
Sirius Black ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und er scheint es auf Harry abgesehen zu haben...
Die Geschichte von Harry Potter und der Gefangene von Askaban ist schnell erzählt: Harry befindet sich auf dem Weg zur Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei um dort sein drittes Lehrjahr zu verbringen. Doch bereits im Zug gibt es Probleme. Da nämlich Sirius Black, der angebliche Mörder der Potter Eltern, aus dem Zaubergefängnis von Askaban geflohen ist, vermutet man, dass dieser Rache an Harry nehmen will. Zu seinem Schutz werden Dementoren, die Wächter von Askaban, ausgeschickt. Doch Harry reagiert völlig verstört, als er das erste Mal auf die Kreaturen trifft. Zusammen mit Ron und Hermine versucht er das Rätsel um Sirius Black zu lösen.

Harry und Ron in den alten Gemäuern der Hogwarts-Zauberschule...
Da ich persönlich kein Harry Potter Fan bin und mich deswegen auch nicht mit der Geschichte auskenne, möchte ich keine tiefschürfende Analyse, geschweige denn einen Kommentar dazu abgeben. Ich werfe also die DVD erstmal ins Xbox Laufwerk. Als erstes erscheint ein Bildschirm zur Sprachauswahl. Ich wähle „Deutsch“ aus. Jetzt ging ich wäre meines Tests eigentlich feste davon aus, dass ich diesen Bildschirm dort zum ersten und letzten Mal gesehen habe. Doch Fehlanzeige. Bei jedem Neustart der Software taucht diese Abfrage auf. Warum hat man diese Einstellung nicht einfach in eine Speicherdatei gepackt? Aber da das Spiel natürlich primär für die PlayStation2 entwickelt wurde, wundert es mich nicht, dass die Damen und Herren von Warner Bros. möglichst viel Speicherplatz sparen wollten. Nachdem ich mit damit abgefunden habe werde ich mit den Worten „Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin.“ Begrüßt. … Aha, ich ignoriere gekonnt den mir völlig unverständlichen und unangebrachten Satz, der meines Erachtens lediglich zum Überbrücken der Ladezeit verwendet wurde, da er sich auch nicht so schnell wegklicken lässt. Im Hauptmenü angekommen verändere ich die letzten Einstellungen unter dem Menüpunkt Optionen.
Hier sind die Konfigurationsmöglichkeiten mehr als gering. Wesentliche Unterpunkte sind eigentlich nur die Möglichkeiten die Untertitel und die Rumble-Funktion des Controllers zu deaktivieren. Nichts desto trotz starte ich ein neues Spiel. In einer kurzen Introsequenz bekomme ich die drei Hauptcharaktere Ron, Hermine und Harry Potter selbst vorgestellt… Aha, schön zu wissen, wer hier wer ist… Im Verlauf des kleinen Filmchens macht sich unsere Katze aus dem Staub und es liegt nun an mir als Harry, das Biest wieder einzufangen. Man wird etwas unerwartet ins Spielgeschehen gebracht. Ich muss bereits Gegner angreifen, bevor mir überhaupt jemand beigebracht hat, wie das geht. Jetzt werden sich viele von euch denken „Wieso hat der dann nicht die Gebrauchsanweisung gelesen?“ – Das habe ich ja auch getan. Allerdings besteht diese aus gerade mal fünf Seiten, die mich effektiv über das Spiel aufklären. So einfach fand ich das Tutorial nun nicht, als dass man sich bei der Anleitung so kurz hätte fassen können.

Simple Schalterrätsel nehmen einen Großteil des Gameplays ein...
Das Spielgeschehen insgesamt ist alles andere als abwechslungsreich. Wenn ihr mal gerade nicht irgendwelche Kisten, Eisblöcke oder Pfeiler durch einen Raum schiebt, ballert ihr mit eurem Zauberstab auf irgendwelche abstrusen Gegner, welche euch in den Quests in so ziemlich jedem zweiten Raum begegnen. Wer jetzt allerdings irgendwelche simplen Schieberätsel erwartet, in denen es lediglich darum geht, irgendeinen Gegenstand so im Raum zu positionieren, dass er an einen weiteren Schalter oder ähnliches kommt, liegt vollkommen richtig. Zugegebenermaßen gestaltet sich das aber nicht ganz so dröge, wie es sich im ersten Moment anhört. Bei manchen Rätseln im Spiel handelt es sich um richtige Kopfnüsse. Trotzdem fanden wir die, dass die Entwickler hier ruhig etwas mehr Kreativität hätten walten lassen können.
Das beste Feature des Spiels, welches in den Vorgängern nicht in solcher Form vertreten war und daher erstmals in Harry Potter und der Gefangene von Askaban Verwendung findet, ist das Gruppen-Feature. Ihr könnt nämlich fortlaufend während des Spiels zwischen den drei Hauptcharakteren hin und her wechseln. Da alle verschiedene Fähigkeiten besitzen, müsst ihr sie in verschiedenen Situationen einsetzen. Allerdings wurde diese wirklich gute Idee wie bereits die Rätsel durch pure Einfallslosigkeit verspielt. Die Entwickler hätten das Weiterkommen im Spiel viel eher abhängig vom strategisch sinnvollen Einsatz der Charaktere gestalten sollen.
Etwas verwundert waren wir, als sich der Gesundheitsbalken unseres Charakters schlussendlich komplett leerte und wir nicht wie erwartet wieder beim Titelbildschirm des Spiels landeten, geschweige denn, dass wir einen Game Over Bildschirm zu Gesicht bekamen. Unser Harry stand plötzlich wieder quicklebendig und bei bester Gesundheit in dem selben Raum, in dem wir vor wenigen Minuten noch den Löffel abgegeben hatten. Da man das Spiel an jeder beliebigen Stelle abspeichern kann, haben wir den Nutzen dieses „Ich sterbe und bin direkt wieder da“-Prinzips nicht wirklich verstanden, da es das Spiel dadurch irgendwie zu einfach macht. „Speichern“ ist übrigens ein sehr gutes Stichwort. Wer in Harry Potter und der Gefangene von Askaban einmal seinen Fortschritt auf der Festplatte der Xbox gesichert hat, wird im zukünftigen Spielverlauf versuchen das Abspeichern nach bestem Wissen und Können vermeiden. Denn das ist wirklich eine Tortur. Man kann sich nicht einfach Zug um Zug durch das Pausenmenü wählen, sondern braucht tierisch viel Geduld um vom einen Bildschirmmenü auf das andere zu wechseln. Es entsteht beinahe der Eindruck, als hätten die Entwickler versucht den Spieler mit aller Gewalt dazu bringen zu wollen auch ja jeden Menüpunkt einzeln zu lesen, auch wenn dieser diese gar nicht anwählen will. Die Menüs sind einfach nur furchtbar langsam. Warum das so ist, erscheint uns schleierhaft.

