Bevor Ihr das Spiel beginnt legt Ihr noch schnell Geschlecht und Namen Eures Helden fest, dann geht es auch schon weiter…
Während Euer Alter Ego vor sich hinträumt erscheint ihm in diesen Gevatter Tod. Mir ist allerdings bis heute nicht klar, warum die Mütze des Knochenmanns der schwedischen Nationalflagge gleicht. Hat Capcom etwas gegen die Nordmänner? Hat Shinji Mikami schlechte Erfahrungen mit Ikea? Das wird wohl immer ein Geheimnis bleiben…

In dem Haus treibt sich allerlei Gruselgesindel rum. Ihr müßt ständig auf der Hut sein
Wie auch immer, ich schweife ab. Zu Eurer Überraschung ist der Sensemann ziemlich kumpelmäßig drauf (“ey, was geht alder?“). Von ihm erfahrt Ihr auch teilweise die wahren Vorgänge, die sich in dem Hotel abspielen: jeder Gast ist in dem Hotel gefangen und fristet ein gruseliges Dasein. Auch Euer Held gehört nun zu dieser Gruppierung, will sich jedoch nicht damit abfinden. Der alte Schwede Tod schlägt Euch daraufhin einen Deal vor: das Hotel ist voll von verlorenen Seelen, Seelen der Hoffnungen, Wünsche und Träume ehemaliger Gäste. Diese möchte das alte Smörebröd im Austausch für Eure Freiheit haben und erklärt dazu noch, dass die verwunschenen Gäste diese Seelen aufs Schärfste hüten, da sie Euch am Entkommen hindern wollen.
Wie also kommt man an die begehrten Objekte der Begierde heran? Aus dem Nachbarzimmer entnimmt Euer Held, den ich jetzt an dieser Stelle einfach mal Andy Euter taufe, merkwürdige Geräusche. Sogleich übernehmt Ihr die Kontrolle über den jugendlichen Helden, der äußerlich eine Aldi-Einkaufstüte mit rot-braunem Toupet ähnelt, und begebt Euch nach nebenan. Mit der Dreieck-Taste wagt Ihr zur eigenen Sicherheit erst einmal einen Blick durch das Schlüsselloch und siehe da: eine graumelierte Katze mit zugenähten Augen, die sich Neko Zombie schimpft, fristet Ihr Dasein in einer Art Gästezelle. Das gepeinigte Schmusetier bittet Euch den Schlüssel des Zimmers unten in der Empfangshalle zu holen. Warum Ihr das tun solltet? Neben dem Vieh schwebt eine der begehrten bläulichen Seelen.
Unten in der Empfangshalle stoßt Ihr dann auf den alten Gregory, der Euch unter gar keinen Umständen den Schlüssel geben möchte, da er Neko Zombie für ein gefährliches, aggressives Biest hält. Zu Eurem Glück muss die greise Ratte jedoch just in diesem Moment kurz eine Kontrollrunde durch das Hotel machen,,, Eure Gelegenheit den Schlüssel zu nehmen.
Nachdem Ihr die Zelle aufgeschlossen habt erfahrt Ihr von dem Kater so allerlei Wissenswertes über das Hotel und seine Gäste. Quasi als eine Art Tutorial übt Ihr mit dem neu gewonnenen Freund die wichtigsten Spieltechniken wie Spähen, Klopfen oder Gegenstände benutzen.
Gerade das Spähen durch die Schlüssellöcher ist für den Vorgang im Spiel essentiell, denn nur so erfahrt Ihr von den Vorlieben der einzelnen Hotelgäste. Ihr belauscht ihre Selbstgespräche und bekommt so heraus wie man sie überlisten kann. So mag Neko Zombie beispielsweise Süßwaren.

