
Für den neuesten Teil verantwortlich sind wieder die Entwickler von id Software (in Zusammenarbeit mit Raven Software) die sicher allen durch die Doom oder Quake-Reihe bekannt sind. Also keine unerfahrenen in diesem Genre. Das Spiel beginnt mit einer Action-Sequenz in der die bekannte Hauptfigur B.J. Blazkowicz ein feindliches Kriegsschiff infiltriert, um den Abschuss von Raketen zu verhindern. Dabei fällt Blazkowicz ein merkwürdiges Medaillon in die Hände, das ihm durch eine übernatürliche Macht das Leben rettet. Um genau dieses Medaillon dreht sich die Story in Wolfenstein. Durch bestimmte Kristalle die man dem Medaillon anstecken kann, ist man in der Lage die Kraft der so genannten "Schwarzen Sonne" zu nutzen. Zu viel wollen wir Euch aber über die Geschichte nicht verraten. Das Geheimnis rund um die mystische Kraft und dem Medaillon solltet ihr selbst während dem Spiel lüften.
Im Hauptquartier angekommen erhalten wir von unseren Vorgesetzten sogleich den Befehl in die deutsche Stadt Isenstadt zu gehen, um uns dort mit einem Verbündeten zu treffen, der wohl nützliche Informationen zu dem Medaillon zu besitzen scheint. Abermals schlüpfen wir also in die Rolle des erfahrenen Blazkowicz und machen uns auf die Reise nach Isenstadt. Die Stadt bildet in Wolfenstein den Knoten rund um die verschiedenen Missionen die wir im Laufe der Geschichte zu absolvieren haben werden. Die Stadt ist in verschiedene Gebiete unterteilt. In die verschiedenen Gebiete kommen wir in dem wir entweder durch große Tore treten oder durch schutzbietende Abwasserkanäle schleichen. Die Entwickler haben die Stadt so erschaffen, dass wir uns in ihr frei bewegen und sogar mit Personen sprechen können. Auch wenn sich das jetzt sehr nach Rollenspiel anhört, so können wir euch beruhigen. Gespräche mit Bewohnern dienen lediglich um etwas Atmosphäre aufzubauen und neue Missionen zu erhalten. Letzteres erhalten wir entweder von unserer Kontaktperson die zur Gruppe Kreisauer Kreis gehört, die sich mit all ihrer Kraft gegen die Besetzung der Stadt durch die Wölfe lehnt, und einer weiteren Partei, der Forschergruppe des Goldenen Morgen. Auch die Feinde sind an bestimmten Punkten in der Stadt positioniert oder patrouilliert in Gruppen durch die Straßen und Gassen. Also sollte man immer wachsam bleiben. Zur besseren Orientierung zeigt uns ein Kompass die Richtung unseres nächsten Ziels an. Wer es genauer mag kann sich das Tagebuch zu Hilfe ziehen, das nicht nur eine Karte, sondern auch Informationen zu Missionen und Spielfortschritt enthält.

Die Missionen sind durchaus abwechslungsreich gestaltet und in Hauptmissionen wie Nebenaufgaben unterteilt. Die Missionen finden an sehr unterschiedlichen Orten statt. So müssen wir mal ein Krankenhaus infiltrieren und uns die Abteilung für Paranormales etwas genauer anschauen, Gefangene aus der Basis des Feindes befreien, Dokumente aus dem Haus des Wölfe-Offiziers stehlen und einen entführten Forscher in einer Ausgrabungsstätte suchen und befreien. In der genannten Ausgrabungsstätte finden wir außerdem ein weiteres Amulett, das uns im weiteren Verlauf des Spiels mehr als nützlich sein wird. Ach ja, einen kleinen Ausflug in eine andere Dimension steht auch noch an, mehr verraten wir aber an dieser Stelle nicht.
Natürlich besetzen die Wölfe nicht einfach so die kleine unscheinbare Stadt Isenstadt. Sie wissen ebenfalls von der Kraft der "Schwarzen Sonne" und wollen diese für ihre Zwecke nutzen. Was soviel heißt wie die Welt zu unterjochen. Natürlich können wir das nicht zulassen und tun was wir können, um die Wölfe von ihrem Ziel abzuhalten. So stoßen wir in allen Mission auf reichlich Gegenwehr in Form von bewaffneten Nazis. Die Wölfe haben aber weitaus stärkere Gegner zu bieten als einfache Soldaten mit Schusswaffen. Durch ihre Experimente an Menschen haben sie nicht nur neue Waffentechnologien entwickelt, sondern auch neue Formen von Soldaten entwickelt, die zu unberechenbaren Gegnern mutiert sind. So reicht die Palette an Gegnern vom einfachen Fußsoldaten über unsichtbare Elitekämpfer bis hin zu missglückten Experimenten in Form von Riesenmutanten. Und ganz blöd sind die Gegner auch nicht. Bei einem Schusswechsel suchen sie selbständig Schutz an Ecken oder hinter vermeintlich sicheren Objekten. Taktisches Vorgehen, wie das der Gegner uns flankiert oder etwas in der Art darf nicht erwartet werden.

