Sacred 2: Fallen Angel im Test

PlayStation3
Man hatte schon fast nicht mehr damit gerechnet. Eigentlich wurde Sacred 2: Fallen Angel im August 2007 angekündigt und sollte zusammen mit der PC-Version letzten Herbst erscheinen. Daraus wurde aber leider nichts und erst mal wurden nur PC-Zocker mit neuem Hack and Slay Stoff versorgt. Nach etlichen weiteren Verschiebungen und der Insolvenz des Entwickler Ascarons dürfen wir nun endlich Sacred 2 für die PlayStation 3 in den Händen halten. Ob sich die lange Warterei gelohnt hat, erfahrt Ihr in unserem Test!
Für alle, die sich jetzt fragen: „Sacred 2? Hab ich was verpasst? Wo ist Teil 1?“ Hier eine kleine Erläuterung. Sacred ist ein klassisches Hack and Slay, dass erstmals für den PC erschien. Die Story haut niemandem vom Hocker, die Charaktere haben keinen Tiefgang und technisch hätte viel, viel mehr drin sein können. Genau das wird Sacred 2 auch immer wieder vorgehalten und als große Minuspunkte versehen. Das Problem dabei ist: Das macht ein klassisches Hack and Slay aus. Es geht nicht um eine große epische Story mit viel drum herum, sondern darum, seinen Charakter immer stärker werden zu lassen und neue Gegenstände zu finden. Beides kann man in Ascaron’s Werk sehr exzessiv. Und die große, frei erforschbare Welt von Ancaria ist genau der richtige Spielplatz dafür.


Einmal die Blu-Ray in die PlayStation 3 eingelegt, findet sich der Spieler schon ohne wenn und aber in der Charaktererstellung wieder. Man hat die Wahl zwischen sechs Klassen. Zum einen die Seraphim, die die Welt vor Chaos und Terror schützen will, und das passende Gegenstück, der Inquisitor, der dies versuchen wird. Der Schattenkrieger ist der perfekte Nahkampf-Charakter, kann aber auch Geister und Zombies auf den Gegner hetzen und die Beine hochlegen. Mit den Dryaden und Hochelfen gibt es neben der Seraphim noch zwei weitere weibliche Charaktere. Während die Dryade auf den Fernkampf spezialisiert ist, ist die Hochelfe die klassische Magierin. Zu guter Letzt gibt es noch den, für mich eher fragwürdigen, Tempelwächter, der die sagenumwobene T-Energie beschützt, die überall in Ancarnia genutzt wird. Wieso fragwürdig? Nun, eine Art Hund im Cyberkostüm mit Lasergeschossen passt für mich nicht ganz in dieses Fantasy-Setting. Doch es gibt noch andere Anzeichen dafür, dass die Entwickler das Spiel nicht zu ernst machen wollten. Beispielsweise hat die deutsche Metal-Band Blind Guardian einen Auftritt im Spiel.


Manche Charaktere lassen nun noch ihre Frisur und Haarfarbe ändern, aber nur sehr minimal. Es gibt, wenn überhaupt, nur zwei Frisuren zur Auswahl. Schade, doch verändern die Charaktere sich sowieso erst richtig im Spiel mit passender Rüstung. Danach geht es an die Frage, ob man die Licht- oder die Schatten-Kampagne spielen möchte. Abgesehen von der Story unterscheiden diese sich leider kaum. Man besucht die gleichen Orte, kämpft gegen fast dieselben Bosse und wenn man nicht die Story verfolgen würde, würde man kaum mitbekommen, welche Kampagne man gerade spielt. Ich persönlich hatte mich auf zwei komplett verschiedene Storylines gefreut, das war dann aber eher ein Schuss in den Ofen.

Doch kommen wir nun zum eigentlichen Spiel. Wer Diablo kennt und liebt, wird auch an Sacred 2: Fallen Angel sofort gefallen finden. Es gibt tonnenweise Sidequests (ca. 500 Stück), klassenspezifische Quests und natürlich das Main-Quest. Verbessert wird der Charakter wie folgt: Monster umhauen und Quests erledigen. Für jeden besiegten Gegner gibt es Erfahrungspunkte und meist auch neue Gegenstände zum Ausrüsten. Hierbei gilt jedoch nicht unbedingt „je höher der Rüstungswert, desto besser“, sondern um die Boni und Eigenschaften der jeweiligen Ausrüstung. So gibt es beispielsweise eine Rüstung, die die Kampfstärke erhöht, dafür aber auch eine Rüstung, die unter anderem die Vitalität verbessert. Was nun besser ist, kommt auf die Spielweise an. Ein Schattenkrieger, der gerne selbst austeilt, wird natürlich zur Kampfstärke greifen, während ein Schattenkrieger, der gerne beschwört, eher in die Defensive gehen wird. Richtig gelesen. Die Charaktere lassen sich ganz nach den eigenen Vorstellungen "skillen", bzw. mit Fertigkeiten ausstatten. Davon gibt es reichlich, hier auch wieder je nach Spielweise. Mit eingelesenen Runen lassen sich neue Kampfkünste freischalten, deren Wirkungsdauer und Regenerationszeit darauf basieren, wie sehr die dafür benötigte Fertigkeit verbessert wurde. In Städten findet man Runenmeister, um sich neue Runen zu ertauschen, und Schmieden, die Waffen und Rüstungen mit verschiedenen Bonis versehen können, welche man zuvor erst mal finden muss. Man sieht schon, dass Sacred 2: Fallen Angel eine sehr komplexe Charakterentwicklung bietet, mit der man sich ewig lang beschäftigen kann und auch sollte. Etwas Einarbeitung ist Pflicht, um das Level-System zu verstehen.


