
'Zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Unserem Helden ist es egal, wo die bösen Jungs sich verstecken.'
Die Story des Spiels ist schnell erzählt. In der Zukunft hat der größenwahnsinnige Diktator Grandmaster die Herrschaft über die Erde an sich gerissen. Nachdem er die Strider, eine Untergrundorganisation, deren Vorgänger die Ninja waren, vernichtend geschlagen hat, glaubt er, dass er endgültig unbesiegbar ist. Allerdings hat der fiese Herrscher seine Rechnung ohne Hiryu gemacht. Als letzter seiner Art macht sich der junge Held mit seinem Energieschwert Cypher auf, um Grandmaster endgültig das Handwerk zu legen.
Schon nach wenigen Sekunden Spielzeit fühlt man sich, als hätte man eine Zeitreise unternommen und würde nun ein Videospiel aus der Blütezeit der 2D-Action zocken. Damit ist nicht die Technik gemeint, sondern das genial einfache Spielprinzip. Auch ohne einen Blick in die Anleitung zu werfen, kann man alle Aktionen sehr schnell und problemlos ausführen. Auf den ersten Blick gibt es nämlich außer Laufen, Springen und Schlagen nicht viel zu tun. Die wahre Herausforderung liegt darin, die Fähigkeiten des Helden richtig einzusetzen.
Um ein echter Strider-Profi zu werden, bedarf es schon einer etwas längeren Einarbeitungszeit, denn die Levels laden zu allerlei gewagten Aktionen ein. So kann man an den Wänden hinaufklettern, sich an der Decke entlang hangeln und muss lernen, Sprünge gezielt anzusetzen, um weiterzukommen. Auch die Kämpfe gegen die Schergen des Grandmasters verlangen dem Spieler einiges ab. Kann man die diversen kleinen Gegner oft mit einem einzigen Schlag besiegen, fordern die Bosse schon ein wenig taktisches Geschick. Diese Oberbösewichte sind übrigens unglaublich zahlreich. In einem einzigen Level begegnet unser Held häufig einem halben Dutzend Schurken mit einem überdurchschnittlich großen Energiebalken. Abgerundet wird das Actionspektakel durch klassische Elemente wie Kanonen oder Mini-Helikopter, die Hiryu unter Beschuss nehmen und den Zocker zu schnellen Ausweichmanövern zwingen.

'Vor einem epischen Duell kommt traditionsmäßig das epische coole Herumstehen mit der Waffe in der Hand, um die Gegner einzuschüchtern.'
Der hohe Spaßfaktor von Strider 2 basiert hauptsächlich auf der vorbildlichen Steuerung. Hiryu reagiert perfekt auf jeden Befehl des Joypads. Capcom zeigt, dass es auch Spiele ohne unfaire Momente geben kann. Wenn man einmal in einen tiefen Abgrund fällt oder einem seiner Gegner in die Arme springt, weiß man, dass menschliches Versagen der Grund war und nicht etwa die Spielfigur, die sich weigert, im richtigen Moment zu reagieren.
Während das Gameplay auf ganzer Linie überzeugen kann, vermag Strider 2 in Sachen Langzeitmotivation nicht vollkommen zu begeistern. Die fünf Welten, die wiederum in verschiedene Levels unterteilt sind, hat man dank dem recht niedrigen Schwierigkeitsgrad und unendlich vielen Continues nach knapp anderthalb Stunden durchgespielt. Allerdings sorgen die Highscoreliste und einige freischaltbare Geheimnisse dafür, dass Strider 2 noch häufiger im Laufwerk der PSone rotieren wird.
Ein weiteres Manko des Spiels sind die Extras, die alles andere als abwechslungsreich sind. Außer einem Power-Up, welches dafür sorgt, dass die Energieblitze aus Hiryus Klinge auch weit entfernte Gegner treffen, stecken hinter den meisten Symbolen eigentlich vor allem Punkte oder Lebensenergie.

'Strider 2 geizt nicht mit Bossen. Gleich mehrere der Oberfieslinge lauern in jedem Level.'
Strider 2 kann mit zeitgemäßer 2D-Optik überzeugen. Die Animationen der eigenen Spielfigur sind ordentlich und auch die Bewegungsabläufe der unzähligen Gegner bieten etwas fürs Auge. Besonders die vielen Bosse wurden mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Teilweise wird ein wahres Effekt-Feuerwerk aus Explosionen und Energieblitzen abgebrannt, ohne das die Spielgeschwindigkeit darunter leidet. Auch die 3D-Hintergründe glänzen mit vielen netten Ideen und wirken sehr plastisch. Natürlich hätten die Entwickler noch ein wenig mehr aus der Konsole rausholen können, aber vielleicht wäre dann der klassische Look verloren gegangen.
Auch der Sound passt sehr gut zum Spielgeschehen. Selbst wenn die schnellen Musikstücke nichts Neues oder Besonderes bieten, runden sie das Actionspektakel perfekt ab. Die Soundeffekte wirken ebenfalls so, als hätte man sie schon unzählige Male gehört. Aber da Strider 2 ein klassisches 2D-Spiel ist, darf man die Anleihen aus anderen Games dieser Art wohl als eine Verneigung vor den Programmierern der Vergangenheit sehen.
Strider 1 - Der besondere Bonus
Zwar kann der Oldie mit seinen flachen Hintergründen und den etwas antik anmutenden Charakteren nicht mit der Technik des Nachfolgers mithalten, aber dennoch sollte man die Bonus-CD nicht ungeachtet in der Hülle lassen. Nicht nur Nostalgie-Freaks werden bemerken, dass Strider 1 in einigen Bereichen durchaus die Nase vorn hat. Der Schwierigkeitsgrad ist, wie es sich für eine Arcade-Umsetzung gehört, etwas härter ausgefallen und vor allem die Extras sind genial. Ähnlich wie bei vielen 2D-Shootern kann man nämlich durch das Aufsammeln diverser Bonus-Symbole kleine mechanische Helfer erschaffen, die auf ihre Weise die Feinde bekämpfen. Je mehr Extras man einsammelt, desto stärker werden die Verbündeten und wenn man eine bestimmte Stufe erreicht, vereinen sie sich sogar zu einem besonders schlagkräftigen Techno-Monster.

'Die gute alte Zeit: Der Klassiker Strider liegt der Fortsetzung auf einer Bonus-Disk bei.'
Als 2D-Fan sollte man sofort zugreifen. Strider 2 schafft den schwierigen Drahtseilakt und paart klassisches Gameplay mit einer zeitgemäßen Technik. Zu einem Top-Hit reicht es aber trotzdem nicht ganz, denn der Spaß ist viel zu schnell vorbei und auch die Extras hätten abwechslungsreicher ausfallen können. Der mitgelieferte erste Teil der Serie erhöht die Langzeitmotivation zwar ein wenig, ist aber ebenfalls recht schnell durchgespielt. Mit einem etwas höheren Schwierigkeitsgrad hätte das Spielduo sicher noch einige Punkte mehr in der Gesamtwertung abstauben können.