Black Mirror - Der dunkle Spiegel der Seele im Test

PC Windows
Point and Click Adventures - ein Genre, daß in den 90er Jahren vor allem durch Lucas Arts (Secret of Monkey Island, Indiana Jones, ...) einen ordentlichen Aufschwung bekam und viele Fans gewann. Nach einigen Jahren ohne nennenswerte Spiele dieser Art, brachte Baphomets Fluch 3 passionierten Adventurespielern vor wenigen Monaten einige schöne Stunden vor dem PC. Und der nächste Knaller wartet schon... das tschechische Entwicklerteam Future Games bringt mit Black Mirror - Der dunkle Spiegel der Seele ein Adventure, dessen Previews sich schon lasen wie die Tests zu den eben genannten Kultspielen von damals. Worum sich Black Mirror dreht, wie es sich spielt und ob Adventure Fans wirklich einen neuen "Must Have"-Titel auf ihre Liste stellen können, erfahrt ihr in folgendem Review.

Das Black Mirror Anwesen - Samuel ahnt noch nicht, was für ein Höllentrip ihm bevor steht.


Zunächst zur filmreifen Story: das Schloss Black Mirror liegt mitten in England und ist seit rund 750 Jahren die Heimat der Familie Gordon, deren Geschichte viele dunkle Geheimnisse enthält. Der kürzlich geschehene Tod und die anstehende Beerdigung von William Gordon bewegen seinen Enkel Samuel dazu, nach 12 Jahren wieder nach Black Mirror zurück zu kehren. Eigentlich hatte er sich vorgenommen diesen Ort nie wieder aufzusuchen, nachdem seine Frau bei einem Brand in den Mauern des Schlosses starb... wofür Samuel sich noch heute die Schuld gibt. William Gordon soll sich aus dem Fenster seines Arbeitszimmers im Turm des Schlosses gestürzt haben - die örtliche Polizei hat den Fall als Selbstmord abgeschlossen. Schon recht bald nach seiner Ankunft merkt Samuel, daß irgend etwas nicht stimmt und nimmt sich vor, die Wahrheit über den kuriosen Tod seines Großvaters ans Licht zu bringen. Doch damit sticht er in ein Nest aus Mord, Intrigen und dunklen Geheimnissen - und findet langsam heraus, daß sich am Ende doch alles um ihn als Erben der Gordons dreht...


Schon recht bald nach seiner Ankunft bemerkt Samuel, daß irgend etwas nicht stimmt.


Bei der Story haben sich die Entwickler von namhaften Autoren der Vergangenheit wie Edgar Allan Poe ("The Fall of the House of Usher"), Bram Stoker ("Dracula"), Mary Shelley ("Frankenstein or The modern Prometheus") u.v.m. inspirieren lassen. Dadurch entstand eine großartige und absolut mitreissende Geschichte, die mit schockierenden Ereignissen, dramatischen Wendungen und ihrem düsteren Flair oftmals eure Nerven verrückt spielen läßt. Hinzu kommt eine überaus professionelle deutsche Synchronisation (wie sie heute in Spielen leider nur noch selten zu finden ist), deren Höhepunkt die deutsche Synchronstimme von Johnny Depp als Samuel Gordon darstellt. Der atmosphärische Soundtrack und das schaurig schöne Setting geben dem ganzen den letzten Feinschliff.


Die Bibliothek im Schloss - hier begab sich Großvater William auf die Suche nach Antworten.


Nachdem ihr durch eine Sequenz in die Story eingeführt wurdet, befindet ihr euch als Samuel Gordon auf dem Black Mirror Anwesen. Eure Aufgabe ist klar - was geschah wirklich mit William und was steckt dahinter? Das wichtigste Mittel um Antworten zu kriegen ist (Genre typisch) die Konversation mit den anderen Figuren (Familienmitglieder, Bedienstete und später auch Aussenstehende). So bewegt ihr Samuel einfach aber präzise mit der Maus durch das Schloss und die späteren Spielorte. Zudem gestaltet sich die Suche nach wichtigen Gegenständen, die ihr benötigt um in euren Ermittlungen fortzuschreiten, als ein weiteres elementares Gameplay Element. Sobald ihr mit dem Cursor über einen Gegenstand fahrt, mit dem ihr interagieren könnt (anschauen, mitnehmen, usw.), färbt sich der Cursor rot und am oberen Bildschirmrand wird angezeigt worum es sich handelt. Falls es euch möglich ist den Gegenstand mitzunehmen, wird dieser in euer Inventar gesteckt. Jenes erreicht ihr zu jeder Zeit am unteren Bildschirmrand - so könnt ihr Objekte aus dem Inventar schnell und problemlos nutzen sowie mehrere Dinge die in eurem Besitz sind miteinander verbinden, insofern es die aktuelle Situation verlangt.


Nachdem ihr die Schnipsel zusammen gesetzt habt, bleibt nur noch zu klären wer diese Person ist - und warum sein Bild im Kamin lag.