Solch optisch nette Stellen findet man im Spiel eher selten...
Insgesamt merkt man dem Spiel deutlich an, dass es besonders in Punkto Performance und Nutzung der Hardware-Möglichkeiten auf die PlayStation2 ausgelegt wurde. Das Speichern dauert trotz der verhältnismäßig kleinen Speicherstände ungewohnt lange und das Spiel beginnt ca. alle drei Räume neu zu laden. Das kann auf Dauer ganz schön nervig werden zumal man oft quer durch die komplette Hogwarts-Schule laufen muss.
Grafik:
Auch was die Grafik betrifft erinnert die Engine eher an die aktuelle Sony Konsole. Zwar bietet Harry Potter und der Gefangene von Askaban für PlayStation2 Verhältnisse eine überdurchschnittliche Grafik, Xbox Besitzer lockt man damit aber nicht mehr hinterm Ofen hervor. Die Texturen sind langweilig und an Effekten wurde auch gespart so gut es ging. Realistische Licht- und Schattenwürfe sucht man ebenfalls vergebens. Es lässt sich zwar eine minimale Verbesserung gegenüber den Vorgängertiteln feststellen, berauschend ist die Optik jedoch immer noch nicht. Und der durch Abwesenheit glänzende 60Hz-Modus verbessert die Situation auch nicht gerade.
Sound:
Wenigstens hat Entwickler Warner Bros. Harry Potter und der Gefangene von Askaban eine Dolby Digital Unterstützung verpasst. Diese fällt allerdings nur auf, wenn man mit dem Zauberstab mal rechts oder links hinter die Kamera feuert. Ansonsten sucht man Surround-Effekte jeder Art vergebens. Als wenn das nicht schon genug wäre wird man als deutscher Spieler auch noch mit der wirklich völlig ätzenden Synchronisation beschert. Vielleicht hätte man den Synchronsprechern vor diesem Debakel im Tonstudio einen Kaffee servieren sollen, damit für den Spieler wenigstens der Eindruck entsteht, als wenn die Charaktere wach wären. Dafür stimmt wenigstens die Hintergrundbeschallung, die ein wenig zur Stimmung im Spiel beiträgt und damit die Sound-Wertung noch so gerade aus dem Keller holt.

Hier und da dürft ihr auch schon mal fliegen...
Steuerung:
Die Steuerung ist ziemlich genretypisch ausgefallen. Ihr bewegt den Charakter mit dem linken Analogstick, mit dem Rechten justiert ihr die Kamera. Mit A führt ihr situationsabhängige Aktionen aus, X und Y sind frei mit irgendwelchen Zaubersprüchen belegbar. Der B-Button findet überhaupt keine Verwendung. Warum die Entwickler diese Entscheidung getroffen haben wissen wir nicht. Wir hätte uns nur gewünscht wir hätten diesen ebenfalls mit einem weiteren Zauberspruch belegen können. Im Großen und Ganzen war uns die Steuerung allerdings etwas zu träge und gerade bei größeren Gegneransammlungen verliert man schnell den Überblick.

Dieser Gegner könnte ruhig nochmal eine Schönheitsoperation vertragen...
Harry Potter und der Gefangene von Askaban ist definitiv ein eher unterdurchschnittliches Action-Adventure. Die Grafik ist solala, der Sound einfach nur eine Katastrophe, die Steuerung geht gerade so in Ordnung und das Gameplay beschränkt sich auf Kistenschieben und Zauber auf Gegner loslassen. Nicht sehr einfallsreich. All das wirft natürlich die Frage auf: „Ist der Titel dann wirklich seine 50-60€ wert?“ Ich denke Nein und rate daher nur hart gesottenen Harry Potter Fans zum Kauf. Alle anderen sollten auf jeden Fall erstmal Probe spielen um für sich selbst zu klären, ob die Harry Potter Atmosphäre wirklich über die gelegentlichen technischen Makel hinwegtäuschen kann.