Es ist jetzt fast vier Jahre her, dass der berühmteste Adlige der Videospielgeschichte das letzte Mal auf der Nintendo Wii auftrat. Rival Swords war zwar ein nettes Spiel, jedoch nicht sehr überzeugend. Seit damals tat sich einiges. Ein neuer Prinz tauchte auf und erlebte seine Abenteuer auf den HD Konsolen und dem Nintendo DS. Ebenso wurde auch ein Film, basierend auf dem Sands of Time Teil, gedreht. Dieser ist nun vor kurzem in die Kinos gekommen und Ubisoft nutzte die Gunst der Stunde, um sich auf den alten Helden zu besinnen. Mit Die vergessene Zeit kamen seine Abenteuer bereits auf den HD Konsolen, der PSP und dem DS. Und jetzt ist Nintendos Wii an der Reihe. Dabei ist das besondere, dass hier nicht einfach eine 1:1 Kopie der Version, welche für die 360 und die PS3 erschien, erstellt wurde, sondern das Spiel eigenständig ist. Es wurde extra für Nintendos Konsole entwickelt. Und dies merkt man auch, im äußerst positivem Sinne.
Der Titelheld ist auf der Suche nach Reichtum, einem Königreich und einer Prinzessin, um seinen Vater zu beeindrucken. Dabei hilft ihm die Fee Zarah, die er einst auf einem Markt kaufte. Sie führt ihn in das verlorene Königreich Zandahar, der Heimat der Feen. Doch die einstigen Bewohner sind längst verschollen und stattdessen wuchern überall merkwürdige Pflanzen. Diese stammen von der Harmora, einer Hexe, die der Prinz aus Versehen befreit. Und nun obliegt es ihm, diesen Fehler wieder gut zu machen.
Schon in den ersten Spielminuten wird man geradezu in das Spiel hineingezogen. Anstatt ein langes Intro anzugucken, lenkt man den Prinzen durch eine Stadt, die in einer Art Treibsand untergeht. Alles bricht um einen zusammen oder wird von der Wüste verschlungen. Und als es schließlich nicht mehr weitergeht springt euer Held, angeleitet von seiner Begleiterin mitten hinein in den Sand und findet sich am Eingang von Zandahar wieder.
Diese Spannung kann das Spiel natürlich so nicht halten. Stattdessen konzentrieren sich die Entwickler von Ubisoft Quebec auf die Standard-Qualitäten der Reihe: Das Hüpfen und Springen durch einen Raum, um zu einem Ausgang zu kommen. Anfangs ist dies noch recht leicht, doch je weiter das Spiel fortschreitet, umso herausfordernder wird dies. Ab ungefähr einem Drittel ist der Schwierigkeitsgrad bereits wesentlich heftiger, als man es von dem letzten Abschnitt der HD-Fassung her kennt. Da kommt es dann wirklich auf punktgenaues Springen an, was aber mit der Wiimote absolut kein Problem ist.
Viele Spiele würden die besonderen Fähigkeiten des Controllers dazu benutzen, um die Fortbewegung des Helden in einer wahren Fuchtelorgie ausarten zu lassen. Ubisoft verzichtet bewusst darauf. Man steuert den Prinzen via Nunchuck und Knöpfen. Schütteln muss man erst dann, wenn es zum Kampf kommt. Und selbst dann wirkt dies nicht frustrierend oder so, sondern durchaus wohl durchdacht. Mit wenigen Bewegungen kann man Schwerthiebe, Wirbelattacken oder Sprungangriffe auslösen, die äußerst effektiv sind.
Die Feinde selber stellen dabei keine allzu große Herausforderung dar. Eigentlich eher im Gegenteil: Nach einer Weile empfindet man ihr Auftauchen eher als störend. Dies liegt auch daran, dass sie nicht gerade mit Intelligenz gesegnet sind. Es kann vorkommen, dass ein Gegner sich geradezu vornehm zurückhält, bis du zwei seiner Kameraden erledigt hast. Doch dies ist nur ein kleines Manko, was nicht allzu sehr ins Gewicht fällt.
So werden also weniger die Muskeln als vielmehr die Geschicklichkeit und die kleinen grauen Zellen gefordert. Immer wieder kommt man an Stellen, wo man erst einmal nicht weiter weiß. Bis man beispielsweise eine Wand entdeckt, an die man per Sandsäule heranreichen könnte. Einziges Problem, man muss, um ganz nach oben zu kommen, immer wieder hin- und herspringen. Und um dies zu erschweren, sind in der Mitte des Spaltes Sägen angebracht, zwischen denen du geschickt hin und her springen musst. Auf solche Passagen, die schon mal sehr frustrierend sein können, wirst du des Öfteren stoßen. Und doch hat man nie das Gefühl, dass der Titel zu unfair wird. Denn man weiß, mit ein wenig Nachdenken und dem geschickten Einsatz eurer Fähigkeiten, wie zum Beispiel der Sandblase, kommt man schnell weiter.

