
Scheiß Bezahlung, Scheiß Arbeitsplatz - warum mach ich diesen Job nur?
Einwenig enttäuscht war ich erst von der kompletten Lokalisierung. Mich hatte das damals schon zum US-Import der PC-Versionen getrieben. Es passt einfach überhaupt nicht ins Szenario, wenn ihr irgendwo in L. A. eine von Gangmitgliedern besetzte Bank mit dem Rufen von "Vorrücken" oder "Waffe runter!" stürmt. Um nicht auf einen US-Import zurückgreifen zu müssen, empfiehlt es sich die Systemsprache auf Englisch umzustellen, wodurch ihr dann auch im Spiel die Kommandos in feinstem Englisch von euch geben dürft. Zwar mag es für den einen oder anderen zuerst etwas schwer sein die US-amerikanische Intonation nachzuahmen (sonst verstehen euch weder Gegner noch der eigene Trupp nicht), nach einigen Spielminuten klappt dies aber schon ganz gut. Zudem tut man ja gleichzeitig etwas für seine Aussprache des Englischen...
Wie im realen Leben gilt beim Eindringen in Gebäude das Leben der Geiseln als höchstes Gut. Ihr tut also gut daran unnötige Feuergefechte zu vermeiden. Auch die Täter solltet ihr möglichst lebend fassen, denn tot sind sie später von den Kollegen auf dem Department natürlich nicht mehr zu verhören.
Um die bösen Jungs von ihrem Tun abzuhalten, solltet ihr den Raum mit lauten Gebrüll und möglichst Unterstützung durch Blend- oder Rauchgranaten stürmen. Visiert ihr einen Kerl nun an, seht ihr eine kleine Leiste, welche die Angst des Kriminellen symbolisiert. Ist die Leiste voll, so streckt er die Waffen und ergibt sich. Es versteht sich von selbst, dass die Gegner bei den späteren Operationen immer mutiger und selbstloser reagieren.

Schön in Deckung zu bleiben verlängert das Dasein ungemein...
Hat sich ein Schurke gestellt, legt ihr ihm selbst die Handschellen an oder befehlt einem eurer Jungs, den "Bad Boy" dingfest zu machen. Nur so könnt ihr euch sicher sein, dass der Kerl sich nicht plötzlich wieder eine Waffe grapscht und hinterrücks das Feuer auf euch eröffnet. Apropos Waffen - auch hier stehen euch eine ganze Bandbreite verschiedenster Kaliber je nach Vorgehensweise zur Verfügung, von vollautomatischen Maschinenpistolen und Schrotflinten bis hin zur Pistole. Ausserdem habt ihr noch allerlei nützliche Tools dabei, wie beispielsweise einen Dietrich, eine Gasmaske und ein Nachtsichtgerät.
Etwas schade fand ich jedoch, dass man die Spiegelsonde aus dem Spiel genommen hat, mit der man bei den Vorgängern hervorragend um Ecken linsen konnte. Das trägt aber wohl der Tatsache Rechnung, dass SWAT auf der PS2 eindeutig actionlastiger als noch zu PC-Zeiten ist. Was trotzdem nicht bedeutet, dass ihr hier mit einer Taktik á la Quake durchkommen könnt.

Jetzt bloß nicht niesen...
Nach der Mission erhaltet ihr dann eine genaue Bewertung anhand eurer Vorgehensweise und wer seinen Job gut erledigt, erhält womöglich sogar eine Medaille. Gleichzeitig mit dieser gibts dann auch einen begehrten Upgradepunkt, den ihr in die Fähigkeiten eurer Männer wie Zielgenauigkeit, Rückschlag der Waffe etc. investieren könnt. Ein durchaus nettes Feature. Wo wir gerade bei netten Features sind - eines vermisse ich beim neuen SWAT, nämlich die Möglichkeit nach dem Tode auf ein Teammitglied umzuschalten um mit diesem dann weiter zu spielen. Das wurde sehr zu meinem Unmut leider entfernt.
Grafisch überzeugt der Titel durch schöne Licht/Schatteneffekte, bleibt ansonsten aber reichlich unauffällig. Die Animationen wirken etwas hölzern, dafür können sich die Effekte sehen lassen, beispielsweise wenn ein Raum von Gas geflutet wird oder eine Blendgranate unmittelbar vor euch explodiert. Ähnlich verhält sich das beim Sound - auch hier kommt man wieder nicht ganz an die Qualitäten der Genrespitze ran, bewegt sich aber trotzdem auf hohem Niveau. Die Sprachausgabe ist klar und gut, manchmal kann man die Angst der in den Stimmen der Geiseln förmlich heraushören und mal spuckt so ein kleiner Ghetto-Gangster im unverwechselbaren US-Slang große Töne. Auch an so kleine Details, wie eine kurzzeitige Beeinträchtigung eures Hörvermögens sobald eine Handgranate in eurer Nähe detoniert, wurde gedacht.
Die volle Puntzahl geht in SWAT dann aber in Sachen KI - während sich bei Rainbow Six eure Kollegen bekanntlich manchmal wie völlig Unbeteiligte benahmen, agieren die Mitglieder der SWAT Teams intelligenter und selbständiger. Oftmals könnt ihr euch sogar einen Befehl sparen, weil sie von selbst das richtige tun. Dafür einen Daumen hoch! Für die Zukunft wünsche ich mir mehr solcher Kameraden!

Ihr wurdet entdeckt! Jetzt hilft nur noch der schnelle & kompromisslose Einsatz der Feuerwaffe!
Abgerundet wird der positive Gesamteindruck von der Möglichkeit die 21 Missionen auf drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden durchzuspielen, wobei es dann jeweils mehr Suspects, also Verdächtige, dingfest zu machen gilt. Zudem freuen sich Teamplayer über einen 10 Einsätze umfassenden kooperativen Multiplayermodus, in dem ihr gemeinsam per Split-Screen durch besetzte Gebäude und dunkle U-Bahnschächte schleichen dürft. Einzig und allein ein Online Spielmodus wäre schön gewesen, bleibt aber ein Wunschtraum.
Und um nochmal auf das Feature Spracherkennung zurückzukommen: Ein Kopfhörer ist zum Spiel nicht zwingend erforderlich, denn die Kommandos lassen sich auch per Pad anhand eines Befehlsmenü verteilen. Es versteht sich aber natürlich von selbst, das dies immer einige Sekunden veranschlagt - Sekunden die in brenzligen Situationen über Leben und Tot entscheiden können. Ihr tut also gut daran euch, sofern ihr noch nicht ein Headset besitzt, die Investition fest ins Auge zu fassen.
Ok, SWAT Global Strike Team ist mal wieder die packende Mischung aus Action & Taktik nach dem ich mich solange gesehnt hatte. Detailtreue, abwechslungsreiche Szenarien, Spracherkennung, kooperativer Spielmodus für zwei Spieler - Fans von Ego-Shootern mit taktischem Einschlag kommen hier voll auf ihre Kosten. Kaufempfehlung!