Wenn auf uns geschossen wird schießen wir natürlich zurück! Insgesamt stehen uns acht Waffen zur Verteidigung zur Verfügung. Acht Waffen hören sich nach wenig an und im Vergleich zu aktuellen Shootern zieht Wolfenstein hier ganz klar den Kürzeren. Aber nicht die Anzahl macht es aus, sondern die Größe sagt man doch, oder so ähnlich. Auch wenn wir kein großes Arsenal an Wummen haben, so haben wir dafür einige wirklich ausgefallene und beeindruckende Tötungsmaschinen in unserem Sortiment. Die üblichen Bleikugeln lassen wir mit der Standard MP40, MP43 oder der Kar98 fliegen. Größere Kaliber fahren wir mit der Panzerfaust und dem Flammenwerfer auf. Richtig cool wird es aber erst mit den von den Wölfen entwickelten Waffen. Da hätten wir einmal die Partikelkanone, die Feinde beeindruckend in ihre Moleküle zerlegt oder das Tesla-Gewehr, das elektrische Blitze auf einen oder gleich mehrere Gegner schießt bis diese ansehnlich am Boden liegen und die Blitze ihre toten Körper ein letztes Mal zum Zucken bringen. Richtig heftig wird es letztendlich mit der Leichenfaust44. Der Name ist Programm. Die Waffe feuert eine Art Energieball der bei Kontakt eine mächtige Detonation auslöst.
Um das eher kleine Waffenarsenal auszugleichen steht uns zudem das Medaillon zur Verfügung, das mit bis zu vier Kristallen bestückt vier verschiedene Kräfte einsatzbereit hält. Über das Steuerkreuz aktiviert ihr zum Beispiel die Schleier-Sicht, die die ganze Spielwelt mit einer anderen Dimension vermischt. Ihr seht fortan alles wie durch einen blauen Schleier. Vor allem Gegner sind dann besser zu erkennen, da sie hellblau leuchten. Außerdem lässt euch die Kraft schneller bewegen und zeigt euch einige Geheimnisse die sonst nicht zu sehen sind, beispielsweise könnt ihr so durch bestimmte Wände gehen. Die zweite Kraft nennt sich Zeitdehnung und verlangsamt alles um euch herum. Sehr nützlich um zum Beispiel Kugeln auszuweichen oder einen gezielten Schuss abzugeben. Bei einem hohen Feindaufkommen stellt sich das Schleier-Schild als sehr nützlich dar. Ist die Kraft erstmal aktiviert wird vor euch ein Energieschild errichtet, der euch vor feindlichen Beschuss schützt. Das Gute daran: Ihr könnt euch weiterhin ganz normal bewegen. Die letzte Kraft im Quartett bildet das Verstärken. Die Kraft wirkt sich auf eure Waffe aus, mit der Ihr dann um einiges mehr Schaden anrichten und durch feindliche Schleier-Schilde hindurchschießen könnt. Ihr könnt auch mehrere Kräfte gleichzeitig einsetzen, aber Ihr solltet dabei bedenken, dass mehre Kräfte gleichzeitig auch mehr Energie verbrauchen. Das Medaillon benötigt nämlich die Kraft der "Schwarzen Sonne", um die verschiedenen Kräfte freisetzen zu können. Diese könnt Ihr aber durch in der Umgebung ausströmende Quellen von Schleierkraft jederzeit aufladen, in dem Ihr euch einfach in die Quelle stellt.

Was heute in keinem guten Shooter fehlen darf sind die Waffenuprgrades. Auch in Wolfenstein fehlen diese nicht. In der Stadt verteilt befinden sich verschiedene Zugänge zum Schwarzmarkt, der für alle Waffen, das Medaillon eingeschlossen, reichlich Upgrades bereit hält. Vorausgesetzt, dass genügend Geld vorhanden ist. Nebenbei: Geld gibt es bei erfolgreichem Abschluss einer Mission und kann in Form von kleinen Geldsäcken, die gut versteckt in allen Abschnitten verteilt sind, gesammelt werden. Die Upgrades reichen vom größeren Magazin, über Schalldämpfer und Zielfernrohr, sowie verbesserter Durchschlagskraft, Transformatoren und Kondensatoren für die neue Technologie bis hin zu Verbesserungen der Medaillonkristalle.
