Schalten und Kickstarts können trotz schwächerer PS-Leistung zum Sieg führen.

Nach und nach vergeht die Zeit, so dass ab und zu auch Events aktiviert werden. So kommt im Dezember (ihr startet das Spiel im Mai) ein Freund vorbei der, nett wie er ist, euch einen neuen Auspuff gratis besorgt hat. Mit diesem könnt ihr dann auch schon wesentlich besser auf der Fahrbahn heizen als zuvor. Gewinnt ihr auf den Straßen gibt es erwartungsgemäß Kohle. Bei den offiziellen Wettrennen habt ihr je nach Sieg oder Niederlage einen Rang der im Hauptmenü sichtbar ist. Und so vergeht die Zeit nach und nach mit diversen Veränderungen an eurem Auto, diversem Belustigungen (wie z.B. jemand der bei euch wegen seiner bestellten Nudeln anruft) und Besuche von Freunden die helfen oder Lieferdiensten, falls ihr euch etwas aus dem Motormagazin bestellt.

Habt ihr euren Wagen dann irgendwann bis zum geht nicht mehr getunt, könnt ihr den großen Sprung auf ein neues Auto riskieren. Hierfür könnt ihr entweder die ganze Zeit Arbeiten gehen, oder in Rennen Geld verdienen, oder aber ihr gibt euer Auto in Anzahlung und nehmt außerdem beim Händler einen Kredit auf. Diesen könnt ihr als auch in Monatsraten abbezahlen. Dann seht ihr vom Rennen oder eurem Auto nicht mehr viel, weil ihr dann die nächsten 12 Monate mit Geld besorgen beschäftigt seid. Ein Jobauftrag dauert ca. eine Woche und bringt 30.000 Yen. Bei 900.000 die abbezahlen müsst, würdet ihr also sehr lange nix vom eigentlichen Spiel mitkriegen. Also Vorsicht!



Habt ihr ca. 1 Jahr hinter euch, klingelt euer Freund wieder an der Tür. Da er scheinbar keine finanziellen Sorgen hat, hat er euch einen Nitroboost mitgebracht. Drückt ihr im Rennen die (Select)-Taste gibt es ein lautes "Wumm" und ihr zieht mit 255 km/h (!) am Gegner vorbei. Meist dauert es dann noch eine Weile bis der Gegner durch das Ziel fährt! Wahrlich nette Freunde! ,,,-)

Da das Spielprinzip, sowie der Ablauf nun mehr als genug besprochen wurde, kommen wir zu den anderen Faktoren. Grafisch ist es durchaus überzeugend was da aus der HuCARD herausgezaubert wird. Mit den leider sehr kurzen und begrenzten Strecken sowie der 400m-Regel fallen allzu schöne Strecken natürlich fort. Ebenso das Design der Wagen welches sich auf eine handvoll Modelle beschränkt. Rechnet man jedoch die ganzen Jobs, die Minispiele sowie die Einkaufsmöglichkeiten hinzu, ist es schon beachtlich was da speichermäßig alles drauf ist. Auch der Sound hört sich für die damaligen Verhältnisse überzeugend gut an (nur das Reifengequitsche geht nach einer Weile auf die Nerven). Wer sich also nicht an der Grafik stört, hat ein ziemlich langes Spiel vor sich. Denn bis man alle Wagen mal durchgekauft hat dauert es eine gute Weile. Wenn man dann noch Lust hat, denn mit dem begrenzten Spielprinzip kann man natürlich kein Langzeit-Vergnügen wie bei Gran Turismo 4 erwarten.

Deniz meint:

Deniz

Ein für HuCARD-Verhältnisse großartiges Spiel, das mit seinen kleinen Feinheiten Rennfans sowie PC-Engine-Fans durchaus lange genug an den Bildschirm fesseln kann. Ein großer Pluspunkt ist der ausnahmsweise erschwingliche Preis von ca. 10 Euro. 

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Zero 4 Champ (HuCARD) Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1
Regionalcode NTSC
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 08.03.1991
Vermarkter -
Wertung 7.5
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