Der Schattenläufer und die Rätsel des dunklen Turms im Test

Nintendo Wii
Als Videospielredakteur bekommt man innerhalb eines Jahres viele unterschiedliche Titel zu sehen. Einige davon fallen schon nach kurzem Anspielen durch, andere fesseln auch über die Testphase hinaus noch an die Konsole oder Handheld. Dann gliedert man wieder für sich ein, welches das beste Spiel des Jahres war und was sich den Stempel ’’Geheimtipp’’ verdient hat. Ganz klar war Donkey Kong Country Returns mein Spiel des Jahres 2010 für Nintendos weiße Konsole, aber leider hatte ich der Schattenläufer und die Rätsel des dunklen Turms bis dahin noch nicht gespielt, sonst hätten sich Diddy und Donkey Kong den ersten Platz mit der Schattenwelt von Hudson Soft teilen müssen.
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Aufmerksam auf den Schattenläufer, der im englischen als „A Shadow`s Tale“ bekannt ist, wurde ich durch einen Trailer, der Mitte letzten Jahres im Internet herumgeisterte. Allein der Look und die damit verbundene Atmosphäre hat mich mehr als interessiert. Als es dann endlich Releasezeit war, muss ich gestehen, war es schwer gewesen, den Titel in den Videospielläden in meiner Umgebung zu finden. Somit kam der Schattenläufer bei mir auf die Wunschliste (neben The Sly Trilogie, Two Worlds II und The Force Unleashed II) für Weihnachten und meine Freude war groß, als ich das Geschenkpapier um die weiße Verpackung entfernte. Hierzu noch mal ein dickes Danke an meine Freundin, die mit diesem Geschenk genau meinen Nerv getroffen hat. Recht begeistert schob ich die DVD ins Laufwerk und der Schattenläufer konnte sogar meine eher weniger Spiele orientierte Freundin begeistern, die nun gebannt zuschaute wie ich den namenlosen Helden und seine kleine Begleiterin, die Schattenelfe Spangle, Richtung Schattenturm bewegte.

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Dass die Jungs von Hudson Soft auch mal Mut zur Innovation haben, zeigen sie mit ihrem neuesten Produkt. Der Held der Geschichte ist der Schatten eines kleinen Jungen, der seinem Körper entrissen wurde. Dies wird anfangs im Vorspann gezeigt. Der Schatten hat keine Erinnerungen, was passiert ist, glaubt aber fest daran, wenn er den Turm erklimmt, wird er seinen Körper wieder finden und ihr begleitet ihn dabei. Plattformzocker müssen sich bei „der Schattenläufer“ erstmal an die neue Perspektive gewöhnen. Sind wir doch Jahrzehnte daran gewöhnt gewesen einen Spielcharakter um Hindernissen und Gegner zu manövrieren, müssen wir jetzt umdenken. Bei „der Schattenläufer“ seid ihr gezwungen alle Objekte, die sich im Vordergrund befinden zu ignorieren, denn die Action spielt sich im hinteren Teil der Level ab. Um es genauer zu nehmen an Turmfassaden oder anderen großräumigen Flächen, denn wenn ihr es immer noch nicht wisst: ihr verkörpert einen Schatten.

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Und hier liegt auch gleich der größte Reiz, denn durch euer Schattendasein kommt ein ganz neues Regelwerk hinzu. Torbögen und deren große schattige Abbilder sind kaum überwindbare Hindernisse, ein verrosteter Zaun ist in der Schattenwelt eine Grube mit spitzen Messern und jedes so kleine Hindernis in der echten Welt ist ein großes Problem, wenn man eben ein Schatten ist. Somit ist der Schattenläufer im Hauptkern ein Plattformer, der steuerungstechnisch viel gemeinsam hat mit dem 16Bit-Klassiker Flashback auf Amiga oder SNES. Euer Schatten springt, läuft und hangelt sich Vorsprünge hinauf. Sobald ihr eure erste Waffe in die schattige Hand bekommt, fügt sich der nächste Bestandteil hinzu. Das Kämpfen nämlich. Das wurde recht schlicht und doch irgendwie fordernd umgesetzt. Nennenswerte Schlagkombinationen gibt es nicht. Euer namenloser Held wehrt sich mit einer einfachen 3-Treffercombo, bis euer feindliches Gegenüber auch in der Schattenwelt keine Daseinsberechtigung mehr hat.

