Tenchu: Time of the Assassins (PSP) im Test

Ja ich führe schon Selbstgespräche, aber ich glaube das muss an den Medikamenten liegen. Nach dem Schock des ersten Anspielens musste ich einfach Antidepressiva einnehmen, aber wollen wir nicht vorgreifen. Nach einem sehenswerten Intro, das die grundlegenden Techniken eines jeden Assassinen in Aktion zeigt.
Im Hauptmenü angekommen entscheiden wir uns nun sofort für den Storymodus und nach der Wahl eines von vier Charakteren und einer kleinen Einleitung geht es zum richtigen Spiel. Ich gehe hier jetzt bewusst nicht auf die Storyline ein, da jeder der vier Charaktere eine eigene Geschichte hat. Sehr zur Freude des Spielers, da man sich auf einen großen Spielumfang freuen kann. Sollten diese auch erledigt sein gibt es auch noch einen zusätzlich freischaltbaren Charakter, der eine zusätzliche Kampagne liefert.
Sollte man nun bei seinem ersten Anlauf die Wahl des Spielers auf Ayumi treffen, so kommt nun der Schock. Nach einem kurzen Video befinden wir uns in der Stadt, in der wir einen Bandenführer unschädlich machen sollen. Zuerst kommt der Gedanke einer Rückblende, denn die ganze Stadt ist in einem tristen Grau gehalten. Nicht nur Strassen, sondern auch Häuser und sogar das Wasser sind in Grau gehalten.
Das alleine wäre vielleicht nicht allzu störend, fatal ist dafür aber die Sichtweite. Nicht nur in diesem Level sondern im gesamten Spiel ist nach ein paar Metern Sicht eine schwarze Wand vor dem Alter Ego. Bei Taktik-Rollenspielen würde man sowas wohl als Kriegsnebel bezeichnen und fördert die Atmosphäre, hier allerdings ist es eher hinderlich, wenn man bedenkt das die Gegner einen meist eher entdecken als man sie selbst überhaupt sieht.
Da hilft nur noch eins: Man muss über die Dächer klettern und mit Hilfe der Anzeige über die Feindesnähe in der linken unteren Ecke des Bildschirms zurechtkommen, wobei eine direkte Attacke der Gegner meist auch kein Problem darstellt, sich allerdings negativ auf die Endbewertung eines jeden Levels auswirkt.
Weiterer Kritikpunkt ist die Kameraführung. Da sie unsere Spielfigur von leicht schräg oben zeigt sieht man des Öfteren mehr von den Bodentexturen als von der wirklichen Action. Man muss also fast immer per Hand nachbessern, was einem im Nahkampf womöglich zum Verhängnis werden kann.
Zu "guter" Letzt haben wir auch noch die Gegner-KI, die auch etwas zu wünschen übrig lässt. So habe ich den Endboss des ersten Levels besiegen können in dem ich (aus Versehen) ins Wasser gefallen bin und er mir munter nachgesprungen ist. Der Clou: Der Spieler kann schwimmen, die Computergegner hingegen nicht. Das ist leider kein Einzelfall, denn falls man mit Wurfwaffen die Widersacher attackiert, warten diese geduldig darauf, bis man fertig geworfen hat und greifen danach erst an.
Doch genug mit der Schwarzmalerei: Das Game hat auch einige nennenswerte, gute Eigenschaften. So hat man, wie bereits am Anfang erwähnt, vier verschiedene Charaktere mit eigener Storyline und einen versteckten Charakter mit ebenfalls eigener Storyline. Die Story des Spiels hat auch einige Wendungen und bleibt somit auch spannend. Durch den niedrigen Schwierigkeitsgrad kommt man auch trotz Steuerungsproblemen recht schnell voran.
Ein wahres Highlight stellt der Missions-Editor dar. So kann der geneigte Spieler eigene Missionen bauen mit Dialogen, Gegner platzieren und allem drum und dran. Diese werden dann auf dem Memory Stick gespeichert und können nun mit Freunden per WiFi Verbindung ausgetauscht werden. Auch im Multiplayer darf gegen oder mit anderen Spieler gemeuchelt werden.
Die Grafik des Spiels ist ein zweischneidiges Schwert: Zum einen hat man einen detaillierten Charakter und ruckelfreie Grafik und auf der anderen Seite teils triste Umgebungen und auch einige Fehler in der Grafikengine. So kann man teilweise durch am Boden stehende Lampen einfach hindurch rennen und eben oben besprochene Kameraprobleme. Die Musik im Spiel ist ein weiterer Pluspunkt da sie von Level zu Level variiert und auch gut zum Thema feudales Japan passt.
Michael meint:
Userwertung
Tenchu: Time of the Assassins hätte ein wirklich großartiges Spiel werden können, auch für die PSP. Die Geschichte gefiel mir sehr gut und durch insgesamt fünf Charaktere mit verschiedenen Storylines hätte das Spiel auch genug Umfang um längerfristig zu fesseln. Zudem die Möglichkeit eigene Missionen zu kreieren auch noch vorhanden ist. Allerdings machen Designpatzer wie arg trotzige Kamera, dumme KI und die außergewöhnlich geringe Sichtweite dem Spieler arg zu schaffen. Man bekommt die Kamera und die Sichtweite nach einiger Zeit zwar etwas in den Griff, aber es hätte trotzdem nicht sein müssen.
Bleibt mir also nur eins zu sagen: Erstmal eine längere Zeit anspielen und möglichst nicht mit Ayame als erstes beginnen ,,,) Solltet ihr den Dreh raus haben, könnte es dem einen oder anderen gut gefallen. Von einem Hitstern sind wir aber trotzdem noch ein gutes Stück entfernt.