
Mindjack spielt in der nahen Zukunft. Mächtige High-Tech-Konzerne beherrschen die Welt, Technologie wie 'Mindhacking' gehört zum täglichen Leben. Ihr schlüpft in die Haut von Jim Corbijin, ein Bundesagent für geheime Operationen, der damit beauftragt wird, die Spur einer Umweltterroristin namens Rebecca Weiss am Flughafen aufzunehmen. Doch die Mission entpuppt sich als Falle: Jim und Rebecca landen inmitten eines Feuergefechts. Schon bald stellt sich heraus, dass alles auf einen Verschleierungsskandal hinweist, der bis in die obersten Etagen der Regierung reicht. Klingt mächtig spannend, oder..?
Feindlich gesinnte Personen missbraucht ihr als lebendiges Schutzschild oder versklavt diese mit der 'Mind Slave'-Fähigkeit. Auf diese Weise erschafft ihr euch Verbündete, die fortan (inklusive unschöner KI-Patzer) gegen die feindliche Übermacht an eurer Seite kämpfen, aber nur sehr wenige Treffer einstecken können. Einer der beiden Hauptprotagonisten (Jim, Rebecca) sollte stets am Leben bleiben und nach Möglichkeit den anderen Charakter heilen - notfalls übernimmt das die AI. Scheiden beide gleichzeitig dahin, bedeutet dies das Spielende.


So originell die Spielidee hinter Mindjack klingen mag, das eigentliche Spiel ist alles andere als ein Pflichttitel. In den lahmen Feuergefechten, die stets nach dem gleichen Muster ablaufen (Ballern, zum nächsten Schauplatz laufen, wieder Ballern) ärgert ihr euch über die grenzdebile KI der Klon-Gegner, die anscheinend nach Zufallsprinzip agieren und kaum Deckung suchen. Interaktionen mit der Umgebung erweisen sich als Glückssache (Deckungsfeature) oder nervtötend (Aufsammeln von Munition und Waffen). Darüber hinaus sorgt die suboptimale Kameraführung – etwa beim Austreten aus dem Körper – für Frust und Chaos im wilden Kampfgetümmel. Die Empfindlichkeit bei der Steuerung (Y/-X-Achse) dürft ihr übrigens nicht anpassen – ein Unding bei einem Third-Person-Shooter aus dem Jahr 2011.
Stellenweise ist Mindjack sogar richtig schwer. Dies liegt zum einen an den schlecht gesetzten Rücksetzpunkten und zum anderen an den aus allen Richtungen spawnenden Gegnermassen. In Zeiten von Gears of War, Uncharted & Co. hat der Square Enix-Titel absolut keine Chance auf dem Markt, zumal das Cyber-Setting (Stichwort: bionische Gorillas..) Geschmackssache ist und obendrein unfreiwillig trashig wirkt. Das unterirdische Voice-Acting, die blechernen Schussgeräusche und die blassen Charaktere verstärken den Eindruck zusätzlich. Dass die Japaner ihr Handwerk bestens verstehen, hat zuletzt Platinum Games mit den genialen Action-Feuerwerk Vanquish mehr als deutlich bewiesen.
Technisch ist Mindjack hoffnungslos veraltet. Dies macht sich speziell in der Grafikengine mit ihren matschigen Texturen und in den hölzernen Animationen bemerkbar. Eindrucksvolle Licht- und Schattenspiele, zerstörbare Objekte oder andere Physik-Spielereien bekommt ihr in Mindjack nicht zu Gesicht. Durch den Farbfilter wird der sterile Eindruck in den teils zu dunklen Umgebungen zusätzlich verstärkt. Stellenweise lassen sich Schauplätze wie der Airport oder der Bahnhof im Spiel nur anhand von Texteinblendungen oder Dialogen erahnen – imposante Merkmale und Bauten = Fehlanzeige! Wer mit der Grafik von SEGAs Alpha Protocol oder dem hierzulande nicht offiziell erhältlichen Dead to Rights: Retribution von NAMCO BANDAI Games unzufrieden war, sollte einen großen Bogen um den Titel machen.
Die guten Ansätze in Mindjack (Mind Hack, Mind Slave) werden durch die schlechte Umsetzung, triste Inszenierung und technischen Defizite zu Nichte gemacht. Groß angekündigt wurde überdies der Instant-Mehrspieler-Modus, der es Spielern auf einfache Weise ermöglicht an jeder freigeschalteten Einzelspieler-Partie - wahlweise als Verbündeter oder Gegner - teilzunehmen. Unglücklicherweise hat das japanische Studio Feelplus (Moon Driver) versäumt eine vernünftige (Auto-)Team Balance Option einzubauen. Mindjack hackt sich damit letztendlich selbst ins Aus.