Ja Greg! Lauf! Das Unheil ist direkt hinter dir!
Jeder der Hotelgäste hat zudem einen eigenen, größtenteils geregelten Tagesablauf. Darunter fallen Vorlieben, Uhrzeiten an denen die Person auf Achse ist, sie TV glotzt, Routen die der Gast abläuft etc. Realitätsnaher Tag – und Nachtwechsel sowie die Progression von Zeit darf natürlich dabei nicht fehlen.
Als erster Charakter nach Neko bekommt Ihr Catherine vorgestellt, die rosa Echse im Krankenschwesteroutfit. Sie hat eine Vorliebe die Hotelgäste mit überdimensionalen Spritzen anzuzapfen und sollte daher mit Vorsicht genossen werden. Weitere skurrile Charaktere warten ebenso auf ihren Auftritt im Spiel.
Habt Ihr einem Gast eine der begehrten Seelen abgeluchst gilt es diese Eurem Kumpel Tod zu übergeben, was jedoch nur funktioniert wenn Ihr Euch schlafen legt. Mit jeder von Euch eingefangenen Seele bekommt Ihr vom Tod das Heimkehrticket abgestempelt.
Jedoch ist nun Vorsicht geboten: Gäste, denen die Seele genommen wurde trachten nun nach Euch und werden um jeden Preis versuchen Andy einzufangen. So sollte man stets auf der Hut vor den verärgerten Gästen sein. Sie reagieren sogar auf Eure Schritte oder Klopfgeräusche, daher solltet Ihr nicht wie Hanniball auf seinen Elefanten durch das Hotel spazieren. Gelingt es den Abgezockten nämlich little Euter einzufangen wird dieser einer Horror Show ausgesetzt, gequält (die von Gast zu Gast unterschiedlich ausfällt) und verliert einen großen Teil seiner Lebensenergie, dem Psychometer.
Auffüllen könnt Ihr diese Anzeige durch das Sammeln von Heilkräutern (Resident Evil lässt grüßen), nahrhaftem Futter oder durch das Lesen guter Bücher. Schlechtes Essen beispielsweise, wie alter Schimmelkäse, lässt die Anzeige partout sinken. Ist diese bei Null angelangt bleibt Andy für ewig in dem Hotel gefangen. Es ist also Vorsicht geboten.
Glücklicherweise informiert die Karte des labyrinthartigen Hotelkomplexes über den derzeitigen Aufenthaltsort der Gäste.

Der knuffige Greg in einem dürftig erleuchteten Studierzimmer
Daneben findet der Held auch weitere nützliche Items, welche Andys Geschwindigkeit erhöhen, die Zeit vor – oder zurückspulen oder ihm in den düsteren Kellergewölben gegen seine Nachtblindheit helfen.
Je mehr Seelen eingefangen wurden desto mehr schwieriger wird das Spiel, denn mit jeder geklauten Seele kommt ein neuer Gast in das Hotel, die alten ziehen dabei nicht aus sondern bleiben natürlich. Dank der relativ einfachen Rätsel jedoch bleibt der Schwierigkeitsgrad insgesamt auf einem akzeptabel spielbaren Niveau.
Besonders positiv aufgefallen ist mir das Charakterdesign, das man als einen Mix aus skurril, kindisch, ekelhaft, bizarr und duchgeknallt bezeichnen könnte. Von Knaben mit Schachbrettshirts und einem Roulettetisch auf dem Kopf über Uhrengesichter bis hin zu einer Fischgräte mit Fernseher als Kopf sind eine Menge interessanter Charaktere vertreten.
Auch grafisch weiß die Adaption der neuen TV-Serie aus Japan zu gefallen: schummriges Kerzenlicht, düstere, jedoch sehr authentisch wirkender Schatten, fein detaillierte Texturen oder das niedliche Design der einzelnen Hotelgäste weiß einfach zu überzeugen. Hat ein wenig von den alten Tim Burton Filmen wie Beetlejuice oder A Nightmare before Christmas.
Zwar bietet das Game nicht viel Musik für das Ohr, die Soundeffekte jedoch sind äußerst stimmig gelungen und passen sich zudem gut in das Gameplay ein. Das Knarren von Holzdielen, Fußschritte auf dem Parkett, das Klopfen an Türen oder Poltern von nebenan: die Gruselatmosphäre die hier erzeugt wird ist wahrlich von guten Eltern, eben von Mama Capcom. Darüber hinaus verrichteten die englischen Synchronsprecher (Untertitel sind in deutsch) gute Arbeit und geben jeder Figur im Spiel eine ganz individuelle Note.
Dank frischem Spielkonzept, einem genialen Charakterdesign (kreiert von Naomi Iwata), atmosphärischen Sounds und einem Preis von knapp 30€ mausert sich Capcom’s erstes Spiel zu der neuen Anime-Serie aus Japan zu einer echten Kaufempfehlung. Lediglich die etwas simplen Kombinationsrätsel á la “gib der (Nasch-)Katze Schokolade dann gibt sie Dir die Seele“ kommen etwas plump daher. Wer jedoch unterhaltsamen Gruselspaß abseits von den Straßen Silent Hills oder den Zombies von Resident Evil sucht, ist bei Gregory Horror Show bestens bedient. Ich freue mich schon auf einen weiteren Teil!