

Wer einen unkomplizieten Anime-Sidescroller sucht, ist gerade fündig geworden.
Wer die Anime-Abenteuer des Namensgebers regelmäßig verfolgt, ist klar im Vorteil. Basolute Neulinge sind nämlich praktisch chancenlos, wenn sie versuchen wollen die Story des aktuellen Naruto-Games zu verstehen. Fast im Sekundentakt tauchen neue Figuren auf und reden von merkwürdigen Orten oder Ereignissen, die anscheinend wichtig sind. Auf eine ausführliche Erklärung wartet man aber leider vergeblich. Sonderlich tiefgängig scheint die Geschichte allerdings nicht zu sein, denn nach jeder Zwischensequenz gibt es nur zwei Ziele: Fieslinge verhauen und das Levelende erreichen.
Naruto Shippuden Ninja Council 3 European Version, das ab jetzt nur noch Naruto 3 genannt wird, entpuppt sich schnell als recht typisches 2D-Actionspiel mit Jump´n´Run-Einlagen und unzähligen Prügeleien. Das muss natürlich keine schlechte Sache sein, wenn Steuerung und Gameplay stimmen. Und tatsächlich zaubern die Fähigkeiten der spielbaren Figuren zu Beginn oft ein Lächeln ins Gesicht erfahrener Zocker, die sich bereits vor Urzeiten durch Spiele wie Strider gekämpft haben. Altbewährte Hilfsmittel wie der Doppelsprung und der extraschnelle Anlauf werden hier durch ein Paar spezielle Ninja-Aktionen sinnvoll ergänzt. So sind die Meister der Kampfkunst beispielsweise dazu in der Lage, Wände hinauf zu rennen oder sich im Bruchteil einer Sekunde in einer Rauchwolke aufzulösen, um ein paar virtuelle Meter weiter wieder aufzutauchen. Solche Manöver verbrauchen eine besondere Art der Energie, die sich durch das Malträtieren des Touchscreens aber schnell wieder aufbauen lässt.


Wer die Serie verfolgt, trifft hier auf viele alte Bekannte. Heißen eigentlich 80 Prozent der japanischen Frauen Sakura?
Das Leveldesign ist größtenteils gelungen und lädt dazu ein, alle Möglichkeiten, die den Helden zur Verfügung stehen, einzusetzen. Leider können die Kämpfe nicht mit den Lauf- und Hüpf-Einlagen mithalten, denn ausgerechnet bei handfesten Auseinandersetzungen haben Naruto und seine Freunde weit weniger zu bieten, als vermutet. Die Auswahl an Attacken ist mehr als dürftig und ausgewachsene Combos, die etwas Fingerspitzengefühl erfordern, sind nicht vorgesehen. Die Areale sind ohnehin größtenteils von Fußvolk besetzt, das sich mit wenigen Schlägen ins Nirvana befördern lässt. Doch bei den durchaus anspruchsvollen Bosskämpfen wünscht man sich häufig die simple Möglichkeit per Knopfdruck zu blocken. Auch die Geschwindigkeit, mit der die Angriffe ausgeführt werden, ist nicht ausreichend, was ebenfalls dann besonders negativ auffällt, wenn ein gerissener Endgegner zum Duell antritt.
Es wäre unfair das Modul als lieblos zu bezeichnen. Naruto 3 tut durchaus viel, um den Freunden der Fernsehserie zu gefallen. So dürfen vor jeder Mission drei Charaktere gewählt werden und der Namensgeber des Games muss nicht zwingend in jede Schlacht geschickt werden. Neben einem Hauptakteur sind immer zwei so genannte Backup-Figuren mit an Bord, die in heiklen Situationen zu Hilfe gerufen werden können wenn ausreichend Energie vorhanden ist. Leider sind die Unterschiede zwischen den Helden rein kosmetischer Natur. Im Kampf ist es relativ egal, welcher Meister gesteuert wird, obwohl sich die Angriffe optisch unterscheiden. Auch Ninjutsu, die geheimnisvolle Magie der Ninjas darf eingesetzt werden. Hier kommt auch der Stylus zum Einsatz, wodurch der untere Bildschirm des Systems eine Daseinsberechtigung erhält.
Nach etwa sechs bis acht Stunden sollte der Gelegenheitszocker das Ende erreicht haben und diese Spielzeit ist für einen Vertreter des Action-Genres völlig okay. Da sich die versteckten Extras, neue Ninjutsus oder weitere Figuren kaum auf das Spielerlebnis auswirken, werden nur echte Highscore-Jäger Freude an weiteren Durchgängen haben sobald die Endsequenz zu sehen war. So bleiben die üblichen Multiplayer-Duelle, die online oder im eigenen Netzwerk gestartet werden können.


Der DS kann mehr, aber die Spezialattacken sind dennoch sehenswert.
Sprites mit hohem Wiedererkennungswert sowie abwechslungsreiche aber recht simple Hintergründe bestimmen über weite Strecken das Bild. Nintendos Kleinster ist zwar zu deutlich mehr fähig, aber für ein 2D-Spektakel der alten Schule macht Naruto 3 eine gute Figur. Das gilt auch für die Effekte, die besonders beim Einsatz von Ninja-Magie oft sehenswert sind. Ausgeschriebene Soundeffekte der Marke “Zack!“, “Bumm!“ und “Bäng!“ sind eigentlich immer witzig und verfehlen auch hier nicht die gewünschte Wirkung. Deutlich mehr Mühe hätte sich das Entwicklerteam bei den Zwischensequenzen machen können. Wenn zum hundertsten Mal die gleichen Standbilder der Protagonisten zu sehen sind, wird die Sache langsam äußerst langweilig.
Die Musik wurde sehr passend gewählt. Altertümlich und asiatisch anmutende aber dennoch schnelle Melodien vermitteln schnell die passende Atmosphäre. Auch die herrlich übertriebenen Soundeffekte und das ständige Kampfgebrüll klingen so, wie man es von der Fernsehserie kennt. Etwas mehr Abwechslung durch eine größere Songbibliothek wäre nett gewesen, doch insgesamt verdient sich die akustische Untermalung das Prädikat “gelungen“.
Außer einem der wohl längsten Namen der Videospielgeschichte hat Narutos neuester Ausflug auf den DS leider nicht sonderlich viel zu bieten. Selbstverständlich werden Fans der Serie auf ihre Kosten kommen und sich darüber freuen, dass so viele Figuren aus der Vorlage als spielbare Charaktere zur Verfügung stehen. Gute Ansätze sind zweifellos vorhanden, doch bei der Feinabstimmung wurde geschlampt. Ein größeres Schlagrepertoire und eine schnellere Reaktion der Spielfiguren hätten hier wahre Wunder bewirkt. Wer in erster Linie ein gutes 2D-Actionspektakel sucht und sich nur wenig für Animes interessiert, wird anderswo deutlich besser bedient.