Erzählt wird das düstere Abenteuer in den Ausführungen von Gabriels Ordensbruders Zobek, der ihn auf einem Teil des beschwerlichen Wegs begleitet. Vor jedem Spielabschnitt gibt er uns in Schrift- und Sprachform eine Zusammenfassung dessen, was vor- und hinter uns liegt. So werden nicht nur geschickt die ohnehin recht kurzen Ladezeiten verdeckt, sondern auch die Hintergründe von Gabriels Handeln erklärt. Während die ersten der insgesamt 12 Kapitel noch eher seicht vor sich hin plätschern, ziehen die Entwickler nach etwa einem Viertel des Spiels kräftig an der Story-Schraube und präsentieren eine spannende Handlung mit interessanten Charakteren und unerwarteten Wendungen. Wie bei einem guten Buch werden wir förmlich in die Geschichte hinein gesogen! Gameplaytechnisch versteht sich Castlevania: Lords of Shadow als Action-Adventure alter Schule. Vorrangig wird natürlich gekämpft, aber auch Rätsel- und Klettereinlagen kommen nicht zu kurz!
Vor allem das Kampfsystem, das zugegebenermaßen etwas an Ninja Gaiden II erinnert, setzt weniger auf Buttonsmashing als man es auf den ersten Blick vermuten würde. Obwohl Gabriel „nur“ über eine Nahkampf-Waffe, nämlich sein an einer Kette befestigtes Kampfkreuz, verfügt - wird eine stattliche Vielfalt an Kombos und Angriffsvarianten geboten. Im Prinzip gibt es zwar nur eine starke Direkt- und eine schwächere, flächendeckende Variante - in Kombination mit Sprungtaste, Richtungswechseln, Fernkampfangriffen und Magie bleibt aber genug Spielraum für abwechslungsreiche Kämpfe. Oberstes Gebot ist auf jeden Fall die exzessive Nutzung Ausweichrolle und der Block/Konter-Funktion, wobei vor allem Letztere ein ordentliches Maß an Timing erfordert. Unsere Gegner sind meist recht flink unterwegs, kreisen uns ein und lassen unsere Gesundheitsanzeige bei direkten Treffern in Windeseile schrumpfen. Zudem vertragen die finsteren Gesellen einiges und wir müssen nicht selten ziemlich austeilen, selbst um vermeintlich schwächere Feinde klein zu kriegen. Oft empfiehlt es sich auch auf Distanz zu bleiben!
Unsere silbernen Wurf-Dolche eignen sich ausgezeichnet für den Fernkampf und sind vor allem gegen Wolfswesen wirksam. Um für Verwirrung zu sorgen haben wir später auch Feen zur Verfügung, die unsere Kontrahenten kurzzeitig aus dem Konzept bringen. Vampiren rücken wir mit Weihwasserbomben zu Leibe und im Notfall nutzen wir seltene Kristallsplitter, mit deren Hilfe ein Dämon entfesselt wird, der alles in unmittelbarer Nähe vernichtet.
Er klettert zwar nur bestimmte Wände empor, das Ganze geht aber recht zackig vonstatten und funktioniert dank direkter Steuerung auch einwandfrei. Nur die starre Kameraperspektive zickt gelegentlich, was zu Fehleinschätzungen bei der Sprungweite oder tödlichen Stürzen in die Tiefe führen kann. Angriffe von hinten oder aus Winkeln, die wir gerade nicht im Blick haben, gehören ebenfalls zur Tagesordnung.
Die Denkspielchen bilden einen netten Kontrast zu den vielen Kämpfen und wurden hervorragend ins Leveldesign eingebaut. Wirkliche Kopfnüsse sind zwar kaum dabei, dennoch ist der Anspruch nicht zu niedrig ausgefallen. Wer selbst einmal nicht auf die Lösung kommt, sollte sich einfach in der näheren Umgebung umsehen. Meist liegt irgendwo der leblose Körper eines von Gabriels gescheiterten Ordensbrüdern herum, der die nötigen Tipps in Form einer Schriftrolle mit sich führt.
An den haushohen Titanen klettern wir etwa empor um ihre Schwachstelle zu finden, anderen Gegner schleudern wir im richtigen Moment ihre eigenen Wurfgeschosse entgegen um sie für einen Moment zu betäuben und daraufhin einen mächtigen Angriff zu entfesseln. Mit Reaktionstest wird dabei wahrlich nicht gegeizt, jeder Bosskampf endet im beliebten „Drück das Knöpfchen zur richtigen Zeit“-Spiel. Die Inszenierung der brachialen QTE-Finisher ist natürlich entsprechend beeindruckend ausgefallen!
Brauchen wir unser „Reittier“ nicht mehr, wird es einfach mit der Kette erwürgt. Nicht wirklich nett, aber zweckdienlich! ;-) Im Übrigen erinnert nicht nur das Kampfsystem an Ninja Gaiden II, auch der Schwierigkeitsgrad. Um ehrlich zu sein: Castlevania Lords of Shadow ist bockschwer!
Um Magie- und Lebensanzeige dauerhaft zu erweitern müssen wir Magie- oder Lebenssteine finden, deren Bruchstücke überall in den Spielabschnitten verstreut sind. Jeweils fünf Einzelteile ergeben einen kompletten Schatten- Licht- oder Lebens-Stein, mit dem wir unsere Attribute verbessern. Licht- und Schattenmagie werden über die rechte bzw. linke Schultertaste ausgelöst und in zwei entsprechenden Leisten am Bildschirmrand angezeigt.
