

Doch bevor ihr die Wahrheit über die Vergangenheit erfahrt, gilt es die Territorien von Palmont City zu erobern. In NfS Carbon sind verschiedene Street Racing Teams unterwegs, die alle über die Stadt herrschen wollen. Die einzelnen Viertel der Stadt bieten ein paar Rennevents die ihr gewinnen müsst, um die Kontrolle über das jeweilige Gebiet an euch zu reissen. Die Story von Carbon wird übrigens wie schon in Most Wanted anhand von sehr stylisher Zwischensequenzen erzählt, für die wieder zahlreiche echte Schauspieler und Models zur Verfügung gestanden haben.
Die verschiedenen Viertel der Stadt sind noch einmal in kleinere Zonen eingeteilt. Sobald ihr mindestens zwei Events einer Zone besteht, übernimmt ihr die Herrschaft über diesen Bereich. Habt ihr alle Zonen eines Viertels übernommen, könnt ihr gegen den Anführer der ehemals vorherrschenden Gruppierung antreten. Sobald ihr auch dieses Bossbattle überstanden habt, regiert ihr über das entsprechende Viertel und müsst euch darauf einstellen, dass eure Gegner euch hin und wieder herausfordern werden, um das Viertel wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Dabei seid ihr aber nicht völlig auf euch alleine gestellt – Carbon bringt nämlich das neue Konzept des Wingman mit sich. Diese CPU-Kollegen sind in drei Kategorien eingeteilt: Blocker, Schlepper und Scouts. Während ein Blocker sich aggressiv um die gegnerischen Fahrzeuge 'kümmert', sorgt ein Schlepper dafür, dass ihr in seinem Windschatten schön beschleunigen könnt. Die Scouts hingegen kennen die Strecke ganz genau und zeigen euch hilfreiche Abkürzungen. Welchen Kollegen aus welcher dieser drei Gruppen ihr in ein Rennen mitnehmt ist dabei euch überlassen. Das neue Feature ist durchaus interessant und ihr werdet auf jeden Fall in Situationen geraten, in denen der richtige Einsatz des Wingman über Sieg und Niederlage entscheidet.
Nicht selten ist die Präsenz eures Wingman schlichtweg unnötig oder sogar als Hinderniss anzusehen. Die Blocker sind z.B. nur sinnvoll einsetzbar gegen Gegner, die sich sowieso schon hinter euch befinden. Schlepper machen ihren Job gut, doch die langen Geraden die nötig sind um einen richtig schönen Boost im Windschatten aufzubauen findet man nur selten in Palmont City.


Bei den Events konzentriert sich Carbon auf die klassischen Elemente wie normale mehrrundige Rennen auf abgesteckten Strecken der Stadt, Rennen von Punkt A nach B und Rennen mit Zeitlimits, in denen ihr Checkpoints abfahren müsst um weiter zu machen. Auch typische Need for Speed-Events sind wieder mit dabei, wie z.B. das Radarfallen-Rennen, wo eure Platzierung davon abhängig ist, mit wieviel KM/H ihr durch die über die Strecke verteilten Radarfallen gerast seid. Während die meisten Events auf den Straßen von Palmont City stattfinden, wurden z.B. die Drift Events in das Umfeld verlegt – entweder auf abgesperrte Strecken oder rauf in die Canyons. In den Canyons finden auch die 'Bossfights' statt, in denen ihr gegen den Boss einer Streetcrew antretet um deren Viertel endgültig zu übernehmen. Diese Events unterscheiden sich grundlegend vom Rest des Spiels da sie stets in den Canyons stattfinden und immer in drei Abschnitte eingeteilt sind. Nachdem ihr ihn in einem normalen Straßenrennen geschlagen habt, geht es im nächsten Schritt in die Canyons. Hier müsst ihr euren Gegner verfolgen. Das Ziel besteht darin, stets möglichst nah an ihm dran zu bleiben, ohne ihn jedoch zu überholen. Daraufhin wird der Spieß umgedreht und ihr müsst vor eurem Gegner flüchten und dafür sorgen, dass er eurem Heck nicht zu nah kommt.
Diese Bossrennen können leider zum Ursprung für reichlich Frust werden, nicht nur weil die Gegner um Welten besser und viel aggressiver sind als die normalen Streetracer denen ihr begegnet, sondern auch weil die Strecken technisch sehr anspruchsvoll ausfallen. Zudem gibt es Punkte, an denen das Rennen sofort als gescheitert klassiert wird. Zieht ihr z.B. eine Kurve zu lang in der keine oder nur sehr leichte Leitplanken angebracht sind, fliegt euer Wagen den Canyon runter und ihr dürft die ganze Geschichte wiederholen. Falls euch das im zweiten Teil des Canyon Duells passiert, müsst ihr den ersten Teil auch nochmal machen. Letztlich bleibt zwar alles fair, aber nach ein paar Wiederholungen können die Nerven schon ziemlich blank liegen.
Natürlich bietet euch Need for Speed Carbon wieder viele lizenzierte Wagen und Tuningmöglichkeiten. Die Fahrzeuge in Carbon sind in drei Klassen unterteilt: Tuner, Muscles und Exoten. Auch wenn die Namen eigentlich schon selbsterklärend sind, hier ein paar kleine Beispiele. In der Tuner-Klasse findet ihr die typischen japanischen Untersätze wie Nissan Skyline, Subaru Impreza WRX oder Toyota Supra, deren Stärke im Sliden durch die Kurven liegt. Die Muscle-Klasse ist sowohl mit klassischen als auch neueren amerikanischen Muscle Cars gefüllt, darunter eine 1970er Chevy Camaro SS oder der Plymouth Barracuda. Während diese Wagen auf der Geraden dank starker Beschleunigung die Nase vorn haben, ist es schwieriger sie in Kurven zu kontrollieren. Last but not least ist die Exoten-Klasse zu finden, in der kostspielige Untersätze von Mercedes, Porsche, Lamborghini oder Alfa Romeo zu finden sind. Diese Fahrzeuge benötigen definitiv Erfahrung um ordentlich auf der Straße gehalten zu werden. Für welche Klasse ihr euch entscheidet ist demnach nicht nur eine Frage des Geschmacks, sonder auch eine der Taktik. Das Positive dabei ist, dass ihr von allen drei Klassen Wagen in eurer Garage stehen haben könnt und somit je nach Anspruch des Events wechseln dürft.


