WarHawk im Test

PlayStation3
Bereits zu seligen PSone-Zeiten stand der Name WarHawk für furiose Flug-Action. Anno 95 setzte die fliegende Festung zum Erstflug an und manifestierte den Ruf der PlayStation als Polygon-Schleuder. Leider fand der Kriegsfalke nicht den erhofften Anklang und landete nach seinem Einsatz wieder für längere Zeit im Hangar. Auf der E3 2005 wurde schließlich mit viel Bombast der Nachfolger präsentiert, unzählige Flugobjekte, endlose Fernsicht und monumentale Effekte sollten eindrucksvoll die Leistung der brandneuen PS3 unter Beweis stellen.

"Die ersten bewegten Bilder von WarHawk sorgten für Furore"
(click to enlarge)

Leider entpuppte sich das Bildmaterial schon bald als "Target Render", dem absoluten Unwort frustrierter PlayStation 3-Besitzer. Spätere Echtzeit-Sequenzen vermochten nicht mehr die Klasse der anfänglichen Studien zu erreichen, boten aber immer noch eine überzeugende Optik. Doch nicht nur grafisch, auch inhaltlich ruderte der Entwickler Incognito Inc. zurück: Von epischen Steampunk-Schlachten mit Großkampfschiffen über futuristischen Metropolen ist keine Rede mehr, der einst epische Single-Player-Mode viel komplett der Schere zum Opfer. Probleme mit der komplexen Cell-Architektur? Zeitmangel? Eine Mischung aus Beiden? Über die wahren Beweggründe kann man nur mutmaßen, faktisch steht WarHark jetzt zum Kauf bzw. Download bereit - Und es macht Spaß!

WarHawk zockt sich schnell und flüssig, selbst als ausgewiesener N00b findet man schnell ins Spiel. Unterschiedliche Charakterklassen gibt es nicht, jeder Soldateska verfügt über dieselbe Ausrüstung. Granaten, Flammenwerfer und MG wollen erst in den Weiten der Maps aufgespürt werden, anschließend lassen sich die Mordinstrumente bequem per Digi-Kreuz auswählen. Anstatt hier sinnige Taktik-Action ala Counterstrike zu bieten, serviert WarHawk ebenso anspruchsloses wie spaßiges Arcade-Geballer. Ob das ausreicht, um auch professionelle "eSportler" länger an den Sony-Shooter zu binden wird sich zeigen. Ganz Battlefield-like stehen dem Hobby-Söldner natürlich auch verschiedenste Fortbewegungsmittel zur Verfügung. Panzer und Jeep steuern sich ebenso eingängig wie das Fußvolk und sorgen für die nötige Würze der Multiplayer-Spektakel. Während der Tank sich naturgemäß behäbig steuert, gleichzeitig jedoch über schlagkräftige Argumente verfügt, eignet sich der Jeep hervorragend um größere Entfernungen der weitläufigen Areale zu überbrücken. In Handling und Aufbau (Bei-, Fahrer + Kanonier) erinnert das Gefährt wohl nicht ganz zufällig an den Warthog des Masterchiefs.



Das Aushängeschild sind natürlich die pfeilschnellen WarHawks: Die Steuerung dieser Flugeinheiten gestaltet sich wesentlich schwieriger als die der bodengebunden Streitkräfte. Je nach Situation und kriegerischen Anforderungen switched ihr zwischen Flug- und Schwebemodus, um gezielt GIs zu lynchen oder die Verfolgung eines feindlichen Fliegers aufnehmen zu können. Habt ihr die komplexe Handhabung erst verinnerlicht, dreht ihr mit euren Stahlvögeln gekonnt Pirouetten und saust in einem wahnsinnigen Tempo über die Köpfe der Kombattanten hinweg. Weitere Gadgets wie Sidewinder-Raketen oder Bomben lassen sich im Luftraum über den Inseln aufsammeln. Leider fehlt es der ambitionierten Ballerei hier etwas am Balancing, geübte Fliegerasse brauchen Fußsoldat, Panzer & Co. kaum zu fürchten, selbst Flugabwehrstellungen lassen sich einfach umfliegen. Mit "gut gemeint" lässt sich die optionale SIXAXIS-Steuerung der fliegenden Festungen umschreiben, faktisch vollführt ihr per Analogstick jedoch die besseren Immelmann-Rollen.



