Still Life im Test

PC Windows
Von wegen, das Adventure-Genre ist tot. In den letzten 12 Monaten haben sich bereits einige Kandidaten in die Herzen der Zockergemeinde gespielt. Nun versucht das kanadische Studio Microids, welche bereits durch die beiden Syberia Teile auf sich aufmerksam gemacht hat, erneut die Freizeit der Käufer zu bereichern. Das Thema des Spiels ist diesmal aber ganz anderer Natur und könnte als Mix aus der TV-Serie „CSI“ und dem Film „Sieben“ umschrieben werden. Ob diese Konstellation auf geht, erfahrt Ihr in den nächsten Zeilen.

Gleich zu Beginn erkennt man den hohen Detailgrad des Spiels


Zu Anfang des Spiels befindet Ihr Euch in Chicago kurz vor den Weihnachtsfeiertagen. Es gilt die Rolle der Victoria McPherson zu übernehmen, welche als FBI Agentin tätig und hinter einem nicht gerade freundlichen Serienmörder her ist. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht junge Frauen ins Jenseits zu befördern, wobei er hier immer den gleichen Ablauf vollzieht, diesen aber mit jeden weiteren Mord in seiner Brutalität steigert. Ihr steigt nun beim fünften Mordopfer ins das Geschehen ein und unterstreicht hierbei sofort das klassische Klischee der kaffeeabhängigen Ermittlungen. Ok, es ist ja auch nicht gerade warm um diese Jahreszeit.
 


Auf Dachböden kehrt man oft in die Vergangenheit zurück


Das vorab eingespielte Intro mit seinen nicht gerade zimperlichen Szenen gepaart mit klassischer Musik aus einer Oper dürfte Euch auf jeden Fall einen ersten Vorgeschmack auf das geliefert haben, was Euch in den nächsten 12 – 15 Stunden erwarten wird. Ich habe das Wort „Vorgeschmack“ mit Absicht unterstrichen, denn die Story wird sich im Verlauf des Spiels noch um einiges steigern und Euch bei vielen gelösten Teilchen oft weitere Fragen in den Kopf jagen. Als Filmfreund möchte ich hier fast behaupten, daß man hieraus sehr gut einen Hollywood Streifen mache könnte – aber bleiben wir erst einmal wieder bei der Handlung.

Am Tatort angekommen lernt Ihr neben Eurem nicht gerade magenstarken Kollegen „Miller“ auch die Pathologin „Claire“ kennen. Bevor Ihr die Leiche in Augenschein nehmen dürft, bittet sie Euch Spuren in der Wohnung zu sichern. Wer die TV-Serie „CSI“ kennt, wird sich hier schnell zu Recht finden. Jeder Hinweis sollte zu Anfang fotografiert und anschließend eine Probe genommen werden. Neben dem Einsatz von Schwarzlicht kommen hier auch noch weitere moderne Mittel zum Einsatz. Habt Ihr die Aufgabe bewältigt (glücklicherweise bekommt man zu Anfang noch einen Wink, wenn man seine Arbeit nicht vollständig erledigt hat), kommt Euer erster Kontakt mit einer nicht gerade schön anzusehenden Leiche.
 


Willkommen bei der Vorher-...


Um die Beweismittel auszuwerten heißt es anschließend das Polizeipräsidium kennen zu lernen. Neben der Pathologie und der Garage könnt Ihr Euch hier an Eurem Schreibtisch mit weiteren Informationen versorgen sowie die nächsten Schritte in Gang setzen. Da der Druck auf die Lösung des Falles durch die Presse sowie Euren nicht gerade zufriedenen Chef nicht gerade angenehm ist, entschließt sich Victoria zu einem Besuch bei ihrem Vater. Verstand ich zuerst nicht recht, was man den dort soll, klärte mich die Story sehr schnell auf. Auf dem Speicher des Hauses findet Ihr nämlich eine alte Truhe Eures Großvaters „Gustav“, welcher früher als Privatdetektiv gearbeitet hat. Die Truhe zu öffnen wird Euch dann auch vor Euer erstes Rätsel stellen, was aber „noch“ recht schnell gelöst werden dürfte.
 


...Nachher Show auf Eurem PC


In der Truhe findet Ihr einige Aufzeichnungen Eures Großvaters, aus denen sich beim durchlesen ergibt, daß Opa Gustav Ende der 20er Jahre in Prag ebenfalls hinter einem Mörder her war, welcher nach dem gleichen Muster arbeitete wie es der hiesige Serienmörder tut. Hier kommen wir zu einem der nächsten sehr guten Punkte des Spiels. Anstatt die ganzen Akten lesen zu müssen (was im normalen Spielgeschehen unabdingbar ist), sehen wir wie Victoria in Dokumenten versinkt und für das nächste Kapitel findet Ihr Euch plötzlich in der Gestallt von Gustav McPherson im Prag des Jahres 1929 wieder. Dessen Handlungsweisen unterscheiden sich natürlich erheblich von Victoria´s im Jahre 2005. Neben diesem Unterschied überkommen Opa Gustav auch des Öfteren Visionen der Mordfälle, welche das ohnehin schon packende Drumherum noch weiter steigern. In sieben Kapiteln (4x Victoria – 3x Gustav) liegt es nun an Euch den Fall zu lösen.

Um im Spiel weiter zu kommen, müsst Ihr neben kriminalistischen Fähigkeiten auch schon einmal Eure Backkünste unter Beweis stellen bzw. in die Story integrierte Rätsel lösen. Der Schwierigkeitsgrad ist hier bis auf zwei Ausnahmen zwar unter der Mittellinie gehalten, durch die packende Geschichte mit ihren filmreifen Zwischensequenzen wird dies aber niemanden stören. Eher werdet Ihr mehr als einmal länger vor dem Bildschirm sitzen, als Ihr eigentlich geplant habt.

