MotorStorm: Apocalypse im Test

PlayStation3
Die britischen Evolution Studios sind ein - sagen wir mal - recht spezialisierter Entwickler. Die Jungs produzieren ausnahmslos Offroad-Rennspiele, beherrschen ihr Metier aber mit Bravour. Auf die WRC-Rallye-Reihe für PS2 folgten MotorStorm und MotorStorm: Pacific Rift auf der PlayStation 3 Konsole. Seit der Dschungelhatz Pacific Rift sind knapp 3 Jahre ins Land gezogen - merzt MotorStorm: Apocalypse die Kritikpunkte der Vorgänger aus und komplettiert würdig die Trilogie?
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Während der erste Motorensturm pünktlich zum PS3-Launch für reichlich Sand im Getriebe sorgte, bretterte man beim Nachfolger durch die dichte Vegetation einer Vulkaninsel. Das PSP-Spinoff Arctic Edge wechselte schließlich die Klimazone und verlegte das MotorStorm-Event auf einen eisigen Gletscher. MotorStorm: Apocalypse führt den Spieler schließlich in eine Art Endzeit-Los Angeles; eine von Sturmfluten und Erdbeben zerstörte Metropole, in der sich Militär und Plünderer explosive Scharmützel liefern. Stark von Naturkatastrophen gezeichnete Küstenregionen, Vorstädte, Highways und Straßenzüge bringen Abwechslung ins Spiel.

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Im Mittelpunkt steht der neue Festival-Modus. In einer Art Meisterschaft müssen in drei Schwierigkeitsgraden unterteilte Rennen absolviert werden, die lose durch Zeichentrick-Sequenzen verknüpft sind. Reicht auf leichter Stufe der fünfte Platz um weiter zu kommen, so ist naturgemäß auf dem härtesten Schwierigkeitsgrad ein Sieg Pflicht. Kein leichtes Unterfangen, da stetige Abzweigungen und einstürzende Häuserfassaden Verwirrung stiften und so die Platzierung gefährden können, auch der berühmt-berüchtigte Gummiband-Effekt ist wieder mit von der Partie. 
Dem Spielspaß nicht förderlich sind auch die albernen und billig anmutenden Zwischensequenzen, deren humoristisches Niveau irgendwo zwischen dem Nick jr.-Vorschulprogramm und einer Nachmittags-Talkshow liegt. Zum Glück lassen sich die zudem miserabel synchronisierten Filmchen einfach wegklicken. Denn ansonsten weiß das Festival durchaus zu gefallen - die Strecken lassen nicht nur aufgrund ihrer Dynamik keine Langeweile aufkommen, auch die schiere Menge an Rundkursen (40!) sorgt für reichlich Spaß und Langzeitmotivation.

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Auch der ohnehin schon üppige Fuhrpark wurde gepimpt - neben den Klassikern wie Monstertruck, LKW und Buggie stehen jetzt auch Kleinwagen, Chopper und Super-Bikes zur Wahl, was die Garage auf 13 Fahrzeugklassen anwachsen lässt. Die Klassen beinhalten verschiedene Modelle, die sich vom Spieler ganz nach Gusto anpassen lassen. Angefangen bei Felgen und Karosserie-Umbauten, bis hin zu Stickern und Boost-Upgrades - verpasst eurem Lieblingswagen einen individuellen Touch. Wer lieber in geselliger Runde über den Asphalt donnert, kann online gegen bis zu 16 Kontrahenten fahren, im heimischen Wohnzimmer sind 4-Spieler-Duelle möglich.

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Zeit es sich endlich im Cockpit der Rennboliden bequem zu machen und die Kernkompetenz des aktuellen MotorStorms zu testen - das Gameplay. Schon nach der ersten Proberunde wird klar, dass Evolution das altbekannte Fahrverhalten über den Haufen geworfen hat. Zwar reagierten die Rennboliden in MotorStorm 1 und 2 bisweilen störrisch auf eure Eingaben, vor allem Sprünge mutierten zum Glücksspiel, dennoch ließ sich stets gut spüren wie viel Gewicht und Pferdestärken über die virtuellen Pisten gescheucht wurden. Zudem steuerte sich ein Cross-Motorrad naturgemäß ganz anders als ein wuchtiger Monstertruck. MotorStorm: Apocalypse bietet ein extrem direktes Handling, euer fahrbarer Untersatz reagiert schnell und stark auf die Lenkung. Was sich in der Theorie gut anhört, mutet im Spiel mitunter seltsam an. Selbst ein vermeintlich schwerfälliger Renntruck nimmt viele 90° Kurven mit Vollgas und fühlt sich wie ein Kart an. Was Anfängern entgegen kommen mag, dürfte viele MotorStorm-Fans der ersten Stunde vergrätzen. 
Auch grafisch musste die zweite MotorStorm-Inkarnation Federn lassen. Das ist umso verwunderlicher, zählten doch die Evolution Studios zu den Entwicklern, die der PS3 bereits in der ersten Software-Generation eine famose Optik entlocken konnten. Die grafischen Abstriche müssen jedoch differenziert betrachtet werden; der 2D-Modus kommt in krispen 1080p daher, was auch auf großen Bilddiagonalen für ein knackscharfes Bild sorgt. Zudem stehen imposante Explosionen und realistische Wasser- und Regeneffekte auf der Habenseite. Im Vergleich zur Schlammpackung aus dem ersten MotorStorm und der fulminanten Dschungel-Optik Pacific Rifts, wirkt Apocalypse in weiten Teilen jedoch deutlich abgespeckt. Vielen Fahrzeugen mangelt es an Details, die Streckenobjekte sind kantig und Texturen verwaschen.

