
Trotz Palmen will einfach keine Urlaubsstimmung aufkommen...
Als Captain Scott Mitchell muss der Spieler eine ganze Reihe von Missionen absolvieren, bevor der Abspann über den Bildschirm flimmert. Unterstützt wird man bei den Aufträgen von einer Reihe computergesteuerter Mitglieder des Ghost-Teams. Dummerweise wird sehr schnell deutlich, dass Advanced Warfighter offensichtlich die Sorte Spiel ist, die schnell auf den Markt geworfen wurde, ohne genügend Zeit und Geld zu investieren, um ein wirklich überzeugendes Produkt abliefern zu können. Zweifellos sind ein paar nette Ansätze vorhanden. Das Waffenarsenal bietet genau das, was man von einem Game dieser Art erwartet. Von der kleinkalibrigen Handfeuerwaffe über Scharfschützengewehre bis hin zu Granaten findet sich alles, was das Spielerherz begehrt. Natürlich darf man auch auf weitere Hilfsmittel wie Nachtsichtgeräte oder Wärmesensoren zurückgreifen. Viel mehr Positives gibt es aber nicht zu berichten, denn für einen anspruchsvollen Taktik-Shooter bietet das Spiel viel zu wenig Handlungsfreiraum. Deckung suchen, anvisieren und ballern lautet praktisch immer die magische Formel, die zum Erfolg führt. Unser Held kann nicht springen und hat auch nur sehr eingeschränkte Fähigkeiten, was das Anschleichen angeht.
Das Leveldesign ist eintönig. Immer wieder rückt man durch enge Gassen von einer Deckung zur nächsten vor und erledigt Gegner, die fast ausschließlich frontal und in kleiner Stückzahl angreifen. Erreicht man einmal einen größeren Platz, was viel zu selten vorkommt, kann man sich auf ein etwas längeres Gefecht gefasst machen, das aber auch immer nach dem gleichen Muster abläuft. Der gelegentlich auftauchende Scharfschütze auf einem Dach oder ein gepanzertes Fahrzeug sind auch schon alles, was den langweiligen Heldenalltag ein wenig auflockert. Advanced Warfighter bietet Taktik-Shooter-Gameplay und wirft den Zocker gleichzeitig in Szenarien, die eigentlich für wesentlich geradlinigere Ballereinlagen mit unrealistischen Waffen geeignet wären. Keine angenehme Mischung.
Nachdem man eine Mission erfolgreich beendet hat, darf man sich in dem entsprechenden Areal in zwei weiteren Modi ein wenig austoben. Die Spielvariante namens Überleben erklärt sich fast von selbst. Immer neue Truppen tauchen auf und versuchen, unserem Einzelkämpfer das Lebenslicht auszupusten. Irgendwann ist zwar immer der letzte simulierte Atemzug fällig, aber es bringt durchaus ein wenig Spaß, wenn man sich mit ein paar Freunden Wettkämpfe um eine besonders lange Überlebenszeit liefert. Auch im Jagdzeit-Modus dreht sich alles um wertvolle Sekunden. Allerdings gilt es hier, besonders viele Gegner so schnell wie möglich zu eliminieren.

Sehr freundlich von Ubisoft einen Charakter nach mir zu benennen. An der Wertung ändert das aber nichts... ;)
Erinnert sich noch jemand an die Mädchen im Sportunterricht, die beim Völkerball keinerlei Anstalten machten auszuweichen und deren Würfe nie die magische Zwei-Meter-Grenze überschritten? Wer schon einmal mit solchen Gegnern konfrontiert wurde, hat bereits einen sehr guten Eindruck von den Feinden, die in Advanced Warfighter auftauchen. Auch die virtuellen Terroristen wirken so, als würden sie viel lieber im Biologie-Unterricht sitzen, statt sich zu bewegen. Absolut dämliche Aktionen wie das Verstecken vor statt hinter einem Objekt oder das regungslose Verweilen neben einer Granate sind an der Tagesordnung. Selbst in den höheren Schwierigkeitsgraden zeigen sich die computergesteuerten Akteure wenig zielsicher.
Auch im Multiplayer-Bereich outet sich die PS2-Fassung schnell als minderwertig. Auf der 360 darf man mit vier Personen auf Terroristenjagd gehen, mit der alten Xbox können immerhin noch zwei menschliche Zocker auf dem Sofa Platz nehmen und auf der PS2… Richtig geraten, es gibt gar keinen Offline-Multiplayer-Modus. Die gesamte Kampagne muss allein bestritten werden. Da ist Langeweile im wahrsten Sinn des Wortes bereits vorprogrammiert, denn zu einem echten Taktik-Shooter gehören nun mal auch kooperative Missionen. Die computergesteuerten Kameraden, die den Spieler durch viele Missionen begleiten, sind zwar sehr zielsicher, können aber im Vergleich zu anderen Genrevertretern nur wenige Befehle entgehen nehmen. Hier wurde also eine weitere Chance vergeben, zumindest ein wenig realistische Schlachtfeld-Atmosphäre aufkommen zu lassen.
Dem geselligen Zocker bleibt der Online-Modus als einziger Zufluchtsort. Hier dürfen bis zu acht PS2-Besitzer diverse Levels unsicher machen. Merkwürdigerweise unterscheiden sich diese Duelle in mehreren Bereichen von der Solo-Kampagne. So wird beispielsweise die aktuelle Waffe nicht grafisch dargestellt und man bekommt nur ein kleines Fadenkreuz zu sehen. Das mag zwar für eine bessere Übersicht sorgen, wirkt aber im Jahr 2006 etwas albern, da es doch sehr stark an Uralt-Shooter aus 8-Bit-Tagen erinnert. Allein die Tatsache, dass so ziemlich jeder menschliche Zocker den computergesteuerten Feinden in Sachen Taktik und Geschick weit überlegen ist, macht den Online-Modus zum Highlight des Games. Die Frage ist nur, warum man sich gerade in der Ghost Recon Welt messen soll, wenn es so viele bessere Alternativen gibt. Von SOCOM 3 bis hin zu Cold Winter bietet so ziemlich jedes Konkurrenzprodukt ein interessanteres Gameplay als der Tom Clancy Shooter. Auch die Tatsache, dass alle Areale, die online spielbar sind, extrem klein ausfallen, spricht gegen Advanced Warfighter.

