Nichtsdestotrotz geht es jetzt ans Eingemachte. Nach einem gerenderten Intro-Video geht es nach ein paar ersten Schritten direkt los. Ihr werdet von bösen Schergen des Dr. Krone gejagt und kämpft euch von einem Schützengraben zum Anderen und bedient euch stationären Geschützen, die euch den Kampf gegen mehrere Gegner erleichtern. Klingt relativ nach Standardkost und das mag es auch sein, doch nach der ersten halben Stunde erhaltet ihr das Zeitfeature von Timeshift, dass das Spiel von der Konkurrenz abheben soll. Mittels des Features könnt ihr per Tastendruck die Zeit unterschiedlich beeinflussen. Per Druck auf die Pausentaste lässt sich die komplette Umgebung sowie auch die Gegner anhalten. Alle Dinge, die ihr beeinflusst, wie z.B. Schüsse auf Gegner werden erst nach Ablauf der Pausen-Funktion umgesetzt. Mit der Vorspultaste könnt ihr die Gegner verlangsamen, ihr aber dagegen bewegt euch in erhöhter Geschwindigkeit voran. Dazu darf die Zurückspulfunktion natürlich nicht fehlen, die bereits geschehene Ereignisse wieder rückgängig macht. Wie z.B. den Einsturz einer Wand etc..
Ganz ohne Schaden davon zu tragen. Auch einige kleinere „Rätseleinlagen“, die von dem Zeit-Feature Gebrauch machen, werden von euch abverlangt. Ihr müsst zum Beispiel ein Tor öffnen, das sich aber bereits schließt bevor ihr es überhaupt erreichen könnt. Um dennoch das Tor passieren zu können, haltet ihr einfach die Zeit an und schwups seid ihr durch. Ein anderes Beispiel wäre: Ein riesiger Robowächter kreuzt euren Weg und zerschießt den Durchgang zum anderen Gebäude, in dem ihr euch gerade befindet. Also müsst ihr schleunigst die Zeit verändern, um den Durchgang passieren zu können, bevor die Raketen detonieren und euch in Stücke zerreißen würden. Derartige Einlage gibt es Haufenweise in TimeShift.
Leider hätte man hier deutlich mehr herausholen können, vor allem, was die Abwechslung betrifft. Dazu werden euch immer von der Stimme eures Anzugs empfohlen, welche Zeit-Funktion ihr nutzen sollt. Auch im Kampf kommt das Zeit-Feature nicht so richtig zum Einsatz. Die Energie eures Anzuges ist viel zu schnell verbraucht und so könnt ihr die Vorteile oft nur kurz nutzen, bevor schon wieder der Saft alle ist. Vielleicht erinnern sich manche an den Trailer, indem der Anzugträger die Zeit anhält, die Waffe dem Gegner aus den Händen entreißt und bevor die Zeit wieder normal verläuft, alle mit gezielten Schüssen abmurkst. So hätte es meiner Meinung auch sein müssen, aber dazu ist die Spielgeschwindigkeit viel zu langsam. Ihr könnt maximal vielleicht zwei Gegner die Waffe stehlen, wenn überhaupt. Es wirkt auch bei Weitem nicht so cool, wie es in den Trailer rüber kam.
