In altbekannten Kriegsschauplätzen wie Paris, Belgrad und natürlich auch Berlin tragt ihr dabei typische RTS-Gefechte aus, die man schon aus so vielen Spielen dieser Machart gewohnt sein dürfte. Die Steuerung läuft dementsprechend wie bekannt aus einer frei dreh- und zoombaren Vogelperspektive ab, während ihr mit der Maus eure Einheiten anwählt und befehligt. Die Bedienung wird hierbei durch 2 Interfaces am unteren Bildschirmrand erleichtert, mit denen ihr Spezialfähigkeiten der Truppen aktivieren könnt und Einsicht in eine Karte der Mission habt.
Das Gameplay zeichnet sich letztendlich durch die hohe Truppenvielfalt von Infanterie und Panzern aus. Jede Einheit bietet nämlich ihre individuelle Spezialfähigkeiten und kann eine Schlacht so zu euren Gunsten drehen. Mörser und Scharfschützen beispielsweise besitzen eine enorme Reichweite, derweil Panzerabwehr-Einheiten mit Hilfe von Straßensperren gegnerische Fahrzeuge aufhalten und Fallschirmjäger durch ihre hohe Geschwindigkeit bestechen. Eine Besonderheit in der Truppenlandschaft von Rush for Berlin sind die Offiziere. Diese Anführer stärken während der Kämpfe die Moral eurer Truppen und weisen eine Reihe von Spezialfertigkeiten auf. Russische Kommissare können zum Beispiel durch die Verteilung von Propaganda-Blättern den Willen des Gegners schwächen, während Artillerie-Offiziere die Reichweite und Durchschlagskraft der Langstreckenwaffen erhöhen.
Das Missionsdesign des Titels bewegt sich auf hohem Niveau. So werdet ihr in jedem Einsatz vor zahlreiche Herausforderungen gestellt, die sich in diverse Haupt- und Nebenziele aufteilen. Die frühzeitige Erfüllung dieser Nebenmissionen bringt euch dabei häufig Vorteile wie zusätzliche Truppen oder geheime Schleichwege ein, was die stellenweise schwierigen Einsätze auflockert. Doch auch die Vielfalt der Missionsziele weiß zu gefallen: So müsst ihr beispielsweise auf der Halbinsel Krim die deutsche Flotte durch die Besetzung von Küstenbatterien vernichten oder die Sprengung der Brücke von Remagen mit Hilfe von Scharfschützen verhindern.
In grafischer Hinsicht muss sich Rush for Berlin dagegen nicht vor der Konkurrenz verstecken. Die hauseigene Gepard Engine zaubert bildhübsche Landschaften mit dynamischen Schatteneffekten auf den Bildschirm und kann auch im Detailgrad der Einheiten überzeugen. Abgerundet wird das Ganze schließlich durch tolle Wasser-, Partikel- und Explosionseffekte. Allerdings muss man für diese optische Pracht in weitläufigen Massenschlachten mit zahlreichen Rucklern und Slowdowns zahlen, die das Spielgeschehen mehr als deutlich ins Stocken bringen. Mit technischen Problemen hatte leider auch der Multiplayer-Modus zu kämpfen, der während unseres Tests noch viele Bugs und Lags aufwies.
Wer die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs auf seinem PC spielerisch erleben möchte, benötigt eine mit mindestens 1,8 Ghz getaktete CPU, Windows 2000 bzw. XP und 512 MB Arbeitsspeicher. Laut Hersteller reicht eine 32 MB Grafikkarte, ich empfehle jedoch mindestens 64 MB für ruckelfreies Spielen. Außerdem sei noch darauf hingewiesen, dass sich auf der Disc der berüchtigte Kopierschuzt Star Force eingenistet hat. Ob man sich damit anfreunden möchte, sei jedem selbst überlassen.
Rush for Berlin ist für mich ein schwieriger Fall. Einerseits bietet der Titel eine hohe Truppenvielfalt, gelungenes Missionsdesign und nicht zuletzt eine schicke Grafik. Andererseits ärgerte ich mich über die miese Wegfindung und das einfallslose Gameplay, das stellenweise auch von technischen Schwierigkeiten geplagt wird. So bleibt für mich ein routiniertes Echtzeit-Strategiespiel übrig, das alte Veteranen des Genres überzeugen dürfte, jedoch viel Potential durch fehlende Innovationen und das altbackene Szenario verschenkt.