Eure Fahrzeuge kauft ihr ganz normal bei den örtlichen Händlern – oder ihr übernehmt den Wagen eines geschlagenen Boss nach einem Canyon Duell. In eurer heimischen Garage könnt ihr euch dann an die Details geben – zahlreiche Tuningmöglichkeiten stehen zur Verfügung und dank dem neuen Autosculpt-Feature lassen sich die Tuningteile auch noch optisch an eure persönlichen Vorlieben anpassen. Wer für solche Spielereien keine Zeit hat greift auf die normalen Tuningteile der namhaften Hersteller zurück.
Um die Credits zu sehen brauchen erfahrene Racer keine zehn Stunden. Wer jedoch jeden Event gewinnen sowie alle Wagen und Upgrades freischalten will, kann locker 20 Stunden mit Carbon verbringen. Zudem bietet das Spiel auch noch Betätigungsfelder abseits vom Karrieremodus an. Neben Quick Race-Option sind hier vor allem die 36 Herausforderungsrennen zu nennen, bei denen der Schwierigkeitsgrad progressiv ansteigt. Wie die 360-Version bringt Need for Speed Carbon auch auf der PS3 auch einen soliden Multiplayermodus mit sich, bei dem bis zu acht Spieler in sämtlichen aus dem Singleplayer bekannten Rennmodi mitmachen können. Online exklusiv hingegen ist die klassische Katz und Maus-Jagd, in der ein Teil der Gruppe die Rolle der Polizisten übernimmt.
In Sachen Technik erinnert das Gefühl von Need for Speed Carbon direkt wieder an die beiden Underground-Titel, was natürlich daran liegt, dass es nun wieder in eine nächtliche Umgebung geht, nachdem in Need for Speed: Most Wanted bei Tageslicht gefahren wurde. Positiv ist aber, dass die Veränderung der Umgebungen in Carbon deutlich variierter ist als in NFSU. Obwohl sich Palmont City eigentlich sehr von Rockport unterscheidet, kommt man an gewissen Déjà Vu-Erlebnissen nicht vorbei. Diverse Objekte, Texturen oder Soundeffekte von Most Wanted hat man für Carbon lediglich wiederverwertet. Beim Soundtrack kann EA wie gehabt ordentlich punkten, viele lizenzierte Tracks begleiten euch auf euer Abenteuer durch Carbon. Ebenso unverständlich wie ärgerlich ist die lieblose Anpassung des 360-Racers an die PS3-Hardware. Zwar wirken vereinzelte Texturen schärfer, dafür verkommt die Rennaction stellenweise wie gehabt zur Ruckelorgie. Bei einem Rennspiel ein absoluter Spielspaßkiller.
Weder Umfang noch Optik werden der Need for Speed-Reihe gerecht, grad im Vergleich zum sehr guten Most Wanted-Vorgänger. Fans vom Underground-Prequel werden sicher Gefallen an Carbon finden, alle übrigen Hobby-Racer greifen zum technisch wesentlich ausgefeilteren MotorStorm.