
Wir befinden uns im Kampagnen Modus von Ghost Recon: Advanced Warfighter, der euch durch 11 Singleplayer Kapitel führt. Während dieser Story kämpft ihr euch durch weite Teile der Metropole und tretet gegen zahllose Rebellen, gepanzerte Fahrzeuge sowie Helikopter an. Dabei seid ihr situationsabhängig entweder alleine oder mit drei weiteren Kollegen unterwegs, denen ihr einige einfache Kommandos geben und somit für eure Zwecke einsetzen könnt. Eine Mission startet für gewöhnlich in einem Black Hawk der amerikanischen Armee und endet auch in einem solchen wieder – schon in diesen Flügen, bei denen ihr als Captain Mitchell an der offenen Luke sitzt und über die scheinbar grenzenlose Stadt schaut, merkt ihr, dass G.R.A.W. einiges an Atmosphäre zu bieten hat. Wenn dann noch die typische Jarhead-Mucke anläuft, kann es viel besser fast schon nicht mehr werden.

Die Größe und das Design des virtuellen Mexiko City wirkt sich deutlich auf eure Vorgehensweise aus. In den verwinkelten Vierteln der Stadt liegt die Wahl des Weges nämlich sehr oft bei euch. Eine Mission läuft für gewöhnlich so ab, dass ihr vom Kommandanten ein Ziel genannt bekommt, welches ihr erreichen müsst, bevor die nächste Etappe der Mission gestartet wird, sprich ein neues Ziel vorgegeben wird. Das temporäre Ziel wird auf eurem HUD durch ein gelbes Quadrat dargestellt. Während ihr in der normalen Ansicht somit nur die Richtung erkennen könnt, in die ihr euch aufmachen solltet, lässt sich durch Druck auf den Back-Button eine taktische Karte aufrufen, auf der ihr aus der Vogelperspektive genau sehen könnt wo ihr hin müsst und was auf dem Weg dorthin in eurem Weg steht.

Advanced Warfighter legt Wert auf die Zeit des Geschehens. Ihr seit im Jahr 2013 unterwegs, was euch die Entwickler anhand möglichst vieler Dinge merken lassen wollten. Dazu gehören z.B. revolutionäre Waffen und Kommunikationssysteme, die anscheinend wirklich auf aktuellen Forschungen der US Army basieren. Neben besonders netten Waffen wie einem Scharfschützengewehr, dessen Kugeln keinen Halt vor Wänden machen, oder einem Gewehr, welches über eine Kamera verfügt und daher zielgenau um eine Gebäudeecke eingesetzt werden kann, ist das Cross-Com das wichtigste futuristische Feature für den Spieler. Über eine Art Monokel wird das HUD in euer Sichtfeld projeziert. Das Cross-Com bietet dabei einige Features, die man in dieser Form bisher nicht gesehen hat.

Im den Singleplayer Kampagnen ist ruhiges Vorgehen und eine gute Taktik der Schlüssel zum Erfolg. Die Tatsache, dass ein gut plazierter gegnerischer Schuss reicht, um euch aus den Latschen zu hauen, wirkt sich dementsprechend auf die Spielgeschwindigkeit aus – der kopflos durch die Gegend rennt, lebt nicht lange. Langsames Voranschreiten von einer Häuserecke zur nächsten ist angesagt. Dem Nahkampf solltet ihr möglichst auch aus dem Weg gehen, die Devise lautet Schutz suchen, die Gegner ausfindig machen und den Vorteil der Deckung ordentlich nutzen. Trotzdem fehlt es Advanced Warfighter nicht an der nötigen Action.