Die dritte Combi im Spieldesign sind die Rätseleinlagen und die damit verbundenen Manipulationen der Lichtquellen. Mit Hilfe von Spangle, die immer treu an eurer Seite fliegt, lassen sich körperliche Objekte bewegen, um euch ein Weiterkommen zu ermöglichen. Mit großer Regelmäßigkeit trefft ihr dann auf Schlüsselmomente, wo ihr mittels Bewegungssteuerung Lichtquellen steuert, um zum Beispiel Schattierungen von Plattformen zu verschieben. Richtig interessant wird es, wenn ihr gezwungen seid im Schattenflur (anscheinend eine Art Paralleldimension) die Ansicht um 45 Grad zu schwenken, um den rettenden Ausgang zu finden. Hier erinnert „der Schattenläufer“ frappierend an Sonys Echochrome. Doch so schwer wie sich die aufgezählten Mechanismen auch anhören, die Programmierer von Hudson Soft haben eine sehr gemächliche Lernkurve eingebaut und ihr müsst somit keine Angst haben binnen 10 Minuten Spielzeit mit Fähigkeiten und Infos vollgedonnert zu werden.

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Jede neue Ergänzung oder Fähigkeit eures Schattens wird ausführlich erklärt und die darauffolgenden Abschnitte dienen dazu sie praktisch einzusetzen. Dann folgt das nächste Feature. Informationen und Gedanken des namenlosen Helden findet ihr in lila Erinnerungen, denen ihr früher oder später über den Weg laufen werdet. Hier wird dann das atmosphärische Ambiente durch kurze Textpassagen ergänzt. Das erinnert ein bisschen an die Tagebucheinträge, wie bei Capcoms Resident Evil für die Playstation. Auch ein Erfahrungspunktesystem der einfachsten Art ist vorhanden. Natürlich solltet ihr kein waschechtes RPG erwarten. Durch Kämpfe und erfolgreichen Abschluss von Schattenfluren winken Erfahrungspunkte, die bei Levelaufstieg nur die Angriffstärke im Kampf verbessern. Wem die Kämpfe sowieso zu schwer sind, kann jederzeit ’’on the fly’’ den Schwierigkeitsgrad anpassen. Das hat aber keinen Einfluss auf die Rätsel. Atmosphärisch ist „der Schattenläufer“ und die Rätsel des dunklen Turms ein ganz heißes Eisen im Spielkatalog der Wii. Angefangen von der Ico-orientierten Optik, bis über die stimmungsvolle Soundkulisse ist der Titel perfekt für regnerische Wintertage. Am besten noch alle Fenster verdunkeln und die Anlage auf Anschlag drehen. Ich kann euch versprechen ihr werdet euch allein fühlen!

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Harald meint:

Harald

Respekt, Respekt! Anstatt denn tausendsten Ableger der Bomberman-Serie zu produzieren, ist Hudson Soft mal ein atmosphärisches Risiko eingegangen, welches leider viel zu wenig Beachtung bekommen hat. Doch möchtet ihr mal das etwas andere Videospiel erleben und habt den Mut für neue Dinge, dann gebt diesem Titel einfach die Chance euch zu verzaubern. Ich verspreche euch, ihr werdet es nicht bereuen.

Positiv

  • Innovatives Schattenfeature
  • Gelungenes Ambiente
  • Schwierigkeitsgrad jederzeit änderbar

Negativ

  • Treppcheneffekt an Texturen
Userwertung
7.3 1 Stimmen
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Forum
  • von thomasien:

    Das sieht mal nach einem schönen Titel aus, aber Onox2 hat schon recht, ob das den Verkaufszahlen helfen wird... Mal schaun, gibt es schon einen Termin?...

  • von Crewmate:

    Umso beeindruckender, das sowas immer noch erscheint. Ich meine Rising Star publishen seit 2005 solche Spiele und sind immer noch da. Demnächst werden die noch Zeugs woie Yuji Nakas Ivy The Kiwi? und Deadly Premonition vertreiben. Die Leute sind entweder wahnsinnig oder haben eine kluge...

  • von ONOX2:

    Ein interessantes Game mit frischen Ideen und toller Optik......wird also wie Blei in den Regalen liegen.

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Der Schattenläufer und die Rätsel des dunklen Turms Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 15.10.2010
Vermarkter Konami
Wertung 8.5
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