Singularity im Test

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Um das alljährliche Spiele-Sommerloch zu überwinden eignet sich bekanntermaßen nichts besser als eine zünftige Ballerei! Das dachte sich auch Activision und veröffentlichte Ende letzter Woche den First Person-Shooter Singularity aus dem Hause Raven Software. Obwohl der ganz große Wurf noch immer auf sich warten lässt, konnten die Entwickler bereits mehrfach beweisen, dass sie ein Händchen für kurzweilige Actiontitel haben...

Im Shooter-Genre hat man es wahrlich nicht leicht! Zwar belebt gesunder Wettbewerb  das Geschäft, der Markt wird aber jährlich mit unzähligen Titeln überschwemmt die sich allesamt - mehr oder weniger - ähnlich spielen. Um die Konkurrenz zu übertrumpfen und uns anspruchsvolle Spieler bei Laune zu halten müssen die Entwickler also entweder etwas komplett Neues präsentieren, oder etwas Vorhandenes perfektionieren. Eins vorweg, Singularity schert sich einen Dreck um dieses ungeschriebene Gesetz der Videospielbranche! Doch dazu später mehr…

singularity_-_gamescom_4.jpgSchon immer träumt der Mensch davon die Zeit zu kontrollieren. So auch die Russen, die in der Nachkriegszeit mit dem geheimnisvollen Element E99 herumexperimentieren, das auf der Pazifik-Insel Katorga 12 entdeckt wurde. Unglücklicherweise gehen die verschiedenen Test-Reihen aber gehörig in die Hose. Es kommt zu katastrophalen Unfällen, Mutationen der Testpersonen und Veränderungen im Raum/Zeit-Gefüge. Daraufhin blieb es lange Zeit still um Katorga 12. Viele Jahre später, genauer gesagt 2010, messen die Amerikaner eine erhöhte - durch E99 hervorgerufene - Strahlenbelastung auf Katorga 12 und betrauen ein Team aus Wissenschaftlern und Soldaten mit der Aufgabe den ungewöhnlichen Vorkommnissen auf den Grund zu gehen. An dieser Stelle schlüpfen wir in die Rolle des kampferprobten Marine Nathaniel Renko, der schon zu Beginn einen bösen Fehler begeht.

singularity_-_gamescom_2.jpgIn so ziemlich jeder Zeitreise-Geschichte lernt man als Erstes dass es meist unschöne Auswirkungen auf die Zukunft hat, wenn man in die Vergangenheit eingreift. Genau das tut Nathaniel, der nach einem Zeitsprung in die 50er Jahre das Leben eines Forschers rettet, was die Vergangenheit nachhaltig beeinflusst. Zurück in der Zukunft wird nämlich recht schnell klar dass der gute Mann besser den Löffel abgegeben hätte! Dank Renko hat er das aber nicht, konnte weitere Experimente durchführen und verhalf den Sowjets letztlich sogar zur Weltherrschaft. Klar dass es nun an uns liegt dem ganzen Spuk ein Ende zu setzen und die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die Story ist - mit Ausnahme des etwas mauen Finales - recht spannend ausgefallen. Unglücklicherweise ist unser Hauptcharakter stumm wie ein Fisch, weshalb er absolut austauschbar wirkt!

Gameplaytechnisch bekommen wir einen strikt linearen Shooter in Egoperspektive geboten, der uns im Laufe der nicht übermäßigen Spielzeit von etwa sieben Stunden quer durch die verschiedenen Zeitzonen der mysteriöse Pazifik-Insel lotst. Auf den ersten Blick sieht noch alles nach einem herkömmlichen 0815-Geballer gegen Mutanten und böse Russen aus, denen wir mit Pistole, Sturmgewehr, Nahkampfmesser, MG und Schrotflinte zu Leibe rücken. Das Arsenal ist übersichtlich ausgefallen, hat mit einem Scharfschützengewehr - das Projektile in Zeitlupe verschießt - und einer Art ferngesteuerter Multi-Granatwerfer aber auch ein paar Besonderheiten in petto.

