Die Antwort ist simpel. Codemasters traf Entscheidungen, die ich nicht nachvollziehen kann. So entfernten die Entwickler z. B. den Grand Prix Modus des Vorgängers. Ihr könnt jetzt nicht mehr eine eigene Saison mit eigenen Teams, Rennen und Regeln erstellen und fahren. Dafür wurden zwei neue Modi integriert, die zwar Spaß machen, aber den Saisonmodus in keinster Weise ersetzen können. In der neuen Season Challenge spielt man nur noch eine verkürzte Saison mit 10 Rennen á 5 Runden. Dabei fängt man in einem schwachen Team an und muss sich weiter vorarbeiten, um in einem besseren Rennstall unterzukommen. Voraussetzung dafür ist, dass man den Fahrer des Wunschrennstalls in den Rennen besiegt.
Dazu gesellt sich der Challenge Modus. Hier tritt man gegen die sechs aktuellen Weltmeister an, darunter natürlich Sebastian Vettel. Ziel ist es, die Besten der Besten in voreingestellten Events zu besiegen. Die Rennen sind an bestimmte Voraussetzungen geknüpft und machen durchaus Spaß. So musste ich z. B. verhindern, dass Lewis Hamilton an mir vorbei zieht. Leider hinterlässt die kurze Spieldauer bei beiden Modi einen faden Nachgeschmack und entschuldigt in keinster Weise das Fehlen des Grand Prix Modus.
Bei den restlichen acht Aufgaben wurde ich mit dem Gaspedal und der Bremse vertraut gemacht. Zudem lernte ich die Grundzüge der DRS und KERS Systeme und musste als letzte Prüfung eine ganze Runde selbstständig fahren. Wow! ... Mal ehrlich: Jeder, der den Vorgänger gespielt hat, wird sich hier unterfordert, ja sogar veräppelt fühlen! In meinen Augen ist der Young Driver Test nichts weiter als ein unnützes Tutorial.
Auch setzten die Entwickler hier die Schere an und entfernten die aus den Vorgängern bekannten Interview Sequenzen, die zwar nicht sonderlich gut präsentiert wurden, aber doch zur Atmosphäre beitrugen. Daher ist es schade, dass diese im neuen Ableger gänzlich fehlen. Auch sucht man die obligatorische Champus-Dusche nach einem erfolgreichen Rennen vergeblich. Der Karriere Modus wird nur anhand von Standbildern und viel Text weitergeführt. Sogar der begehbare Team Truck fiel der Schere zum Opfer. In Sachen Atmosphäre und Authentizität zieht F1 2012 im Vergleich zum letzten Jahr ganz klar den Kürzeren.
Besonders schade finde ich, dass das Schadensmodell zwar vorhanden, aber eher unrealistisch daherkommt. Brettert man mit über 200 Sachen in die Absperrung, fliegen nur Reifen und Teile des Flügels auseinander. Der Wagen bleibt aber intakt, was einfach in das Gefüge einer echten Simulation passt. Hier herrscht Nachholbedarf. Zumindest wurde am Wettersystem gearbeitet. So wechselt dieses nun im Verlauf des Rennens. Im letzten Rennabschnitt kann plötzlich tosender Regen einsetzen, obwohl der Start noch unter Sonnenschein erfolgte. Taktisches Vorgehen ist hier gefragt. Leider schwingt das Wetter zu schlagartig um und oftmals so schnell, dass nicht genug Zeit für die optimale Anpassung bleibt. Hier wünsche ich mir Feintuning.
Auch sonst sieht F1 2012 immer noch klasse aus. Die Fahrzeugmodelle sind ein Augenschmaus. Die einzelnen Strecken wirken aber mittlerweile ein wenig trist, da sich hier im Vergleich zum Vorjahr nicht wirklich was getan hat. Zudem war ich die Menüführung langweilig und uninspiriert. Das kann Codemasters besser. Der Sound geht dafür in Ordnung. Vor allem in den Rennen kommen das Heulen des Motors und die sonstigen Soundeffekte gut zur Geltung.
Leider ist F1 2012 eher ein Rück- als ein Fortschritt. Codemasters arbeitete an den falschen Stellen und serviert und mit F1 zwar immer noch ein gutes F1 Rennspiel. Doch das Fehlen des Grand Prix Modus und einige andere Eingriffe stoßen sauer auf. So bleibt F1 2012 in diesem Jahr hinter dem Vorgänger zurück.