Die goldene Ära der 3D-Prügelspiele mag bereits lange vorbei sein, aber noch gibt es einige Beat 'Em Up Serien, die sich den aktuellen Trends widersetzen. Soulcalibur gehört zu diesen lebendigen Fossilien. Der mittlerweile fünfte Teil der Saga steht nun bereit, um alte Schwertveteranen zu beglücken und neue Fans zu gewinnen. Im neXGam-Test erfahrt ihr, ob sich die aktuelle Episode nahtlos in ihre legendäre Ahnengalerie eingliedert oder aus der Reihe tanzt.
Wer nicht zum ersten Mal ein Soulcalibur-Game ins Laufwerk einer Konsole steckt, wird sich innerhalb weniger Sekunden heimisch fühlen. Noch immer gibt ein überdramatischer Sprecher einige Sprüche zum Besten, bevor das virtuelle Metall effektreich aufeinander knallt. Alles dreht sich, wie sollte es auch anders sein, um zwei altbekannte Schwerter. Die Dämonenklinge Soul Edge hat wieder mal einen Dummen gefunden, der von ihr in das Monster Nightmare verwandelt wurde. Das bedeutet selbstverständlich, dass irgendein strahlender Held losziehen und dem Fiesling, vorzugsweise mit dem gesegneten Schwert Soulcalibur, die hässliche Visage polieren muss. Der Name des aktuellen Weltenretters lautet Patroklos. 17 Jahre nachdem seine Mutter Sophitia, die Kennern der Serie bestens bekannt ist, im Kampf das Zeitliche gesegnet hat, macht sich der neue Protagonist auf den Weg, um das Böse zu vernichten, seine Schwester zu retten und allerlei andere Heldentaten zu vollbringen.
Während andere Klopper ihrer Kundschaft viel Fingerakrobatik abverlangen, überzeugt der neueste Genrevertreter aus dem Hause Namco Bandai durch ein leicht nachvollziehbares Kampfsystem. Es ist keine große Kunst, Spezialmanöver auszuführen oder unterschiedliche Attacken aneinanderzureihen. Das simple Gameplay sorgt dafür, dass auch Gelegenheitszocker schnell ihre Freude an Soulcalibur V haben. Wer Beat-´Em-Ups richtig ernst nimmt, wird sich jedoch gelegentlich ungerecht behandelt fühlen. Nicht immer geht der bessere Zocker zwangsläufig als Gewinner vom Platz. Mit etwas Glück setzt sich zielloses Tastendrücken selbst gegen eine ausgeklügelte Taktik durch. Schade ist auch, dass die Kämpferinnen und Kämpfer kaum neue Tricks gelernt haben. Auch die Neulinge unter den mittlerweile 30 Charakteren bieten nur wenige Überraschungen.
Die Handlung ist extrem platt und verwirrend. Obwohl die Duelle des Story-Modus durch Zwischensequenzen, Textpassagen und Zeichnungen miteinander verbunden sind, ist es schwer, einen tieferen Sinn zu erkennen. Figuren tauchen ohne große Einleitung auf, geben einige kryptische Sätze von sich und stellen sich dann zum Kampf. Es ist absolut egal, ob die jeweiligen Kontrahenten auf der Seite des Guten oder des Bösen stehen, irgendein Grund für ein Duell findet sich immer. Warum ist eigentlich niemand gealtert, obwohl nach virtueller Zeitrechnung fast zwei Jahrzehnte seit Teil IV vergangen sind? Wo ist Rock, einer meiner Lieblingskämpfer aus diversen Vorgängern? Antworten auf solche und viele andere Fragen liefert weder das Game, noch die sehr knappe Anleitung.
