Infamous First Light im Test

PlayStation 4

Infamous Second Son war ein famoses Open World-Spiel, welches zwar sehr mit den Technikmuskeln spielte, doch mit einem seichten Hauptcharakter schwächelte. Interessanter waren die Nebencharaktere, die euch bis zum Ende der Storyline zur Seite standen. Einer davon – oder eher „eine“ – bekommt in einem Standalone-DLC Gelegenheit, ihre Geschichte zu erzählen.

infamous_first_light_2Und dies tut Abigail Walker alias „Fetch“ im eigentlichen Sinne. Diese sitzt nämlich im Gefängnis und erzählt freizügig ihren Werdegang, während ihr Brooke Augustine genüsslich dabei zuhört. Offenherzig teilt „Fetch“ ihr Schicksal mit dem Spieler und schnell wird klar, wieso das Punkgirl so verbittert wurde. Als ihre eigenen Eltern herausfanden, dass Sie Superkräfte besitzt, haben sie ihre Tochter bei den Behörden gemeldet. Zusammen mit ihrem großen Bruder, der im Standalone-DLC ihren Fels in der Brandung darstellt, begeben sie sich nach Seattle, um dort in den Drogensumpf abzurutschen. Nach einigen krummen Geschäften möchten die beiden einen Neustart wagen, doch dieser kommt nicht mehr zustande, da die ansässige Mafia ihren Bruder entführt. Recht früh stellt Brooke Augustine fest, dass die Erzählungen und der Schmerz über den Verlust neue Kräfte freisetzen. So schafft es die Bösewichtin schon fast wie der Imperator in Star Wars, „Fetch“ zur dunklen Seite der Macht zu verführen. Praktisch seid ihr als Spieler Zeuge, wie aus einem noch eher harmlosen und zerbrechlichen Mädchen eine Waffe mit ungekannten Möglichkeiten wird.

Das zieht sich gut vier Stunden durch die Storyline. Unterbrochen werden die Erzählungen, die alle im nördlichen Teil von Seattle stattfinden, mittels kleiner Arenakämpfe, in denen Augustine „Fetch“ stets aufs Neue anstachelt, ihre vollen Kräfte zu entfalten. Das erinnert an „die Rückkehr der Jedi-Ritter“, schafft es aber leider nicht, dessen Klasse gänzlich zu erreichen. Die besagten Kämpfe in der abgesteckten Arena eröffnen eher ein neuartiges Potential, welches wohl keiner in der Infamous-Serie erwartete:  Mehrspielerfähigkeit! Obwohl ihr jedes Mal allein gegen computergesteuerte Wellen von Bots antretet, zeigen die Kämpfe, dass Sucker Punch das Zeug hätte, aus dem Spiel auch einen Onlineableger zu gestalten. Die Möglichkeiten dazu wären vorhanden. Man nehme viele Conduits mit unterschiedlichen Kräften, packt sie mit guten Karten und Mehrspieleroptionen zusammen und fertig. Vielleicht hören die Programmierer meine Worte und denken über die Option nach. Die Arenakämpfe spielen sich dank der geschmeidigen Steuerung sehr gut.

Es gibt so gesehen zwei Spielmodi, in denen ihr entweder Geiseln retten oder Wellen von Feinden überleben müsst. Gelegentlich streut das Game Power-ups ins Geschehen, um zum Beispiel den Multiplikator in die Höhe zu treiben. Besitzt ihr einen Speicherstand vom Mutterprogramm, dürft ihr mit dessen Hauptprobanden ins Feld ziehen. Dieser punktet im Vergleich zu „Fetch“ durch seine Flexibilität, da sie nur die Neonkraft beherrscht, während er auf eine breite Masse von Fähigkeiten zurückgreifen kann. Jeder Kill erhöht in bekannter Manier das Punktekonto. Beißt ihr am Ende doch ins Gras, geht euer High Score in ein Leaderboard ein. Der Motivationsfaktor schlechthin!

infamous_first_light_4Die eigentlich Storyline findet auf den Straßen Seattles statt. Im Vergleich zu Infamous Second Son bekommt ihr ein abgespecktes Spielprinzip präsentiert. Das Moralsystem, in dem man sich für eine gute bzw. schlechte Tat zu entscheiden hatte, wurde herausgenommen und Nebenmissionen auf ein Minimum reduziert. Ein bisschen Neon-Graffiti hier oder eben eine Geisel vor bösen Menschen retten und das war es. Die meiste Zeit werdet ihr damit beschäftigt sein, Lumen einzusammeln, welche neue Fähigkeiten freischalten. Genau wie das Missionsdesign ist der Fertigkeitsbaum einfach gehalten. Doch was einem am Ende der ganzen Reise stören wird, ist nicht die Gradlinigkeit der Geschichte bzw. das Wegfallen eines Moralsystems, sondern die Unglaubwürdigkeit der Heldin.

Dieser versucht man mit vielen Tränen und Gefühlsduseleien Vielschichtigkeit zu verleihen, doch auf dem letzten Stück zur Vollendung blieben die Entwickler stehen, als wüssten sie nicht, wohin sie mit „Fetch“ gehen sollten – sehr schade. Zudem ist die teils wirre Gefühlswelt von dem Neo-Girl nicht ganz nachzuvollziehen. Trauert sie in einer Sekunde noch über das Schicksal ihres Bruders, witzelt sie in der Nächsten mit Leuten oder lässt einen lockeren Spruch ab. Das alles trägt nicht dazu bei, glaubwürdig zu erscheinen.




Dominic meint:

Dominic

Infamous First Light hat mich überrascht. Nicht die Geschichte von „Fetch“, sondern eher das Sucker Punch mit Arenakämpfen eindrucksvoll beweist, wozu die Entwickler in der Lage sind: Aus einer reinen Einzelspielererfahrung theoretisch eine Mehrspielererfahrung zu machen. Nachdem ich mit Delsin und der Neon-Lady ein paar Stunden in den abgesteckten Arealen verbracht habe, brenne ich eigentlich darauf zu sehen, was die Erschaffer machen könnten, wenn sie der Serie im nächsten Ableger einen Onlinemodus verpassten. Ich für meinen Teil wäre hoch erfreut und würde diesen mit großer Sicherheit häufig nutzen.

Positiv

  • Arena-Kämpfe
  • Vorgeschichte von Fetch
  • Immer noch tolle Grafik

Negativ

  • Kurze Spielzeit
  • Charakterzeichnung nicht ganz perfekt
  • Wenig zu tun in Seattle
Userwertung
7.7 1 Stimmen
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Forum
  • von Darkshine:

    Der DLC Cole's Legacy ist jetzt kostenlos.

  • von Captnkuesel:

    Wäre mir alles recht. Bin mit den sucker punch Spiele sehr zufrieden!

  • von Mr.Deadshot:

    Captnkuesel schrieb: Habe es gerade beendet, fand das addon ganz cool. Fetch zu spielen macht auch einfach Spaß und die Arena Modi finde ich auch nicht schlecht. Werde Platin auf jeden Fall noch holen. Neues zu infamous im allgemeinen gibt...

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Infamous First Light Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz 50 / 60hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2014-08-27
Vermarkter Sony
Wertung 7.7
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