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Obwohl auf dem Bildschirm eine Menge abgeht - Gebäude stürzen zusammen, Helikopter malträtieren euch mit Sidewinder-Raketen etc. - wirken die Häuserschluchten und Vorstädte steril und leblos. Möglicherweise sind die abgespeckten Grafikroutinen ein Tribut an den optionalen 3D-Modus von MotorStorm: Apocalypse. Scheinbar war es den Entwicklern wichtig auch in der dritten Dimension den gleichen Detailgrad liefern zu können. Einen entsprechenden TV vorausgesetzt, weiß der räumliche Bildeindruck auch durchaus zu gefallen, für eine deutlich aufgepeppte 2D-Optik hätte ich jedoch gern darauf verzichtet.

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Noch schlimmer hat es jedoch die Soundkulisse des Endzeit-Racers erwischt. Ein herausragendes Merkmal der beiden MotorStorm-Ahnen war der aufpeitschend-rockige Soundtrack, der den Subwoofer so richtig auf Touren brachte und perfekt mit der Offroad-Action harmonierte. In Apocalypse dröhnt ausschließlich müdes Elektro-Gedudel aus den Boxen, das immer gleich anmutet und einer strikten Bass-Diät unterliegt. Schade!

Kai meint:

Kai

Motorstorm polarisierte seit seiner Entstehung die Spieler, entweder man hasste oder liebte es. Evolution Studios hat sich bemüht, das anspruchsvolle Handling der PS-Schleudern zu entschärfen - mit der Konsequenz, dass sich Apocalypse vollkommen anders als seine Vorgänger spielt. Mir sagt die direktere Steuerung weniger zu, es will sich einfach nicht das typische MotorStorm-Feeling einstellen - was auch auf den dünnen Soundtrack zurückzuführen ist. Dafür entschädigt jedoch zum Teil ein hoher Umfang und der deutlich aufgebohrte Mehrspielermodus.
Abschließend möchte ich auch auf den aktuellen Kontext eingehen. Es hinterlässt einen ziemlichen Nachgeschmack durch von Tsunamis und Erdbeben gebeutelte Städte zu rasen, während Japan jüngst von solchen Naturkatastrophen heimgesucht wurde. Insofern ist Sonys Entscheidung begrüßenswert MotorStorm: Apocalypse nicht weiter zu bewerben und die Auslieferung bisweilen zu stoppen. Ob das Game zu einem späteren Zeitpunkt erneut in den Handel kommt, ist noch nicht entschieden. Interessierte sollten sich also sputen um ein Exemplar der ersten Auflage zu ergattern.

Positiv

  • Hoher Umfang
  • Gelungener Mehrspieler-Modus

Negativ

  • Schlechteres Fahrgefühl
  • Mängel in der Präsentation
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  • von Flat Eric:

    Ja, im Rückblick doch schade. Ich habe gerade Teil 2 MASSIG viel gespielt. So genial! Aber Teil 3... Allein das Szenario passt nicht mehr so, die Physik verschlimmbessert und irgendwie fehlt das motivierende Spielgefühl. Habe es auch im Multiplayer weniger gezockt. Und seit dem ist eh Sense,...

  • von mitsurugagaga:

    Ich bekomme in regelmäßigen Abständen einen Hieper auf MotorStorm und hab mich gefragt, wo die Serie nach Teil 2 sich hinentwickelt hat. Dann habe ich kürzlich Apocalypse für 1€ ersteigert und mich gefreut, aber auch nur kurz Das Spiel ist wirklich nicht gut. Irgendwie fehlt das Spielgefühl...

  • von Darkshine:

    "Jahr des Drachen" Design Paket nur 1 Woche gratis im Playstation Store

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MotorStorm: Apocalypse Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1 - 16
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 18. März 2011
Vermarkter Sony
Wertung 7.3
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