Konversationen mit anderen Charakteren startet ihr ebenfalls durch einen einfachen Klick auf den gewünschten Gesprächspartner. Nach einer Begrüßung werden euch sämtliche Themen über die ihr mit der jeweiligen Person sprechen könnt, am unteren Bildschirmrand angezeigt. So könnt ihr alle Themen durch gehen und seid sicher, nichts verpaßt zu haben. In manchen Situationen werden die Charaktere euch Fragen stellen, auf die ihr zweierlei Antworten geben könnt - entweder die Wahrheit oder eine Lüge. Fragt euch z.B. eine Person der ihr nicht voll vertraut etwas, wäre es vielleicht angebracht ihm eine Lüge aufzutischen um zu verhindern, daß der-/diejenige nicht an Informationen kommt die nicht für jene Ohren bestimmt sind. Der Spielverlauf ändert sich durch die Auswahl eurer Antwort jedoch nur marginal, eine nette Idee (die vor allem Stimmung aufkommen läßt - wem vertraut ihr und wem nicht?) ist es aber auf jeden Fall.


Wenn ihr Schubladen oder ähnliches untersucht, werdet ihr näher heran gebracht um nichts zu übersehen.


Neben Gesprächen und der Suche nach Gegenständen dürfen die Rätsel in einem Adventure natürlich nicht zu kurz kommen. Eigentlich müßt ihr euch das ganze Spiel über Gedanken machen und möglichst konzentiert an die Sache ran gehen - denn wer nicht mitdenkt kommt nicht weit. So kombiniert ihr wie die Weltmeister, stellt für euch selber Theorien über die einzelnen Charaktere auf und kommt so auf neue Ideen, falls es mal nicht ganz klar sein sollte was als nächstes zu tun ist. Neben dieser praktisch unendlichen Hirnkost wird Samuel aber auch vor praktische Rätsel gestellt. Jene gibt es in sämtlichen Variationen - zerissene Briefe und Bilder werden wieder zusammengesetzt um neue Informationen zu erhalten oder (mal mehr, mal weniger) aufwendige Schalterrätsel müssen durchschaut werden um Licht in die dunkle Geschichte zu bringen.


Eines der anspruchsvollen Rätsel im Spiel.


So begebt ihr euch als Samuel Gordon während gut 30 Stunden Spielzeit durch knapp 120 "Räume", interagiert mit mehr als 20 Charakteren, lauscht über 6 Stunden Dialoge, verwendet mehr als 100 Gegenstände und kommt der Wahrheit rund um die Gordons der Vergangenheit und des Black Mirror Anwesens immer näher.


Keine Angst - auch wenn das prachtvolle Setting so aussieht als ob Jack the Ripper jeden Moment um die Ecke kommen würde.


Grafik:
Black Mirror verwöhnt eure Augen regelrecht. Atemberaubende Settings mit vielen kleinen, sehr schönen Details lassen euch vollkommen in die Welt des Spiels eintauchen. Die allgemein recht dunklen Umgebungen sind somit auch die Hauptverantwortlichen für die unglaubliche Atmosphäre und Stimmung in Black Mirror, die sich vor keinem Kino Thriller verstecken muß. Zahlreiche Animationen sorgen dazu füer eine Auflockerung der Szenarien, wie z.B. ein regnerischer Nachmittag in einem ruhigen englischen Dorf mit rauchenden Schornsteinen - hier stimmt einfach alles. Auch die Animationen der Charaktere war sehr wichtig für die Entwickler. So machen die Bewegungen und der Gang von Hauptcharakter Samuel alleine schon fast tausend Animationsframes aus. Kein Wunder also, daß die Animationen fast ausnahmslos grandios aussehen. Für ihre umwerfende Arbeit erhielten die Grafiker die an Black Mirror gearbeitet haben übrigens den renommierten Jahrespreis der Grafikzeitschrift "Pixel".

Sound:
Auch beim Sound haben die Entwickler alles richtig gemacht. Die perfekt abgestimmten Orchester Melodien (von melancholisch über triumphierend bis zu höchst dramatisch) bringen neben der Story und der Grafik den dritten wichtigen Faktor für die atemberaubende und unheimliche Atmosphäre des Spiels. Zudem wurde das gesamte Spiel mit passenden Soundeffekten gefüllt, was die Authenzität des Titel deutlich nach oben schraubt. Ein riesiges Lob außerdem für die hochwertige deutsche Synchronisation - ein Element für das sich nur noch die wenigsten eine derartige Arbeit machen. Über 6 Stunden Sprachaufnahmen sind im Spiel - Dialoge, vorgelesene Bücher und andere Dokumente oder Samuels Gedanken an denen er euch teilhaben läßt. David Nathan, der deutsche Synchronsprecher von Johnny Depp, leiht Samuel Gordon seine Stimme. Auch das trägt zum "Feeling" des Spiels bei, denn Johnny Depp paßt einfach herrlich in dieses ganze Szenario und hat sogar ein wenig Ähnlichkeit mit Samuel ,,,) Die Verfilmung von Black Mirror ist übrigens schon beschlossene Sache - mit Johnny Depp in der Hauptrolle (wir berichteten)!

Gregory meint:

Gregory

Mit einer mitreißenden Story die sich vor keinem Thriller oder Krimi verstecken muß, der sensationellen düsteren Atmosphäre und sowohl technisch als auch spielerisch nahezu perfekter Präsentation ist Black Mirror - Der dunkle Spiegel der Seele ein absoluter Pflichtkauf für jeden der mit dem klassischen Adventure Genre etwas anfangen kann. Also: geht raus, kauft euch dieses Spiel und genießt es in vollen Zügen. Denjenigen, die noch mehr Informationen zum Spiel brauchen (oder erstmal eine Demo spielen wollen), kann ich die offizielle Homepage zu Black Mirror nur empfehlen. 

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Black Mirror - Der dunkle Spiegel der Seele Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit April 2004
Vermarkter dtp
Wertung 9.3
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