Tokyo Jungle im Test

PlayStation3

»Dog eat Dog«, so das englische Original-Sprichwort, wird bei Sonys Titel »Tokyo Jungle« wörtlich genommen. Studio Japan strich kurz alle menschlichen Einwohner der Millionenmetropole und legte die Macht über die langsam verfallende Stadt in die Hände der Tiere. Ein spannendes Experiment, unter dem man sich nicht direkt etwas vorstellen kann...

Tokyo_Jungle_1»Die heutige Gaming-Welt ist zerstört, es gibt nur noch Shooter, sich immer selbst kopierende Spielkonzepte. Und der japanische Markt ist eh tot, seitdem alle Japaner westliche Produktionen kopieren!«. So schallt es zumindest aus den Mäulern unzähliger Spieler und auch Redakteuren. Nimmt man einen »typisch japanischen« Titel wie Tokyo Jungle, der insbesondere mit einer originellen Spielidee auftrumpft, fragt man sich dann doch, wieso Reviews zum Titel eher oberflächlich sind und meist in wenigen Zeilen abgefertigt werden.

 
Worum gehts überhaupt? Die Menschen sind verschwunden, die Tiere erobern die Großstädte zurück. Warum die Menschen verschwanden, weiß man nicht genau, dies erfährt der Spieler im Zuge der Hauptstory, welche in Kapiteln nach und nach freigeschaltet wird. Ein neues Kapitel schaltet man frei, indem man im »Überleben-Modus« bestimmte Dokumente findet, die Aufschluss über den Verbleib der Menschen geben.
 
Der Kern des Spiels ist ganz klar der Überleben-Modus und hier gehts ordentlich zur Sache. Der Spieler hat die Möglichkeit sowohl Pflanzenfresser zu spielen, als auch Jäger. Hetzt man als Vegetarier von Strauch zu Strauch um den sinkenden Hungerbalken hoch zu halten, jagt man als Fleischfresser andere Tierarten. Das kann als Beagle auch schon mal ein Golden Retriever sein. Nur vor der eigenen Rasse machen die Jäger halt. Ansonsten spielen sich beide Tierarten identisch. Fressen, dadurch den Rang aufbessern, Gebiete markieren, um Paarungsplätze freizuschalten und anschließend ein Weibchen finden, um sich fortzupflanzen. Doch Partnerin ist nicht gleich Partnerin, nur wer vorher genug erbeutet und gefressen hat, steigert seinen Rang bis zum »Boss«. Besonders fruchtbare Weibchen stehen nur auf »Bosse«. Doch meist lohnt es sich, denn so gibt es in einem Wurf auch mal bis zu 6 Junges. So bildet man ein Rudel, das je nach Tiergattung entweder tatkräftig beim Raubzug unterstützt, oder feindliche Räuber ablenkt. Fortpflanzung ist essentiell, denn eine Generation lebt nur 15 Jahre Ingame-Spielzeit. Zudem werden erworbene Fähigkeiten des Vaters auf den Nachwuchs übertragen. 
 
Tokyo_Jungle_2In den Straßen Tokyos begegnet man vom Küken bis zum Dinosaurier so ziemlich allen Lebensformen. Natürlich ist hier taktisches Vorgehen gefragt. Im Laufe der Jahre ändern sich Populationen von Pflanzen und Tieren in den einzelnen Stadtvierteln, so dass der Beutezug geplant sein will. Neue Rassen schaltet man frei, indem man bestimmte Herausforderungen in vorgegebenen Zeitrahmen erfüllt, wie 2x Generation wechseln oder 7000 kcal zu sich nehmen. Meist erscheint nach ein paar Jahren ein »Bossgegner« der freizuschaltenden Rasse, der nach einer Niederlage im Nahkampf mit Klauen und Zähnen verfügbar ist. Bei Pflanzenfressern waren die Gamedesigner äußert unkreativ, meist reicht es, den Boss nur zu berühren.
 
Hinter der kreativen Fassade verbirgt sich im Endeffekt ein klassisches Grinding-Gameplay. Fressen, Leveln, »aufsteigen« und mit stärkeren Charakteren von vorn beginnen. Die Motivation bezieht das Spiel einzig und allein aus seinen Hauptdarstellern. Wann spielt man in einem Spiel schon einmal mit Hühnern, Schweinen, Straußen oder einem ausgewachsenen Braunbären? Sind alle Rassen freigeschaltet, verliert Tokyo Jungle schnell seinen Reiz, dann bleibt nur noch das Online-Ranking übrig. Ein nettes Gimmick im Spiel sind die Items, welche euch vorübergehend in den Fähigkeiten verbessern. Einem Zwergpinscher eine Antenne und einen Tierbikini anzukleiden, ist schon reichlich bizarr und würde von den meisten Spielern wohl als »typisch japanisch« angesehen werden.
 
Hierzulande vertreibt Sony das Spiel nur über das PSN, wohl auch aus Angst weil man sich mangelnder Technik bewusst ist. Hierzulande ist das Genre gepaart mit eher mäßiger Technik kein erwarteter Verkaufsschlager. Berücksichtigt man auch das kurzweilige Gameplay, geht die digitale Veröffentlichung in Ordnung. In Nippon hingegen ist Tokyo Jungle als Vollpreistitel auf BluRay erschienen, dafür löhnt man aber auch deutlich mehr als im PSN.



Heiko meint:

Heiko

Tokyo Jungle ist sicherlich kein Spiel für jedermann. Wenn man aber mit einer Gazelle auf Rollschuhen und mit Antenne bewaffnet vor einem Rudel Dinosaurer flüchtet, dann merkt man, was das Spiel ausmacht. Leider ist das Spielprinzip recht repetitiv, sonst wäre hier deutlich mehr drin gewesen. Wer aber mal Bock hat mit allen möglichen Tierarten Tokyo aufzumischen und gerne grindet, der kann die 15€ sorgenlos investieren.

Positiv

  • viele Tierrassen
  • skurrile Klamotten

Negativ

  • oberflächliches Kampfsystem
  • wenig Abwechslung im Spielablauf
Userwertung
5 1 Stimmen
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Forum
  • von CD-i:

    Tokyo Jungle »Dog eat Dog«, so das englische Original-Sprichwort, wird bei Sonys Titel »Tokyo Jungle« wörtlich genommen. Studio Japan strich kurz alle menschlichen Einwohner der Millionenmetropole und legte die Macht über die langsam verfallende Stadt in die Hände der...

  • von Mr.Deadshot:

    Habs mir gestern auch angeschaut. Meiner Hirsch-Dynasty wurde in der zweiten Generation allerdings ein jähes Ende gesetzt, als ich in eine Gruppe Beagle gerannt bin Stranger Scheiß, wird auch bestimmt schnell recht monoton, aber ich mag solche andersartigen Spielkonzepte einfach....

  • von Re:quiem:

    Sammeln, Poppen, Jagen. Ich finde es geil, diese Art von Spielen habe ich seit der PS2 vermisst ...

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Tokyo Jungle Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2012-09-26
Vermarkter Sony
Wertung 7.3
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