Für Solisten war es schon immer schwer, Prügelspiele dieser Machart zu genießen. Allerdings haben die Macher von Soulcalibur immer viel getan, um auch diese Randgruppe zu unterhalten. Viele freispielbare Extras oder besonders lange Einzelspieler-Kampagnen haben bereits diverse Teile der Reihe zu lohnenswerten Games für Ein-Zocker-Haushalte ohne Xbox Live-Mitgliedschaft gemacht. Schade nur, dass die aktuelle Fortsetzung nicht so viel zu bieten hat. Die knapp zwei Dutzend Auseinandersetzungen des Story-Modus beinhalten keinerlei Überraschungen und können problemlos in weniger als zwei Stunden abgearbeitet werden. Zwar stehen auch in anderen Spielvarianten computergesteuerte Gegner als Sparringpartner zur Verfügung, aber die Motivation lässt trotzdem schnell nach. Im Gegensatz zu einigen Ahnen, die vollgepackt mit Artworks und anderem Bonus-Material waren, feiert sich Soulcalibur V nicht ausreichend selbst. Natürlich gibt es einige Charaktere, die erst im Laufe der Zeit verfügbar werden, aber bei einem Großteil der erzockbaren Geheimnisse handelt es sich um Ausrüstungsgegenstände für selbst kreierte Helden.
Den meisten Spaß bringen selbstverständlich Duelle gegen menschliche Gegner. Dank der großen Auswahl an Charakteren eignet sich Soulcalibur V bestens um viele lange Turniernächte zu veranstalten. Auch an diverse Online-Modi wurde gedacht. Vom schnellen Kampf über Ranglistenspiele bis hin zu umfangreichen Turnieren mit mehreren Dutzend Teilnehmern ist alles vorhanden, was das Zockerherz begehrt. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass es während unserer Testphase verhältnismäßig oft zu Verbindungsproblemen kam (Nein, das liegt nicht an meiner technischen Ausstattung. Ich habe davor und danach stundenlang Halo: Reach gezockt.). Fast ein Drittel der Versuche einen Mitspieler zu finden blieb erfolglos und mehrfach brach die Verbindung ab, bevor die erste Attacke gestartet werden konnte. Hoffentlich bessern die Verantwortlichen hier noch nach, denn wenn es doch mal klappt, läuft alles erstaunlich flüssig für ein schnelles Beat-`Em-Up.
Das größte Problem von Soulcalibur V ist, dass es kaum Neuerungen im Vergleich zum direkten Vorgänger gibt. Vor langer Zeit siedelte die Serie von der PSone auf den Dreamcast über. Aus Soul Edge wurde Soulcalibur und die erheblichen technischen Verbesserungen versetzten die gesamte erste Generation von 128-Bit-Zockern in Verzückung. Spätere Veröffentlichungen konnten zwar nicht mehr als Revolutionen bezeichnet werden, aber es gab immer eine Reihe von Weiterentwicklungen, mit denen sich der Kauf der aktuellsten Fassung rechtfertigen ließ. Dem fünften Teil fehlt jedes Alleinstellungsmerkmal. Auch die knapp vier Jahre alte vierte Episode beinhaltet Online-Modi und inzwischen überrascht es wohl niemanden mehr, wenn Charaktere aus anderen Franchises zur Wahl stehen. Statt Darth Vader und Yoda tritt diesmal Ezio, der Protagonist aus Assassin´s Creed, als Gaststar auf. Das ist allerdings nur für echte Fans ein Kaufgrund. Wer beim Videospielhändler des Vertrauens einen Blick auf den Wühltisch riskiert, wird dort wahrscheinlich Soulcalibur IV für weniger als 20 Euro finden. Da der Oldie in praktisch allen Bereichen gleichwertig ist, dürfte die Entscheidung leicht fallen.
Weder bei der Musik noch bei der Grafik wurden Experimente gewagt. Die Prügelorgie ist immer noch nett anzusehen. Fast jede Aktion wird von Blitz- oder Feuereffekten in allen Farben des Regenbogens begleitet und auch die detaillierten Hintergründe wissen zu gefallen. Doch langsam aber sicher sieht man der aktuellen Soulcalibur-Engine ihr Alter an. Die Animationen, die früher ungläubiges Staunen verursachten, sind im Jahr 2012 nur noch gehobenes Mittelmaß. Selbst in den Zwischensequenzen fallen den kritischen Zockern der Neuzeit jetzt kleine Schönheitsfehler wie unrealistische Bewegungen der Haare auf. Episch anmutende orchestrale Stücke unterstreichen die dramatische Atmosphäre und auch die überzogenen Soundeffekte sorgen für die passende Stimmung. Die oft sinnlosen Sprüche der Figuren haben inzwischen Kultstatus erreicht und sind auch diesmal, inklusive deutschsprachiger Untertitel, wieder mit von der Partie.
