Zwar ist auch Control ein Action-Adventure aus der Third Person Perspektive, doch spielt es sich anders, als die vorangegangenen Titel. Während Alan Wake und ebenso Quantum Break eher Spiele mit schlauchartigen Levels waren, könnt ihr hier euch völlig frei in dem Gebäude bewegen. Zwar bekommt ihr Missionen und ebenfalls zahlreiche Nebenmissionen zugeordnet, die bestimmte Punkte auf der Karte markieren, jedoch bleibt euch der Weg dorthin selbst überlassen. Dies gestaltet sich manchmal aber etwas schwierig, da das Bauwerk mitunter sehr verwinkelt ist und man auf dem Kartenbildschirm nicht immer eindeutig erkennt, was im Erdgeschoss oder im ersten Stock ist. Doch nach einiger Zeit lernt man die Gänge des FBC-Gebäudes kennen und findet sich gut zurecht. Durch die offene Welt bieten sich dem Spieler auch viel mehr Möglichkeiten das Areal zu erkunden, wobei sich die Gegend steter Veränderung unterzogen ist und sich Bereiche bewusst erst später öffnen. Ebenso findet man Gameplay Elemente von Metroidvanias wieder, da es wiederholt Türen gibt, die erst mit einer Schlüsselkarte eines bestimmten Sicherheitsfreigabelevels geöffnet werden können. So wird man gezwungen auch bereits besuchte Bereiche zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu betreten, um dort neue Modifikationen einzusammeln.
Jesse muss sich auch zahlreicher feindlicher Agenten erwehren, die sie mit ihrer Dienstwaffe aufs Korn nimmt. Der Clou an der Dienstwaffe ist, dass diese mit Punkten verbessert werden und so auch beispielsweise in eine Schrotflinte verwandelt werden kann. Neben den klassischen Waffen erhält Jesse während des Spielverlaufs verschiedene übersinnliche Kräfte, mit denen sie stets stärker wird. Diese reichen von schnellen Ausweichmanövern über telekinetische Fähigkeiten, um alle möglichen Gegenstände nach den Feinden zu werfen. Vor allem letzteres weiß Remedy effektvoll in Szene zu setzen. So sieht man im Eifer des Gefechts herumfliegende Papierfetzen im Zimmer und Staubpartikel, die sich lösen beim Herausbrechen des Fundaments. Denn wenn ihr beispielsweise einen schweren Gegenstand gegen eine Säule donnert, zeigt diese auch eine deutliche Beschädigung. Dessen Teile können dann für einen erneuten Angriff gewählt werden, sofern man genug Energie aufweist. Die Gegner sind meist die Agenten des „Zischens“, die in dem Gebäude ihr Unwesen treiben. Durch diese geheimnisvolle Macht werden auch gewöhnliche Gegenstände zu Objekten der Macht, die euch gelegentlich zusätzliche Fähigkeiten gewähren. Interagiert ihr mit einem solchen Machtobjekten, werdet ihr in die Astralebene katapultiert und könnt dort in einem kurzen Tutorial eine neue Macht erlernen. Ansonsten müssen während des Streifzugs durch das Gebäude Kontrollpunkte gesäubert werden, die zugleich als Schnellreisepunkt genutzt werden können. Außerdem lassen sich hier seine Fähigkeiten verbessern und man kann ebenso die Waffen aufwerten, sofern man die nötigen Materialien und Astralpunkte besitzt. Zudem hat man auch die Möglichkeit Waffenmods zu erstellen und Nebenmissionen anzunehmen, die dann entweder mit Mods oder Energie belohnt werden.
Zusätzlich zu den Nebenmissionen, die man an den Kontrollpunkten annimmt, hat auch der Hausmeister einige Nebentätigkeiten im Angebot, die allesamt mit nützlichen Materialien und Fertigkeitspunkten belohnt werden. Ebenso erhält man zufällig verteilt im Spiel wiederholt so genannte Behördenbenachrichtigungen in denen man bestimmte Gebiete im Spiel von feindlichen Agenten säubern, oder befreundete Kämpfer zu beschützen. Je stärker man im Spielverlauf wird, desto launiger werden die Auseinandersetzungen mit den Feinden. Neben den Standardfeinden erwarten euch etliche Bosse und Nebenbosse, die einem viel abverlangen. Hier kann es dann durchaus passieren, dass ihr manchen mehrmals versuchen müsst, was bedeuten kann, dass man längere Laufwege in Kauf nehmen muss. Mit fortschreitendem Spielverlauf werden die Kämpfe aber immer dynamischer und auch spannender, weil die Gegner stärker und zahlreicher werden und es einfach Laune macht seine verschiedenen Kräfte einzusetzen.
Von der technischen Seite her macht Control einen sehr guten Eindruck. Die fast schon surrealen Umgebungen unterstützen die mysteriöse Story und Grundstimmung des Spiels. Vor allem auf dem PC kann das Spiel hier punkten, denn wer auf dem aktuellsten Stand der Technik ist und eine RTX-fähige Grafikkarte sein Eigen nennt, kann beim Spiel sogar Raytracing in Echtzeit genießen. Durch die vielen Glasscheiben der Großraumbüros kommen hier die Spiegelungen besonders zur Geltung. Da wir die Xbox One X Version zum Testen hatten, kann ich hier nur anhand von Vergleichsbildern sprechen. Aber ich verspürte schon den inneren Drang, meine alte Mühle zu Hause erneut auf Vordermann zu bringen. Die Personen im Spiel sind sehr detailliert dargestellt, was man vor allem in den Gesprächen in Nahaufnahme merkt. Jedoch wirkt ihre Mimik manchmal etwas eigen, was die Akteure nicht immer menschlich wirken lässt. Dazu kommt, dass die deutsche Sprachausgabe an sich gelungen, aber bei weitem nicht lippensynchron ist, was bei den häufigen Nahaufnahmen der Charaktere dann durchaus befremdlich ist. Was auch etwas störend wirkt sind kurze Ruckler im sobald man aus einem Menü oder dem Inventar wieder ins Spiel wechselt und dass die anzeigbare Karte nicht immer schnell genug lädt. Wobei diese beiden Themen bereits für einen nächsten Patch angekündigt wurden, dass diese bereinigt werden.
Control war für mich eine wirklich tolle Spielerfahrung. Es war auch mutig von Remedy, den Spieler bewusst nicht an die Hand zu nehmen und ihn die Welt einfach so erkunden zu lassen. Es gibt zwar einen groben Questmarker der die Richtung anzeigt, jedoch habt ihr die Erforschung stets selbst in der Hand. Gleiches gilt für die Kämpfe, die ohne automatische Regeneration der Lebensenergie stets fordernd sind und mit wachsender Kräftezahl immer dynamischer und spaßiger werden. Die Story ist zwar anfangs sehr verwirrend und auch am Ende wird wohl nicht jeder alle Antworten bekommen, die er gerne hätte. Dennoch ist Control ein Action-Adventure, dass ich jedem ans Herz lege und das auf jeden Fall gespielt werden sollte.