Metal Gear Solid HD Collection im Test

Während viele Fans der Reihe den Erstkontakt mit Metal Gear Solid auf der Playstation im Jahre 1998 hatten, war Hauptprotagonist Solid Snake schon jahrelang tätig. Bereits 1987 hatte er zusammen mit dem namensgebenden Kampfroboter in Metal Gear seinen Erstauftritt auf dem MSX2, der 1991 mit Metal Gear 2: Solid Snake fortgesetzt wurde. Ersterer dürfte uns durch den NES Port bekannt sein, der jedoch zahlreiche Änderungen enthielt.

Den tatsächlichen Durchbruch erreichte die Serie erst mit dem bereits erwähnten Metal Gear Solid. Seitdem steht das Franchise für eine cineastische Inszenierung, eine abgedrehte und zugleich politische Story und allem voran: das Stealth-Element. Das verlagerte den Fokus der Spiele erstmals stark. Schleichen und unentdeckt bleiben stand hier auf dem Programm und die zahlreichen Waffen, die während des Abenteuers gesammelt werden konnten, setzte man nur als Notlösung und für Bosskämpfe ein. Wer dieser Regel nicht folgte, wurde mit dem Game Over Bildschirm "belohnt".

Aufgrund des großen Erfolgs der Serie ist es kein Wunder, dass nun eine HD-Collection erschien. Diese besteht aus Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty, Metal Gear Solid 3: Snake Eater - in der Subsistance Version, sowie Metal Gear Solid: Peace Walker. Der erste Teil ist hier jedoch nicht enthalten; weder im Playstation-Original, noch in Form des GameCube Remakes Twin Snakes von 2004. Fans müssen auf die PSX-Kompatbilität ihrer Playstation 3 oder eine Wii bzw. Game Cube zurückgreifen.

Trotz des Fehlens dieses Meisterwerkes steht es außer Frage, dass wir es hier mit einer erstaunlichen Sammlung erstklassiger Spiele zutun haben. Aus diesem Grund muss ich erwähnen, dass die Spieltitel selbst nicht übermäßig in die Bewertung einfließen. Dafür bitte die einzelnen Reviews ansehen. Ich sehe mir hingegen die Qualität der Collection und die technische Umsetzung an. Denn bei einem solchen „Re-Release“ ist die entscheidende Frage, ob es sich lohnt, noch einmal dafür Geld auszugeben.

Nun bin ich einer derjenigen Spieler, der meint, dass Grafik ein Spiel nicht ausmacht. Eben diese Serie demonstriert das wunderbar: Alle Titel sind umwerfende Meisterwerke - im Original, wie in der hier vorliegenden Fassung. Doch freute ich mich auf diese Neufassung, welche die cineastische Action hoffentlich mit einer bombastischen HD-Optik auf meinen Breitbildschirm zaubern sollte. Mit dem Hintergedanken, dass Metal Gear Solid 2 einer der Launchtitel der Playstation 2 war und Peace Walker von der Playstation Portable kam und entsprechend großer Raum für visuelle Verbesserungen besteht, um einer HD-Veröffentlichung gerecht zu werden.

Umso ernüchternder war das Endergebnis: Prinzipiell ist alles, was wir im Rahmen dieser Collection als High Defintion bezeichnen können, die Auflösung. Sehen wir vom Fakt ab, dass diese nativ maximal 720p beträgt. Auch wenn es logisch ist, dass die Anzahl der Polygone von Spielfiguren, Objekten und Umgebungen nicht überarbeitet wurden, so fehlen hier zumindest entsprechende, hoch aufgelöste Texturen. Das fällt in Snake Eater am wenigsten auf, da es bereits eines der visuell anspruchsvollsten Spiele der Playstation 2 Ära war. Doch Sons of Liberty und vor allem Peace Walker leiden an stark verschwommenen Oberflächen. Das Gesamtbild wirkt beinahe befremdlich und Spielfiguren erwecken manchmal den Eindruck, als bewegen sie sich vor einer Leinwand oder einem Bluescreen. Die Abstimmung zwischen Auflösung, Detailgrad der Spielwelt und Texturen ist nicht gegeben.

Umso überraschender ist, dass keiner der drei Titel die angeworbenen 60 Bilder pro Sekunde durchweg halten kann. Dies fällt in den filmreifen Zwischensequenzen, sowie im Gameplay selbst auf. Nicht so sehr, als dass es den Spielablauf beeinflusst, doch ruckelige Kamerafahrten bzw. Spieleranimationen können angesichts des Gesamtbildes den Spaß noch mehr trüben.

Nicht weniger überraschend ist, dass Metal Gear Solid 2 mit unverändert deutschen Untertiteln aufwartet. Alles in der alten Rechtschreibung gehalten und gespickt mit einer Vielzahl von Tippfehlern sowie abenteuerlicher Interpunktion. Es stellt sich die Frage, ob Konami weiß, dass das Übersetzungsstudio, welches in den Credits der HD-Collection explizit genannt wird, sich für „Copy & Paste“ (sprich: Kopieren und Einfügen) bezahlen ließ?

Diese Gelder hätte Bluepoint - das für die HD-Portierung zuständige Entwicklerstudio, welches bereits ICO & Shadow of the Colossus Collection realisierte - stattdessen in die Fertigstellung sämtlicher gestrichener Features der Originalspiele investieren können. So fehlen das ursprüngliche Metal Gear Online, Boss Survival, die Minispiele Skateboarding und Snake vs. Monkey, das Secret Theater und die Alptraum-Sequenz in Snake Eater. Ebenso die gut gemachten und informativen Making Ofs und der Existence Film wurden nicht eingebaut. Für Sammler und Liebhaber der Serie ein saftiger Tritt in den Hintern. Zumindest Metal Gear und Metal Gear 2: Solid Snake finden sich weiterhin im Snake Eater-Teil der Collection

Doch hat Bluepoint auch in einigen Punkten gute Arbeit geleistet. Vor allem die spielerische Umsetzung von Peace Walker ist sehr gelungen. Das pragmatische Steuerungslayout der PSP-Version wurde nicht nur für Controller mit 2 Analogsticks ausgelegt, sondern verschiedene Konfigurationen integriert, die sich an die Konsolenversionen anlehnen und allgemein die Spielbarkeit verbessern. Zudem besteht hier die Möglichkeit des "Transfarrings", einer Option, die es erlaubt, Spielstände zwischen der PS3- und PSP-Version des Spiels zu übertragen.