Zusammenfassend ist das Gameplay anständig gelungen, bietet aber nichts was nicht schon mal bei einem anderen Titel zu sehen war. Die einzelnen Rollenspielelemente sind gut integriert und umgesetzt worden, auch wenn die Story rund um das Medaillon und die "Schwarze Sonne" etwas aufgesetzt wirken kann. Wer sich streng an die Story-Missionen hält, wird schon nach knapp 7 Stunden den Abspann zu sehen bekommen. Mit den Nebenaufträgen kommt man dann immerhin auf etwa 10 Stunden Spielzeit.

Wer den relativ kurzen Story-Modus durch hat, kann sich über das PSN in Mehrspielergefechte stürzen. Neben dem klassischen Team-Deathmatch stehen die Modi Ziel und Stoppuhr zur Auswahl. Beim Modus Ziel besteht eure Aufgabe, wie der Titel schon sagt, darin, bestimmte Ziele zu erreichen bzw. zu verteidigen, je nach dem für welche Seite man spielt. In Stoppuhr geht es ebenfalls darum bestimmte Ziele zu erfüllen, wobei hier die Teams sich abwechseln und der gewinnt, der die Ziele am schnellsten erreicht hat. Bei unseren Testspielen kam keine anständige Verbindung zustande, so das es ständig ruckelte oder die Verzögerung zu groß war und die Schüsse nicht beim Gegner ankamen. Das kann entweder daran liegen, dass es zu wenig Spieler aus Deutschland in unserer Testzeit gab, oder es einfach am Spiel selber liegt.
Grafisch enttäuscht Wolfenstein etwas, da man mehr erwartet hätte. Die Texturen und Figuren hätten durchaus etwas mehr feinschliff vertragen. Auch die Spielwelt kann mit etwas verschwommenen Texturen nicht voll Punkten. Dafür sind die Effekte der Superwaffen wirklich gut gelungen. Egal ob ein Feind durch die Partikelkanone ihn seine Einzelteile zerfällt oder die blitzdurchströmten Körper, wenn wir das Tesla-Gewähr einsetzen, sind alle sehr ansehnlich und lassen den Titel nicht ganz veraltet aussehen. Etwas öde ist auch die deutsche Synchronisation ausgefallen, die zwar gut abgestimmt ist, aber die Stimmen und Betonungen in den Konversationen einfach den Funken nicht übergreifen lassen können. Deshalb und auch wegen der Zensur fehlt Wolfenstein das gewisse etwas. Während die fehlenden Nazisymbole (Hakenkreuze sind durch das Wolfenstein-Logo ersetzt) nicht so tragisch sind, wurde im Vergleich zur US-Version kräftig an digitalem Blut gespart. Soundtechnisch gibt es bis eben auf die Synchronisation nichts auszusetzen. Die Effekte sind gut und auch die Musikbegleitung sind passend zum Geschehen umgesetzt worden.
Anfangs war ich etwas verwundert über die Rollenspielelemente in Wolfenstein. Aber schnell hat man sich daran gewöhnt und nach anfänglicher Anlaufschwierigkeit fesselte mich die Handlung gegen Ende hin dann doch. Gefallen haben mir die abwechslungsreichen Schauplätze, die unterschiedlicher kaum hätten sein können. Gut, die Waffenauswahl ist für einen Shooter der heutigen Zeit sicher nicht beeindruckend, aber gerade durch die Superwaffen in Kombination mit dem Medaillon völlig ausreichend. Zum Thema Zensur: Blut muss nicht immer wie in Strömen fließen, aber es wäre schön den Effekt, den ein Treffer auswirkt, auch sehen zu können, nicht nur wie der Körper zu Boden fällt. Zwar färbt sich die getroffene Stelle am Körper rot, aber dazu muss man schon sehr nah an den am Boden liegenden Gegner gehen um das sehen zu können. Das drückt doch schon etwas das Gesamtbild. Leider hat mich der Mehrspielerpart etwas enttäuscht. Ich habe es nicht geschafft einmal einem Spiel beizutreten in dem ich eine gute Verbindung hatte. Auch negativ aufgefallen sind die Texturen in den Mehrspieler-Modus, die sich als sehr verschwommen darstellen. Insgesamt ist Wolfenstein nicht mehr als ein durchschnittlicher Shooter geworden, der durchaus Potential zu mehr gehabt hätte. Da viele sicher eine höhere Erwartung an das Spiel haben, rate ich Euch, das Spiel vor dem Kauf wenn möglich probe zu spielen.