Die Steuerung des Spiels wird hierbei zum größten Teil mit der Mouse erledigt. Mit dieser sucht Ihr den Bildschirm in bekannter Adventure-Manier nach Hinweisen ab, welche sich durch eine Veränderung des Cursors bemerkbar machen (z.B. Lupe oder Hand). Klickt Ihr auf eine Stelle des Bildes läuft Euer Alter Ego an diese Stelle. Beim Doppelklick geschieht dies dann in der schnelleren Gangart. Über die rechte Mousetaste gelangt Ihr im Normalfall ins Menü, in dem sich Eure erhaltenen, teils kombinierbaren Gegenstände sowie Eure Akten und eine Protokolldatei des gesamten Spiels (Dialoge & Tagebuch) befinden. Bei Gesprächen seht Ihr eine eingeblendete 2-Tasten Mouse. Zu Anfang sind beide rot markiert. Die linke Taste weist hierbei auf für das Spiel relevante Gesprächsstücke hin. Die Rechte auf Dialoge, welche der Story mehr Leben einhüllen. Diese könnt Ihr auf Wunsch aber auch auslassen (Exit Zeichen benutzen).
 


Im Prag der 20er Jahre


Das grafische Geschehen läuft auf sehr detailreichen, vorgerenderten Hintergründen ab. Hier hat man sich wirklich alle Mühe gegeben, denn ohne Untertreibung kann man sagen, daß hier alles lebt. Schatten bewegen sich hinter Fenstern, Nebel oder Schnee unterstreichen die Stimmung der Spielorte, Weihnachtsdekorationen blinken, Kamine rauchen, Wasseroberflächen spiegeln das Geschehen wieder oder Tiere bewegen sich innerhalb des Bildes. Lediglich die Laufbewegungen der Charaktere können diesen sehr hohen Stand nicht ganz halten. In den Optionen kann man die Grafik minimal auf die Leistung seines PC´s anpassen, wobei hier die geringen Systemanforderungen (leider max. 800x600) den allermeisten unter Euch sogar die hohen Einstellungen erlauben werden.
 


Das Police Department in Chicago im Jahre 2005


Auch beim Sound hat man recht gute Arbeit abgeliefert. Wer über das passende Equipment verfügt, kann und sollte sich das aufreibende Geschehen in Dolby Digital 5.1 antun. Die komplett deutsche Synchronisation ist bis auf wenige Ausnahmen richtig gut gelungen. Auf Wunsch kann man sich die per Leertaste abkürzbaren Dialoge zusätzlich auf dem Bildschirm einblenden lassen. Hierbei ändern sich dann die Farben der Texte je nachdem, wer gerade spricht bzw. denkt. Neben zum Geschehen passend einsetzenden Musikstücken wird Euch die Geräuschkulissen mehr als einmal eine leichte Gänsehaut entlocken.



Hatten mich die vorab erhältlichen Trailer schon recht Früh auf das Spiel aufmerksam werden lassen, schaffte es das gelieferte Ergebnis den guten Eindruck recht schnell zu bestätigen. Die Story des Titels fesselt einen sehr schnell an den Bildschirm, die Sequenzen unterstreichen Eindrucksvoll die Stimmung und durch den Wechsel zwischen Victoria und ihrem Großvater Gustav hat man auch genügend Abwechslung an den sehr lebendigen Spielorten. Was Ihr in der Vergangenheit heraus bekommt, hilft Euch in der Gegenwart weiter. Wer ist der geheimnisvolle Täter, der nicht einmal davor zurückschreckt im Polizeirevier einen Hinweis auf das nächste Opfer zu hinterlassen.
 


Verschiedene Zeiten und doch...



...die gleiche Mordmethode

Systemanforderungen:
- Win 98 / ME / 2000 / XP
- 32MB Grafikarte
- PIII / AMD 800 Mhz
- 128MB Ram
- 600MB frei Festplatte
- 16x CD-Rom (2 Disks)
- DX 8.1 kompatible Soundkarte

Empfohlen:
- PIII / AMD 850Mhz
- Geforce / ATI Radeon Grafikkarte
- 256MB Ram
- 1,2 GB freie Festplatte
- 24x CD-Rom

Testsystem
- Win XP Home
- AMD Athlon XP 3200+
- 1024MB Ram PC 3200
- 128MB ATI Radeon 9800 Pro
- 5.1 Sound OnBoard

Stefan meint:

Stefan

Um den Spaß am Spiel auch nach dem Lösen des Falles aufrecht zu erhalten, können sich Hobbydetektive auf der offiziellen Webseite drei weiteren virtuellen Herausforderungen an den bekannten Orten stellen. Bei dem gelungenen Gesamtergebnis des Spiels ist es schon fast schade berichten zu müssen, daß das Entwicklerstudio kürzlich seine Türen geschlossen hat und die meisten der Mitarbeiter mittlerweile bei Ubisoft in Montreal angeheuert haben. Persönlich hätte ich mir weitere Titel dieser gelungenen Arbeit gewünscht. Adventure-Fans und Freunde von packenden Filmen ala „Sieben sollten sich dieses Stück Software nicht entgehen lassen. Aber auch Einsteiger werden hier sicherlich auf Ihre Kosten kommen. Vergesst nicht auch einen Blick auf die zusätzlichen Screenshots sowie auf die zwei kleinen Tipps hinter dem Cheat-Button zu werfen. Es lohnt sich! 

Positiv

  • Tolle Story
  • Zwei spielbare Charaktere
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Still Life Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 18.05.2005
Vermarkter Flashpoint AG
Wertung 8.5
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neXGam YouTube Channel
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