sc88353737.jpgAn Waffenschränken haben wir die Möglichkeit unsere zu Beginn eher schwachen Meinungsverstärker aufzumunitionieren, auszutauschen oder zu verbessern. Höhere Durchschlagskraft, mehr Munition, kürzere Ladevorgänge - alles kein Problem. Voraussetzung für das Aufrüsten sind allerdings Waffen-Upgrades die überall in den Spielabschnitten verteilt sind und fleißig gesammelt werden sollten. Das eigentliche Herzstück des Gameplays in Singularity bildet aber das sogenannte TMD (Time Manipulation Device) - oder auf Deutsch: ZMG (Zeitmanipulationsgerät). Dieser schicke Handschuh erlaubt es uns nämlich mit der Zeit herumzuspielen und wird nach den ersten Spielstunden zum wichtigsten Bestandteil unserer Ausrüstung. So können wir Gegner auf Knopfdruck bis zum Verfall altern lassen oder kurzfristig einfrieren indem wir eine Zeitblase in ihre Richtung schicken. Natürlich macht sie das zu wesentlich leichteren Zielen! ;-)

Außerdem ist es möglich die Feinde in Mutanten zu verwandeln, die dann sogar auf ihre eigenen Kollegen losgehen. Selbst auf die unterschiedlichsten Umgebungs-Objekte haben wir Einfluss! Die Beschaffenheit von Gegenständen kann beispielsweise verändert werden, indem wir sie älter oder jünger machen. Verfallene Treppen und Brücken werden im Handumdrehen  in ihren Urzustand versetzt und geben vermeintlich unpassierbare Durchgänge frei. Türen lassen sich öffnen in dem wir die Schlösser verrotten lassen und auch Kisten oder Fässer werden via ZMG elegant durch die Luft geschleudert. 

singularity_screenshot_y.jpgAn einigen Stellen muss mittels ZMG auch mal eine Denkaufgabe gelöst werden. Der Anspruch ist hier allerdings eher gering! Meist reicht es die Zeit anzuhalten um Hindernissen auszuweichen oder versperrte Wege via Verjüngungs-Funktion freizulegen. Schade ist, das nur bestimmte Objekte auf das ZMG reagieren. Dieser Umstand wirkt inkonsequent! Nichts desto trotz sorgen die Ingame-Rätsel für einen netten Kontrast zum Shooter-Alltag. Im Laufe des Spiels reisen wir des Öfteren zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her, was sich - trotz strikter Linearität - ebenfalls positiv auf die spielerische Abwechslung auswirkt. In den verschiedenen Spielabschnitten finden wir neben Waffen-Upgrades auch Tonband-Aufnahmen, E99-Elemente und Medipacks.

Während die Tonbandaufnahmen ähnlich wie in BioShock etwas über die Hintergrundgeschichte erzählen, werden mit den E99-Elementen die Fähigkeiten unseres ZMGs verbessert. So lässt sich die Leistung des Zeitmanipulationsgeräts ebenso erhöhen wie die regenerative Energie, die es verbraucht. Auch die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit von Nathaniel darf optimiert werden. Anders als die meisten Genre-Kollegen setzt Singularity übrigens nicht auf ein Selbstheil-System, hier kann die Health-Anzeige nur mit einem der zahlreich verteilten Medipacks wieder aufgefrischt werden. Dank fair platzierter Checkpoints und drei wählbaren Schwierigkeitsgraden sollten aber auch unerfahrene Spieler keine größeren Probleme bekommen!

45658_orig.jpgIm Prinzip hat Singularity nichts zu bieten was man nicht schon einmal in einem anderen Shooter gesehen hätte. Das Zeitmanipulations-Feature ist ganz nett, in ähnlicher Form aber bereits aus TimeShift bekannt. Das Herumexperimentieren mit dem ZMG ist anfangs noch recht unterhaltsam, verliert auf Dauer mangels Vielseitigkeit allerdings merklich an Reiz. Die Kämpfe mit russischen Soldaten und Mutanten machen Laune, ohne dabei sonderlich spektakulär auszufallen. Ich muss allerdings zugeben dass sich die Schusswechsel deutlich besser anfühlen als etwa in Metro 2033, was wohl in erster Linie am besseren Treffer-Feedback, der gut funktionierenden - wenn auch leicht überfrachteten - Steuerung und einer zumindest soliden Gegner-KI liegt. Was die Präsentation angeht, bewegt sich Singularity  insgesamt gesehen auf einem soliden Niveau. Die ZMG-Effekte sehen Klasse aus und auch die düstere Umgebung samt vereinzelter Schock-Momente vermittelt eine gute Atmosphäre. Hier muss wieder BioShock zum Vergleich herhalten, da sich Singularity vor allem optisch deutlich an 2K´s Vorzeige-Shooter orientiert.