Außerdem sind überall im Spiel sogenannte Djinn-Seelen verteilt. Sammelst du diese und die Seelen deiner besiegten Feinde, erhältst du ebenfalls neue Fähigkeiten. Auch gibt es überall Schatztruhen versteckt. Und hier kommen die eben erwähnten grauen Zellen ins Spiel. Denn es ist nicht immer so einfach, an diese heranzukommen. Hier muss man des Öfteren grübeln und ausprobieren, ehe man dann auf die Lösung kommt. Dies ist sogar herausfordernder als die „offiziellen“ Rätsel und Puzzle, die es im Spiel zu lösen gilt. Was allerdings nicht heißen soll, dass hier Langeweile herrscht.
Zusätzlich zum Hauptspiel gibt es auch noch jede Menge Extras. Damit sind nicht nur Konzeptzeichnungen und Interviews gemeint, sondern auch zusätzliche Spiele, die unterschiedlicher nicht sein können. Mal muss man eine Art Hinderniss-Parcours überstehen, ein anderes Mal durch ein Labyrinth kommen oder sich durch einen Turm kämpfen. Höhepunkt ist sicherlich das SNES Prince of Persia, das man freischalten kann, wenn allerdings auch nur in der limitierten Erstauflage.
Für alle Fans von freischaltbaren Erfolgen gibt es eine interessante Nachricht. Ubisoft hat solche mit ins Spiel eingebaut, was einem nochmal einen zusätzlichen Motivationsschub gibt.

Von der Erzählweise erinnert der Titel an die klassische Sands of Time Trilogie. Denn genauso wie bei dieser, wird auch in „Die vergessene Zeit“ die Geschichte erzählt. Dadurch fühlt man sich als alter Spieler schon ziemlich heimisch. Dabei liefert der Sprecher, wie auch seine Kollegen super Arbeit ab. Die Dialoge zwischen dem Prinzen und Zarah sprühen vor Wortwitz und sind ordentlich gelungen. Hier muss man den deutschen Synchronsprechern ein deutliches Lob aussprechen. Aber auch die Musik ist gelungen.

Die Grafik ist mit einer der besten, die man auf der Nintendo Konsole zu Gesicht bekommt. Alles wirkt wohldurchdacht und wie aus einem Guss. Das Level-Design ist, wie es sich für einen solchen Titel gehört, phänomenal. Außerdem haben sich die Macher etwas Nettes einfallen lassen. Immer wieder gibt es Passagen, in denen das Spiel von der 3D-Perspektive in eine Art 2D Seitenansicht wechselt. Dies wirkt sich auf den Spielfluss jedoch nicht negativ aus. Negativ ist da schon eher die etwas störrische Kamera, die manchmal etwas unglückliche Positionen einnimmt. Man kann sich zwar umsehen, doch am eigentlichen Kamerawinkel ändert man nichts. Schade.
Im Vergleich zu der HD-Variante schneidet die Wii-Variante von Prince of Persia- Die vergessene Zeit deutlich besser ab. Anstatt eine 1:1 Kopie zu erstellen, haben die Entwickler sich die Mühe gemacht, etwas Eigenständiges zu erschaffen. Und dies kann man getrost als gelungen bezeichnen. Die klassischen Tugenden sind deutlich vorhanden und die Mankos wie die störrische Kamera fallen da kaum ins Gewicht. Auch die vielen Extras motivieren zusätzlich. Daher ist das Spiel ein absoluter Pflichtkauf.