Und so begibt sich Chrono zurück in die Vergangenheit, als das Land noch von einem großen Krieg zwischen Menschen und Bösewicht Magus erschüttert wurde, auf der Suche nach seiner neuen Freundin. Dieser Autor verzichtet auf weitere Details zur Story, da er sonst wieder böse e-mails bekommt. Nur soviel: Die Geschichte ist tatsächlich unterhaltsam und längst nicht so platt, wie das anfänglich noch scheint. Vielleicht noch einige wenige Worte - später streift ihr durch insgesamt sechs unterschiedliche Zeitpunkte der Geschichte herum z. B. auch zwischen den Ruinen einer beeindruckenden Endzeitwelt.
Die Grafik ist dabei im "typisch japanischen" RPG-Stil gehalten und erinnert fast an einen Anime. Das auch nicht zu unrecht, schließlich zeichnete sich für das Charakterdesign niemand geringeres als Akira Toryama (Dragonball) verantwortlich. Die Charaktere besitzen eine Unmenge an netten, kleinen Animationen (z. B. Augenzwinkern, das Haar bewegt sich beim Laufen etc.) und machen selbst im Zeitalter von aufwendiger 3D-Grafik noch ordentlich etwas her. Zwar ist da nicht mehr dieser "wow" Effekt von einst, Freunde den farbenfrohen Japano-Look werden sich hier aber rasch heimisch fühlen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch eine gute Handvoll Zwischensequenzen im Anime Stil, die an besonders markanten Stellen der Geschichte automatisch abgespielt werden. PSOne Besitzer kennen diese noch von Final Fantasy Chronicles, umso schöner die Filme auch bei der Nintendo DS Fassung mit an Bord zu haben.
Doch nicht nur bei der Optik, auch bei der Abteilung Soundtrack versteckt sich mit Yasunori Mitsuda wieder ein großer Name der Branche, der bereits mit den Soundtracks zu Spielen wie Front Mission: Gun Hazard, Xenogears oder auch Mario Party überzeugen konnte. Das Ensemble aus sanften, melancholischen Klängen im Einklang mit der Story, gefolgt von hektisch temporeichen Melodien in den Kämpfen macht Chrono Trigger zu einem akustischen Hochgenuss. Nicht umsonst zählt die in Japan veröffentlichte Soundtrack CD seit Jahren zu einem begehrten Sammlerstück in Freakkreisen.
Aber wie spielt sich Chrono Trigger den nun? Prinzipiell finden sich Kenner alter 16-Bit Action-Rollenspiele blitzschnell zurecht, freuen sich aber über insbesondere über zwei markante Eigenheiten: Erstens gibt es bei Chrono Trigger keine Zufallskämpfe á la Final Fantasy, was auf Dauer doch merklich Nerven schont und zweitens sorgt das Kampfsystem für Vielfalt im Genre. Denn obwohl in Echtzeit ablaufend, fällt ihr alle Entscheidungen (Angriff, Item einsetzen, etc.) wie in einem rundenbasierenden Rollenspiel. Die Geschwindigkeit kann dabei im Optionsmenü je nach Wunsch individuell festgelegt werden. Erwähnenswert auch noch die Möglichkeit der Charaktere sogenannte Dual oder sogar Triple Techs einzusetzen. Das sind einzelne Fähigkeiten der Helden, die sich zu einer durchschlagenden Attacke kombinieren lassen. Also beispielsweise die Wirbelattacke von Crono und Luccas Feuerangriff. Gemeinsam ist man stark.
Weniger Grund zur uneingeschränkten Freunde liefert nun im speziellen die Nintendo DS Version. Entgegen aller Erwartungen ist das Spiel nämlich komplett auf Englisch gehalten, weshalb sich fortgeschrittene Kenntnisse empfehlen, um die Story auch vollständig genießen zu können. Zumindest eine parallel dazu enthaltene deutsche Lokalisierung ist heutzutage aber eigentlich Pflicht. Abgesehen davon haben die Macher allerdings einiges sehr ordentlich gemacht - neben einem Nintendo DS exklusiven Bonus Dungeon lässt sich Chrono Trigger auch wahlweise im Classic Modus (wie auf dem SNES) oder in einer erweiterten Fassung spielen. Hierbei zeichnet auf dem unteren Screen des DS eine Automap mit und seitlich platzierte Icons verkürzen den Weg zu wichtigen Menüs wie z. B. Ausrüstung, Gegenstände, Speichern. Schade nur, dass die darüber mögliche Steuerung per Stylus-Pen nicht nur ungewohnt, sondern auch recht unpräzise ist - dieser Autor wechselte schon nach fünf Minuten freiwillig wieder zum guten alten Steuerkreuz zurück.
Eine Anmerkung noch zum Schluss: Die Deutschland Auflage von Chrono Trigger ist offenbar sehr gering - gerüchtweise konnte Amazon.de nicht einmal alle Vorbesteller beliefern. Wer sich diese Perle nicht entgehen lassen will, sollte also folglich rasch handeln oder angesichts des günstigen britischen Pfund gleich den Import aus Großbritannien ins Auge fassen, da sich die Versionen nur hinsichtlich der Sprache der Anleitung unterscheiden. Zumal die hiesige Fassung dank des übergroßen USK Logo mit ihrem gestauchten Artwork auch noch optisch etwas schlechter wegkommt.
Chrono Trigger ist ein Ausflug in die gute alte Zeit, als echte Helden noch aus Bitmaps und nicht Polygonen bestanden. Die liebevoll erzählte Geschichte fesselt dabei auch heute noch und kann insbesondere durch acht unterschiedliche Enden zu mehreren Versuchen motivieren. Zwar hat die Präsentation nach all den Jahren etwas von ihrem Charme eingebüßt, Freunde klassischer 16-Bit Rollenspiele kommen am Remake von Chrono Trigger aber nicht vorbei. Wenn ihr nur fünf Nintendo DS Spiele pro Jahr kauft, dann sollte Chrono Trigger definitiv eines davon sein!