Die größte und eigentlich auch einzig nennenswerte Schwäche von Ghost Recon: Advanced Warfighter ist die KI eurer Ghost Kumpanen. Dies äussert sich vor allem dadurch, dass die Jungs zu unvorsichtig in Feuergefechte gehen. Wenn ihr sie an eine Häuserecke schickt und sie nach dem Umgucken den Feind entdecken, versetzen sie sich in Kampfstellung. Dabei nutzen sie die Deckung aber nicht so vorteilhaft, wie sie es eigentlich machen sollten. Sie laufen zu weit heraus und stellen somit ein leichtes Ziel für den Gegner dar. Da es im Spiel keine Medikits gibt, kann das recht ärgerlich werden. Die Gesundheit eurer Kollegen wird in drei Kategorien dargestellt (grün / gelb / rot) – landet der Gegner im ‚roten Zustand’ einen Treffer, geht der Ghost zu Boden. Nun habt ihr während einer bestimmten Zeitspanne noch die Möglichkeit, den Mitstreiter wieder auf den roten Status zurückzuholen. Dafür müsst ihr entweder selber hin zu ihm, oder ihr befiehlt einem anderen Teammitglied sich um den Verwundeten zu kümmern. Dabei solltet ihr dem Retter aber unbedingt Feuerschutz geben, sonst liegt der nämlich auch schnell am Boden. Die KI-Probleme äussern sich auch dann, wenn ihr eure Jungs irgendwo hinschicken wollt und sich ein Hindernis im Weg befindet. Im Gegensatz zu Captain Mitchell sind die Kollegen nämlich keine guten Kletterer und so laufen sie im schlechtesten Fall Umwege, die direkt in einer Ansammlung von Gegnern enden kann.

Nicht nur in spielerischer Hinsicht ist G.R.A.W. eine echte Wucht. Die Grafik kann bedenkenlos als das Beste bezeichnet werden, was wir bislang auf der Xbox 360 zu sehen bekommen haben. Dabei beeindruckt vor allem die realistische Inszenierung von Mexiko City mit atemberaubenden Licht- und Schatteneffekten und den daraus resultierenden Farben der Landschaft. Das Spielgeschehen seht ihr aus der sogenannten Schulterperspektive (ähnlich Resident Evil 4) – wer damit nicht klar kommt, kann auch in die Ego-Perspektive wechseln. Sehr stylish sind auch die Flüge im Helikopter mit geöffneter Luke, bei der ihr einen wunderbaren Ausblick über die Metropole habt und überall Zeichen der Unruhe wie Rauch, Feuer oder ähnlichem sehen könnt. Auch wenn das Spiel via HDTV nochmal eine ganze Ecke besser aussieht, so sieht man auch an einem normalen Fernseher die nächste Generation... über RGB wird genauso deutlich, dass das Spiel in dieser grafischen Form nicht auf der Xbox oder auf anderen Konsolen dieser Generation möglich wäre. Wer allerdings auf einem 4:3 Fernseher spielt, muss sich mit mittelgroßen Balken anfreunden.
Bei dem ganzen Realismus und der tollen Umsetzung fallen einem dann natürlich auch Sachen auf, auf die sonst keiner geachtet hätte. So ist das digitale Mexiko City des Jahres 2013 bis auf die US Armee und die mexikanischen Rebellen scheinbar komplett unbewohnt. Ob sich die neun Millionen Einwohner alle in ihren Häusern verschanzt haben bis der Krieg zu Ende ist, kann ich euch leider auch nicht sagen. Gelegentliches Tearing und ganz selten auftretende minimale Probleme mit der Framerate können nicht an der Traumwertung rütteln.
Die akustische Darbietung rundet das Ghost Recon Paket nahezu perfekt ab. Die einzelnen Waffen haben alle sehr eigene Soundeffekte, die nahtlos begeistern. Alleine schon der Sound während ihr mit der Vulcan Kanone am Helikopter die gegnerischen Kämpfer und Fahrzeuge am Boden angreift, wird das Herz eines Action-Fans jauchzen lassen. Fulminante Explosionen bei Raketenangriffen oder Panzerbeschüssen müssen sich auch in keinster Weise vor der Genrekonkurrenz verstecken. Die Hintergrundmusik hält sich passend zurück, während der tollen Helikopterflüge wird lizensierte Rockmusik eingespielt, die an Szenen aus diversen Kriegsfilmen erinnert. Die deutsche Synchronisation überzeugt ebenfalls, hier wurde gute Arbeit geleistet.
Ghost Recon: Advanced Warfighter hat meine hohen Erwartungen noch übertroffen. G.R.A.W. ist meiner Meinung nach das bisher beste Xbox 360 Spiel und somit ein absoluter Must Have-Titel. Die einzelnen Aspekte wie die grandiose Inszenierung, die atemberaubende Technik und das sowohl fordernde als auch motivierende Gameplay verbünden sich zu einem Paket, das wirklich keiner verpassen sollte. Selbst diejenigen, die sonst nicht so für Actionspiele zu haben sind, sollten hier unbedingt reinschauen - Advanced Warfighter hat das Zeug dazu, euch umzustimmen. Daumen ganz weit hoch!