Keine Hintergrundgeschichte, kein Vorspann, keine Zwischensequenzen, keinerlei Zuckerguss - Multiplayer-Gemetzel pur. Der Spieler kann aus hunderten Servern wählen, sowohl öffentliche als auch private, bei der der Zocker selbst als Host auftritt. Wie viel Kollegen dann letztlich eurem hausgebrauten Spiel beitreten dürfen, bestimmt WarHawk anhand eurer Internetverbindung. Höhere Server bleiben dem blutigen WarHawk-Kadetten anfangs verwehrt, hier zocken Profis und Veteranen unter sich. Alternativ zerlegt ihr eure Kompanjeros daheim via Splitscreen in ihre Einzelteile. Sofa-Athleten mit beschränktem sozialen Umfeld und ohne Online-Verbindung schauen hingegen in die Röhre, denn Bots wurden dem Mehrspieler-Spektakel nicht spendiert. Auch sonst präsentiert der Kriegsfalke reichlich gerupft: Einstellungsmöglichkeiten und Clan-Management sind nur rudimentär vorhanden, die optische Erscheinung eures virtuellen Alter Egos lässt sich kaum anpassen. Die vier Spielmodi Deathmatch, Team-Deathmatch, Capture the Flag und Zonen-Erobern kennt man bereits von der Konkurrenz zur Genüge, zudem umfasst die WarHawk-Packung schlappe fünf (!) Maps. Ein äußerst spärlicher Umfang für ein Vollpreisprodukt also. Scheinbar verfolgt man hier dieselbe Strategie, die einst für Gran Turismo 5 angedacht war: Ein stark limitiertes Grundgerüst auf den Markt werfen, um König Kunde mit optional zu löhnenden "Mappacks" erneut zu melken.



Präsentationstechnisch gibt's wenig zu meckern. Natürlich erreicht WarHawk nicht das grafische Gusto anfänglicher Renderblender, doch für ein reines Online-Game, das stets den Spagat zwischen optischer Güte und flüssiger Spielbarkeit wahren muss, geht das Dargebotene voll in Ordnung. Die üppigen Karten sind mit beeindruckenden Felsformationen und Vegetation geschmückt, kranken jedoch unter teils verwaschenen Texturen. Dafür erstrahlen die Oberflächen in feinstem Bump Mapping, per WarHawk durchfliegt ihr volumetrische Wolkenformationen und brettert über natürlich anmutende Wellen. Auch Spielfiguren und Fahrzeuge wissen zu gefallen, erstere leiden jedoch unter hampeligen Animationen: Wer wird denn vor dem Einsatz Meskalin geschnuppert haben?

Kai meint:

Kai

Spaßige Luftkämpfe und sinnloses Rumgeballer bei exzellenter Spielbarkeit, WarHawk hat Potenzial. Bedauerlich, dass die Entwickler dieses jedoch nur punktuell ausnutzen: Optionsarmut und schlappe fünf Areale hinterlassen einen faden Nachgeschmack. Zudem werden ausgebuffte Counter Striker und CoD-Veteranen dem Titel mangelnden Tiefgang vorwerfen. Mir als Shooter-Legastheniker hat's jedoch Spaß gemacht. WarHawk ist als Download im PlayStation Store verfügbar, alternativ ist eine Blu-ray-Version samt Bluetooth-Headset ab Ende September im Handel erhältlich.

Positiv

  • Spaßiges, intuitives Gameplay

Negativ

  • Nur fünf Maps
  • Kaum Einstellungsmöglichkeiten
Userwertung
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WarHawk Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 32
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 24. September 2007
Vermarkter Sony
Wertung 7.5
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