Das gesamte Magie-Management wirkt anfangs etwas unübersichtlich, ist allerdings absolut zweckmäßig. Und keine Sorge, schon nach kurzer Zeit erschließt sich das System, das dahinter steckt! Im Talentfenster unseres Reisetagebuchs dürfen neben herkömmlichen selbstverständlich auch magische Attacken und Fähigkeiten eingekauft werden mit denen sich unsere Angriffskombos noch durchschlagskräftiger und flexibler gestalten.
Die Präsentation von Castlevania: Lords of Shadow ist erwartungsgemäß über jeden Zweifel erhaben. Unser Abenteuer führt durch insgesamt 50 verschiedene Spielareale, die allesamt abwechslungsreich und kreativ designt wurden. Wir lotsen Gabriel durch verträumte Wälder und giftwabernde Sümpfe, in eine uralte überwucherte Stadt und zu einem gigantischen Vampir-Schloss, das seit Ewigkeiten von einem eiskalten Winter umhüllt wird.
An Texturqualität und Effekten gibt es ebenfalls nicht auszusetzen, speziell der Endkampf zieht alle Register und zaubert ein Farbspektakel erster Güte auf den Bildschirm. Anders als in den bisherigen Castlevania-Games schlitzt sich unser Belmont nicht nur durch muffige Burgen, sondern ist meist unter freiem Himmel unterwegs. Hardcore-Fans könnte das abschrecken, die ausschweifenden Panoramen sind aber definitiv sehenswert.
Die strikte Linearität der Schauplätze ist natürlich Geschmackssache, mir persönlich ist das Levelkorsett etwas zu eng geschnürt. Alternative Wege gibt es zwar, allerdings können diese meist erst beim erneuten Durchspielen mit erweiterten Fähigkeiten genutzt werden. Die beeindruckendste Performance in Lords of Shadow liefern aber zweifellos die englische Synchronisation ab. Jede der Figuren wurde gefühlvoll vertont und mit genau dem richtigen Sprecher besetzt. Atmosphärische Soundeffekte und eine ausgezeichnete Musikuntermalung, bestehend aus orchestralen Klängen und schwermütigen Melodien, sorgen für einen harmonischen Gesamteindruck.
Die deutsche Version verfügt über Untertitel, eine deutsche Sprachausgabe ist nicht vorhanden! Im Hinblick auf die USK16-Freigabe geht es teils recht heftig zur Sache. Nicht selten zerplatzen Feinde nach einem brachialen Angriff in ihre Einzelteile und auch Gabriels brutale Finisher werden entsprechend in Szene gesetzt. Für Kinder ist der neueste Castlevania-Ableger demnach natürlich absolut ungeeignet!
Castlevania: Lords of Shadow im Test


Mit Castlevania: Lords of Shadow präsentieren uns Publisher Konami und Entwickler Mercury Steam einen HD-Reboot der erfolgreichen Vampirtöter-Saga. Doch kann Castlevania in 3D funktionieren? Es kann - und zwar unter der Schirmherrschaft von niemand Geringerem als Mastermind Hideo Kojima! Aber lest selbst …
Harry meint:
Positiv
- Unterhaltsames, anspruchsvolles Gameplay
- Hervorragende Inszenierung
- Erstklassige Sprachausgabe
Negativ
- Sehr linearer Spielablauf
- Kamera-Macken
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von Oiseau:
Hab LoS jetzt in 23 Stunden durchgespielt. Gerade der Schlussabschnitt samt Epilog hat nochmal stark bei mir gepunktet. Schwer zu sagen wo ich es in etwa einordnen würde, das Spiel hat im wahrsten Sinne Licht und Schatten zu bieten. Besonders nervig ist die statische Kamera, die einige...
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von Oiseau:
108 Sterne schrieb: Castlevania Bezug ist da, aber es ist eben ein Reboot, der deutlich andere Wege geht. Bisher hält sich das sehr in Grenzen, ohne den Namen Castlevania und dem Belmont Namen hätte ich das nicht dem Franchise...
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von Akido:
Ganz gut fand ich den 3DS-Ableger Castlevania: Lords of Shadow – Mirror of Fate, der immerhin 2D-Gameplay hat und vom Design her einem Metroidvania ähnelt. Nintendo fands immerhin so überzeugend, dass sie den Entwickler Mercury Steam dann mit dem Remake von Samus Returns beauftragt haben ...
Da ist es also, das neue Castlevania... Und es macht Spaß, viel Spaß! Obwohl es kaum ein Gameplay-Element gibt, dass man nicht von aktuellen Genrekollegen kennt, wurden die einzelnen Komponenten zu einem harmonischen Action-Adventure zusammengefügt, das dem großen Namen Castlevania alle Ehre macht. Geboten wird ein unterhaltsamer Mix aus anspruchsvollen Kämpfen, Rätseln und Kletter/Sprung-Einlagen. Dazu gesellen sich eine wunderschöne Kulisse mit abwechslungsreichen - wenn auch etwas zu linear gestalteten - Spielabschnitten, eine schlichtweg grandiose Synchronisation und eine spannende Geschichte mit hervorragend inszenierten Zwischensequenzen. Einsteiger könnten allerdings mit dem hohen Schwierigkeitsgrad überfordert sein. Ohne Timing geht in Lords of Shadow eben gar nichts! Fans der Reihe werden womöglich über die vielen Außen-Schauplätzen schimpfen, aber vor allem diese sorgen für viel spielerische und optische Vielfalt. Kurz und knapp: Castlevania-Reboot geglückt, Kaufen!