In Bewegung sieht alles noch viel schlimmer aus.
Auf den ersten Blick wirkt die Grafik eigentlich grundsolide. Realistische Hintergründe mit ansehnlichen Texturen bestimmen das Bild. Leider wird die Illusion, ein optisch anspruchsvolles Game vor sich zu haben, mit jedem Schritt durch die virtuelle Welt ein wenig mehr zerstört. Advanced Warfighter durchläuft das klassische Märchen von Hans Christian Andersen in umgekehrter Reihenfolge und entwickelt sich von einem schönen Schwan zu einem extrem hässlichen Entlein mit zu großen Füßen, kreisrundem Haarausfall und Mundgeruch. Selbst wenn die Gegner still stehen, sehen die Modelle alles andere als gut aus, aber sobald sie sich bewegen, wird man Zeuge der hässlichsten Stotter-Animationen seit PSone-Zeiten. Hier wird tatsächlich gehobenes Daumenkino geboten. Absolut unrealistische und oft stark verzögerte Reaktionen auf Attacken trüben das Bild noch weiter. Vielleicht hätte man die grafischen Macken mit ein paar netten Effekten gekonnt überspielen können, doch auch in diesem Bereich wird der Zocker enttäuscht. Die Levels bieten viel zu wenige zerstörbare Objekte, so dass selbst ein beherzter Amoklauf mit schweren Geschützen kaum Spuren hinterlässt. Wird man doch einmal Zeuge einer Explosion, sieht diese äußerst bemitleidenswert aus. Die Flammen wirken eher wie orangefarbener Rauch, was sie aber nicht daran hindert, Slowdowns zu verursachen. Ein Lens-Flare-Effekt, der kaum billiger aussehen könnte, reiht sich nahtlos in das grauenhafte Gesamtbild ein.
Genau wie die Xbox-Fassung leidet auch die PS2-Version an undurchdachtem Sound-Recycling. Die Dialoge stammen offensichtlich aus dem 360-Vorbild und wurden einfach wieder verwendet, ohne darauf zu achten, dass sie stellenweise gar nicht passen. Abgesehen davon wird im akustischen Bereich solides Mittelmaß geboten. Gute Waffeneffekte und eine ordentliche englische Sprachausgabe lassen zumindest ein wenig Atmosphäre aufkommen.

Allein, um die schrecklichen Animationen nicht länger sehen zu müssen, lohnt es sich, diesen Gegner schnell zu erledigen.
Nicht überall wo Ghost Recon draufsteht, ist auch ein erstklassiger Taktik-Shooter drin. Was Besitzern der Sony-Konsole hier vorgesetzt wird, hat kaum noch etwas mit dem hervorragenden 360-Game zu tun. Wenn der Name Tom Clancy nicht groß auf das Cover gedruckt wäre, hätte man sofort das Gefühl, ein Plagiat vor sich zu haben. Dieses Game würde auf einen südeuropäischen Markt-Wühltisch neben abibas-T-Shirts und Rolix-Uhren kaum auffallen, so billig wirkt es im Vergleich zu seinem Next Generation Verwandten. Selbst die ohnehin schon mäßige reguläre Xbox-Version ist der PS2-Fassung in grafischer Hinsicht deutlich überlegen. Langweilige Missionen und ein kastrierter Multiplayer-Modus sorgen für Frust vor dem heimischen Bildschirm.