Tim meint:
Bei meinem heutigen Fazit orientiere ich am Stil des umstrittenen Bild-Zeitungskolumnisten Franz Josef Wagner, der gern Briefe an Ereignisse („Liebe Frauen-Fußball-WM...“) oder Gegenstände („Lieber Biosprit E10...“) schreibt...
Liebes Soulcalibur,
über die Jahre habe ich dich gegen Horden von Tekken-Fans, Dutzende von Virtua Fighter-Enthusiasten und eine ganze Armee von Capcom-Jüngern verteidigt. Immer wenn dir Oberflächlichkeit oder eine mangelhafte Balance vorgeworfen wurde, habe ich auf deine beeindruckende Optik und dein einsteigerfreundliches Gameplay hingewiesen. Doch langsam aber sicher gehen mir die Argumente aus. Deine mittlerweile fünfte Reinkarnation bietet einfach zu wenig, um den Kauf zum Vollpreis zu rechtfertigen. In manchen Bereichen, wie zum Beispiel den Einzelspielermodi, hast du sogar einen Schritt zurück gemacht. Natürlich siehst du immer noch gut aus und ziehst auch ohne komplizierte Tastenkombinationen eine tolle Schwertshow ab. Trotzdem solltest du dir jetzt eine längere Pause gönnen. Ich würde dich gern wiedersehen, aber bitte nicht mehr in dieser Konsolengeneration.
Also was da alles auf dem Marktplatz an DLC für Soul Calibur V rumfliegt ist doch echt ein schlechter Witz. Das ist ja sowas von zugemüllt mit Musik und irgendwelchen Kleidungstücken, gibt es echt so viele Leute, die für sowas Geld ausgeben? Der einizige sinnvolle DLC ist der...
von Verytex:
DLC-Freunde aufgepasst! Ab heute ist das erste der angekündigten monatlichen DLC-Pakete zu SOUL CALIBUR V für PlayStation®3 und Xbox 360® verfügbar. Es beinhaltet eine Auswahl von neuen Kostümen, mit denen die Charaktere von SOUL CALIBUR V im Creation-Modus noch weiter individualisiert werden...
von Verytex:
Zu den kostenlosen Updates von SOUL CALIBUR V, die am 21. März veröffentlicht werden, sowie für die angekündigten monatlichen DLC-Pakete stehen jetzt neue Screenshots und ein Trailer zur Verfügung. Das Update umfasst unter anderem Optimierungen des Gameplays und eine neue Ausbalancierung der...
Bei meinem heutigen Fazit orientiere ich am Stil des umstrittenen Bild-Zeitungskolumnisten Franz Josef Wagner, der gern Briefe an Ereignisse („Liebe Frauen-Fußball-WM...“) oder Gegenstände („Lieber Biosprit E10...“) schreibt...
Liebes Soulcalibur,
über die Jahre habe ich dich gegen Horden von Tekken-Fans, Dutzende von Virtua Fighter-Enthusiasten und eine ganze Armee von Capcom-Jüngern verteidigt. Immer wenn dir Oberflächlichkeit oder eine mangelhafte Balance vorgeworfen wurde, habe ich auf deine beeindruckende Optik und dein einsteigerfreundliches Gameplay hingewiesen. Doch langsam aber sicher gehen mir die Argumente aus. Deine mittlerweile fünfte Reinkarnation bietet einfach zu wenig, um den Kauf zum Vollpreis zu rechtfertigen. In manchen Bereichen, wie zum Beispiel den Einzelspielermodi, hast du sogar einen Schritt zurück gemacht. Natürlich siehst du immer noch gut aus und ziehst auch ohne komplizierte Tastenkombinationen eine tolle Schwertshow ab. Trotzdem solltest du dir jetzt eine längere Pause gönnen. Ich würde dich gern wiedersehen, aber bitte nicht mehr in dieser Konsolengeneration.