Mit einer Levelgrenze von 200 hat man jede Menge Fertigkeitspunkte zum Verteilen. Das Spiel wird dadurch ungemein motivierend. Das Verlangen, immer stärker zu werden, nimmt nicht nach der Zeit ab, sondern wird, dank vier Schwierigkeitsgraden, immer weiter in die Höhe getrieben. Besonders im lokalen Multiplayer zu zweit oder Online-Multiplayer mit bis zu vier Spielern entfacht Sacred 2: Fallen Angel sein wahres Suchtpotential. Zusammen mit Freunden auf die Jagd zu gehen und die Gruppe mit verschiedenen Fertigkeiten zu optimieren ist einfach wahnsinnig spaßig und hat mir schon die ein oder andere lange Nacht gekostet. Auf der Karte kann man sich jederzeit zu den anderen Spielern teleportieren und sich somit in schwierigen Gebieten helfen, schwache Kameraden durch die Kampagne ziehen oder einfach nur miteinander handeln. Apropos Teleportieren. Daran sollte man sich besser gewöhnen. Die Welt von Ancaria ist riesig und man wird ewig brauchen, komplett durch zu marschieren und alles gesehen zu haben. Alternativ kann man auch bei einem Pferdehändler ein Reittier besorgen oder ein bestimmtes Quest erledigen, bei dem es als Belohnung ein Klassenspezifisches Tierchen gibt. Die Seraphim reitet beispielsweise auf einem weißen Tiger, der Inquisitor dagegen auf einer großen Spinne.


Ein wichtiges Thema bei Sacred 2: Fallen Angel ist die Steuerung. Das diese auf dem PC mit Maus und Tastatur funktioniert steht außer Frage. Doch wie hat sich die Konsolenumsetzung gemacht? Mit dem linken Stick wird der Charakter bewegt, während der Rechte die Kamera dreht und zoomt. Mit L1 werden Türen geöffnet, Gegenstände eingesammelt und mit Personen geredet. Das Steuerkreuz kann in jede Richtung, abgesehen von oben, mit einem Trank belegt werden, um sich im Getümmel schnell heilen zu können. Auf die Oben-Taste ist eine Gottheit festgelegt, die man sich bei der Charaktererstellung aussucht. Diese haben verschiedene Eigenschaften, wie die ganze Gruppe heilen oder für eine gewisse Zeit stärker werden. Die vier anderen Tasten des PlayStation-Controllers werden mit Kampfkünsten und Waffen belegt. Auf X ist standardgemäß die Handwaffe gelegt, somit bleiben noch drei Knöpfe für Kampfkünste oder weitere Waffen über. Per gedrückter Schultertaste lassen sich noch bis zu acht Slots mit Kampfkünsten füllen. Insgesamt kann man also 12 Fertigkeiten plus Tränke bequem auf den Controller legen. Das funktioniert im Kampf auch ganz gut und schnell. Mit R1 öffnet sich ein Ringmenü, von dem aus man zum Inventar, zum Questlog, zu den Fertigkeiten und der Charakterübersicht kommt. Das Inventar ist, wie bei The Elder Scrolls IV: Oblivion, leider in Listenform. So kommt es öfter vor, dass man sich lange durchscrollen muss, um das gewünschte Objekt zu finden. Die Suche kann man etwas minimieren, indem man einstellt, dass der Charakter nur noch Gegenstände mit einer bestimmten Stärke einsammelt.

Bisher klingt alles super. Jetzt kommt aber der große Kritikpunkt von Sacred 2: Fallen Angel. Die Technik. Sacred 2 kam mit einer sehr langen Verspätung in den Handel. Nach der ersten Runde merkt man aber, dass das Spiel eigentlich noch länger hätte in Entwicklung sein müssen. Die Grafik ist zwar sehr hübsch, detailliert, bunt und durch verschiedene Locations wie Wälder, Höhlen, Sümpfe, Wüsten und Gebirge und verschiedenen Wetterverhältnissen wie Regen und Tag-und-Nacht-Wechsel sehr abwechslungsreich gestaltet, doch ruckelt sie fast permanent. Vor allem in großen Städten wird es fast unspielbar. Dazu kommt noch, dass das Spiel in Städten oft nachladen muss und der Spielfluss dadurch kurz unterbrochen wird. PlayStation 3 Besitzer dürfen sich auch noch mit Tearing rumschlagen.


Der Sound macht es da um einiges besser. Die Musik im Hintergrund schafft eine sehr gute Atmosphäre, die Waffen klingen so wie sie sollen und die Menschen und Monster geben teils lustige Kommentare von sich. Bei Ascaron’s Hack and Slay lohnt sich die deutsche Synchronisation. Die Kobolde haben meist einen lustigen Spruch auf Lager, bevor sie das Zeitliche segnen. Ein weiterer Plus-Punkt für den Sound ist natürlich das Blind Guardian Konzert, welches mit einem sehr lustigen Quest begleitet wird. Die schwache Technik zieht sich leider auch bis zum Multiplayer-Teil. Zu viert laggt das Spiel gern und viel, auch der Voice-Chat funktioniert noch nicht einwandfrei. So kommt es vor, dass man manche Spieler plötzlich nicht mehr hören kann. Dem Entwickler sind die vielen Patzer bewusst und versprechen Besserung in Form von Updates. Eins wurde schon veröffentlicht und meines Erachtens läuft das Spiel schon etwas besser.

Positiv

  • Gigantischer Umfang
  • Umfangreiche Charakterentwicklung
  • Multiplayer-Hit!

Negativ

  • Ruckelt gern und viel
  • Momentan noch einige Bugs
  • PS3-Version mit Tearing
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Sacred 2: Fallen Angel Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode Regionfree
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 5. Juni 2009
Vermarkter DeepSilver
Wertung 8.2
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