Auch die Shootouts fand ich weniger spannend. Zwar bringen die vielen Decails und die zum Teil zerstörbaren Umgebungen Stimmung in die monotone Ballerei, aber der Funken springt bei mir partout nicht über und man fühlt sich nach den ersten paar Schießeinlagen schon gelangweilt. Mag aber vielleicht auch Ansichtsache sein, nur wollte ich es an dieser Stelle erwähnt haben. Es soll jetzt auch nicht überwiegend negativ klingen, es gibt auch positives an TimeShift. Die Möglichkeit zu jeder Zeit zurückspulen zu können oder das Geschehen anzuhalten, wann man möchte, finde ich schon sehr cool und auch dem Gegner die Waffe zu mopsen ist eine witzige Idee. Nur hätte man es dann doch besser umsetzen müssen.Das Spiel selbst bleibt auch stets streng linear und man weiß auch immer sofort, was zu tun ist. Schalter drücken, Sprengstoffpacks an bestimmten Stellen anbringen, feindliche Stellungen ausräuchern oder Geschütztürme steuern stehen bei TS an der Tagesordnung. Kleinere Fahrzeugeinlagen mit denen ihr über Stock und Stein fahren könnt, sind ebenfalls im Spiel vertreten und lockern die Ballerorgie ein wenig auf. Sind aber bei Weitem nicht so komfortabel, wie bei der Konkurrenz ausgefallen. Die K.I. macht auf mich ebenfalls keinen all zu schlauen Eindruck, besonders peinliche Aussetzer konnte ich aber nicht feststellen. Je weiter ihr euch durch die Levels vor ballert, werden ab und an kurze Videos eingeblendet, die die konfuse Story weiterführen.
Die Steuerung geht vollkommen in Ordnung und ist so, wie man es sich für einen Shooter wünscht. Halo Fans müssen sich mit dem Nachladen zwar erst mal wieder umgewöhnen, aber damit kann man leben. Bei manchen Waffen reagiert die Steuerung aber meiner Meinung nach einen Tick zu sensibel. Gerade beim Raketenwerfer im Zoom-Modus verfehlt man so oft sein Ziel, selbst wenn man den Ministick nur leicht antippt. Grafisch gehört TimeShift eher zur gehobenen Klasse, kann das hohe Niveau allerdings nicht über das ganze Spiel hinweg halten. Oft sackt die Grafik ab und man kann schlechte Texturen und öde Schauplätze erblicken.
In der meisten Zeit hält aber das Spiel die ordentliche Grafik und kann mit schönen Außenlevels und teils netten Explosionen aufwarten. Der richtig Aha-Effekt fehlt aber leider. Ein großer Schwachpunkt ist die deutsche Sprachausgabe. Hier wurde richtig gemurkst und man hat den Eindruck man hat sich sämtliche Sprecher der Sesamstraße verpflichtet. So kommt der Großteil der Dialoge unglaubwürdig und ja sogar teils lächerlich rüber. Die Sprüche während den Kämpfen sind auch nicht besser und bringen den Spieler ungewollt zum Lachen. Hier mal ein Auszug: „Ruft die Polizei!“ , „Er hat ein Gewehr!“, „Deckung! Es gibt keine Deckung!“, „Status? Erleide Schaden!“. Die Musik ist auch nicht so das Wahre und wirkt meistens unpassend.
Für die deutsche Fassung von TimeShift wurden einige Anpassungen vorgenommen. Was abseits der Sprache hauptsächlich den Gore-Faktor betrifft. So wurden die Blutspritzer stark reduziert und das Blut an den Wänden fällt ebenso flach. Doch das war leider noch nicht alles, auch euer Hud kann nicht mehr mit Blutspritzer verschmiert werden und zersplatternde Feinde sind ebenso eine Fehlanzeige in der dt. Fassung. Das hat natürlich auch Folgen auf den Xbox Live Modus, bei dem dt. Spieler unter sich bleiben müssen. Wer also Interesse am Titel hegt, der sollte unbedingt einen großen Bogen um die dt. Version machen.
TimeShift ist ein ordentlicher Shooter geworden, in dem eine Menge Potenzial steckt, das aber leider nicht voll ausgespielt wurde. Zwar wird spielerisch nichts wirklich schlecht gemacht, aber es bleibt im Großen und Ganzen nur durchschnittliche Shooterkost, die gegen die großen Marken kaum eine Chance haben wird. Wer unbedingt neues Futter braucht und einen Shooter nach dem anderen bewältigt, der wird mit TS sicherlich glücklich. Alle anderen können ruhigen Gewissens passen. Wer im Besitz der UK-Fassung ist, der kann noch 0.2 Spielspaßpunkte für den Splatter hinzurechnen.