Das Charakter- und Monsterdesign geht in Ordnung, etwas mehr Vielfalt hätte aber nicht geschadet! Vor die Flinte bekommen wir lediglich russische Soldaten, Spezialeinheiten, eine Handvoll unterschiedlicher Mutanten und zwei leicht zu knackende Boss-Gegner. Bei der Schärfe der Texturen und den Animationen der Gegner wäre aber definitiv mehr drin gewesen. Allgemein flimmert die Xbox 360-Version einen Tick sauberer über den Bildschirm und auch die typischen Nachladeruckler der Unreal-Engine fallen bei der PS3-Fassung stärker ins Gewicht!

singularity-1.jpgDie deutsche Synchronisation - inklusive „authentischem“ russischen Akzent - ;-) geht absolut in Ordnung, leider fehlt die Originalsprachausgabe und man ist somit gezwungen auf Deutsch zu spielen. Soundeffekte und Musikuntermalung passen gut zum Geschehen, hätten aber durchaus noch ein wenig mehr Druck vertragen, speziell den Waffensounds fehlt es an Power. Neben dem Originalton verzichtet man in der deutschen Fassung übrigens auch auf einige optische Inhalte, die zugunsten der USK18-Freigabe entfernt wurden. Während Mutanten - wie im Original - fachgerecht zerlegt werden dürfen, gibt es bei menschlichen Gegnern beispielsweise kaum Bluteffekte zu sehen. Zudem wurde die Durchschlagskraft einiger Waffen entschärft und ein paar Zwischensequenzen mussten ebenfalls Federn lassen. Dem Spielspaß tut dies allerdings keinen Abbruch!

Abseits der Solokampagne hat es dann noch ein Online-Multiplayer-Modus ins Spiel geschafft, in dem wir uns entweder als Mutant oder als Soldat in den Kampf stürzen. Hier bekommen wir nur zwei Abwandlungen der üblichen Deathmatch- und King of the Hill-Spielmodi präsentiert. Erwähnenswert ist dass man als Mutant in 3D Person-Perspektive spielt, während die Soldaten in Ego-Perspektive gesteuert werden. Mangels Spielmodi und Umfang kann sich Singularity natürlich nicht wirklich mit Online-Schwergewichten ala´ Bad Company 2 oder Modern Warfare 2 messen. Somit ist das Ganze eher als nette Dreingabe zum etwas zu kurz geratenen Solo-Abenteuer zu betrachten!

 

Harry meint:

Harry

Singularity ist genau das Richtige um die Aggressionen des verpassten WM-Titels abzubauen! ;-) Der  klassische, strikt lineare Shooter sorgt dank guter Spielbarkeit und einiger netter Features für den nötigen Spaßfaktor, kann auf der anderen Seite aber kaum mit eigenen Ideen glänzen. So ziemlich jedes Spielelement ist bereits von anderen Genre-Kollegen bekannt! Seien es die Kämpfe mit russischen Soldaten und Mutanten ala´ Metro 2033, die Kontrolle der Zeit ala´ TimeShift oder die stark an BioShock erinnernde Atmosphäre und Optik. Doch wie heißt es so schön: „Lieber gut zusammengeklaut als schlecht selbst gemacht“.

Zu bemängeln gibt es eine „nur“ durchschnittliche Präsentation, die kurze Spielzeit von gerade einmal sieben Stunden und die eben erwähnte, fehlende Eigenständigkeit. Auch bei der inkonsequenten Anwendung  der Zeitmanipulation, die nur auf bestimmte Objekte Einfluss hat, wäre mehr drin gewesen. Und dennoch, als kurzweilige Oldschool-Action-Achterbahn für zwischendurch ist Singularity mehr als geeignet!

 

Positiv

  • Unterhaltsames Gameplay
  • Coole ZMG-Features
  • Atmosphärische Inszenierung

Negativ

  • Präsentation ohne Wow-Effekt
  • Kaum Innovationen
  • Kurze Spielzeit
Userwertung
8.3 1 Stimmen
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Forum
  • von PatrickF27:

    Und da ist der Steam Deal für 4.99€ ...

  • von aldi404:

    Timeshift war leider nicht gut ...

  • von BlackLion:

    Singurality gefällt mir klar besser Timeshift zocke ich gerade und nur alleine von der Grafik ist es schon klar schlechter. Bei Sing macht man Dinge wieder rückgängig aber bei Timeshift kann man die Zeit anhalten oder vor und zurückspulen das ist eine andere Zeit Manipulation...

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Singularity Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl -
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 29.06.2010
Vermarkter Activision
Wertung 7.9
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